Weber | Das Kreuz der spekulativen Erkenntnis. Auslegungen zu Franz von Baaders "Vorlesungen über religiöse Philosophie". Zweiter Teil | Buch | 978-3-95935-528-5 | sack.de

Buch, Deutsch, 252 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 419 g

Weber

Das Kreuz der spekulativen Erkenntnis. Auslegungen zu Franz von Baaders "Vorlesungen über religiöse Philosophie". Zweiter Teil

Eine Einführung in die christliche Theosophie V

Buch, Deutsch, 252 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 419 g

ISBN: 978-3-95935-528-5
Verlag: disserta verlag


Zwei grundlegende Einsichten lassen sich aus den Ausführungen Baaders in der 19. Vorlesung ableiten: Es gibt eine okkulte Offenbarungstradition und das, was Gegenstand der Offenbarungsgeschichte ist, ist nicht die Offenbarung selbst. Denn Offenbarungsgeschichte bezeichnet das Gesetz, unter welchem sich der menschheitsgeschichtliche Zerfall der Offenbarung vollzieht. Sie steht somit im Zeichen einer Urverdrängung des Wesens des Unbewussten. Und sie bleibt ihrem Verdrängungs-Schicksal verfallen, solange das okkulte Wesen des Unbewussten selbst unerkannt und ungedacht bleibt. Dass die Beiträge der modernen Tiefenpsychologie zur Erforschung des Unbewussten nicht hinreichen, um die Verdrängung der Offenbarung selbst zu brechen, leuchtet ein. Vielmehr trägt die Begriffswelt der Psychoanalyse selbst nicht unerheblich zur phylogenetischen Verdrängung der wahren Ursprünge von Religion bei. Die menschheitsgeschichtliche Urverdrängung des Unbewussten aufgrund eines Willens zur Gegenoffenbarung legt der Autor dar anhand der kabbalistischen Deutung des biblischen Narrativs vom „Sterben der Könige von Edom“ (Gen. 36, 29 ff.), welche die Abhandlung „Idra Rabba“ des Sohar überliefert. In dem Untergang der edomitischen Urwelten, die als untergehende zugleich die Hierarchienkette einer Tradition von Gegenoffenbarung bilden, findet das okkulte Schicksal der Menschheitsgeschichte seinen tiefsten symbolischen Ausdruck.
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Textprobe:
Kapitel These 15:
Fortsetzung der Auslegung:
["Mit der Identitätslehre als der Lehre vom selbstbewusstseienden oder beisichselberseienden Geiste stimmt jener ältere Satz überein: dass jedes primitive und vollendete (begreifende) Erkennen ein genetisches ist oder dass der Hervorbringende nur als hervorbringend oder im Hervorbringen sich und das Hervorgebrachte weiss." ]
Wie ist das "Denken selbst" im Menschen denkbar, da dieses Etwas, was der Menschen sein Denken nennt, selbst nicht das "Denken selbst" sein kann? Das Denken ist keine ontologisch verbürgte Fähigkeit des Menschen, die diesem ein für alle Mal zueigen ist. Das Denken als das "Nichts vom Menschen" erst macht die okkulte Ureigenwesenheit des "Denkens selbst" aus, aus der allein der Mensch wiedergeboren werden kann. Der Mensch als gefallener hat keinen Zugang zum Denken selbst. Daraus erklärt sich seine AutonomieBestrebung, die sich an der Göttlichkeit des Denkens selbst zwangsläufig versündigen muss. In dieser Strebung greift der Mensch zurück auf das Denken als auf das "Etwas" seines von ihm als "seiend" angenommenen Scheinwesens.
