Kosack | Collectanea Coptica | Buch | 978-3-906206-13-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 180 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 290 mm, Gewicht: 1200 g

Kosack

Collectanea Coptica

Die titellose gnostische Schrift „Traktat vom Urvater Sêtheus“ aus dem Codex Brucianus. Nag Hamadi Codex VI, 48-51, 23 Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung Schenute oder nicht? (Pierpont-Morgan-Library/New York + Univ. Michigan) Die koptischen Psalmenkonkordanzen. Lesen und Schreiben im Ägypten der Spätantike

Buch, Deutsch, 180 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 290 mm, Gewicht: 1200 g

ISBN: 978-3-906206-13-4
Verlag: Verlag Christoph Brunner


In diesem Sammelband habe ich 5 verschiedene Studien zusammengestellt, die eigentlich für eine Einzelveröffentlichung vorgesehen waren, wegen ihres geringen Umfanges aber besser in einem solchen Sammelband Unterschlupf finden.
Der erste Beitrag handelt von einem sehr späten gnostischen Text, den ich „Traktat des Urvaters Sêtheus“ genannt habe. Er hat die originale Schriftaufteilung sowie eine völlig neue Übersetzung zu seinem Inhalt; zugleich habe ich hier die spätgnostischen Vokabeln zusammengestellt und übersetzt, die in diesem Traktat und vor allem in der Pistis Sophia so überaus häufig zum Einsatz kommen.
Der zweite Beitrag zeigt, daß die Gnostiker auch an Platons Politeia nicht vorbeigehen konnten. Sie haben das Ende eines Nag Hamadi Kodex VI mit den Auszügen einer koptischen Übersetzung des Plato ausgefüllt, freilich ist diese Übersetzung, allein schon wegen der Schwierigkeit des klassischen Griechisch, sehr frei – und damit auch ziemlich unverständlich geworden.
Der dritte Beitrag befaßt sich mit der Frage, ob man Schenute-Predigten an seinem Stil erkennen kann oder nicht? Manuskripte aus der Pierpont-MorganLibrary/New York und der Univ. Library of Michigan werden daraufhin untersucht. Im letzten Beispiel kommt eine interessante Predigt über altägyptische Hieroglyphen zur Sprache, die Schenute geschrieben und gepredigt hatte, als die heidnischen Priester noch in Amt und Würden waren und offenbar Hieroglyphen lesen konnten (um 420 n. Chr.!).
Der vierte Beitrag behandelt koptische Psalmenkonkordanzen. Es sind höchst modern anmutende Listen von Stichwörtern mit Zahlenangaben, die in verschiedenen Sammlungen und Museen verstreut ihr Dasein fristen und die hier zum ersten Mal veröffentlicht und bearbeitet werden.
Der fünfte Beitrag beschäftigt sich mit dem Problem des Lesen- und Schreibenlernens in der Spätantike in Ägypten. Hier sind einige Anregungen zu gewinnen, die auch für die heutige Zeit noch ihre Gültigkeit besitzen.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Die titellose gnostische Schrift „Traktat vom Urvater Sêtheus“ aus dem Codex Brucianus 1 – 104
Nag Hamadi Codex VI, 48-51, 23 Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung 105 – 114
Schenute oder nicht? (Pierpont-Morgan-Library/New York + Univ. Michigan) 115 – 148
Die koptischen Psalmenkonkordanzen 147 – 163
Lesen und Schreiben im Ägypten der Spätantike 164 – 176

Die titellose gnostische Schrift „Traktat vom Urvater Sêtheus“ aus dem Codex Brucianus 1 – 104
Nag Hamadi Codex VI, 48-51, 23 Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung 105 – 114
Schenute oder nicht? (Pierpont-Morgan-Library/New York + Univ. Michigan) 115 – 148
Die koptischen Psalmenkonkordanzen 147 – 163
Lesen und Schreiben im Ägypten der Spätantike 164 – 176


Vorwort zu Kodex Brucianus:

