Baumann | Endstation Reisen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Baumann Endstation Reisen

Daheimbleiben kann jeder!

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

ISBN: 978-3-95530-406-5
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Das Schönste am Urlaub ist das Heimkommen...
Wer schon immer wissen wollte, wie man durch Deutschland mit dem Pferd kommt oder wie exzessiv unsere deutschen Senioren unterwegs sind, der liegt mit diesem Buch genau richtig: Die hinreißend komischen Geschichten von Comedy-Autor Thomas Baumann erzählen zum Beispiel auch von der längsten Reise mit der Straßenbahn und vom Landweg nach Australien. Und er fragt sich, wie man eigentlich Reiseweltmeister wird und wo genau man mit einem Zufallsflug landet...
Kurz gesagt: die perfekte Reiselektüre!
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Lass dich überraschen
Überraschung, Phase 1
»Reiseführer gehören verboten.« Günter Heinzel ist Philosoph und Filmregisseur. Er muss alleine von Berufs wegen solche Sachen sagen. »Vergiss Lonely Planet.« Ich will einwenden, dass es ja an einem selbst liegt, wie man mit Reiseführern umgeht, werde aber scharf zurechtgewiesen. »Vergiss Reiseführer grundsätzlich. Irgendwelche Infos brauchst du ja wahrscheinlich, das schon. Aber ich habe es an mir selber festgestellt, was auf Reisen passiert. Ich weiß zu viel! Und ich bin im Kopf unwillkürlich dabei, eine Checkliste abzuhaken: Was stimmt, was stimmt nicht, was ist ganz anders, was entdecke ich selber, was haben tausend andere vor mir entdeckt und so weiter, und so weiter. Ohne Reiseführer ist plötzlich ein ganz anderes Sehen da, ein Erfahren in der Fremde.« Ich werfe ein, dass es aber albern ist, Wissen, das man hat, künstlich zu verstecken. Günter gibt jetzt alles: »Nee, finde ich nicht. Du verweigerst ja nur im Vorfeld. Wenn du gar nicht verreisen würdest, weil du sagst, ich weiß zu viel, das wäre beschissen, damit fickst du dich ins eigene Knie. Wenn du aber sagst, ich will vorher so wenig wie möglich wissen, ist das gut. Das ist, wie sich keine Filmtrailer anzusehen und nur ganze Kinofilme zu sehen. Man muss sagen: Ich möchte so frisch wie möglich an was ran, was ja eh fast unmöglich ist, und dann machst du deine Erfahrungen, dann geht es wieder.« Wieder habe ich den Beweis bekommen, dass wir alle Reiseexperten sind. Denn ich habe mir die Frage gestellt, ob es Überraschungsreisen gibt. Und Günter hat mir rein theoretisch bestätigt, dass dem so ist. Nun wollte ich den praktischen Test machen. Nein, nicht indem ich mit verbundenen Augen schlangenlinienfahrend in ein Flughafenterminal hineinbrettere und »Nehmt mich mit, egal wohin!« kreische. Ganz offiziell gehört der Begriff Glücksreisen dem Veranstalter TUI. Auch die Begriffe Spar-, Joker-, Roulette- und Fortunareisen finden Verwendung. Hier geht es um Pauschalreisen der Kategorie »wurstegal, Strand her«. Wobei das »egal« meistens nur bis dorthin reicht, wo Verbrauchermagazine mit der Kamera auf Schimmelflecken in Duschwannen zoomen und damit komplette Vorabendmagazine füllen. Wichtig ist, nicht zu wissen, welches Idiom am Urlaubsort gesprochen wird und mit welcher Währung man seine Pommes »Bahnschranke« bezahlt. Überraschung, Phase 2
