Skuropatova | Literarische Übersetzungen ¿ ein Wortfechten? Ein Vergleich der deutschen Übersetzungen von C. Aitmatows Roman "Placha" mit Fokus auf Kulturspezifika | Buch | 978-3-95993-068-0 | sack.de

Buch, Deutsch, 52 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 117 g

Reihe: Bachelorarbeit

Skuropatova

Literarische Übersetzungen ¿ ein Wortfechten? Ein Vergleich der deutschen Übersetzungen von C. Aitmatows Roman "Placha" mit Fokus auf Kulturspezifika

Buch, Deutsch, 52 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 117 g

Reihe: Bachelorarbeit

ISBN: 978-3-95993-068-0
Verlag: Bachelor + Master Publishing


Eine literarische Übersetzung ist immer ein kultureller Equilibrismus, der den Übersetzer unter anderem an die Problematik des Kontextes stoßen lässt. Der kulturspezifische Aspekt bildet auch den Schwerpunkt dieser Studie - dass der betrachtete Roman in der sowjetischen Zeit verfasst wurde, lässt diesen umso stärker hervortreten. Der Vergleich zweier, nahezu im gleichen Jahr (eine Seltenheit bei literarischen Übersetzungen!) erschienenen deutschen Übersetzungen von C. Aitmatows (1928-2008) Roman "Placha" gibt Antworten auf die Frage, wie zwei Übersetzer die Schwierigkeiten der Kulturspezifik zu überwinden wussten, was zum Verständnis beiträgt, wo die Grenzen und Möglichkeiten einer literarischen Übersetzung liegen.
Skuropatova Literarische Übersetzungen ¿ ein Wortfechten? Ein Vergleich der deutschen Übersetzungen von C. Aitmatows Roman "Placha" mit Fokus auf Kulturspezifika jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Textprobe:
Kapitel 2.2.d, Probleme des kulturellen Kontextes:
Vor weiteren Ausführungen scheint die Klärung des Begriffs "Kultur" wie er vom Autor dieser Arbeit verstanden und in dieser Arbeit verwendet wird notwendig. Hierzu wird eine Definition von Lévi-Strauss verwendet, die alle für dieses Kapitel wichtige Punkte enthält (1967: 80):
Wir nennen Kultur jede ethnographische Gesamtheit, die, vom Standpunkt der Untersuchung aus gegenüber anderen bezeichnende Abweichungen aufweist. Wenn man bezeichnende Abweichungen zwischen Nordamerika und Europa zu bestimmen sucht, wird man sie als verschiedene Kulturen behandeln, angenommen aber, das Interesse richte sich auf bezeichnende Abweichungen zwischen, sagen wir, Paris und Marseille, dann können die beiden Stadteinheiten vorübergehend auch wie zwei kulturelle Einheiten behandelt werden. Ein und dieselbe Menge von Individuen steht, vorausgesetzt, dass sie in Zeit und Raum objektiv gegeben ist, gleichzeitig in mehreren Kultursystemen: in einem universellen, einem kontinentalen, einem nationalen, einem provinziellen und lokalen, schließlich in einem familiären, konfessionellen, politischen und so fort.
Dieses Zitat ist gerade in seiner gesamten Länge wichtig, da es vollständig darzulegen hilft welche Problemfelder sich für die Übertragung des kulturellen Kontextes von Placha für die Übersetzer ergeben haben mussten. Die Handlung des Romans spielt in den Steppen Kasachstans, in Kirgisien und Russland - das sind nach Lévi-Strauss' Verständnis jede für sich unterschiedliche Kulturen, die Unterschiedliches implizieren. Eine weitere kulturelle Einheit bildet die Sowjetunion als einheitliches Gebilde, das in seiner Gesamtheit auf die oben erwähnten kulturellen Einheiten einwirkt. Weiterhin gehören die Protagonisten des Romans verschiedenen Kulturen an, der Ex-Seminarist Avdij der russischen, der Hirte Boston der kirgisischen. Auf der einen Seite gibt es eine Menge Interferenzen: So ist Leningrad zum Zeitpunkt der Romanverfassung ein Bestandteil der Sowjetunion, auf der anderen Seite bringt jede dieser "kulturellen Einheiten" Eigenheiten mit sich, die Aitmatov zu übertragen versucht. Da das Übersetzen im gesamtkulturellen Kontext stets eine Form des metakommunikativen Handelns darstellt, erzeugt diese Mehrschichtigkeit der kulturellen Ebenen einen Informationsstrom, der in komplexer Form Informationen über das Original liefert (vgl. Popovic, zit. Nach Wilss 1981: 86). Daraus ergeben sich verschiedene Bedeutungsebenen, die im besten Fall alle dem Leser der Übersetzung (in)direkt überliefert werden sollen. Dass dies nicht immer gelingen kann und manchmal bedeutet, dass bei der Übersetzung Änderungen erfolgen müssen zeigt das folgende Beispiel von Holz-Mänttäri: Das Werk des kolumbianischen Nobelpreisträgers García Márquez wurde ins Deutsche übersetzt. García Márquez schrieb sozialkritische Romane über die Zustände seiner Heimat und wollte damit gewiss seinen Landsleuten einen Spiegel vorhalten und auf Missstände in seinem Land aufmerksam machen. Doch die Übersetzung könnte, so Holz-Mänttäri, diese Funktion nicht mehr erfüllen, denn eine deutsche Fassung wird in erster Linie für die Deutschen in Europa hergestellt. Ihnen kann man aber nicht sagen: "Seht wie die Lage in Kolumbien ist und bessert sie!" Denn die ursprüngliche Botschaft von Márquez liegt ja genau darin: Schaut wie es in eurer Heimat aussieht, was für einen deutschen Leser Unsinn wäre. So kann man den Deutschen vielleicht fragen: Wenn die Lage in Kolumbien so ist, inwiefern seid ihr davon betroffen? Die Sozialkritik bekommt in der Übersetzung eine ganz andere Funktion.
Der zweite Umstand, der zu gewissen Änderungen verleitet ist die Tatsache, dass Kolumbien für Europäer im Normalfall nicht gut bekannt, sondern exotisch und unbekannt ist (vgl. 1984: 76-79). Projiziert man dieses Beispiel auf Placha und die deutschen Übersetzungen, so kommt man zu teils ähnlichen Schlüssen. D


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.