Die titellose Schrift aus dem Kodex Brucianus habe ich nach der Hauptgestalt des Textes
als „Traktat des Urvaters Sêtheus“ bezeichnet, obwohl der Anfang mit dem tatsächlichen
Titel und dem Autor verloren ist.
Die Neuedition beruht auf der genauen Textgewinnung anhand des Originals (Codex
Brucianus 96, Oxford, Bodleian Library), wobei die Lücken neu berechnet und buchstabengetreu
gefüllt wurden und sämtliche bisher vorhandenen Abschriften mit berücksichtigt sind.
Die Abschriften von Woide (um 1790), Schwartze (1848) und Schmidt (1890-91) wurden
anhand der vorhandenen Fotos überprüft und nachverglichen. Der Text wurde anschließend
paläografisch genau im ursprünglichen Format abgeschrieben und die Ergänzungen vom
erhaltenen sahidischen Text deutlich abgehoben.
Ein besonderes Problem stellt die Übersetzung dar, die hier zum ersten Male vollständig in
Deutsch erarbeitet wurde. Dabei mußten die griechischen Vokabeln, die dieser Text ausufernd
verwendet, genauer definiert und übersetzt werden; sie wurden an allen Stellen wortgleich
„eins zu eins“ übertragen. Auch die Grammatik des Traktates wurde genauer bestimmt und
die Sätze präziser übersetzt. So ist zwar kein stilistisches Meisterwerk entstanden, aber eine
an dem Original getreu ausgerichtete Übersetzung.
Unter allen Texten der Gnosis nimmt dieser Traktat als sehr späte gnostische Quelle eine
Sonderstellung ein, die bisher noch nicht recht gewürdigt wurde, weil ihrer Benutzung so
viele Hindernisse im Wege standen. Nicht zuletzt die ausufernde Benutzung seiner Vokabeln
war daran schuld, daß trotz des umfangreichen und umständlichen Kommentars durch
Schmidt kaum ein direkter Zugang zum Traktat möglich war.
Dieses ist nun durch die vorliegende Arbeit möglich geworden.

Vorwort zu Nag Hamadi Kodex VI, 48 – 51,23:

Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung

ie koptische Übersetzung eines griechischen Klassikertextes von Platon, Politeia 588 b
– 589 b ist eine wirkliche Überraschung, zumal sie in einem Umfeld von gnostischen
und spätgnostischen Traktaten erscheint. Diese Version scheint aus einer griechischen
Sammelhandschrift zu kommen, die sich auf ethische klassisch griechische Zitate spezialisiert
hat. Die Übersetzung ins Koptische ist erheblich ungenau und scheint eine Verbindung
herstellen zu wollen zwischen Plato und den sog. Hermetischen Schriften, die in der
Spätantike als Inbegriff tiefster und geheimnisvollster Weisheit galten. Was den Schreiber
bewogen hat, dieses Stück in den NHC Kodex VI zu setzen, bleibt indessen unklar.
Der griechische Text ist kursiv gesetzt11, der koptische in Normalschrift.
Die deutsche Übersetzung des Griechischen ist aus einer maßgeblichen PlatonEdition
übernommen12 und stellt nicht die koptische Version dar. Diese
koptische Version13 wurde neu übersetzt und ist in größeren Typen
daruntergestellt.

Vorwort zu Schenute oder nicht?

Die reiche Sammlung der Pierpont-Morgan-Library in New York enthält zahlreiche
koptische Manuskripte, die sämtlich aus dem Hamuli-Kloster stammen und in den
Kunsthandel gelangt sind. Sie alle sind aufgrund der Datierungen in den Subskriptionen im
Zeitraum von 822 – 914 n. Chr. datiert und daher in der für koptische Manuskripte
„klassischen“ Zeit entstanden. Ihre Erhaltung ist in der Regel sehr gut (vollständige Kodizes
bilden die Mehrzahl der Handschriften, teils sogar mit den zugehörigen Luxuseinbänden der
Zeit), einige Stücke jedoch bestehen aus nur ein paar Heften oder aus einzelnzen Seiten, und
manche Zeugnisse sind lediglich Fragmente von Seiten, denen Anfang und Ende fehlen und
deren Text durch größere und kleinere Lücken gestört ist.
In Verbindung mit den Fragmenten und Kodizes des Weißen Klosters, die vorwiegend in der
Bibliothèque Nationale/Paris und im British Museum/London, sowie in Neapel und im
Vatikan zu finden sind, bilden sie die Grundlage für das Mönchsschrifttum der
frühmittelalterlichen Zeit.
Ein weiterer Fund, die teils sehr schlecht erhaltene Papyrusbibliothek mit 15 Kodizes in Turin
ist um 500-550 n. Chr. angesiedelt und stellt eine sehr frühe Sammlung koptischer Bücher
dar. Auch hier sind teilweise die Bucheinbände erhalten.

