Hesse | Wirtschaft als Wissenschaft | Buch | 978-3-593-39315-5 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 947, 462 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 620 g

Reihe: Campus Forschung

Hesse

Wirtschaft als Wissenschaft

Die Volkswirtschaftslehre in der frühen Bundesrepublik. Habilitationsschrift

Buch, Deutsch, Band 947, 462 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 620 g

Reihe: Campus Forschung

ISBN: 978-3-593-39315-5
Verlag: Campus Verlag


Nach 1945 erlebte die deutsche Volkswirtschaftslehre eine tiefgreifende Transformation: Die ältere, stark historisch und soziologisch orientierte deutsche Nationalökonomie wurde nach dem Vorbild der Wirtschaftswissenschaft, wie sie in England und den USA gelehrt wurde, umgestaltet. Gleichzeitig verschmolz die Disziplin institutionell mit der Betriebswirtschaftslehre und löste die einst engen Verbindungen zu Soziologie und Rechtswissenschaften. Jan-Otmar Hesse zeigt, wie - unabhängig vom Paradigmenstreit zwischen Keynesianismus und Monetarismus - in der Bundesrepublik eine mathematisch und axiomatisch argumentierende Wirtschaftstheorie entstand.
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InhaltVorwortEinleitung1. Kapitel: Die Entwicklung der Wirtschaftstheorie nach 1936 und ihre bundesdeutsche RezeptionErstes Buch: Strukturwandel der bundesdeutschen Volkswirtschaftslehre2. Kapitel: Der Bildungsboom und die Volkswirtschaftslehre2.1. Hochschulpolitische Rahmenbedingungen2.2. Die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten und ihre Studenten2.3. Die Ordnung der Volkswirtschaftslehre3. Kapitel: Volkswirtschaftslehre in der bundesdeutschen Öffentlichkeit und Politik3.1. Standespolitik und wissenschaftliche Politikberatung3.2. Wirtschaftsforschung3.3. Amerikanische Einflüsse4. Kapitel: Die Hochschullehrer der Volkswirtschaftslehre4.1. "Wissen Sie, wen's in München erwischt hat?" Wirtschaftswissenschaftliche 'Entnazifizierung'4.2. Der "Lehrkörper" der Volkswirtschaftslehre statistisch5. Kapitel: Berufungsgeschichten aus Bonn, Frankfurt und Tübingen5.1. Stars und Stabilitätsanker5.2. Personalfluktuation, gescheiterte Berufungen und Dauervakanzen5.3. Programmatische Wendepunkte6. Kapitel: Der Strukturwandel der VolkswirtschaftslehreZweites Buch: Semantik der bundesdeutschen Volkswirtschaftslehre7. Kapitel: Von der "Volkswirtschaftslehre" zur "Wirtschaftswissenschaft": Wandel der disziplinären Selbstbezeichnungen7.1. Volkswirtschaftslehre oder Nationalökonomie?7.2. Die Debatte über die "Einheit der Sozialwissenschaft" und die "Politische Ökonomie"7.3. "Wirtschaftswissenschaft"8. Kapitel: Selektive Rezeption und Semantik der 'Modernisierung'8.1. Keynesianismus-Rezeption und die Rede von der "modernen Wirtschaftstheorie"8.2. Ökonometrie und Spieltheorie8.3. Amerikanisierung und Mathematisierung als Fortschrittssemantiken8.4. Modernisierung der Tradition: Der Wandel des disziplinären Gedächtnisses9. Kapitel: Die Geburt der bundesdeutschen Mikroökonomie9.1. Unvollständiger Wettbewerb und Transformation des Ordoliberalismus9.2. Die Rezeption und Integration der Konsumtheorie9.3. Von der "Preistheorie" zur Mikroökonomie10. Kapitel: Zusammenfassung: Bundesdeutsche Volkswirtschaftslehre vor der "Zweiten Krise"ArchivbeständeLiteraturPersonenregister


