Ahrens-Eipper / Leplow / Nelius | Mutig werden mit Til Tiger | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band Band 22, 168 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

Ahrens-Eipper / Leplow / Nelius Mutig werden mit Til Tiger

Ein Trainingsprogramm für sozial unsichere Kinder

E-Book, Deutsch, Band Band 22, 168 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

ISBN: 978-3-8409-2247-3
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ziel dieses verhaltenstherapeutischen Trainings ist es, sozial unsicheren Kindern mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln, Vermeidungstendenzen abzubauen, neue praktische Handlungsstrategien aufzubauen und den Einsatz vorhandener Kompetenzen in sozialen Situationen zu fördern. Das Training ist für Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zehn Jahren konzipiert und bei Sozialer Unsicherheit, Sozialer Phobie, Störung mit sozialer Ängstlichkeit und Störung mit Trennungsangst einsetzbar. Das Trainingsprogramm unterscheidet sich von bisherigen Therapieprogrammen durch den Einsatz des 'Tigers' als Identifikationsfigur und Modell. In zwei Einzelstunden und neun Gruppenstunden üben die Kinder gezielt selbstsicheres Verhalten ein. Zahlreiche Arbeitsmaterialien und Beispiele erleichtern die Umsetzung des Trainings in der Praxis. Die Neuauflage erläutert zudem, wie das Tiger-Training im Einzelsetting angewendet werden kann und liefert die Arbeitsmaterialien zum direkten Ausdrucken auf einer CD-ROM.
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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Vorwort des Zweitautors;8
3;Vorwort zur 2. Auflage;8
4;Kapitel 1 Einführung;9
5;Kapitel 2 Klinische Symptomatik, Klassifikation und Epidemiologie;11
5.1;2.1 Das Erscheinungsbild der Sozialen Unsicherheit;11
5.2;2.2 Abgrenzung Sozialer Unsicherheit von verwandten Konzepten;13
5.3;2.3 Epidemiologie;18
5.4;2.4 Komorbidität;20
5.5;2.5 Verlauf;21
5.6;2.6 Risiko- und Einflussfaktoren;24
6;Kapitel 3 Entstehung und Aufrechterhaltung Sozialer Unsicherheit;27
6.1;3.1 Das Prozessmodell nach Hinsch und Pfingsten;27
6.2;3.2 Das Modell der sozialen Phobie von Clark und Wells;28
6.3;3.3 Das kognitiv-behaviorale Modell nach Döpfner;29
6.4;3.4 Das biologische Modell der Verhaltenshemmung: "Behavioral Inhibition";31
6.5;3.5 Ein multimodales Erklärungsmodell;33
7;Kapitel 4 Diagnostik und Therapiekontrolle;37
7.1;4.1 Besonderheiten bei der Diagnostik von Sozialer Unsicherheit;37
7.2;4.2 Das Erstgespräch;37
7.3;4.3 Indikation und Kontraindikationen eines sozialen Kompetenztrainings;38
7.4;4.4 Diagnostische Verfahren;39
8;Kapitel 5 Stand des Behandlungswissens;44
8.1;5.1 Überblick;44
8.2;5.2 Erste Schritte zur Behandlung von Sozialer Unsicherheit;44
8.3;5.3 Konzepte Sozialer Kompetenztrainings;44
8.4;5.4 Verlaufsanalysen, kontrollierte Gruppenstudien und Meta- Analysen zur Effektivität sozialer Kompetenztrainings bei Kindern;45
8.5;5.5 Fazit zum Stand des Behandlungswissens;49
8.6;5.6 Schlussfolgerungen zur Konzeption und Evaluation von Interventionsprogrammen;49
9;Kapitel 6 Konzeption und Aufbau des Tigertrainings;52
9.1;6.1 Therapeutisches Vorgehen;52
9.2;6.2 Ziele des Trainings;52
9.3;6.3 Struktur des Trainings;52
9.4;6.4 Ablauf einer Stunde;53
9.5;6.5 Methoden und Materialien;54
9.6;6.6 Umgang mit schwierigen Situationen während des Trainings;61
9.7;6.7 Zwei Fallbeispiele;63
10;Kapitel 7 Elternarbeit;70
10.1;7.1 Mögliche Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Eltern;71
10.2;7.2 Informationsblätter für die Eltern;72
11;Kapitel 8 Durchführung des Tigertrainings;80
11.1;8.1 Erste Stunde: Til Tiger kennen lernen;80
11.2;8.2 Zweite Stunde: Entspannung und Gesprächsregeln;91
11.3;8.3 Dritte Stunde: Kennen lernen der Gruppe und Gesprächsregeln;97
11.4;8.4 Vierte Stunde: Kontakt zu anderen Kindern aufnehmen;104
11.5;8.5 Fünfte Stunde: Etwas vor der Gruppe machen;107
11.6;8.6 Sechste Stunde: Eine berechtigte Forderung stellen;110
11.7;8.7 Siebte Stunde: Nein sagen/Etwas ablehnen;115
11.8;8.8 Achte Stunde: Spezifisches Lernziel;118
11.9;8.9 Neunte Stunde: Alleine einkaufen gehen;121
11.10;8.10 Zehnte Stunde: Sich ohne Gewalt gegen Hänseleien wehren;123
11.11;8.11 Elfte Stunde: Das Abschlussfest;126
12;Kapitel 9 Evaluation des vorliegenden Programmes;129
13;Kapitel 10 Anwendung des Programms im Einzelsetting;134
13.1;10.1 Beispiel für einen Antrag auf Kurzzeittherapie ( Verhaltenstherapie): Anna, 10 J.;134
13.2;10.2 Beispiel für einen Therapieverlauf: Kathleen, 13 J.;136
14;Literatur;144
15;Anhang;152