Vorwort zu Die koptischen Psalmenkonkordanzen:

In den koptischen Sammlungen einiger europäischer Bibliotheken und Museen tauchen
immer wieder mal Fragmente und einzelne Kodex- oder Buchseiten auf, die in Listen
einzelne Wörter oder Verse aus dem koptischen Psalter wiedergeben. Alle diese Stücke
sind Fragmente, und diese Studie erhebt auch nicht den Anspruch, solche Listen vollständig
erfaßt zu haben oder gar eine Übersicht über alle Quellen anzubieten.
Neben Wortlisten und Verszitaten gibt es auch Übersichten, die sehr modern anmuten, da sie
in Koptisch nur die Stichwörter aufführen und eine lange Reihe von Zahlen wiedergeben, in
welchen gezählten Psalmenversen dieses Wort vorkommt.
Der Umfang aller dieser Quellen ist nicht groß und Bedeutung der Psalmenzitate für die
biblische Textforschung ist so gering, daß sie in der umfangreichen Biblographie von
KAMMERER31 in den zu dem Psalter aufgeführten Publikationen gar nicht zu finden sind (S.
42-43, Nr. 843-869). Auch die Scalae-Listen (ebendort S. 105, Nr. 1840-1849) führt solche
Psalmenkonkordanzen nicht auf. Nicht einmal in der wesentlichen und umfangreichen
Übersicht von VASCHALDE32 ist auf S. 41 im Abschnitt „Citations“ der Psalmen irgendeine
Psalmenkonkordanz erwähnt und als eigenständige und auswertbare Quelle anerkannt
worden.
Die Stichwörter und Zitate sind alle Sahidisch, d.h. vor 1000 n. Chr. verfaßt. Einige
Bohairismen zeigen jedoch, daß auch noch im späten 11. und 12. Jh. solche Konkordanzen
abgeschrieben und umgearbeitet worden sind und dementsprechend gebraucht wurden. Auch
das Fehlen arabischer Zeilen-Übersetzungen läßt den Schluß zu, daß alle diese Konkordanzen
der Psalmen vor 1250 n. Chr. zu datieren sind. Den ältesten Beleg für diese wissenschaftliche
Arbeit bietet übrigens ein Schulostrakon aus der Zeit um 550 n. Chr.
ber die Verwendung dieser Psalmenkonkordanzen kann man nur spekulieren. Insgesamt
betrachtet, spielte aber der Psalter gerade in der Frühzeit des koptischen Klosterwesens
eine entscheidend wichtige Rolle. Die um 321 n. Chr. verfaßte Klosterregel des Mönchsvaters
Pachom33 setzt bereits die Existenz und das Studium eines solchen sahidischen Psalters wie
selbstverständlich voraus: Jedem Novize, der neu in ein Kloster eintreten will, werden
probeweise viginti psalmos aut duas epistolas apostoli aut partem alterius
scripture34
vorgelegt, die er lesen soll. Wenn er das nicht kann, muß er in die Klosterschule
gehen, denn jeder im Kloster soll lesen und schreiben können; außerdem muß er Stellen aus
dem Neuen Testament kennen und vor allem den Psalter vollständig auswendig lernen. Da
die Klosternovizen aber ägyptische Bauernsöhne waren, die sicher kein Griechisch
beherrschten, konnten diese Texte demnach nur in Sahidisch geschrieben sein.35

Dennoch ist die Verwendung dieser Konkordanzen nicht gesichert. Möglicherweise dienten
sie zum schnellen Finden einer Psalmenstelle zu einer Zeit, da die Mönche den Psalter nicht
mehr auswendig lernen mußten. Vielleicht sind sie auch als Vorarbeit zu einer Wörterliste
zusammengestellt worden, wie sie in den sog. Scalae erhalten sind. (Es gibt bisher freilich
keine Scala für sahidische Psalmen).