Ich wollte herausfinden, wie es ist, an einen Ort zu reisen, von dem man gar kein Bild hat. Der Prozess war merkwürdig, kompliziert und lustig, denn wir sind bis oben hin voll mit Bildern und Klischees. Kurzum, ich kam auf Moldawien. Oder was wissen Sie über Moldawien? Martin, ein befreundeter Computerspezialist, hatte mal erzählt, seine Großeltern stammten von dort und dass ihm jeder x-beliebige Vorwand recht wäre, sich das mal anzusehen. Martins Antwort – Antwortdepesche möchte ich fast sagen – lautete folgendermaßen: »Grossny Baumann! Ixch Vammillien-Fatter. Albanixhe Gliggsspill niggs gebracht. Was zirrlixhe Naggen in Land von Urrgrossfatter gefärrlixhe Spill bringn? Im Ernst: sehr geehrt, große Lust, aber FC Spontan wegen Stadionumbaus gerade indisponiert. Außerdem dabei, den heißen Atem der digitalen Mittelschicht zu kontemplieren, ohne Taschentuch und ohne in Ohnmacht: eine Aufgabe, Donner nix dagegen. Luft frühestens ab 15. Juli. Und selbst dazu erst min soyten Wyb befragen.« Vielleicht sollte ich doch mit TUI nach Kreta? Überraschung, Phase 3
Zwischenzeitlich kam mir zu Ohren, dass in Moldawien derzeit kein richtiges Staatswesen existiert, dass Touristen weithin unbekannt seien, dass es Räuber, Freischärler und Abtrünnige gebe, und ich wollte etwas erleben, nicht ableben. Also weiter nach Osten im Diercke-Atlas: Georgien. Es war, einige Wochen bevor der Konflikt mit Russland ausbrach! Warum nicht? Außer dem Minimalwissen, dass es dort großartigen Rotwein und noch größerartigen Branntwein gibt, wusste ich nichts. Ein kurzer Blick in die Reisetipps des Auswärtigen Amts: »Russland hat alle Verkehrsverbindungen von und nach Georgien unterbrochen … Die Lage im Land ist insgesamt ruhig, aber nicht in allen Landesteilen stabil. Abchasien: Sicherheitslage prekär … nicht gekennzeichnete Minenfelder … grundsätzlich für den internationalen Reiseverkehr gesperrt. Oberes Kodori-Tal: immer wieder bewaffnete Angriffe durch unbekannte Kräfte. Südossetien: Die Sicherheit von Reisenden ist nicht gewährleistet. Es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Schießereien. Westmegrelien (Umgebung von Sugdidi): Hier besteht aufgrund der hohen Zahl von Vertriebenen aus Abchasien und der damit verbundenen sozialen Spannungen sowie der Nähe des Konfliktgebietes ein Risiko von Übergriffen. Besondere Vorsicht ist daher geboten. Pankisi-Tal: etwa 1500 tschetschenische Flüchtlinge. Sicherheitslage unübersichtlich. Swanetien: erhöhte Sicherheitsgefährdung durch bewaffnete Raubüberfälle. Die Sicherheitslage in dieser Hochgebirgsregion hat sich zuletzt stabilisiert. Von Erkundungen auf eigene Faust wird aber weiter dringend abgeraten.« Und danach kam das Kapitel über Kriminalität. Okay, Georgia off my mind. Überraschung, Phase 4
»Wir wissen nicht, welches Nettoeinkommen die Nutzer von Billigfliegern haben. Die werden sich so zusammensetzen wie beim Blind Booking. Die Art Flexibilität und auch Abenteuerlust zum, äh … Scheiße!« Ich gebe zu, für Pressedamen, die im ersten Satz »wir wissen nicht« sagen und sich dann verhaspeln und fluchen, Sympathie zu hegen. Diese Pressedame ist von einem Billigflieger, der sogar Chancen hat, noch zu existieren, wenn dieses Buch gedruckt … Moment mal, was war das eben: »Blind Booking«? »Blind Booking sind Überraschungsflüge zum Festpreis. 19 oder 49 Euro. Je nachdem von wo, je nachdem wohin: Party oder an den Strand oder die Kulturecke.« Und wer macht so etwas? »Ohne dass wir richtige statistische Daten hätten: Blind-Booking-Bucher sind Leute, die Spiel, Spaß und Spannung bevorzugen, die überrascht werden wollen. 19 Euro, das ist mit dem Auto teurer, mit dem Flieger eh, und sogar zu Fuß. Entweder ich muss früh buchen oder nehmen, was übrig ist. Wer zuerst kommt, mahlt.« Überraschung, Phase 5
