Bauer / Legenbauer / Vocks | Wer schön sein will, muss leiden? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Bauer / Legenbauer / Vocks Wer schön sein will, muss leiden?

Wege zu einem positiven Körperbild – ein Ratgeber

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-8444-2716-5
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wohin man auch sieht – Attraktivität und Schönheit sind allgegenwärtig und aus unserem täglichen Leben kaum mehr wegzudenken. Viele Frauen eifern diesem Ideal nach und nehmen allerhand an Kosten, Schmerz und Leid in Kauf, um ihre Wunschfigur oder ihr Zielgewicht zu erreichen. Die erhoffte Zufriedenheit stellt sich meistens trotzdem nicht ein. Was also sind die Mechanismen, Ursachen und Gründe dafür, dass viele Frauen einen täglichen Kampf gegen den eigenen Körper führen?
Ein negatives Körperbild ist häufig mit einem gestörten Essverhalten, überhöhten Leistungsansprüchen an sich und den Körper und einem niedrigem Selbstwertgefühl verbunden. Die Neubearbeitung des Ratgebers will all jene ansprechen, die mit sich und ihrem Körper unzufrieden sind und einen Weg aus dem Teufelskreis aus Diätverhalten, Disziplin, Kontrolle oder sozialer Zurückgezogenheit suchen. Der Ratgeber geht auf Zusammenhänge zwischen Essstörungen und dem negativen Körperbild ein und zeigt Möglichkeiten auf, den eigenen Körper wieder akzeptieren zu lernen. Zahlreiche Übungen, Beispiele und Arbeitsblätter erleichtern die Auseinandersetzung mit eigenen körperbezogenen Ansprüchen und Idealen und tragen so zum Abbau von Ängsten und Befürchtungen im Umgang mit dem eigenen Körper bei.
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Zielgruppe


Betroffene, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Selbsthilfegruppen sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Weitere Infos & Material