Vorwort zu Lesen und Schreiben im Ägypten der klassischen Antike:

Zugegeben, die Zeugnisse über Schulwesen und Schulübung in der Antike sind nicht
groß und sehr umfangreich, aber durch neugefundene Papyrusfragmente und
Schulhefte aus Papyrus oder Schriftproben auf Holztafeln läßt sich immerhin einen
kleinen Einblick auf das Schulwesen der Spätantike erzielen. Es lassen sich auch Kriterien
entdecken, wie die kleinen Kinder lesen und schreiben gelernt haben: eine Methode, die ganz
bestimmt die damalige Legasthenie der ägyptischen Bauernkinder bekämpft hatte.
In der Regel mußten die kleinen Ägypter, die im ptolemäisch-griechischen oder auch
römischen Ägypten aufwuchsen und in der Verwaltung beruflich vorankommen wollten, nicht
nur die eigene ägyptische Sprache und Schrift beherrschen – das war schwierig genug bei den
vielen hundert Schriftzeichen – sondern auch die fremdländische griechische Sprache der
Mittel- und Oberschicht, die damals in Ägypten herrschte und die den armen Ägypterkindern
zu Beginn sichtliche Schwierigkeiten bereiteten. Auch noch in der christlichen Zeit war es
unbedingt notwendig, griechische Buchstaben neben den koptischen Lettern zu lernen, wenn
auch dann mit der Zeit das Demotische als Unterrichtsstoff wegfiel.
Sogar das Latein der Besatzungstruppen haben einige Schulkinder lernen müssen, wie ein
Gesprächsbüchlein zeigt.
So sannen die Lehrer darüber nach, wie man den Kindern am besten das Schreiben und Lesen
beibringen könnte. Die Dokumente darüber sind zahlreich erhalten, ergeben jedoch beinahe
immer das gleiche Bild. 52
Zunächst wurde das griechische Alphabet vom Lehrer vorgeschrieben, vom Schüler
nachgeschrieben und von den Kindern auswendig gelernt. Es wurde teils unvollständig
angeboten, eine erste Schreib-übung53 gibt dieser Papyruszettel wieder, auf dem ein Schulkind
die Buch-staben ??? und ? geübt hat. Der Lehrer hat sie in großen Buchstaben
vorgeschrieben, das Kind hat mit seinen Buchstabenwiederholungen diese Lettern umspielt
und anschließend eine senkrechte Kolumne gebildet, die mit einem schwungvollen Schnörkel
abgeschlossen wurde.

Berlin, 1. Mai 2015 Dr. Wolfgang Kosack

Vorwort zu Kodex Brucianus:

Die titellose Schrift aus dem Kodex Brucianus habe ich nach der Hauptgestalt des Textes
als „Traktat des Urvaters Sêtheus“ bezeichnet, obwohl der Anfang mit dem tatsächlichen
Titel und dem Autor verloren ist.
Die Neuedition beruht auf der genauen Textgewinnung anhand des Originals (Codex
Brucianus 96, Oxford, Bodleian Library), wobei die Lücken neu berechnet und buchstabengetreu
gefüllt wurden und sämtliche bisher vorhandenen Abschriften mit berücksichtigt sind.
Die Abschriften von Woide (um 1790), Schwartze (1848) und Schmidt (1890-91) wurden
anhand der vorhandenen Fotos überprüft und nachverglichen. Der Text wurde anschließend
paläografisch genau im ursprünglichen Format abgeschrieben und die Ergänzungen vom
erhaltenen sahidischen Text deutlich abgehoben.
Ein besonderes Problem stellt die Übersetzung dar, die hier zum ersten Male vollständig in
Deutsch erarbeitet wurde. Dabei mußten die griechischen Vokabeln, die dieser Text ausufernd
verwendet, genauer definiert und übersetzt werden; sie wurden an allen Stellen wortgleich
„eins zu eins“ übertragen. Auch die Grammatik des Traktates wurde genauer bestimmt und
die Sätze präziser übersetzt. So ist zwar kein stilistisches Meisterwerk entstanden, aber eine
an dem Original getreu ausgerichtete Übersetzung.
Unter allen Texten der Gnosis nimmt dieser Traktat als sehr späte gnostische Quelle eine
Sonderstellung ein, die bisher noch nicht recht gewürdigt wurde, weil ihrer Benutzung so
viele Hindernisse im Wege standen. Nicht zuletzt die ausufernde Benutzung seiner Vokabeln
war daran schuld, daß trotz des umfangreichen und umständlichen Kommentars durch
Schmidt kaum ein direkter Zugang zum Traktat möglich war.
Dieses ist nun durch die vorliegende Arbeit möglich geworden.