Kapitel 2 Klinische Symptomatik, Klassifikation und Epidemiologie (S. 10-11)

2.1 Das Erscheinungsbild der Sozialen Unsicherheit

Wie macht sich Soziale Unsicherheit nach außen bemerkbar?

Sozial unsichere Kinder sind unauffällig. Sie können Kindergarten und Schule durchlaufen, ohne dass irgendjemand bemerkt, dass sie Ängste oder Probleme haben. Sie können den Leistungsanforderungen genügen (vor allem im schriftlichen Bereich) und gelten als still und zurückhaltend. Sie verursachen in ihrem sozialen Umfeld keinen Leidensdruck, wie es etwa bei aggressiven Kindern der Fall ist (Petermann & Petermann, 1996). Nur sie selbst und eventuell ihre Eltern leiden unter den Folgen der Sozialen Unsicherheit.

Wie wirken sich diese Defizite für die Kinder praktisch aus?

Die Kinder können sich in sozialen Anforderungssituationen nicht behaupten. Sie vermeiden oder verweigern Sozialkontakte. Es fällt ihnen schwer, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten. Sie haben Angst, vor einer Gruppe zu sprechen. Sie trauen sich nicht, alleine zur Schule, in Geschäfte oder zur Toilette zu gehen. Sie haben Angst, von anderen negativ bewertet zu werden, sich zu blamieren oder zu versagen. Sie fürchten sich vor Begegnungen mit mehreren Menschen oder mit Fremden. Sie wagen es nicht, eigene Ideen zu äußern, eigene Bedürfnisse zu formulieren, sich gegen andere durchzusetzen, ihre Interessen zu vertreten oder „Nein“ zu sagen. Die Folgen sind fatal: Die Kinder ziehen sich zurück, ihr Handlungsradius wird immer eingeschränkter, ihre Sozialkontakte werden stetig weniger.