Nachdem bislang die institutionellen Rahmenbedingungen der Volkswirtschaftslehre untersucht wurden (die Hochschulpolitik, der Strukturwandel der Fakultäten und des Studiums, die Bedeutungszunahme der außeruniversitären Wirtschaftsforschung und die amerikanischen Einflüsse), soll im Folgenden der Akteur selbst, die universitäre Volkswirtschaftslehre, im Mittelpunkt stehen. Wie in der Einleitung ausgeführt, besteht diese aus der Einheit von Personen, Institutionen und ihrer gepflegten Semantik, die sich gegenüber der wissenschaftlichen und sozialen Umwelt abschließen und hierdurch als eine Einheit konstituieren. Die hierbei maßgeblichen Personen sollen im Folgenden beschrieben werden. Hierzu gehören neben den Professoren der Volkswirtschaftslehre auch deren Assistenten und weitere Mitarbeiter, Verwaltungspersonal, Dozenten, Privatdozenten und Honorarprofessoren. Alle zusammen machten das aus, was zeitgenössisch gerne als "Lehrkörper" einer Fakultät bezeichnet wurde. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf eine Teilmenge dieses "Lehrkörpers", auf die Ordinarien. Bis in die sechziger Jahre waren die Ordinarien die dominierenden Personen innerhalb des universitären Machtgefüges. Nicht einmal Extraordinarien wohnten üblicherweise den Fakultätssitzungen bei. Für den gewählten Untersuchungszeitraum wird (allerdings mit einer gegen Ende hin abnehmenden Berechtigung) davon ausgegangen, dass den Ordinarien auch mehr oder weniger unwidersprochen die Definitionsmacht über das Fach zukam.Ist die Beschränkung auf die volkswirtschaftlichen Ordinarien akzeptiert, so stellt sich der Strukturwandel der Volkswirtschaftslehre unter diesem Aspekt schlicht als der generative, mentale und fundamentale Wandel einer Personengruppe dar. Dieser soll im Folgenden beschrieben werden. Hierbei ist zunächst das Augenmerk auf die besondere westdeutsche Konstellation in der ersten Nachkriegsdekade zu legen, die Frage der "Kontinuität" und des personellen Wandels über das Jahr 1945 auf die Volkswirtschaftslehre hin anzuwenden. In einem zweiten Schritt sollen dann sozialhistorische und wissenschaftsprosopografische Erkenntnisse über den generativen Wandel der Volkswirtschaftslehre im Untersuchungszeitraum vorgetragen werden.4.1 "Wissen Sie, wen's in München erwischt hat?" - Wirtschaftswissenschaftliche 'Entnazifizierung'Die ostdeutschen Dogmenhistoriker Werner Krause und Günther Rudolf fanden in einer Analyse des Verzeichnisses der Wirtschaftswissenschaftlichen Hochschullehrer, das 1938 erschienen war, 186 Personen, die Mitgliedschaften in NS-Organisationen angegeben hatten. Von diesen 186 Hochschullehrern waren in einem entsprechenden, in der Bundesrepublik 1959 publizierten Verzeichnis immerhin noch 52 Personen zu finden. Nun ist ein Generalverdacht gegen die 1938 lehrenden Ökonomen (darunter Professoren wie Erwin von Beckerath, Friedrich Lütge, Erich Preiser und Günter Schmölders) sicher abwegig und nicht nur, weil vom Kriterium der Parteimitgliedschaft eben nicht automatisch auf eine intellektuelle Affinität zum Nationalsozialismus geschlossen werden kann. Der Sachverhalt, die personelle Kontinuität nach 1945, ist freilich kaum zu bestreiten. Wie in den meisten anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, in denen sich die Tätigkeiten durch eine sehr hohe Humankapitalspezifität auszeichnen (um es institutionenökonomisch auszudrücken), stammte ein großer Teil des Personals der Volkswirtschaftslehre in den ersten Nachkriegsjahren aus der Zeit des Nationalsozialismus oder der Weimarer Republik. Wie bei den anderen Bereichen vermag auch für die Wirtschaftswissenschaft dieser Befund kaum zu überraschen. Genauso wie bei den Unternehmern, den Juristen oder den Medizinern wäre es schlicht unmöglich gewesen, den kompletten Personalbestand binnen weniger Jahre auszutauschen. Die von den Alliierten mehr oder weniger streng durchgesetzte "Entnazifizierung" beschränkte sich daher langfristig gesehen darauf, die größten Verbrecher zu eliminieren, und in allen B


Hesse, Jan-Otmar
Jan-Otmar Hesse ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bayreuth.

Jan-Otmar Hesse ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bayreuth.


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