Wirtz / Kohlmann / Salewski | Psychologie in der Gesundheitsförderung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 800 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Wirtz / Kohlmann / Salewski Psychologie in der Gesundheitsförderung

E-Book, Deutsch, 800 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-456-95770-8
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



In dem Lehrbuch geben Experten und Expertinnen aus Forschung, Lehre und Praxis einen umfassenden Einblick in die Psychologie der Gesundheitsförderung. In 70 Kapiteln wird das psychologische Wissen zur Gesundheitsförderung an der Schnittstelle zu Medizin, Soziologie und Pädagogik präsentiert. Ein breites Spektrum an Settings, altersgruppenspezifischen Themen sowie Erkrankungs- und Störungsbildern wird aus der Perspektive des aktuellen biopsychosozialen Gesundheitsverständnisses und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Formen der Gesundheitsförderung und Prävention beleuchtet.Aus dem InhaltVerständnis von Gesundheit Zentrale Begriffe und Konstrukte der Gesundheitsförderung Modelle und Methoden zur Förderung des Gesundheitsverhaltens Maßnahmen zur Förderung des Gesundheitsverhaltens Gesund aufwachsen Gesund leben und arbeiten Gesund im Alter Das Lehrbuch wendet sich an Studierende und Fachkräfte gesundheitsbezogener Disziplinen wie Gesundheitsförderung, Gesundheitsmanagement, Gesundheitspädagogik, Gesundheitswissenschaft, Medizin, Pflegewissenschaft, Psychologie, Public Health oder Rehabilitationswissenschaften sowie an einen breiteren Akteurskreis, der sich mit Fragen der Förderung von Gesundheit beschäftigt.
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Zielgruppe


Fachkräfte und Studierende gesundheitswissenschaftlicher Disziplinen (z. B. Medizin, Public Health, Gesundheitspsychologie, Pflegewissenschaften, Sozial- und Gesundheitspädagogik, Gesundheitsförderung)

Weitere Infos & Material


1;Psychologie in der Gesundheitsförderung;2
1.1;Nutzungsbedingungen;6
1.2;Inhaltsverzeichnis;7
1.3;Vorwort;13
1.4;Gesundheitsförderung und Prävention – die psychologische Perspektive;15
1.5;Teil I: Verständnis von Gesundheit;31
1.5.1;I.1 Gesundheitsbezogenes Verhalten (Christel Salewski & Mareile Opwis);33
1.5.2;I.2 Gesundheitseinstellungen und -überzeugungen (Benjamin Schüz);47
1.5.3;I.3 Gesundheitskompetenz (Renate Soellner & Georg Rudinger);61
1.5.4;I.4 Gesundheitsziele (Christel Salewski & Markus Antonius Wirtz);75
1.5.5;I.5 Salutogenese und Ressourcenorientierung (Toni Faltermaier);87
1.5.6;I.6 Motivation für gesundheitsförderliches Verhalten (Sonia Lippke & Julius Steinkopf);101
1.5.7;I.7 Interozeption (Olga Pollatos & Dana Fischer);115
1.6;Teil II: Zentrale Begriffe und Konstrukte der Gesundheitsförderung;127
1.6.1;II.1 Selbstwirksamkeit (Matthias Jerusalem);129
1.6.2;II.2 Empowerment (Rüdiger Meierjürgen & Andrea Warnke);143
1.6.3;II.3 Lebensqualität und Wohlbefinden (Monika Bullinger & Anna Levke Brütt);157
1.6.4;II.4 Stress und Stressbewältigung (Carl-Walter Kohlmann & Heike Eschenbeck);171
1.6.5;II.5 Persönlichkeit, Selbstregulation und Gesundheit (Daniel Groß & Carl-Walter Kohlmann);185
1.6.6;II.6 Geschlecht und Geschlechterrollen (Heike Spaderna & Monika Sieverding);201
1.6.7;II.7 Soziale Unterstützung (Janina Lüscher & Urte Scholz);215
1.6.8;II.8 Positive Psychologie (Willibald Ruch & Fabian Gander);229
1.7;Teil III: Modelle und Methoden zur Förderung des Gesundheitsverhaltens;243
1.7.1;III.1 Modelle des Gesundheitsverhaltens (Silke Heuse & Nina Knoll);245
1.7.2;III.2 Verhaltens- und Verhältnisprävention (Kevin Dadaczynski & Peter Paulus);259
