Strindberg / Steinfeld | Unter französischen Bauern | Buch | 978-3-8218-6214-9 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 290, 288 Seiten, Schuber, Format (B × H): 131 mm x 223 mm, Gewicht: 449 g

Reihe: Die Andere Bibliothek

Strindberg / Steinfeld

Unter französischen Bauern

Eine Reportage. Mit einem Essay von Thomas Steinfeld

Buch, Deutsch, Band 290, 288 Seiten, Schuber, Format (B × H): 131 mm x 223 mm, Gewicht: 449 g

Reihe: Die Andere Bibliothek

ISBN: 978-3-8218-6214-9
Verlag: AB Die Andere Bibliothek


Ein neugieriger und zugleich melancholischer Blick auf das ländliche Frankreich So ziemlich alles hätten wir von Strindberg erwartet: daß sich in einer Stockholmer Dach-kammer eine Romanfassung von Fräulein Julie fände, oder ein unterschlagenes Drama aus seinen Pariser Boh'me-Jahren, alles: nur nicht die Studie über die Lage der französischen Bauern, die Thomas Steinfeld, einer der hellhörigsten unter den Kennern der skandinavischen Kultur, wiederentdeckt hat. Im Jahre 1912 ist sie zum ersten Mal zugleich in schwedischer und deutscher Sprache erschienen. Aber was trieb Strindberg von Paris aufs Land' Was be-wegte ihn, sich für lange Wochen in einem Dorf anzusiedeln und mit den Bauern über ihre Probleme zu diskutieren' Weite Regionen per pedes apostulorum zu durchwandern und hinterher Bibliotheken über die Grundfragen der Landwirtschaft zu durchforschen' Er wurde zum Reporter, weil er wissen wollte, ob es das gibt, was wir als 'Fortschritt' begreifen, er suchte das Gespräch mit Darwin und Marx und Lasalle und Haeckel. Ein Glücksfall immer-hin, daß er Frankreich als das Bauernland schlechthin entdeckte - und das es in einem Winkel seiner Seele bis heute noch immer ist, zumal am Wochenende, wenn sich Arbeiter und Bürger wie eh und je in ihr Häuschen in der Campagne zurückziehen: bei Strindberg ist es präsent, dieses ländliche Frankreich, das wir lieben.
Strindberg / Steinfeld Unter französischen Bauern jetzt bestellen!

Zielgruppe


Hobby/Freizeit

Weitere Infos & Material


Es war ein Maimorgen des vorigen Jahres (1885) in Paris. Ich hatte meinen Morgenspaziergang nach dem Montmartre hinauf gemacht, um auf der Galette Kaffee zu trinken und meinen "Figaro" zu lesen. Unter der Windmühle ließ ich mich an einem hinkenden Tische nieder; während ich auf den Garçon wartete, warf ich einen Blick hinunter über die cité-m're, den Mittelpunkt der Welt, den ich seit zehn Jahren nicht von dieser Höhe betrachtet hatte. Da lag das Wunder der Kultur, das moderne Babel, stets gleichermaßen schön, gleichermaßen lockend, gleichermaßen abstoßend. Die Strahlenbündel der Morgensonne brachen durch den Rauch von zweiundsiebzigtausend Gebäuden und erleuchteten deren vier Millionen Fenster. Vermutlich schlugen dreiundvierzigtausend Mägde die achtundsechzigtausend Türen der Mieter zu, um einer Million zweiundzwanzigtausend Mietern den Morgenkaffee zu servieren. (Vermutlich hatten die vierhundertfünfzigtausend Arbeiter schon vor mehreren Stunden ihren Morgenkaffee getrunken, bevor sie zur Arbeit gingen.) Die vergoldete Kuppel des Invalidendoms wurde von der glühenden Sonne in Brand gesteckt; der "Ruhm" und die "Unsterblichkeit" auf dem Opernhaus flammten durch den Rauch; der Triumphbogen öffnete sein Tor auf ein Gebäude hin, das noch nicht da ist; darüber aber schwebt im Winde eine leichte schwarze Wolke, wie wenn die Mücken am Sommerabend über den Baumwipfeln tanzen. Inmitten des Bogens steht ein Gegenstand, der sonst dort nicht zu sehen ist, ein Katafalk, auf dem ein Sarg ruht mit einer Leiche, die nicht da ist: die Leiche eines Mannes, der am Tor zu dem Hause stand, das er niemals unter Dach sehen sollte.


August Strindberg, geboren 1849 in Stockholm, starb 1912.

Thomas Steinfeld, geboren 1954, leitet das Ressort "Literatur und literarisches Leben" im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.