Konitzer / Palme | "Arbeit", "Volk", "Gemeinschaft" | Buch | 978-3-593-50622-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 284 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 369 g

Reihe: Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust

Konitzer / Palme

"Arbeit", "Volk", "Gemeinschaft"

Ethik und Ethiken im Nationalsozialismus

Buch, Deutsch, 284 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 369 g

Reihe: Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust

ISBN: 978-3-593-50622-7
Verlag: Campus Verlag GmbH


Die von Deutschen im Nationalsozialismus begangenen Verbrechen wären nicht möglich gewesen ohne die Existenz eines Geflechts von geteilten ethischen Überzeugungen. "Dichte" Begriffe wie "Arbeit", "Volk" oder "Gemeinschaft" sind Knotenpunkte dieses gedanklichen Gebildes. In den Beiträgen dieses Bandes geht es nicht nur darum, nationalsozialistische Normativität historisch darzustellen. Vielmehr werden auch Vorschläge zur Analyse dieser Begriffe gemacht. Ein wesentlicher Teil dieses Bemühens ist die Untersuchung von Ethiken nationalsozialistisch orientierter Philosophen.
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Inhalt
Vorwort 7
Zur Einführung
Johann Chapoutot
Eine nationalsozialistische Normativität?
Über den Sinn und die Werte des Nationalsozialismus 13
Einzelethiken und -aspekte
Johannes Steizinger
Politik versus Moral
Alfred Baeumlers Versuch einer philosophischen Interpretation des Nationalsozialismus 29
Johanna Bach
Das Narrativ "sittlicher Arbeit" im moralischen Selbstverständnis der Deutschen 49
David Palme
Die "deutsche Freiheit"
August Faust und die Krise der Moral 67
Michael Schefczyk, Uri Kuchinsky
"Große Dinge geschehen, man ist immerhin gewürdigt, sie zu erleben"
Nicolai Hartmann und der Nationalsozialismus 83
Emanuel Kapfinger
Martin Heideggers "Freiheit zum Tode"
Analyse der nationalsozialistischen Subjektivität anhand Sein und Zeit 107
Steffen Kluck
Transpersonalismus
Zur normativen Dimension der neuhegelianischen Rechts-philosophie 129
Rastko Jovanov
Recht und Wirklichkeit
Rechtserneuerung im Nationalsozialismus 151
Jenseits der Ethiker
Christian Dries
"Was nationalsozialistisch ist oder nicht, wird im Einzelfall entschieden"
Hans Frank und die nationalsozialistische Urteilskraft 171
Ljiljana Radoni?
Geschlechterverhältnis und Sexualität im?Nationalsozialismus 191
Nikolas Lelle
"Firm im Führen"
Das "Harzburger Modell" und eine (Nachkriegs-)Geschichte deutscher Arbeit 205
Bernd Kleinhans
Erziehung zur Volksgemeinschaft
Der Jugendspielfilm im "Dritten Reich" 225
Die Gestalt der NS-Normativität
Volker Böhnigk
Eine Beziehung zwischen Relativismus und Nationalsozialismus - Tatsache oder Fiktion? 243
Werner Konitzer
Frühe Thematisierungen nationalsozialistischer Moral 263
Autorinnen und Autoren 280