Vorwort zu Nag Hamadi Kodex VI, 48 – 51,23:

Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung

ie koptische Übersetzung eines griechischen Klassikertextes von Platon, Politeia 588 b
– 589 b ist eine wirkliche Überraschung, zumal sie in einem Umfeld von gnostischen
und spätgnostischen Traktaten erscheint. Diese Version scheint aus einer griechischen
Sammelhandschrift zu kommen, die sich auf ethische klassisch griechische Zitate spezialisiert
hat. Die Übersetzung ins Koptische ist erheblich ungenau und scheint eine Verbindung
herstellen zu wollen zwischen Plato und den sog. Hermetischen Schriften, die in der
Spätantike als Inbegriff tiefster und geheimnisvollster Weisheit galten. Was den Schreiber
bewogen hat, dieses Stück in den NHC Kodex VI zu setzen, bleibt indessen unklar.
Der griechische Text ist kursiv gesetzt11, der koptische in Normalschrift.
Die deutsche Übersetzung des Griechischen ist aus einer maßgeblichen PlatonEdition
übernommen12 und stellt nicht die koptische Version dar. Diese
koptische Version13 wurde neu übersetzt und ist in größeren Typen
daruntergestellt.

Vorwort zu Schenute oder nicht?

Die reiche Sammlung der Pierpont-Morgan-Library in New York enthält zahlreiche
koptische Manuskripte, die sämtlich aus dem Hamuli-Kloster stammen und in den
Kunsthandel gelangt sind. Sie alle sind aufgrund der Datierungen in den Subskriptionen im
Zeitraum von 822 – 914 n. Chr. datiert und daher in der für koptische Manuskripte
„klassischen“ Zeit entstanden. Ihre Erhaltung ist in der Regel sehr gut (vollständige Kodizes
bilden die Mehrzahl der Handschriften, teils sogar mit den zugehörigen Luxuseinbänden der
Zeit), einige Stücke jedoch bestehen aus nur ein paar Heften oder aus einzelnzen Seiten, und
manche Zeugnisse sind lediglich Fragmente von Seiten, denen Anfang und Ende fehlen und
deren Text durch größere und kleinere Lücken gestört ist.
In Verbindung mit den Fragmenten und Kodizes des Weißen Klosters, die vorwiegend in der
Bibliothèque Nationale/Paris und im British Museum/London, sowie in Neapel und im
Vatikan zu finden sind, bilden sie die Grundlage für das Mönchsschrifttum der
frühmittelalterlichen Zeit.
Ein weiterer Fund, die teils sehr schlecht erhaltene Papyrusbibliothek mit 15 Kodizes in Turin
ist um 500-550 n. Chr. angesiedelt und stellt eine sehr frühe Sammlung koptischer Bücher
dar. Auch hier sind teilweise die Bucheinbände erhalten.

Vorwort zu Die koptischen Psalmenkonkordanzen:

In den koptischen Sammlungen einiger europäischer Bibliotheken und Museen tauchen
immer wieder mal Fragmente und einzelne Kodex- oder Buchseiten auf, die in Listen
einzelne Wörter oder Verse aus dem koptischen Psalter wiedergeben. Alle diese Stücke
sind Fragmente, und diese Studie erhebt auch nicht den Anspruch, solche Listen vollständig
erfaßt zu haben oder gar eine Übersicht über alle Quellen anzubieten.
Neben Wortlisten und Verszitaten gibt es auch Übersichten, die sehr modern anmuten, da sie
in Koptisch nur die Stichwörter aufführen und eine lange Reihe von Zahlen wiedergeben, in
welchen gezählten Psalmenversen dieses Wort vorkommt.
Der Umfang aller dieser Quellen ist nicht groß und Bedeutung der Psalmenzitate für die
biblische Textforschung ist so gering, daß sie in der umfangreichen Biblographie von
KAMMERER31 in den zu dem Psalter aufgeführten Publikationen gar nicht zu finden sind (S.
42-43, Nr. 843-869). Auch die Scalae-Listen (ebendort S. 105, Nr. 1840-1849) führt solche
Psalmenkonkordanzen nicht auf. Nicht einmal in der wesentlichen und umfangreichen
Übersicht von VASCHALDE32 ist auf S. 41 im Abschnitt „Citations“ der Psalmen irgendeine
Psalmenkonkordanz erwähnt und als eigenständige und auswertbare Quelle anerkannt
worden.
Die Stichwörter und Zitate sind alle Sahidisch, d.h. vor 1000 n. Chr. verfaßt. Einige
Bohairismen zeigen jedoch, daß auch noch im späten 11. und 12. Jh. solche Konkordanzen
abgeschrieben und umgearbeitet worden sind und dementsprechend gebraucht wurden. Auch
das Fehlen arabischer Zeilen-Übersetzungen läßt den Schluß zu, daß alle diese Konkordanzen
der Psalmen vor 1250 n. Chr. zu datieren sind. Den ältesten Beleg für diese wissenschaftliche
Arbeit bietet übrigens ein Schulostrakon aus der Zeit um 550 n. Chr.
ber die Verwendung dieser Psalmenkonkordanzen kann man nur spekulieren. Insgesamt
betrachtet, spielte aber der Psalter gerade in der Frühzeit des koptischen Klosterwesens
eine entscheidend wichtige Rolle. Die um 321 n. Chr. verfaßte Klosterregel des Mönchsvaters
Pachom33 setzt bereits die Existenz und das Studium eines solchen sahidischen Psalters wie
selbstverständlich voraus: Jedem Novize, der neu in ein Kloster eintreten will, werden
probeweise viginti psalmos aut duas epistolas apostoli aut partem alterius
scripture34
vorgelegt, die er lesen soll. Wenn er das nicht kann, muß er in die Klosterschule
gehen, denn jeder im Kloster soll lesen und schreiben können; außerdem muß er Stellen aus
dem Neuen Testament kennen und vor allem den Psalter vollständig auswendig lernen. Da
die Klosternovizen aber ägyptische Bauernsöhne waren, die sicher kein Griechisch
beherrschten, konnten diese Texte demnach nur in Sahidisch geschrieben sein.35

