Linden / Arnold | Ratgeber Verbitterung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 45, 91 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

Linden / Arnold Ratgeber Verbitterung

Informationen zum Umgang mit Verletzungen durch Ungerechtigkeit, Kränkung, Herabwürdigung und Vertrauensbruch

E-Book, Deutsch, Band 45, 91 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8409-3116-1
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Verbitterung ist eine Emotion, die jeder als Reaktion auf Ungerechtigkeit, Kränkung, Herabwürdigung oder Vertrauensbruch kennt. Fast jeder Mensch hat bereits bei sich oder einer anderen Person Verbitterung beobachten können. Verbitterung kann, ebenso wie andere Emotionen, vorübergehend auftreten, sie kann aber auch sehr intensiv und lebensbeeinträchtigend sein. Wenn sie das Leben bestimmt und eine Person sich von negativen Lebensereignissen nicht mehr lösen kann, ist Hilfe geboten.
In diesem Ratgeber wird zunächst erklärt, was Verbitterung ist und wodurch sie ausgelöst wird. Der Ratgeber beinhaltet auch eine kurze Checkliste, um den Grad der eigenen Verbitterung abschätzen zu können. Der Ratgeber will Betroffenen helfen, von Verbitterung loszukommen und einen besseren Umgang mit kränkenden Situationen, auch in Hinblick auf die Zukunft, zu erlernen. Zu diesem Zweck wird eine Methode der Problemlösung vorgestellt, die insbesondere auf die Weisheitspsychologie und auf Weisheitskompetenzen, wie z.B. Fakten- und Problemlösewissen, Perspektivwechsel, Selbstrelativierung und emotionale Empathie, Bezug nimmt. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Weisheit ein „Gegenmittel“ gegen Verbitterung ist. Der Ratgeber wendet sich nicht nur an Betroffene selbst, sondern auch an deren Angehörige und Freunde sowie an Personen aus dem Arbeitsumfeld. Diese erhalten Hinweise, wie sie Betroffene darin unterstützen können, nicht länger in ihrer Verbitterung zu verharren.
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Zielgruppe


Betroffene, Angehörige, Psychotherapeuten, Psychiater, Psychologische Berater.

Weitere Infos & Material


1;Inhalt und Vorwort;7
2;1„Verbitterung“ – Was ist das?;11
2.1;1.1Wie äußert sich Verbitterung?;11
2.2;1.2Wie entwickelt sich Verbitterung weiter?;14
3;2Was kränkt Menschen und verbittert sie?;24
3.1;2.1Ungerechtigkeit;24
3.2;2.2Undankbarkeit;26
3.3;2.3Vertrauensbruch;28
3.4;2.4Herabwürdigung;29
3.5;2.5Die Verletzung zentraler Werte und Grundannahmen;30
3.6;2.6Checkliste zur Einschätzung der eigenen Verbitterung;33
4;3Wann muss etwas gegen Verbitterung getan werden?;35
4.1;3.1Dauer und Intensität;35
4.2;3.2Selbstschädigung;35
4.3;3.3Betroffene können sich selbst nicht mehr leiden;36
5;4Was kann ich selbst gegen meine Verbitterung tun?;38
6;5Weisheit;43
6.1;5.1Weisheit als Problemlösefähigkeit;43
6.2;5.2Weisheit gegen Verbitterung;44
7;6Weisheitskompetenzen bei der Problembewältigung nutzen;48
7.1;6.1Fakten- und Problemlösewissen – Was ist eigentlich los?;50
7.2;6.2Kontextualismus – Welche Bedingungen spielen hier mit?;53
7.3;6.3Werterelativismus – Worum geht es überhaupt?;54
7.4;6.4Perspektivwechsel – Was denkt der andere sich eigentlich?;57
7.5;6.5Emotionale Empathie – Wie fühlt sich der andere eigentlich?;59
7.6;6.6Selbstdistanz – Wie sehen mich andere?;61
7.7;6.7Selbstrelativierung – Wie wichtig bin ich?;63
7.8;6.8Problem- und Anspruchsrelativierung – Was steht mir eigentlich zu?;65
7.9;6.9Emotionswahrnehmung und Emotionsakzeptanz – Was geht in meinem Herzen vor?;67
7.10;6.10Emotionale Serenität und Humor – Wie kriege ich einen kühlen Kopf?;69
7.11;6.11Nachhaltigkeit – Am Ende wird abgerechnet;72
7.12;6.12Vergangenheitsabkehr und Vergebung – Vorbei ist vorbei;74
7.13;6.13Ungewissheitstoleranz – Akzeptieren, was die Zukunft noch bringt;77
7.14;6.14Komplizierte Probleme und einfache Lösungen;79
8;7Was können Angehörige von Menschen tun, die in Verbitterung verharren?;81
9;8Wann ist eine Psychotherapie sinnvoll und wie findet man einen Psychotherapeuten?;84
9.1;8.1Der Weg zum Psychotherapeuten;84
9.2;8.2Wie läuft eine Psychotherapie ab?;86
10;Anhang;87
10.1;Weiterführende Literatur;87
10.2;Wichtige Adressen;88
10.3;Arbeitsblatt;89