Folgen und Begleiterscheinungen Sozialer Unsicherheit

Die betroffenen Kinder zeigen häufig depressive Symptome: Sie fühlen sich wertlos, traurig, ganz anders als alle anderen, unattraktiv oder einsam (Epkins, 1996, Blechman, McEnroe, Carella & Audette, 1986, LaGreca & Stone, 1993, Inderbitzen & Hope, 1995). Kinder mit Hemmungen in sozialen Situationen sind weniger beliebt, haben einen niedrigeren Selbstwert und ein geringeres Verhaltensrepertoire als nicht-ängstliche Kinder (LaGreca et al., 1993, Asendorpf & van Aken, 1994). Die effektive Auseinandersetzung mit konkreten Lebenssituationen wird durch die Ängste und Hemmungen in sozialen Situationen verhindert.

Dies hat weitreichende Folgen für den Lebensbereich von Kindern im Grundschulalter, da die Kinder sich im Umgang mit Gleichaltrigen, Eltern und Lehrern zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert sehen (Burk & Wittchen, 1991, Ahrens-Eipper & Hoyer, 2006), auch wenn dies vom jeweiligen Gegenüber nicht oder nur selten wahrgenommen wird (Kashdan & Herbert, 2001). Selbstunsichere Kinder zeigen geringere Schulleistungen (Burk et al., 1991, Bonney, 1943, Buswell, 1953) und haben größere Lernschwierigkeiten (Amidon&Simon, 1965) als sozial kompetente Kinder. So kann das im Kindesalter relativ stabile Beschwerdebild zu einem zentralen Problem der kindlichen Entwicklung werden.

In älteren Studien wurde angenommen, sozial unsichere Kinder hätten ähnliche Defizite in der sozialen Perspektivübernahme wie aggressive Kinder. Dafür findet die neuere Forschung jedoch keine Belege. Pfingsten (1991) vermutete einen kurvilinearen Zusammenhang zwischen sozialen Perspektivübernahmeprozessen und der Sozialen Kompetenz. Dies würde bedeuten, dass sowohl zu wenig als auch zu viel soziale Perspektivübernahme zu einem Mangel an Sozialer Kompetenz führen. Exzessive Perspektivübernahme ist gerade bei der Durchsetzung der eigenen Rechte ungünstig. Ein sozial unsicheres Kind könnte sich zu viel damit beschäftigen, dass der Andere die Forderung nur ungern erfüllt, und sie deshalb erst gar nicht stellen, während ein aggressives Kind überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass es dem Gegenüber unangenehm sein könnte, die Forderung zu erfüllen, und sie deshalb zu oft und zu rigoros stellt. Wie aggressive Kinder vermuten auch sozial unsichere Kinder bei anderen eher feindliche Absichten, was sich jedoch nur in stress- oder konfliktbehafteten Situationen zeigt (Dodge, Murphy & Buchsbaum, 1984). Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Formen der sozialen Inkompetenz „Soziale Unsicherheit“ und „Aggressivität“ sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Sozial unsichere Kinder zeigen ungünstige Kontrollerwartungen (Petermann & Petermann, 1996). Beim Entwickeln von alternativen Lösungsmöglichkeiten weisen sozial unsichere Kinder Defizite auf, wenn es um das Aufbauen von Freundschaften geht oder darum, Konflikte zu lösen. Ihre Lösungsvorschläge sind nicht generell qualitativ schlechter, sondern werden es erst nach einem Fehlschlag der ersten Reaktion (Lübben & Pfingsten, 1999). Das Soziale Kompetenzvertrauen, also die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten, korreliert negativ mit sozialer Angst und sozialem Rückzug (Connoly, 1989). Unsichere Kinder bemühen sich in Konfliktsituationen weniger als sozial kompetente Kinder um die Aufklärung der tatsächlichen Absichten anderer (Lübben & Pfingsten, 1999). Nach Dodge und Feldmann (1990) treten Beeinträchtigungen in der kognitiven Verarbeitung von sozial unsicheren Kindern auf, sobald die Situation Stress oder Konflikte beinhaltet oder die Reaktionen des Kindes sich nicht sofort als erfolgreich erweisen.

Bei der Kontaktaufnahme verhalten sich sozial unsichere Kinder passiv, gehemmt und zeigen deutliche Vermeidungstendenzen, dies gilt auch für Leistungssituationen (Asendorpf, 1993).


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