Müller / Nagorni / Lohmann | Wer zuletzt lacht, lacht zu spät ... | Buch | 978-3-89674-571-2 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 70, 177 Seiten, PB, Format (B × H): 134 mm x 203 mm, Gewicht: 292 g

Reihe: Herrenalber Forum

Müller / Nagorni / Lohmann

Wer zuletzt lacht, lacht zu spät ...

Das Heilige und das Lachen

Buch, Deutsch, Band 70, 177 Seiten, PB, Format (B × H): 134 mm x 203 mm, Gewicht: 292 g

Reihe: Herrenalber Forum

ISBN: 978-3-89674-571-2
Verlag: Evangelische Akademie


Im Christentum hat das Lachen eine durchaus zwiespältige Behandlung erfahren. Heiliges Lachen? Ist nicht eher der Heidenspaß ein Begriff? Sind demgemäß Heiden lustig und Christen ernst?

Die durchweg ernst gemeinten Beiträge dieses Tagungsbandes überzeugen auf amüsante Weise vom Gegenteil. Sie beleuchten zum Beispiel den Einsatz von Humor in der Predigt, nehmen die erlösende Wirkung des Lachens unter die Lupe und decken Zusammenhänge und Widersprüche zwischen Heiligem und Lachen auf – witzige Anekdoten inklusive. Eine mediengeschichtliche Betrachtung über die Funktion und Wirkungsweise von Comics ergänzen die Zusammenstellung. Zudem bekommt der Leser praktische Anregungen, wie man in den Himmel kommt. Mithin eine lohnende Anschaffung für jedermann.
Müller / Nagorni / Lohmann Wer zuletzt lacht, lacht zu spät ... jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Vorwort;
Peter Müller: Wie kommt man in den Himmel? Humor in Theologie und Kirchen;
Friedrich Lohmann: Wie heilig ist das Heilige?;
Bernd Villhauer: Aristoteles, Alix und Astérix. Bemerkungen zum Lachen und zum Heiligen in den Comics;
Friedemann Richert: Erlösendes Lachen. Kleine Geistesgeschichte des Lachens;
Gabriela Köster: Wir können auch anders. Humor und sein Potential für die Verkündigung;
Klaus Nagorni: Himmlische Gaben. Von der Hoffnung, dem Schlaf und dem Lachen;
Verfasser


Das Heilige und das Lachen stehen in einem spannungsreichen Verhältnis zueinander. Im Christentum hat Lachen eine durchaus zwiespältige Behandlung erfahren. Aber heiliges Lachen? Ist nicht eher der Heidenspaß ein Begriff? Den entsprechenden Begriff im christlichen Lexikon gibt es nicht. Christenspaß ist nicht bekannt – eher schon Christenernst. Sind demgemäß Heiden lustig und Christen ernst?
Eine oberflächliche Betrachtungsweise könnte zu diesem Ergebnis kommen. Schließlich wird in der Bibel an keiner Stelle berichtet, Jesus habe gelacht. Und berühmt geworden ist die literarische Auseinandersetzung zum Thema Lachen und Kirche in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose. Da verteidigt ein grimmiger Mönch das Verbot des Lachens mit dem Argument, Lachen sei „die Schwäche, die Hinfälligkeit und Verderbtheit des Fleisches“. Gerade dieser Roman zeigt jedoch, zu welcher Katastrophe es führt, wenn das Lachen in Acht und Bann getan und aus dem Leben von Menschen verbannt wird.
Es stimmt übrigens auch nicht, dass das Lachen keine Anknüpfungspunkte in Bibel und Kirchengeschichte hätte. Unvergesslich ist die Liedzeile aus dem Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“, wo es heißt: „Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund.“ Der Christusknabe hat sicher gelacht, auch wenn er in seinem späteren Leben für unsere Begriffe nicht viel zum Lachen hatte. Lange Zeit hatte das befreite Lachen einen bevorzugten Platz im Ostergottesdienst vor allem der mittelalterlichen Kirche – als österliches Lachen, das dem Tod eine lange Nase macht. „Die Welt ist mir ein Lachen“, dichtete Paul Gerhardt in einem Osterchoral, der mit dem Aufruf „Auf, auf mein Herz, mit Freuden“ beginnt. Ein schwungvolles Lied, das vom Jubel österlicher Auferstehungserfahrung, dem Osterlachen, bestimmt ist. Damit widerspricht Paul Gerhardt einer im Christentum ebenfalls bekannten und verbreiteten Tradition, die das Lachen als ungeistlich und unfromm betrachtet.
Deutlich ist, dass Lachen im christlichen Sinn etwas mit einer Haltung zu tun hat – mit der Haltung des Widerspruchs gegen alles, was mit letztem Ernst nach uns greifen will. Wer lacht, tritt einen oder zwei Schritte von der Ernsthaftigkeit der Welt zurück und sieht sie unter der Perspektive ihrer Vorläufigkeit. Das Fernrohr der Lebens- und Weltbetrachtung wird sozusagen umgedreht, so dass das Große und Imposante plötzlich klein und harmlos aussieht. Das Bedrängende verliert seine Schrecken, weil es zurechtgestutzt wird auf seine wahre Größe. Und die ist eher lächerlich klein.
Humor sei eine Seelenhaltung, so der Theologe Helmut Thielicke, der Status weltüberwindender Distanz – und als solcher eine Erscheinungsform der Religion. In diesem Sinne könnte man auch sagen: Wer die Welt und die Menschen ernst nehmen will, darf sie nicht zu ernst nehmen. Das gilt auch im Blick auf die eigene Person. Darum sind das Lachen und der Humor eine Weise von sich selbst abzusehen und auf das zu schauen, was unser Leben begründet und trägt. Das Lachen führt uns damit auf die Spur des Heiligen.
Heilige und Narren hatten stets eine besondere Beziehung zum Humor. Weil sie das Letzte ernst nahmen, konnten sie über das Vorletzte frisch und frei lachen. So erst wächst aus dem Lachen die Freiheit und der Spielraum, den man braucht, um sich nicht vom Schrecken lähmen zu lassen. Um sich nicht von der Tagesordnung dieser Welt einschüchtern zu lassen. In diesem Sinn geht vom Lachen eine befreiende Wirkung aus.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine vergnügliche Lektüre.

Klaus Nagorni, Evangelische Akademie Baden
Karlsruhe, im März 2012


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.