Pöhlmann | Tageshospize. Ein gesundheitliches Versorgungsmodell für Deutschland? | Buch | 978-3-96146-803-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 148 g

Pöhlmann

Tageshospize. Ein gesundheitliches Versorgungsmodell für Deutschland?

Buch, Deutsch, 80 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 148 g

ISBN: 978-3-96146-803-4
Verlag: Diplomica Verlag


Initiiert durch die Hospizbewegung und gestärkt durch die palliativmedizinische Expertise, sind in Deutschland stationäre Hospize, Palliativstationen und ambulante Palliativdienste entstanden. Auffallend in der deutschen Palliativversorgungslandschaft ist dabei die Unterrepräsentation von Tageshospizen als Bindeglied zwischen ambulanten und stationären Angeboten. Ziel von Tageshospizen ist es, den Lebensraum von mobilen, palliativ therapierten Patient*innen zu erweitern, soziale Isolation zu verringern, die Lebensqualität zu verbessern und An- und Zugehörige zu entlasten. So wird die Versorgung im häuslichen Umfeld gefördert und dem Wunsch der meisten Patient*innen nach einem Lebensende in der vertrauten Umgebung, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit entsprochen. Im öffentlichen Diskurs wird der Wert dieser Versorgungsmöglichkeiten bisher nicht ausreichend diskutiert. Dieses Buch nimmt sich dem Thema Tageshospize für Erwachsene an und behandelt neben historischen und rechtlichen Grundlagen der Palliativversorgung, konzeptionellen Möglichkeiten von medizinisch-pflegerischen, psycho-sozialen und kreativ-therapeutischen Angeboten auch Realisierungsbedingungen und -herausforderungen.
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Textprobe:Kapitel 3.2 Kernziele:"A day out and a day off" - diese britische Floskel beschreibt gut, was Tageshospize leisten können. "A day out" bezieht sich dabei auf die Patient*innen, welche aus ihrer gewohnten Lebensumgebung heraustreten. Die Pflegenden und An- und Zugehörigen profitieren von einem freien Tag, "A day off", welcher als konstante zeitliche Entlastung oft dringend benötigt wird (Corr/Corr 156 ff.). Patient*innen, und deren An- und Zugehörigen werden als "Unit of Care" beschrieben (Douglas et al. 2000: 338), also als soziales System verstanden (Höfler/Eisl 2016: 249), welches in der Palliativversorgung nicht isoliert voneinander betrachtet (Hockley 2000: 905), sondern in Kooperation mit anderen Partner*innen betreut (Höfler/Eisl 2016: 249) und stabilisiert (Eisl/Borovnyak 2014: 66 ff.) werden soll. Cicely Saunders (1988: 29) schrieb dazu "We have to be aware of the whole group and the understanding and support they need if they are to find and use their own resources and strengths." Die Familie, so merkt sie an, muss einbezogen werden, wenn man dem Leiden der Patient*innen begegnen möchte. Ihre Bedürfnisse, aufbauend auf ihren Werten und Prioritäten, gilt es zu erfassen, um passende Versorgungsvorschläge zu unterbreiten und in Abstimmung umzusetzen (Leitlinienprogramm Onkologie 2015: 35). Da der situative Bedarf von Patient*innen und deren An- und Zugehörigen jedoch sehr unterschiedlich sein kann, werden nun Ziele derer Begleitung voneinander differenziert betrachtet.3.2.1 Begleitung von Patient*innenAls besonders belastend beschreibt Lawton (2000: 82 ff.) das Gefühl von palliativ therapierten Patient*innen, sich selbst zu verlieren ("Loss of Self", Lawton 2000: 89) und durch eine Fokussierung auf den biologischen Körper nur noch als Objekt wahrgenommen zu werden ("A Body Object", Lawton 2000: 82). Im Tageshospiz wird versucht, auch sprachlich zum Ausdruck zu bringen, dass die soziale Identität der Besucher*innen nicht ihrer Krankheit/ihrem Patient*innenstatus entspricht (Kabel 2013: 148). So werden die Termini "Besucher*innen", "Gäste", "Patient*innen" alle in der Palliativversorgung verwendet. Pleschberger und Eisl (2016a: 17) empfehlen die, in dem vorliegenden Buch übernommene, situationsabhängige, mit bestimmten Rollenerwartungen einhergehende Verwendung der unterschiedlichen Begriffe. Die angestrebten Ziele können durch einrichtungsabhängig gewählte Betreuungsschwerpunkte variieren. Sie umfassen jedoch meist eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung zur Symptomlinderung, das Entgegenwirken einer sozialen Isolation, die Erhaltung oder Steigerung der Lebensqualität (Kernohan et al. 2006: 463) und den längst möglichen Verbleib am präferierten Aufenthaltsort, zumeist das eigene Zuhause (Student et al. 2004: 91 f.). Student und Napiwotzky (2011: 19) fassen zusammen: In Tageshospizen soll den Besucher*innen der Raum eröffnet werden "den Kern der eigenen Persönlichkeit in einer beschützenden Umgebung mit guter Symptom-kontrolle (wieder) [zu, d.A.] entdecken". Um die nur subjektiv fassbare Lebensqualität positiv zu beeinflussen, müssen Maßnahmen höchst individuell angepasst werden (WHO 2004: 12). Ein Bewertungswandel, welcher sich auf die eigenen Ressourcen, Gestaltungsmöglichkeiten und die Unterstützung bezieht, kann bei Patient*innen dazu führen, dass selbst starke körperliche Einschränkungen nicht zu einer reduziert empfundenen Lebensqualität führen (Obliers/Köhle 2017: 976 f.). Die bisher durchgeführten Studien zeugen von einer großen Zufriedenheit der Tageshospiznutzer*innen. Wissenschaftliche Studien, welche die Wirksamkeit von Tageshospizen in Bezug auf eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität oder der Symptomkontrolle bestätigen, gibt es jedoch nicht (vgl. Sandsdalen et al. 2016; Goodwin et al. 2003).3.2.2 Begleitung von An- und ZugehörigenEs ist eine herausfordernde Situation, wenn eine nahe stehende Person unheilbar erkrankt ist. Kommen dann noch weitere schwierige Le


Lena Pöhlmann, Jahrgang 1994, hat bereits vor und während Ihres Studiums Public Health/Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen (Abschluss 2018) umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Palliativversorgung sammeln können. Sie absolvierte unter anderem ein fünf-monatiges Forschungspraktikum in der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der LMU in München und ein fünf-monatiges Praktikum im englischen Hospiz Hospice in the Weald, in welchem sie umfangreiche Erfahrungen im Hospice Day Service sammeln konnte. Ebendiese Erfahrungen motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.


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