Isaak / Marxen / Kopp | Unser täglich Bier gib uns heute | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 456 Seiten

Isaak / Marxen / Kopp Unser täglich Bier gib uns heute

Das Bierwort für den Tag

E-Book, Deutsch, 456 Seiten

ISBN: 978-3-347-13127-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Man kann ja nicht schon morgens ein Bier trinken", jedoch ist ein wunderschöner Biertext der beste Start in den Tag. 366 mal wird den Lesenden von einem der 31 Autor*Innen das Beste zur Stärkung geboten: Poesie, Anekdoten, Sach- und Fachkunde, Historisches, Wissenschaft und pure Fantasie. So vielseitig unser Bier, so unterschiedlich sind auch unsere Texte. Die Mischung macht die Faszination aus. Jede*r durfte schreiben, was er*sie will. Was wir mit Worten gemalt haben, hat tanjowski mit graphischer Leidenschaft vollendet.
Zum Wirtschaftskonzept: Alle Autor*Innen partizipieren, sobald die Produktionskosten von ca. 4000 € eingespielt sind, je nach Textanzahl an den Erträgen. Dieses ist umso bedeutsamer geworden, da es der schreibenden Zunft täglich mehr ums Überleben geht. Dieses Werk sollte neben den Koch- und Weinbüchern stehen. Es ist sowohl ein Buch für Bierliebhabende, ist jedoch auch ein wunderbares Geschenk für Ästhetiker*Innen und Jugendstilliebhabende.
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FEBRUAR   01.02. AN DEN UFERN des Mariagerfjords sitzt der alte Mann und wirft kleine Kieselsteinchen ins Wasser, manchmal nacheinander, manchmal gleichzeitig. Stunde um Stunde. Er scheint glücklich zu sein. Auf die persönliche Frage, warum er das mache, antwortet er: Ich bin eine alte, doofe Däne. Als ich zwanzig war, stand ich schon mal genau hier und habe wütend Steine auf’s Wasser geschmettert. Jene kleine Insel habe ich damals geworfen. Ich war damals als Videohändler pleite und wusste nicht, was ich machen solle. Als ich mich abreagiert hatte, warf ich vorsichtig kleine Steinchen und sah, dass sie viel interessanter sind, weil auch sie Wellen verursachen und manchmal sind es sogar große Wellen, die sehr weit getragen werden. Jetzt sitze ich hier und denke über mein Leben nach. Bier nach Deutschland zu exportieren, war ein kleines Steinchen. Heute sind unsere Biere in vielen deutschen Geschäften und Bars. Angefangen hat es mit einem ganz kleinen Laden und einer verrückten Frau. Heute werfen wir als Unternehmen in viele Länder Steinchen, und wir sind viele, die die jeweilige Welle beobachten müssen. Das ist stressig. Vor 10 Jahren war unser Leben freudiger.   02.02. DEUTSCHLAND IST BIERLAND NUMMER 1 Deutschland ist Bierland Nummer 1. Behauptet eigentlich jeder deutsche Bierdimpfl, und zwar nicht nur am Stammtisch, sondern leider auch, wenn er international unterwegs ist. Oh, und wie recht er dann immer hat … „Wir sind die größten Biertrinker der Welt!“ Aber im Pro-Kopf-Bierkonsum schlägt uns Tschechien um Längen. Österreich übrigens mittlerweile auch … „Wir haben die meisten Brauereien!“ Nun ja, außer den Vereinigten Staaten und Großbritannien, bald auch Italien. „Aber die meisten Brauereien pro Kopf!“ Tja, in der Anzahl der Brauereien pro Einwohner schlägt uns nicht nur die Schweiz, sondern beispielsweise auch Liechtenstein. „Wir produzieren am meisten Bier.“ Wenn man China nicht mitrechnet, stimmt es trotzdem noch nicht. „Wir haben die beste Bierkultur der Welt!“ Deswegen wurde ja auch die belgische Bierkultur als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt, nicht die deutsche. „Wir haben die meisten Bierstile!“ Oh, ja, Helles, Dunkles, Weizen und Pils. Oder war da noch was? Ich frag mal den Uitbater meines belgischen Lieblingscafés, was er dazu sagt. „Aber die beste Zapfkultur!“ Natürlich, wenn man abgestandenes und warm gewordenes Sieben-Minuten-Pils mag. „Haben wir denn die größten Brauereien?“ Auch, wenn die Fragen jetzt vorsichtiger werden, aber: Nein! Bei weitem nicht. Selbst Oettinger ist nur ein Kleinbetrieb im internationalen Vergleich! „Können wir uns wenigstens darauf einigen, dass unsere Brauereikultur national ist?“ Beck’s gehört AB InBev, Franziskaner, Diebels, Löwenbräu, Spaten auch. Aber Paulaner nicht. Die gehören wie Fürstenberg und Thurn und Taxis in großen Teilen zu Heineken. „Das Reinheitsgebot?“ Ja, vielleicht ein bisschen. Es gilt immerhin auch in so wichtigen Bierländern wie Griechenland und auf den Seychellen. „Und was ist dann an uns Bierland Nummer 1?