1.7.3;III.3 Gesundheitsinformationund Risikokommunikation (Jördis M. Zill, Juliette Bernardini & Martin Härter);271
1.7.4;III.4 Maßnahmenentwicklung und Technikender Verhaltensänderung (Birte Dohnke & Wiebke Göhner);283
1.7.5;III.5 Gesundheitspsychologische Diagnostik (Matthias Jerusalem, Carl-Walter Kohlmann & Andreas Schwerdtfeger);299
1.8;Teil IV: Maßnahmen zur Förderung des Gesundheitsverhaltens;313
1.8.1;IV.1 Gesundheitscoaching und motivierende Gesprächsführung (Gert Kaluza);315
1.8.2;IV.2 Interventionen zur Förderung gesundheitsrelevanten Verhaltens in den Bereichen Bewegung und Ernährung (Wiebke Göhner & Reinhard Fuchs);329
1.8.3;IV.3 Erklärung und Veränderungvon Präventionsverhalten (Cornelia Betsch, Philipp Schmid,Cindy Holtmann, Dorothee Heinemeier & Lars Korn);343
1.8.4;IV.4 Förderung von Lebenskompetenzen (Rhea-Katharina Knauf, Hanna Hofmann & Heike Eschenbeck);357
1.8.5;IV.5 Patientenschulungsprogramme (Andrea Reusch & Heiner Vogel);371
1.8.6;IV.6 Gesundheitskampagnen (Heinz Bonfadelli);385
1.8.7;IV.7 Internet- und mobilebasierte Interventionen (Matthias Domhardt, David Daniel Ebert & Harald Baumeister);399
1.8.8;IV.8 Partizipation und Gesundheitsförderung (Stefan Immerfall, Julika Loss & Ulla Simshäuser);413
1.8.9;IV.9 Achtsamkeit (Johannes Michalak, Johannes Graser & Thomas Heidenreich);427
1.9;Teil V: Gesund aufwachsen;439
1.9.1;V.1 Eltern und Familie (Ulf Kieschke & Barbara Reichle);441
1.9.2;V.2 Gesundheit und Gesundheitsförderung in der Kindertageseinrichtung (Maike Rönnau-Böse, Janina Strohmer & Klaus Fröhlich-Gildhoff);453
1.9.3;V.3 Kindheit (Petra Warschburger);467
1.9.4;V.4 Schule als Handlungsfeld psychologischer Gesundheitsförderung (Waldemar Mittag & Steffen Schaal);481
1.9.5;V.5 Jugend (Arnold Lohaus);495
1.10;Teil VI: Gesund leben und arbeiten;509
1.10.1;VI.1 Partnerschaft und soziales Netz (Guy Bodenmann);511
1.10.2;VI.2 Betriebliche Gesundheitsförderung (Grit Tanner & Eva Bamberg);525
1.10.3;VI.3 Gesundheitsfördernde Hochschule (Stephanie Schluck & Ute Sonntag);537
1.10.4;VI.4 Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen (Andrea Reusch & Hermann Faller);551
1.10.5;VI.5 Gesundheitsförderung bei Menschen mit Intelligenzminderung (Melanie Jagla & Gabriele Helga Franke);565
1.10.6;VI.6 Soziale Ungleichheit und Diversität (Marieke van Egmond, Anette Rohmann & Birte Siem);575
1.10.7;VI.7 Migration und Interkulturalität (Jan Ilhan Kizilhan);589
1.11;Teil VII: Gesund im Alter;605
1.11.1;VII.1 Höheres Alter (Markus Wettstein & Hans-Werner Wahl);607
1.11.2;VII.2 Psychologische Aspekte von Pflege (Eva Mir);619
1.12;Teil VIII: Psychologische Aspekte der Prävention und Gesundheitsförderung bei ausgewählten Krankheits- und Störungsbildern sowie in Anwendungsfeldern;631
1.12.1;VIII.1 Alkohol- und Tabakmissbrauch (Anneke Bühler);633
1.12.2;VIII.2 Atemwegserkrankungen (Heidrun Lingner, Daniel Nowik & Gundula Ernst);637
1.12.3;VIII.3 Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Rainer Sachse);641
1.12.4;VIII.4 Chronischer Schmerz (Birgit Kröner-Herwig);645
1.12.5;VIII.5 Demenzielle Erkrankungen (Claudia Wendel);649
1.12.6;VIII.6 Dermatologische Erkrankungen (Christel Salewski);653
1.12.7;VIII.7 Diabetes mellitus (Dominic Ehrmann, Norbert Hermanns & Bernhard Kulzer);657
1.12.8;VIII.8 Entwicklungsstörungen: Bindungsstörungen im Kindes- und Jugendalter (Peter Zimmermann & Alexandra Iwanski);661
1.12.9;VIII.9 Entwicklungsstörungen: Dissoziales Verhalten im Kindes- und Jugendalter (Andreas Beelmann);665
1.12.10;VIII.10 Erkrankungen des Bewegungsapparates (Matthias Morfeld);669
