Hahn | Antigone: Rezeption und Transformation des Urtextes seit der Antike | Buch | 978-3-95850-839-2 | sack.de

Buch, Deutsch, 108 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 185 g

Hahn

Antigone: Rezeption und Transformation des Urtextes seit der Antike

Buch, Deutsch, 108 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 185 g

ISBN: 978-3-95850-839-2
Verlag: Diplomica Verlag


Sophokles schrieb den Mythos der Antigone 442 v. Chr. nieder und schaffte ein Werk, welches die Menschen über die Jahrhunderte hinweg bis heute fasziniert. Antigone durchlief seit der Veröffentlichung einer Vielzahl von Veränderungen hinsichtlich des Mythos als auch der Figuren selbst.
Gerade im 20. Jahrhundert hat das Werk den Höhepunkt seiner Signifikanz gefunden und wurde in dieser Phase am häufigsten interpretiert und weiter entwickelt. Autoren wie Brecht, Hasenclever und Hölderlin haben den griechischen Mythos als Grundlage verwendet, und die Figuren in einen neueren, zeitlich angepassten Kontext gesetzt. Interessant ist hierbei nicht nur die Frage, was Sophokles Antigone bedeutend macht und wieso es immer wieder in den Mittelpunkt gestellt wird, sondern vor allem auch, warum der literarische Text über die Jahrtausende hinweg transformiert werden muss, um weiterhin zu bestehen.
In der folgenden wissenschaftlichen Arbeit wird die Rezeption des Werkes im Mittelpunkt stehen. Um die Veränderungen des Urtextes herausarbeiten zu können, werden zwei Texte aus dem 20. Jahrhundert, die unterschiedlicher nicht sein können, im Fokus stehen. Neben Jean Anouilhs Antigone aus dem Jahr 1942, wird auch das 21 Jahre später erschienene Werk Die Berliner Antigone von Rolf Hochhuth den Grundstein der Arbeit bilden. Beide erschienen zeitnah, unterscheiden sich jedoch in ihrer Rezeption und Transformation des Urtextes.
Die Werke werden nacheinander betrachtet, damit zunächst jedes für sich detailliert im Hinblick auf die zentrale Figur der Antigone und die Instanz des Glaubens und der Herrschaft fokussiert werden kann. Signifikant werden hierbei auch die Intertextualität und die Anpassung des Urtextes an die jeweils aktuelle Zeit, d.h. die Annäherung des Inhaltes an das kulturelle Umfeld, sein.
Doch zunächst wird Bezug auf den Mythos und die Tragödie selbst genommen. Es wird betrachtet, welche Bedeutung die Figur der Antigone sowie der Götterglaube und die Instanz innehaben und inwiefern die literarische Form der Tragödie dafür notwendig ist, um im Fazit festzustellen, ob die Transformationen nicht den Kern, d.h. vor allem die Form der Tragödie, zerstören.
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Textprobe:
Kapitel 3, Hybris und Kult Die höheren Instanzen bei Sophokles:
Innerhalb der Tragödie treffen zwei höher gesetzte Instanzen aufeinander, die aufgrund ihrer gegensätzlichen Situation einen unüberbrückbaren Konflikt entstehen lassen. Die beiden Fronten bestehen zum einen aus dem Götterkult, dem sich Antigone unterordnet, und zum anderen aus der Herrschaft Kreons. Diese beiden Instanzen bilden den Urkonflikt der Antigone-Tragödie, da beide auf einer hierarchischen Stufe nicht zeitgleich bestehen können.
Für die Konfliktsituation in Sophokles Werk sind sowohl der Götterkult als auch der Staat als Institution grundlegend. Sobald eines dieser beiden wesentlichen Grundsteine fehlt, kann die Form der Tragödie nicht mehr bestehen und sowohl Kreon als auch Antigone verlieren ihre Argumentations- und Handlungsgrundlagen. Um diese beiden wesentlichen Front innerhalb der ausgewählten Rezeptionen nachvollziehen zu können, und festzustellen, ob sie in dieser Form weitergetragen oder weiterentwickelt wurden, müssen sowohl Antigone und ihr Götterkult, als auch Kreon und seine Herrschaft anhand Sophokles Werk betrachtet werden.
3.1, Antigone und der Götterkult:
Antigone beruht sich durchweg stets auf die Gesetze der Götter und rechtfertigt dadurch ihr gesetzliches Vergehen sowie ihren Selbstmord. Mysterien und der Götterglaube spielen im religiösen und mentalen Haushalt der antiken Welt eine überragende Rolle. Gerade für Antigone selbst hat die Beziehung und der Glaube zu den Göttern eine wesentliche Bedeutung, da sie eine Nachfahrin des Zeus ist und damit in direkter Verbindung zum Vater aller Götter steht. Im Leben der Antigone sowie in denen der griechischen Bürger zu ihren Lebzeiten, nahm der Götterglaube einen großen Teil ihres Lebens ein. Antigone selbst besitzt eine tiefe Verbundenheit zum Glauben und setzt ihr gesamtes Leben aufs Spiel, um den göttlichen Gesetzen zu entsprechen. Das religiöse Leben der Griechen differenzierte sich deutlich von anderen Kulturen, denn es gab keine Priesterkaste, keine heilige Schrift, kein Dogma, keine Predigt und keinen Religionsunterricht. Die Götter waren allgegenwärtig und nahmen demnach auch alle Taten wahr. Aus dieser Motivation heraus, dass die Götter ihre Handlungen erkennen und die Götter es sind, die über ihre Seele verfügen werden, entscheidet sich die gläubige Antigone für das Jenseits. All ihre Handlungen innerhalb der Tragödie verdeutlichen zudem ihren tiefen Glauben, der nicht nur ein wichtiger Lebensbestandteil für sie ist, sondern ihr Leben und ihren Tod bestimmt. Die Figur der Antigone zeichnet sich demnach durch ihre Religiosität aus, ohne die sie innerhalb der Tragödie nicht funktionieren würde.
3.2, Kreons Herrschaft:
Der vor Beginn der Tragödie gekrönte neue Herrscher Thebens hat bereits am Anfang seiner Regierungsgewalt Legitimitätsprobleme, da Kreon den Thron nur deshalb besteigen kann, weil seine beiden Neffen im Krieg gefallen sind und er als einziger möglicher Thronfolger am Leben ist. Kreon muss sich aufgrund der plötzlichen Herrschaftswechsel nicht nur als König selbst beweisen, sondern auch das Volk von seiner Legitimität überzeugen. Gerade zu Beginn seines Regiments befindet sich Theben im Krieg und muss die zerstörte Stadt wieder aufbauen, wodurch der Machteintritt Kreons erschwer wird.
Um mit seiner Regierung ein neues Kapitel in Theben zu öffnen, beschließt er zugleich das Gesetz, dass der Angreifer der Stadt nicht beerdigt werden darf, auch wenn er einer der phasenweisen Könige war. Mit diesem Gesetz verdeutlicht Kreon nicht nur seine Macht, sondern stellt er klare Linien zwischen moralisch guten und moralisch schlechten Menschen auf, in dem er den schlechten Menschen die Götterrituale untersagt. Weiterhin stellt er sein Volk unter die Probe, inwiefern sie ihm in diesem Gesetz folgen und es anerkennen, oder nicht. Dass er mit seinem Bestattungsverbot gegen göttliche Gesetze verstößt, ist Kreon


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