|9|1  „Verbitterung“ – Was ist das?
Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen, dem man erklären müsste, was eine Kränkung und was Verbitterung ist. Verbitterung ist ein Gefühl, genauso wie Angst. So, wie sich wohl die meisten Menschen an ängstigende Situationen erinnern können, sind vielen Menschen auch Situationen präsent, in denen sie Verbitterungsgefühle hatten. Jeder kann auch sofort erkennen, wenn eine andere Person verbittert ist. Verbitterung ist also ein ganz normales und übliches Gefühl. Verbitterung und Angst haben gemeinsam, dass es sich um reaktive Emotionen handelt. Diese Gefühle werden ausgelöst, wenn etwas Besonderes vorgefallen ist. Bei Angst ist es eine Bedrohungssituation, bei Verbitterung sind es soziale Stressoren im Sinne von Ungerechtigkeitserleben, Kränkung, Herabwürdigung und Vertrauensbruch. 1.1  Wie äußert sich Verbitterung?
Die psychologische Forschung hat gezeigt, dass es nur wenige Grundemotionen gibt, aus denen sich dann aber viele andere Emotionszustände zusammensetzen lassen. Das ist ähnlich wie mit Farben. Auch dort gibt es nur wenige Grundfarben, aber unendlich viele Farbnuancen. In diesem Sinne ist Verbitterung eine Emotion, in der viele Emotionsqualitäten zusammenfließen. Beispiel Stellen wir uns vor, dass Herr M. mit dem Bus zu einem Vorstellungsgespräch fahren will. Er kommt an die Haltestelle und sieht, dass der Bus gerade abgefahren ist. Er ist enttäuscht und frustriert. Wenn Herr M. aber selbst pünktlich ist und der Bus einfach eine Minute zu früh abgefahren ist, d.?h., Herr M. hätte den Bus eigentlich noch erreichen müssen, dann kommt Ärger bei Herrn M. auf, weil der Busfahrer schuld ist. Wenn Herr M. auf die Bushaltestelle zuläuft, während der Bus noch dort steht und der Fahrer dann losfährt, obwohl er Herrn M. kommen sieht, dann führt |10|dies bei Herrn M. zu Zorn. Wenn er könnte, würde er den Busfahrer gerne bestrafen. Wenn der Busfahrer Herrn M. dann beim Losfahren auch noch den Mittelfinger zeigt, dann fühlt sich dieser angegriffen, beleidigt und herabgewürdigt. Es entsteht Groll, und Herr M. möchte am liebsten zurückschlagen. Er könnte einen Stein nehmen und dem Bus hinterherwerfen, auch wenn das nicht unbedingt eine sinnvolle Handlung wäre. Wenn das nun der letzte Bus war und es keine weitere Möglichkeit mehr gibt, noch loszukommen, dann kommen bei Herrn M. Hilflosigkeit und Verzweiflung auf. Wenn das alles nun letztlich ohne Bedeutung ist und es keinen wesentlichen Unterschied macht, ob er noch mit dem Bus wegkommt oder nicht, werden diese Gefühle noch eine kurze Zeit in Herrn M. brodeln und dann wird das Ganze wieder abklingen und er wird sich möglicherweise einige Zeit später gar nicht mehr an den Vorfall erinnern. Wenn es für Herrn M. aber um etwas Wichtiges geht, dann sieht die Sache ganz anders aus. Man stelle sich vor, das war der Bus, den Herr M. hätte nehmen müssen, um rechtzeitig zu seinem Vorstellungsgespräch zu kommen, das er nun aber versäumt, womit die Chance vertan ist, eine tolle Stelle zu bekommen. In diesem Fall wird diese Mischung aus Frustration, Ärger, Zorn, Wut, Groll und Verzweiflung nicht mehr so leicht abklingen. Wie das Beispiel zeigt, kann Verbitterung als Endstadium einer Folge von aufeinander aufbauenden und miteinander verflochtenen Emotionen verstanden werden (vgl. Kasten). Die Leiter zur Verbitterung Etwas geht schief (Beispiel: Man verpasst den Bus) ? Frustration Es hätte nicht sein müssen (Beispiel: Man hat getrödelt) ? Ärger und Selbstvorwürfe Eine andere Person hätte anders handeln können (Beispiel: Der Fahrer hätte warten können) ? Zorn Eine andere Person hat absichtlich so gehandelt, man wird verhöhnt oder beleidigt (Beispiel: Der Fahrer lacht höhnisch) ? Groll und Aggression |11|Es gibt keine Alternative mehr (Beispiel: Es gibt keine andere Busverbindung) ? Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit Es ist sehr wichtig (Beispiel: Man kommt zum Vorstellungsgespräch zu spät) ? Verzweiflung = Verbitterung Auch Selbstvorwürfe spielen in diesem Prozess eine große Rolle und sind schmerzlich. Das Beispiel könnte man also folgendermaßen weiterentwickeln: Beispiel (Forts.): Herr M. hätte sehr viel früher losgehen müssen. Unter Umständen hätte er versuchen können, einen Bus früher zu bekommen. Der Busfahrer ist schuld, Herr M. selbst ist auch schuld. Herr M. ist zornig auf sich, auf andere, auf die Welt. Er erlebt sich als Opfer von Unfairness und Herabwürdigung. Dies sind nagende Gefühle. Der Busfahrer hat ihm Unrecht getan, und in der Fantasie könnten bei Herrn M. Gedanken hochkommen, wie er sich am Busfahrer oder an der Busgesellschaft rächen könnte, beispielsweise indem er die Scheibe am Wartehäuschen einschlägt. Das Gefühl von Rache ist nicht mehr mit dem rationalen Versuch verknüpft, ein Problem zu lösen oder etwas Negatives ungeschehen zu machen. Es geht nur noch um ein „Wie du mir, so ich dir“. Gerechtigkeit soll durch eine ausgleichende Ungerechtigkeit wiederhergestellt werden. Rache kann sich gegen den ursprünglichen Übeltäter richten, aber auch gegen alles, was mit ihm verbunden ist, und manchmal sogar gegen völlig Unbeteiligte. Man selbst hat Böses erlitten und deswegen den dringenden Wunsch, um sich zu schlagen und der Welt auch etwas Böses anzutun. Spätestens jetzt wird Verbitterung dysfunktional, d.?h., sie führt zu nichts und macht unter Umständen alles nur schlimmer. Verbitterung ist ein starkes Gefühl. Es kann die ganze Person gefangen nehmen. Am Ende leidet der Betroffene unter sich selbst und seinen Gefühlen mehr als unter den Folgen des ursprünglichen Vorkommnisses. Und anders |12|als bei Angstgefühlen leidet bei Verbitterungsgefühlen häufig auch das soziale Umfeld darunter. Weil sich die innere Wut letztlich „gegen die Welt“ richtet, fällt es Betroffenen häufig schwer, sich von anderen Personen helfen zu lassen. Sie vergraben sich in ihrer Verbitterung. Beispiel (Forts.) Schlägt beispielsweise jemand Herrn M. vor, den potenziellen Arbeitgeber doch anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er nicht kommen kann, und um einen neuen Vorstellungstermin zu bitten, kann dies dazu führen, dass Herr M. dies zurückweist und erklärt, dass dies doch sowieso alles keinen Sinn habe. Obendrein könnte er auch die Person noch anblaffen und beleidigend entgegnen, dass diese Person sich ihre guten Ratschläge „sonst wohin stecken solle“. Im folgenden Kapitel werden einige dieser Aspekte von Verbitterung noch etwas detaillierter beschrieben. 1.2  Wie entwickelt sich Verbitterung weiter?
1.2.1  Sich aufdrängende Erinnerungen Das menschliche Gedächtnis zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen sich an Negatives eher erinnern als an Positives. Negatives erzeugt eine höhere emotionale Beteiligung als Positives. Niemand regt sich darüber auf oder würde sich länger noch daran erinnern, wenn er am Morgen unbeschadet die Treppe runtergelaufen ist. Es wird jedoch möglicherweise ein Leben lang in Erinnerung bleiben, wenn man am Morgen die Treppe runtergefallen ist. Wir erinnern uns vor allem an das, was eine emotionale...


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