Meine Buchungsnummer heißt M791UZ. Donnerstags werde ich hinfliegen, samstags zurück, also an verkehrsschwachen Tagen. Dabei weiß ich noch gar nicht, wohin! Ich habe mich für die Themengruppe »Stadt Osteuropa« entschieden, weil ich da wenig kenne. Für jeweils 5 Euro habe ich die Reiseziele Prag und Riga ausgeschlossen und zahle somit für Hin- und Rückflug inklusive aller Gebühren 48 Euro. Die Deutsche Bahn würde mich für diesen Preis von Erfurt nach Halle und zurückgondeln. Es kann Zagreb sein, Sofia, Budapest, Warna, und ich öffne die E-Mail, und es ist … Katowice! Super, Katowice in Polen! Ähm, und was ist da genau? Es ist wie ein Befehl von oben, dass ich nach Polen fliege, denn Ewa, eine polnische Bekannte, beobachtet zutreffend: »Die Daitsche fahre immer wohin und vorhäar kucken, was alläs gibt. Fir was? Musst wohin fahren und schauen, was da gibt. Ist viel schänar.« Am Kölner Flughafen sitzt im Wartebereich am Gate ein altes Paar, das einer Nonne Schwarz-Weiß-Fotos zeigt, vermutlich von dem Ort, wo jemandes Wiege stand. Ich riskiere aber nicht zu fragen. Stattdessen sehe ich mich am Bücherstand gegenüber bei den Reiseführern um. Kattowitz kann ich nicht entdecken, aber mehrfach Kraków. Ich erinnere mich grau, dass das in der Nähe liegt, aber nein: Keine Vorinfos, die Überraschung soll ja noch ein bisschen halten. Einstweilen bildet sich am Gate wieder eine dieser unerklärlichen Schlangen, wo Menschen anstehen für … für was eigentlich? Das Spektakel Mensch = Schlachtvieh bleibt ein Klassiker. Mir unerklärlich, wieso wir uns nicht gegenseitig essen. Die Mieten würden sinken, es gäbe weniger Staus. Eine halbe Stunde bevor das Gate geöffnet wird, stehen sie wie Kühe an, trotz nummerierter Plätze. Im Fußballstadion wird eine halbe Stunde vor Anpfiff wenigstens laut und unflätig gesungen. Dafür entpuppt sich nach dem Losfliegen eine Urkölner Seniorengruppe als Ansammlung ausgewachsener Spaßgranaten. Die greise Dame direkt hinter mir leidet offensichtlich unter mittelprächtiger Flugangst, was den Rentner neben ihr anfeuert, zu jubilieren und zu krakeelen nach der Gesetzmäßigkeit: Je bleicher sie wird, desto lauter wird er. Wie ein Dreijähriger quietscht er: »Hoooo … epp-paaaa, uuund jetzt linksrum. Uuuun jetzt jeit et rückwääärts. Un jetzt jeit et abwäääärts.« Und tatsächlich bollern wir gegen dicke Wolken und sacken in kleine Luftuntiefen. Nur etwa jeder Fünfte kauft ein Getränk oder Essen, der Beweis, dass bei der ansonsten üblichen Gratisverteilung nur aus Langeweile gegessen und getrunken wird. Mitten im Flug, nach einer guten Dreiviertelstunde, meldet sich der Heiopei aus der Pilotenkanzel und begrüßt uns an Bord. Als wäre man mit einer flüchtigen Bekanntschaft mitten im Geschlechtsverkehr und fragt kurz vor dem Orgasmus: Zu mir oder zu dir? Ich frage das polnisch-kaschubische Paar neben mir, was ich in Kattowitz machen soll. Und sie sagen mir: Gar nichts, weiterfahren. »Nach Cz?stochowa, das ist Tschenstochau, ja? Oder Auschwitz, na ja, wissen Sie. Oder Wieliczka, das ist Salzbergwerk. Oder Zakopane, ja? Oder am besten Kraków, das ist daitsch Krakau, ja?« Und sie empfehlen mir, niemanden auf Deutsch anzusprechen, sondern immer erst englisch zu sprechen. ...


Thomas Baumann, geb. 1965 in Mannheim, ist ein deutscher Autor.
Er studierte von 1987 bis 1992 Slawistik, Politikwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Mannheim, Bonn und Köln. Nach seinem Studienabbruch arbeitete er bis 1994 als Musikjournalist bei der Rock-Zeitschrift Kerrang! in London und bei Visions und Soundcheck. Außerdem schrieb er PR-Texte. Seit 1998 arbeitet er als Comedy-Autor, der Texte für Fernseh-Sendungen wie Switch, RTL Comedy Nacht und Die dreisten Drei schreibt. Heute lebt Baumann in Köln.


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