1.12.11;VIII.11 Essstörungen und Adipositas (Petra Warschburger);673
1.12.12;VIII.12 HIV/Aids (Stefan Zippel);677
1.12.13;VIII.13 Kardiovaskuläre Erkrankungen (Stefan Höfer);681
1.12.14;VIII.14 Mundhygiene und Mundgesundheit (Renate Deinzer);685
1.12.15;VIII.15 Neurologische Erkrankungen (Lutz Jäncke);689
1.12.16;VIII.16 Operationsvorbereitung (Claus Vögele);693
1.12.17;VIII.17 Psychische Störungen am Arbeitsplatz (Stefan Leidig);697
1.12.18;VIII.18 Schlaf und Schlafstörungen (Elisabeth Hertenstein & Dieter Riemann);701
1.12.19;VIII.19 Sexuelle Funktionsstörungen (Katja Brenk-Franz);705
1.12.20;VIII.20 Transplantationen (Christiane Kugler & Heike Spaderna);709
1.12.21;VIII.21 Tumorerkrankungen (Joachim Weis);713
1.12.22;VIII.22 Urologische Erkrankungen (Friederike Kendel & Silke Heuse);717
1.12.23;VIII.23 Verhaltenssucht (Tobias Hayer);721
1.13;Teil IX: Evidenzbasierung, Evaluation und Qualitätssicherung, Forschungspraxis;725
1.13.1;IX.1 Evidenzbasierte Entscheidungen (Thorsten Meyer);727
1.13.2;IX.2 Konzepte und Modelle der Evaluation und Qualitätssicherung (Markus Antonius Wirtz);739
1.13.3;IX.3 Methodenpraxis im Rahmen empirischer Forschung, Evaluation und Qualitätssicherung (Markus Antonius Wirtz);755
1.14;Nachwort: Megatrend Gesundheit;769
1.15;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;773
1.16;Sachwortverzeichnis;783


I.1
Gesundheitsbezogenes Verhalten
Christel Salewski & Mareile Opwis Gesundheitsbezogenes Verhalten ist der zentrale Gegenstand psychologischer Gesundheitsförderung und schließt alle Handlungen ein, durch die der eigene Gesundheitszustand direkt oder indirekt beeinflusst wird: zum Beispiel das Ausüben regelmäßiger körperlicher Bewegung zur Steigerung des Wohlbefindens, die Einhaltung der ärztlich verordneten Behandlungsvorschriften bei einer chronischen Erkrankung, die Gestaltung einer möglichst vielseitigen und nährstoffreichen Ernährung, aber auch der Aufbau funktionaler sozialer Beziehungen oder die Nutzung eines Regenschirms bei schlechtem Wetter. Das gesundheitsbezogene Verhalten wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst, wie den Einstellungen und Überzeugungen gegenüber der Gesundheit (Kap. I.2), der Gesundheitskompetenz (Kap. I.3) oder den Gesundheitszielen (Kap. I.4). Auch die eigene körperliche und psychische Verfassung, zum Beispiel das Vorliegen einer akuten oder chronischen Erkrankung, kann Einfluss darauf nehmen, ob und welches Verhalten gezeigt wird. Daneben haben weitere, weniger veränderbare Variablen wie zum Beispiel das Geschlecht (Kap. II.6) oder die Persönlichkeit (Kap. II.5) ebenso Auswirkungen auf das gesundheitsbezogene Verhalten. In verschiedenen theoretischen Modellen zur Vorhersage von Gesundheitsverhalten (Kap. III.1) wird jeweils eine spezifische Auswahl von Einflussfaktoren und deren Assoziation mit dem Gesundheitsverhalten als Wirkgefüge angenommen, um gesundheitsrelevantes Verhalten zu erklären und vorherzusagen. Damit werden in diesen Modellen Stellschrauben identifiziert, mittels derer ein bestimmtes gesundheitsbezogenes Verhalten durch theoriebasierte Interventionen hervorgerufen (z.B. mit dem Joggen zu beginnen), verändert (z.B. häufigere Dentalpflege) oder abgebaut werden kann (z.B. Tabakkonsum). Bereits diese kurz skizzierte Einordnung veranschaulicht, dass sich gesundheitsbezogenes Verhalten auf verschiedene Inhaltsbereiche bezieht sowie hinsichtlich seiner Konkretheit und Komplexität variiert. In diesem Kapitel werden folgende sehr grundsätzliche Fragen adressiert: Welche Erkenntnisse zum Zusammenhang von bestimmten Verhaltensweisen mit Gesundheit und Krankheit liegen vor? Welche Definitionen gesundheitsbezogenen Verhaltens wurden bisher vorgeschlagen? Was sind zentrale Merkmale verschiedener gesundheitsbezogener Verhaltensweisen und wie lassen sich diese Merkmale systematisieren? Welche gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen werden häufig gemeinsam praktiziert? Was sind gesundheitsbezogene Lebensstile? I.1.1