So gleicht dies der Heraufkunft der Finsterniskräfte aus den Seelenabgründen zur Bildung eines idolatrischen UnwesensEtwas von Denken, in dem sich das Denken - sich widerspiegelnd - selbst täuscht und vom Wege der Gotteserkenntnis abspaltet. Die Annahme, dass das Denken sein eigenes Unwesen durchbrechen und ein Etwas von sich zum Vorschein bringen (objektifizieren) könne, ist fester Bestandteil der UrSelb[Un]wesensSelbstverfinsterung, durch die das okkultierte Wesen des Denkens über sich selbst archontisch herrscht. Die SelbstZusprechung des Denkens durch den Menschen bezeichnet die hierurgische Anrufung des Unwesens des Denkens selbst als eine magische Vertiefung in die ErkenntnisVerwerfung des vom fleischgewordenen Wort der Gottheit im Menschen gezeugten Denkens. Was aber, wenn der Mensch diese denkureigenwesensbildende und -einpflanzende Tätigkeit des göttlichen Logos, die schlechthin dessen Menschwerdung im Menschen selbst ist, in sich verhindert, durch sich selbst verwirft? Dann allerdings schafft sich die ErkenntnisVerwerfung des archontischen Denkens die Form, in der sie zum Etwas ihrer eigenen UnwesensDurchbrechung wird. Dies heißt aber nichts anderes, als dass sie die Archontik ihrer eigenen DenkOhnmächtigkeit durch das scheinbare "Etwas von UnwesensDurchbrechung" aufheben zu können vorgibt. Dieses "Etwas" eigener Unwesens-Durchbrechung ist somit der Höhepunkt einer in der eigenen Verwerfung göttlicher Erkenntnis wurzelnden Philosophie, die aber damit okkultes Bildungsprinzip von Gegenoffenbarung ist. Wenn Baader in der 15. These das ursprüngliche und vollkommene Erkennen als ein genetisches bezeichnet und dieses zugleich als das (allein) "begreifende" definiert, so heißt dies in Umkehrung, dass die Lüge eine nicht genetische und nicht-organische Hervorbringung von Wahrheit durch den Bildungstrieb des Willens voraussetzt. Denn untrügliches Kennzeichen von Wahrheit ist die organische Verknüpfung des Hervorbringenden und des Hervorgebrachten durch das beide als Einheit in sich fassende und zurücknehmende "Denken selbst". Ein weiteres Wesens-Kriterium dieser Wahrheit ist ihre Göttlichkeit.
Aus diesem Wesensmerkmal der Denkureigenwesens-Wahrheit folgt notwendig deren Einzigkeit, nicht nur deren Einheit. Denn in der Einzigkeit erst stellt sich die vom Denken hervorgebrachte Einheit als das sich fortpflanzende Licht der Offenbarung selbst - als die okkulte Tradition des "Denken selbst" - heraus und zugleich dar. Die sich als einzigkeitliche oder göttliche Wahrheit herausstellende Hervorbringung der Wahrheit durch das Denken erbringt den Beweis dafür, dass ein solches Denken nur das "Denken selbst" sein kann, nur das "Denken selbst" in seinem Ursprungskern ist. Und eben nur dann ist Wahrheit in der Organizität ihrer genetischen Entstehung aus dem sich durch seine Zeugungskraft seiner selb


Jörg Weber wurde 1956 in Erding geboren. Von 1976 bis 1983 studierte er Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Er schloss sein Studium mit einer Arbeit über Franz Overbecks Kritik des Christentums ab. Danach promovierte er zum Dr. phil. in Religionswissenschaft mit einer Monographie über dieselbe Thematik. Es folgten Lehraufträge an der Freien Universität und an verschiedenen Bildungseinrichtungen. 1996 nahm er in München das Studium der orthodoxen Theologie auf und schloss es 2001 ab. 2013 promovierte er mit einer Arbeit über die Mystagogie des Dionysius Areopagita zum Doktor der Theologie. Weber ist Vertreter der okkulten Offenbarungstradition des Christentums. Dabei kommt der Exegese von Werken Franz von Baaders und anderer Autoren der christlichen Kabbala zentrale Bedeutung zu. Angesichts der inneren Gespaltenheit des modernen Menschen verweist er in seinen Vorträgen immer wieder auf den therapeutischen Aspekt der okkulten Lehre.


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