|11|1 Was sind Essstörungen?
Fallbeispiel: Frau S. Ich habe so einen dicken Bauch. Auch wenn alle sagen, dass das nicht stimmt und meine Figur loben, bin ich doch extrem unzufrieden damit – insbesondere, wenn ich etwas gegessen habe und sich der Bauch danach wölbt und noch dicker anfühlt als sonst. Am liebsten würde ich gar nichts mehr essen, damit mein Bauch immer flach bleibt. Mit leerem Magen fühle ich mich direkt selbstbewusster und wohler, gehe lieber mit anderen aus und kann die Zeit mit ihnen eher genießen. Dies ist mittlerweile aber nur selten der Fall, denn fast immer, wenn ich etwas esse, fühle ich mich einfach nur furchtbar unwohl und unattraktiv. Am liebsten verkrieche ich mich dann zu Hause und mag keinen Menschen mehr sehen. Verabredungen habe ich deswegen schon oft abgesagt. Am Beispiel von Frau S. ist zu sehen, dass das eigene Wohlbefinden mit vielen verschiedenen Aspekten zu tun hat. Zum einen führt die Ablehnung des eigenen Körpers dazu, dass sie nicht gerne ausgeht und sich von ihren Freunden zurückzieht. Sie beschreibt, dass ihr Selbstbewusstsein sehr eng an ihr Aussehen geknüpft ist und ihre Stimmung sehr stark von der wahrgenommenen Figur abhängt. Außerdem richtet sie ihr Essverhalten danach aus, wie sie sich fühlt. Empfindet sie ihren Bauch als aufgebläht und dick, versucht sie, nichts zu essen oder mehr Sport zu treiben, um ihren Körper „in Form“ zu bringen. Figur und Gewicht nehmen in ihrem Leben einen zentralen Stellenwert ein. Nicht bei jeder Frau muss das Ausmaß an Körperunzufriedenheit so stark ausgeprägt sein wie bei Frau S. Die Einschränkungen und auch Auswirkungen auf das Essverhalten sind so schwerwiegend, dass man bei Frau S. eine Essstörung vermuten könnte, wenn die übrigen Kriterien (vgl. Seite 13 ff.) erfüllt sind. Hauptsächlich geht es hierbei um die Symptome der beiden bekannten Erkrankungen Magersucht und Bulimie. Im Vordergrund steht bei diesen beiden Störungsbildern der gestörte Umgang mit Essen. Bei der Magersucht steht das Auslassen von Mahlzeiten bzw. die vollständige Nahrungsverweigerung mit einer Gewichtsabnahme bis hin zu starkem Untergewicht im Vordergrund, bei der Bulimie hingegen |12|leiden die Frauen an immer wieder auftretenden Essanfällen und damit einhergehendem Erbrechen, um nicht an Gewicht zuzunehmen. Neben diesen Hauptmerkmalen gibt es weitere Symptome, die in der Berichterstattung der Medien eher im Hintergrund stehen. Das negative Körperbild gehört zu den seltener erwähnten Aspekten bei Essstörungen. Inwieweit hängt nun eine negative Einstellung zum eigenen Körper mit einer Essstörung zusammen? Zunächst einmal konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen werden, dass Frauen, die an einer Essstörung leiden, zumeist auch eine sehr negative Einstellung zum eigenen Körper aufweisen. Oft beschreiben sich die Frauen als zu dick, obwohl ihr Gewicht im Normbereich oder sogar unterhalb der medizinisch empfohlenen Gewichtsgrenzen liegt. Studien zur Körperwahrnehmung zeigten, dass sich Frauen, die an einer Essstörung leiden, bei der Betrachtung des eigenen Körpers weniger ausführlich und negativer beschrieben als Frauen ohne Essstörung, und zudem kaum positive Eigenschaften des Körpers benennen konnten (Tuschen-Caffier, Vögele, Bracht & Hilbert, 2003). Ebenso überschätzten Frauen mit Essstörungen ihre eigenen Körperdimensionen und empfanden sogar ihre Bewegungen als schwerfälliger (Vocks, Legenbauer, Rüddel & Troje, 2007). Da ein negatives und verzerrtes Körperbild somit bei vielen Frauen mit Essstörungen vorzuliegen scheint, wurde dieses Merkmal in die Richtlinien zur Erkennung und Diagnosestellung für Essstörungen aufgenommen. Nachfolgend werden die beiden Krankheitsbilder etwas ausführlicher beschrieben. 1.2 Was bedeutet es, an einer Magersucht zu leiden?