Dennoch ist die Verwendung dieser Konkordanzen nicht gesichert. Möglicherweise dienten
sie zum schnellen Finden einer Psalmenstelle zu einer Zeit, da die Mönche den Psalter nicht
mehr auswendig lernen mußten. Vielleicht sind sie auch als Vorarbeit zu einer Wörterliste
zusammengestellt worden, wie sie in den sog. Scalae erhalten sind. (Es gibt bisher freilich
keine Scala für sahidische Psalmen).

Vorwort zu Lesen und Schreiben im Ägypten der klassischen Antike:

Zugegeben, die Zeugnisse über Schulwesen und Schulübung in der Antike sind nicht
groß und sehr umfangreich, aber durch neugefundene Papyrusfragmente und
Schulhefte aus Papyrus oder Schriftproben auf Holztafeln läßt sich immerhin einen
kleinen Einblick auf das Schulwesen der Spätantike erzielen. Es lassen sich auch Kriterien
entdecken, wie die kleinen Kinder lesen und schreiben gelernt haben: eine Methode, die ganz
bestimmt die damalige Legasthenie der ägyptischen Bauernkinder bekämpft hatte.
In der Regel mußten die kleinen Ägypter, die im ptolemäisch-griechischen oder auch
römischen Ägypten aufwuchsen und in der Verwaltung beruflich vorankommen wollten, nicht
nur die eigene ägyptische Sprache und Schrift beherrschen – das war schwierig genug bei den
vielen hundert Schriftzeichen – sondern auch die fremdländische griechische Sprache der
Mittel- und Oberschicht, die damals in Ägypten herrschte und die den armen Ägypterkindern
zu Beginn sichtliche Schwierigkeiten bereiteten. Auch noch in der christlichen Zeit war es
unbedingt notwendig, griechische Buchstaben neben den koptischen Lettern zu lernen, wenn
auch dann mit der Zeit das Demotische als Unterrichtsstoff wegfiel.
Sogar das Latein der Besatzungstruppen haben einige Schulkinder lernen müssen, wie ein
Gesprächsbüchlein zeigt.
So sannen die Lehrer darüber nach, wie man den Kindern am besten das Schreiben und Lesen
beibringen könnte. Die Dokumente darüber sind zahlreich erhalten, ergeben jedoch beinahe
immer das gleiche Bild. 52
Zunächst wurde das griechische Alphabet vom Lehrer vorgeschrieben, vom Schüler
nachgeschrieben und von den Kindern auswendig gelernt. Es wurde teils unvollständig
angeboten, eine erste Schreib-übung53 gibt dieser Papyruszettel wieder, auf dem ein Schulkind
die Buch-staben ??? und ? geübt hat. Der Lehrer hat sie in großen Buchstaben
vorgeschrieben, das Kind hat mit seinen Buchstabenwiederholungen diese Lettern umspielt
und anschließend eine senkrechte Kolumne gebildet, die mit einem schwungvollen Schnörkel
abgeschlossen wurde.

Berlin, 1. Mai 2015 Dr. Wolfgang Kosack


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