“ Nun, vermutlich nur die große Klappe der Bierdimpfl, wenn sie im Ausland unterwegs sind.   03.02. ARSCHLOCHFREIE ZONE Zu meinem 16. Geburtstag schenkten mir meine Eltern eine Party bei uns Zuhause. Nur ich, meine Freunde und Alkohol. Sie selbst verabschiedeten sich für eine Nacht zu Freunden. Ich freute mich sehr auf die Party und wollte meinen Gästen etwas bieten. Also kaufte ich alle Sorten, die unser lokaler Supermarkt Interkauf zu bieten hatte. Und das waren überraschend viel. Sogar ein Cains Stout in einer Ein-Liter-Dose war dabei. Die Brauerei gehörte zu der Zeit der Faxe Bryggeri. An die Party erinnere ich mich heute weniger als an die Fragen meiner Eltern am nächsten Tag, warum denn auf dem neuen Teppich auf der Treppe eine Tube Uhu verteilt war und wer zum Geier mit Lippenstift an die Wand in der Toilette gemalt hat. Geblieben ist in jedem Fall meine Liebe zum Bier in seiner unglaublichen vielfalt. Heute arbeite ich als Chefredakteur bei Bier und Brauhaus, dem ältesten deutschen Biermagazin. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt, die mit sehr viel Leidenschaft diese Vielfalt ermöglichen – und seit einiger Zeit auch viele, die die Vielfalt mit viel Leidenschaft erklären: vom Hopfenbauern über die Brauer bis zu den Biersommeliers. Manchmal frage ich mich dabei, warum sich die Liebe zum Bier nicht abnutzt und ich heute noch mit ebenso leuchtenden Augen vor vollen Bierregalen stehe wie mit 16 Jahren. In jedem Fall glaube ich, dass diese Liebe zum Bier dafür sorgt, dass die Bierbranche eine ziemlich arschlochfreie Zone geblieben ist. Ein paar Protagonisten aus dieser Zone möchte ich in diesem tollen Buch vorstellen.   04.02. LENNARTS ECK Aus Ilse wurde Lennart. Und Lennart fand uns cool. „Ein bisschen rott passt zu Clean Chic“, sagte er. Die holzvertäfelten Wände blieben, die tiefergehängte Zwischendecke verschwand. Mit ihr und Ilses Vorhängen der Zigarettengeruch von fast fünf Jahrzehnten. Wir blieben. Ilses zwei Zapfhähne nicht. Jetzt sind es zehn. Blank poliert. „Das schreit nach Tap-Takeover“, prophezeite Lennart beim Einbau. Wir sechs sind jetzt in die Jahre gekommenes Sitz-Plateau für gutaussehende Gäste. Für bärtige Männer mit großen Brillen und Frauen mit Dutt. Der tiefrote Lippenstift sitzt. Die Maurerknolle ist weg. Es gibt viele Biere, aber keins läuft mehr an unseren hölzernen Beinen hinunter. Man wählt mit viel Bedacht. Nicht mit Durst oder Einsamkeit. Man trinkt es aus bauchigen Gläsern mit Stil. Der Lippenstiftabdruck umschließt den Glasrand. Man doziert, man fachsimpelt. Man findet schöne Worte. Manchmal sitzt ein stiller Gast auf meiner Sitzfläche. Nimmt das Bier entgegen, das nun andere Namen trägt. Frisch gezapft. Es nennt sich Westküsten IPA, oder auch mal Sour, mal Baltic Porter. Der Gast guckt scheinbar verträumt ins Glas, hält das Glas vor Ilses Tresenleuchte. Nach dem ersten Schluck sieht er zufrieden aus, nach dem zweiten strahlt er. Er sitzt allein, seine Beine ruhen auf meiner Querstrebe. Und er genießt. Und schweigt.   05.02. ZWINGENDES WISSEN Wie schön man sich vom Nebentisch aus über den Weintrinker lustig machen konnte! Jahrzehntelang machte dieser seine Flüssigkeitszufuhr zum dominanten Thema einer Bestellung. Er legte beim Blick in die Weinkarte die Stirn in Falten, wählte die Farbe seines Getränks und entschied sich für einen Kontinent, ein Land, eine Region, eine Traubensorte, einen Winzer, einen Jahrgang. Er evaluierte die geografische Ausrichtung des Weinbergs, die Geologie des Untergrunds, das Alter der Weinstöcke. Zu klären hatte er die Frage nach Barrique. Und damit jeder mitbekam, mit wie viel zwingendem Wissen fortgeschrittener Konsum von Wein einhergeht, stellten Gourmetrestaurants ihren Gästen einen Sommelier zur Verfügung. So ließen sich alle Aspekte im Experten-Talk erläutern: Körper, Tannine, Textur. Dem gemeinen Biertrinker war all diese Affigkeit fremd. Bestellte er ein Getränk, ging es schnell. Pils oder Weizen. Groß oder klein. Flasche oder Zapfhahn. Doch seit die Mengen der getrunkenen Kreativbiere Relevanz erreicht haben, beobachtet der Biertrinker an sich wunderliche Dinge. Er erkundigt sich nach der Bierkarte. Darauf finden sich Kontinente, Länder, Erzeuger, Bierstile, Malzsorten, Hopfensorten. Mitunter Jahrgänge und lateinische Namen von Hefen. Da kommt auch schon der Biersommelier und will übers Terroir reden.   06.02. DIE BIERTRINKERIN? ist von edlem Gemüt und gemeinhin dafür bekannt, sich unter vielen Optionen stets für die klügste zu entscheiden. Sie ist genügsam, aber niemals geizig und legt keinen Wert auf Statussymbole. Die Biertrinkerin spricht stets in angemessener Lautstärke und weder zu schnell, noch zu langsam. Sie hat einen strammen Bizeps und zarte Gesichtszüge, ihr Haar ist voll und geschmeidig. In politischen Fragen zeichnet sich die Biertrinkerin durch eine konsequente und wohlüberlegte Haltung aus, bleibt dabei jedoch immer differenziert und fair gegenüber ihren Gesprächspartnern. Als Gastgeberin glänzt sie mit Großzügigkeit und einem erlesenen Musikgeschmack. Im Gegenzug ist sie selbst ein gern gesehener Gast, sowohl bei formellen Anlässen als auch im intimen Bekanntenkreis. Die Biertrinkerin verfügt über einen ausgezeichneten Humor. Sie weiß zielsicher, wie weit sie bei ihrem Publikum gehen kann und schweift nie ins Plumpe ab....