Verhalten und seine gesundheitlichen Folgen
Die meisten der bisher angeführten Beispiele gesundheitsbezogenen Verhaltens sind Gegenstand aktueller (gesundheits-)psychologischer Forschung und Interventionsentwicklung. Nicht immer waren die Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Verhalten und Gesundheit so umfassend, detailliert und allgemein bekannt wie heutzutage. So wurde etwa erst 1964 durch den vom US-amerikanischen Senat in Auftrag gegebenen Terry-Report der empirisch gesicherte Zusammenhang zwischen Tabakrauchen und einer deutlich erhöhten Sterblichkeit in die öffentliche Diskussion eingebracht (United States Public Health Service, 1964). In den Jahrzehnten davor war von der US-amerikanischen Tabakindustrie die Unschädlichkeit des Rauchens in offensiven Werbekampagnen propagiert worden, die ihre Aussagen mit Hinweisen auf die Beliebtheit bestimmter Marken bei Ärztinnen und Ärzten und die scheinbare wissenschaftliche Absicherung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Tabak untermauerten (Gardner & Brandt, 2006; Abb. I.1.1). Abbildung I.1.1: Zigarettenwerbung der US-amerikanischen Tabakindustrie vor 1960. (Links: Werbekampagne „More Doctors Smoke Camels“ aus dem Jahr 1952. Rechts: Werbekampagne „20.679 Physicians“ aus dem Jahr 1930). Aus Stanford Research Into the Impact of Advertising (SRITA). Verfügbar unter http://tobacco.stanford.edu Dieses Beispiel zeigt sehr anschaulich, dass nicht nur die wissenschaftliche Datenlage, sondern auch die Interessen von Akteuren wie Regierungsorganisationen oder Industriekonzernen Einfluss auf gesellschaftliche Normen in Bezug auf ein spezifisches (gesundheitsrelevantes) Verhalten nehmen können (Anderson, 2010). Mittlerweile ist die Annahme, dass Gesundheit nicht schicksalhaft oder genetisch vorbestimmt ist, sondern durch das Wechselspiel zwischen Prädisposition und individuellem Verhalten bedingt wird, vielfältig bestätigt worden. Dies geht mit einer intensiven Beschäftigung mit der hierbei veränderbaren Komponente, dem Verhalten, einher (Kaplan, 1990). Dabei wurde anfänglich das Augenmerk überwiegend auf Verhalten gelegt, das für die Betroffenen und die Gesellschaft deutlich spürbare materielle und nicht materielle Kosten (im Sinne von Gesundheitsbeeinträchtigungen, krankheitsbezogenen Behandlungskosten, Einbußen an Lebensqualität, Fehltagen etc.) nach sich ziehen kann. Ebenso wurde in den Blick genommen, welche positiven Konsequenzen das Unterlassen von potentiell gefährdendem Verhalten haben kann. In einer frühen und oft zitierten Arbeit von Belloc und Breslow (1972) wurde mit den Daten der Alameda County Study, einer über mehrere Jahrzehnte durchgeführten Längsschnittstudie, der Zusammenhang zwischen einer Reihe von gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen und dem Gesundheitszustand von Menschen in einer Gemeinde in Kalifornien überprüft. Hier stellten sich folgende sieben Verhaltensweisen (die „Alameda seven“) als relevant für einen guten Gesundheitszustand heraus: genügend Schlaf, Nichtrauchen, geringer Alkoholkonsum, regelmäßige körperliche Betätigung, regelmäßiges Frühstück, Verzicht auf Zwischenmahlzeiten und Normalgewicht. Jedes einzelne Verhalten zeigte Zusammenhänge mit einem über verschiedene Indikatoren