Vorwort
Die Grundlage für das vorliegende Jahrbuch bildete die Konferenz "NS-Moral: Eine vorläufige Bilanz", die vom 16. bis 19. September 2015 im Martin-Niemöller-Haus in Arnoldshain stattfand. Als wir Anfang desselben Jahres zu der Konferenz einluden, rechneten wir nicht damit, am Ende ein so dichtes Programm präsentieren zu können. Wir beschlossen, die Diskussion über nationalsozialistische Ethiken zum Schwerpunkt der Konferenz zu machen. Denn die Betrachtung der von Nationalsozialisten verfassten Ethiken, ein nach unserer Meinung für das Forschungsprojekt sehr wichtiger Aspekt, war bis dahin noch weitgehend unberücksichtigt geblieben. Angesichts der überraschenden Breite der Beiträge sahen wir uns auf der Konferenz allerdings nicht in der Lage zu einer - auch nur vorläufigen - Bilanz der Diskussion. Mit diesem Jahrbuch möchten wir nun nicht etwa nachträglich einen Schlussstrich ziehen, sondern hoffen, die Diskussion damit erneut entfachen und verbreitern zu können.
Alle Beiträge, mit Ausnahme des Artikels von Michael Schefczyk und Uri Kuchinsky, basieren auf Vorträgen, die auf der Konferenz gehalten wurden. Den Kern der hier zusammengestellten Studien bilden die Untersuchungen zu den Ethiken einiger mehr oder weniger deutlich nationalsozialistisch orientierter Philosophen. So diskutiert Johannes Steizinger die Ethik von Alfred Baeumler, Johanna Bach die von Bruno Bauch, David Palme die von August Faust, und Michael Schefczyk und Uri Kuchinsky setzen sich mit den Schriften von Nicolai Hartmann auseinander. Bei allen vier untersuchten Autoren handelt es sich dem Selbstverständnis nach um Moralphilosophen.
Johannes Steizinger stellt das umfassende Werk des Philosophen und Pädagogen Alfred Baeumler dar, der als einer der wichtigsten Intellektuellen des "Dritten Reichs" gelten kann. Unter Rückgriff auf Foucault versucht Steizinger zu zeigen, wie Wissenschaftlichkeit und Reflexion in und durch Baeumlers Denken verdrängt werden. Die Suche nach Wahrheit lasse sich nämlich laut Baeumler nur parteiisch betreiben, das heißt abhängig vom historischen, kulturellen und "rassischen" Standpunkt. Jeder Universalität werde so eine Absage erteilt.
Die Nähe von Parteiideologie und akademischer Philosophie wird auch in Johanna Bachs Beitrag über das Narrativ "sittlicher Arbeit" deutlich. Statt sich jedoch einer Person zu widmen, die beides in sich vereint, zeigt sie die Parallelen zwischen dem Stellenwert von "Arbeit" für die Moralphilosophie, etwa des Neukantianers Bruno Bauch, und den Reden und Schriften Adolf Hitlers. Arbeit, darin stimmen Bauch und Hitler überein, sei die deutscheste und ethischste Tätigkeit, bei der die Wirklichkeit nach Wertmaßstäben gestaltet werde.
Ein anderes Schlaglicht wirft David Palmes Untersuchung zur Philosophie August Fausts auf die NS-Moral. Faust forderte eine "radikale Freiheit der Selbstbehauptung", welche Palme in den Zusammenhang einer "Krise der Moral" stellt. Diese Krise habe sich seit der Aufklärung entwickelt, und der Nationalsozialismus könne als Antwort darauf verstanden werden.
Die drei behandelten Autoren verstanden sich selbst eindeutig als Nationalsozialisten. Anders verhält sich dies bei Nicolai Hartmann. Entsprechend widmen sich Michael Schefczyk und Uri Kuchinsky ausführlich der kontroversen Frage nach seiner Einordnung und gehen den Gründen dafür nach, warum ausgerechnet Hartmann 1934 den ersten philosophischen Kongress nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnete.
Weitere Einzelbetrachtungen, wenn auch nicht direkt zu Ethiken, liefern Emanuel Kapfinger und Steffen Kluck. Kapfinger unternimmt anhand von Martin Heideggers Sein und Zeit eine Analyse der nationalsozialistischen Subjektivität. Dabei wendet er sich gegen die Ansicht von Emmanuel Faye, dass Heidegger kein (moral-)philosophisches Projekt verfolge. Heidegger, so Kapfinger, fordere in Sein und Zeit eine spezifische Form der Selbstaufgabe des Individuums, die sich durchaus als moralische


Apl. Prof. Dr. Werner Konitzer ist kommissarischer Direktor des Fritz Bauer Instituts. David Palme hat in Marburg und Frankfurt am Main Philosophie und Geschichte studiert; er arbeitet zum Themenbereich Moral und Nationalsozialismus.


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