Mit der Idee, Bier von der Straße in die Weinregale zu holen, startete die Geisteswissenschaftlerin 2005 in Hamburg ihr Bierleben. Der paraguayische Pioniergeist und die Zähigkeit eines Menschen, der seinen Ideen vertraut, gaben ihrer neuen Botschaft Recht: Bier hat es verdient, eine höhere Wertigkeit zu bekommen.
Da Frauen schwerer für Bier zu begeistern sind als Männer, gründete sie den Frauenbierverein Barley´s Angels - Die Gerstenengel Deutschland.
Ihr Image als eine Frau, die immer sagt, was sie denkt, führte in den 13 Jahren, die sie das Bierland managte zu vielen echten Freundschaften.
Ein Bierbrevier zu schreiben war ihre Idee. Der Gedanke: Der Mensch braucht schon am Morgen Trost und ein Bier wäre zu dieser Tageszeit eines zu viel. Da sie so viele Autor*Innen kannte, vereinte sie das Potenzial in diesem neuen Werk.
Esthers Blog: www.bierguerilla.de
2017 war sie Direktkandidatin der Satirepartei DIE PARTEI und holte in ihrem Stadtteil 1,8 % mit dem Slogan "Inhalte überwinden".
2018 schloss sie den Laden und zog mit ihrem Mann die Elbe hoch. Heute lebt sie in der Prignitz auf einem Resthof und erfindet sich mit diesem Werk als Autorin.


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