Frauen, die an einer Magersucht leiden, sind auffallend dünn. Sie versuchen, durch Reduktion oder Vermeidung der Nahrungsaufnahme ihr Gewicht möglichst niedrig zu halten. Dadurch geht der Kontakt zum Körper und seinen Bedürfnissen mehr und mehr verloren – wichtig ist vor allem der Kopf, der kontrolliert und steuert. Das Gefühl, autonom und unabhängig zu sein, wird über die Kontrolle des Körpers erreicht. |13|Betroffene kochen gern und viel für andere, essen selbst davon jedoch nichts oder täuschen das Essen vor. Im Verlauf der Erkrankung kapseln sich Betroffene immer stärker ab. Nichts ist ihnen gut genug. Diese überhöhten Ansprüche und Alles-oder-Nichts-Denken schränken die Lebensqualität zusätzlich ein. Durch das veränderte Essverhalten kommt es zu verschiedenen körperlichen Folgeerscheinungen wie dem Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur, was wiederum zu Müdigkeit, Frieren und Obstipation (Verstopfung) führen kann. Daneben zeigen trockene Haut und brüchige Haare hormonelle Veränderungen an, die sich auch im Ausbleiben der Menstruation und im Extremfall in einer Veränderung der Körperbehaarung (sogenannte Lanugobehaarung) äußern. Bei einer Krankheitsdauer von mehreren Jahren kommt es als Folge der hormonellen Veränderungen auch zu einer verringerten Knochendichte (Osteoporose). Im Kasten sind die Richtlinien zur Erkennung von Magersucht aufgezeigt. Falls Sie mehrere der Punkte mit „ja“ beantworten oder sich in der obigen Beschreibung wiederfinden, würden wir Ihnen empfehlen, sich an eine Beratungsstelle oder einen Therapeuten zu wenden. Informationen zu Beratung sowie Internetadressen finden Sie im Anhang des Buches (vgl. Seite 153 ff.). |14| Die oben aufgeführte Fußnote finden Sie hier: 1. Anmerkung: in Anlehnung an die Diagnosekriterien für Anorexia Nervosa nach DSM-5 (American Psychiatric Association/Falkai et al., 2015) 1.3 Was bedeutet es, an einer Bulimie zu leiden?
Bulimie gilt als die „heimliche Sucht“, da Außenstehende aufgrund des meist normalen Gewichts der Betroffenen oftmals nichts von der Essstörung bemerken. Das Essverhalten, welches zu Hause chaotisch und unkontrollierbar ist, erscheint in der Öffentlichkeit meist eher unauffällig. Nach außen hin funktioniert alles perfekt. Im Inneren der Betroffenen sieht es aber meist ganz anders aus: Sie ekeln sich vor sich selbst, haben das Gefühl, abnorm zu sein, schämen sich für das, was sie tun und fürchten vor allem permanent die Konsequenzen der unkontrollierten Kalorienzufuhr. Daher versuchen sie, ihre Essanfälle durch nachfolgendes Erbrechen, exzessiven Sport oder Abführmittelmiss|15|brauch ungeschehen zu machen. Je stärker die Bulimie ausgeprägt ist, desto mehr isolieren sich die Betroffenen, um Zeit für Heißhungerattacken zu schaffen. Die Gedanken kreisen oft nur noch um das Thema „Essen“. Depressive Verstimmungen und Kraftlosigkeit können eine Folgeerscheinung sein. Hinzu kommen häufig finanzielle Schwierigkeiten, bedingt durch den großen Nahrungsmittelkonsum und Ausgaben für Abführmittel. Die Bulimie hat verschiedene körperliche Folgen, welche sich in der Schwellung der Speicheldrüsen, Zahnschmelzschäden, Speiseröhreneinrissen, Magenwandperforationen sowie Elektrolytentgleisungen, die wiederum zu Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen führen können, zeigen. Die Monatsblutung wird unregelmäßig oder kann ganz ausbleiben. Im Kasten sind die Richtlinien zur Erkennung und Diagnosestellung für Bulimie aufgeführt. Auch hier gilt: Falls Sie sich in den Richtlinien bzw. im oben beschriebenen Symptombild wiedererkennen, empfehlen wir Ihnen, eine Beratungsstelle oder einen Therapeuten aufzusuchen. |16| Anmerkung: in Anlehnung an die Diagnosekriterien für Anorexia Nervosa nach DSM-5 (American Psychiatric Association/Falkai et al., 2015) Dieser Ratgeber richtet sich nicht nur an Frauen, die an einer Essstörung leiden. Trotzdem möchten wir kurz Bedingungen aufzeigen, die zur Entwicklung einer Essstörung führen können. Leider können wir dabei nicht auf alle Aspekte dieses komplexen Störungsbildes eingehen. Falls Sie an einer Essstörung leiden und ausführliche Informationen zu den einzelnen Störungsbildern suchen, möchten wir Sie auf die im Anhang auf Seite 149 aufgelisteten Ratgeber und Selbsthilfebücher verweisen. 1.4 Welche Ursachen und Auslöser für Essstörungen gibt es?
Für beide Krankheitsbilder gibt es unterschiedliche allgemeine Erklärungsansätze zur Entstehung der Störung. Wichtig ist jedoch, dass ein individuelles Erklärungsmodell erarbeitet wird. ...


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