hinweg gemittelten Gesundheitswert. Darüber hinaus waren die Effekte auch additiv: Personen, die alle sieben Verhaltensweisen praktizierten, hatten einen annähernd doppelt so guten Gesundheitswert im Vergleich zu Personen, die keines der Verhaltensweisen zeigten. Eine neuere, ebenfalls längsschnittlich angelegte Studie mit mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich über einen Zeitraum von elf Jahren erstreckte, untersuchte den Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Erkrankungen und Krebserkrankungen auf der einen Seite und Nichtrauchen, ausreichender Bewegung, moderatem Alkoholkonsum und gesunder Ernährung (fünfmal am Tag Verzehr von Obst oder Gemüse) auf der anderen Seite. Personen, die jede dieser vier gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen ausführten, hatten im Vergleich zu Personen, die keine dieser Verhaltensweisen praktizierten, ein Viertel des Sterblichkeitsrisikos, was einem Unterschied von 14 Jahren bezogen auf die Lebenserwartung entsprach (Khaw et al., 2008). Die World Health Organization (WHO) veröffentlichte 2009 eine Studie über globale Risikofaktoren und deren Zusammenhänge mit Erkrankungshäufigkeiten und Sterblichkeit. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigten unter anderem, dass weltweit acht Risikofaktoren, die unmittelbar verhaltensbezogen sind oder durch Verhalten verursacht werden, für 61% der tödlich verlaufenden kardiovaskulären Erkrankungen während des Studienzeitraums verantwortlich waren: Alkoholkonsum, Tabakrauchen, hoher Blutdruck, hoher Body-Mass-Index, hohe Cholesterinwerte, hoher Blutzucker, geringer Obst- und Gemüseverzehr und körperliche Inaktivität. Auch die häufigsten Todesursachen in Europa – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen und Diabetes mellitus – werden maßgeblich durch Verhaltensweisen wie ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung oder den Konsum bestimmter Genussmittel beeinflusst (Organisation for Economic Co-operation and Development/European Union, 2016). Die Resultate der genannten und weiterer Studien zeigen, dass es heute belastbare, da durch Empirie erhärtete, Hinweise dafür gibt, dass spezifische Verhaltensweisen – vor allem Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Fehlernährung und Bewegungsarmut – in einem deutlichen Zusammenhang mit Erkrankungen und potentiellen langfristigen Einschränkungen der Gesundheit stehen. Diese Verhaltensweisen sind daher als gesundheitsbezogenes Verhalten einzustufen, das aufgrund seiner negativen Konsequenzen individuell und gesamtgesellschaftlich bedeutsam ist. I.1.2
Begriffsbestimmungen: Was genau ist eigentlich gesundheitsbezogenes Verhalten?
Die meisten Menschen – Laien wie Fachleute – werden darin übereinstimmen, dass Zähneputzen, das Anlegen von Sicherheitsgurten, regelmäßige Bewegung oder der häufige Konsum von Obst und Gemüse ebenfalls gesundheitsbezogen sind, und zwar in einem explizit gesundheitsförderlichen Sinn. Es lassen sich somit zwei wesentliche grundlegende Funktionen gesundheitsbezogenen Verhaltens unterscheiden: Gesundheitsschädigung (oder -gefährdung) und Gesundheitsförderung (oder -erhaltung). Gesundheitsschädigungen oder -gefährdungen können durch das Praktizieren von Risikoverhalten oder das Unterlassen von gesundheitsförderlichem Verhalten entstehen. Gesundheitsförderung oder -erhaltung wird durch das Ausüben von Verhalten ermöglicht, das gezielt zur Verbesserung der Gesundheit eingesetzt wird, oder aber durch das Unterlassen von gesundheitsschädigendem Verhalten. Der Blick...


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