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E-Book

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

Becker / Brandenburg Lehrbuch Gerontologie

Gerontologisches Fachwissen für Pflege- und Sozialberufe – Eine interdisziplinäre Aufgabe

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

ISBN: 978-3-456-75343-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Für eine professionelle Pflege und Betreuung alter Menschen sind gründliche Kenntnisse der Gerontologie unerlässlich. Das Lehrbuch der Gerontologie vermittelt diese Grundlagen, schlägt Brücken zwischen den Disziplinen und leistet Verständigungsarbeit zwischen Pflege und sozialer Arbeit. Das erfahrene Herausgeberteam: · führt in die theoretischen Grundlagen von Pflege, Sozialer Arbeit und Altern ein · skizziert Lebenslagen der Sozialpolitik, sozialen Sicherung und sozialen Ungleichheit · stellt Lebenslagen bzgl. demographischer Trends und ihren Auswirkungen auf Soziale Arbeit und Pflege dar und beschreibt Lebenslagen pflegerischer Versorgung · beschreibt Grundzüge der Ethik für Pflege und Soziale Arbeit · analysiert Konzepte von Autonomie, Normalität und Empowerment · stellt Aufgaben- und Einsatzfelder sowie Interventionen, Ansätze und Methoden vor · zeigt Möglichkeiten und Grenzen der Professionalisierung · fördert und vermittelt mit seinem Text die beiderseitige Kenntnis, den Dialog und die Zusammenarbeit der Disziplinen. · erarbeitet ein eigenständiges Profil der gerontologischen Grundlagen in den Disziplinen Pflege und Sozialarbeit · didaktisiert und strukturiert den Text mit Einführungen, Lernzielen, Fallbeispielen, Aufgaben, Kontroversen, Schlussfolgerungen und weiterführenden Literaturhinweisen.
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Zielgruppe


Pflege-Studierende, Altenpflegende, Sozialarbeit-Studierende, Sozialarbeiter, Praktiker der Pflege und Sozialarbeit.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2 Gerontologie – eine interdisziplinäre Wissenschaft
Stefanie Becker Zusammenfassung Die Auswirkungen des demografischen Wandels und einer Gesellschaft des langen Lebens sind in fast allen gesellschaftlichen Bereichen spürbar. Daher sind in vielen Arbeitsfeldern heute gerontologische Kenntnisse erforderlich, um mit dem Phänomen des Alters bzw. Alterns angemessen und produktiv umzugehen. Das gilt für den Bereich der Bildung ebenso wie für die Arbeitswelt, die Stadtentwicklung, die technologische Entwicklung und – insbesondere – für die Pflege und Soziale Arbeit. Grundkompetenzen der Gerontologie bzw. grundlegendes gerontologisches Fachwissen sind in verschiedenen Arbeitsbereichen und damit unterschiedlichen Disziplinen zunehmend gefragt. Wie in der Einleitung dargelegt, verstehen wir die Gerontologie (Alters- bzw. Alternswissenschaft) und ihre Erkenntnisse als Grundlage für eine qualitativ hochstehende professionelle Tätigkeit im Altersbereich. In dieser Eigenschaft kann gerontologisches Fachwissen helfen, eine Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen zu schlagen und als gemeinsame Kommunikations- und Verständnisgrundlage dienen. Dies vor allem, weil sich Gerontologie als interdisziplinäre Wissenschaft versteht. In diesem Kapitel sollen daher zunächst das Selbstverständnis der Gerontologie und ihre sich daraus ergebende mögliche Vermittlerrolle erläutert werden, da sie die Grundlage und Hintergrundfolie darstellt, vor der die weiteren Kapitel dieses Buches zu lesen sein werden. Lernziele: Gerontologie als interdisziplinäre Wissenschaft kennenlernen. Ein erstes Verständnis von Gerontologie und der Bedeutung gerontologischen Fachwissens in der Pflege und Betreuung älterer Menschen erhalten. Die Unterschiede zwischen Multi-, Inter- und Transdisziplinarität kennenlernen. Die Bedeutung gerontologischen Fachwissens für die eigene Berufstätigkeit in Pflege oder Sozialer Arbeit reflektieren. 2.1 Einführung
Die Gerontologie als wissenschaftliches Forschungsgebiet und praktische Tätigkeit verdankt ihre Entwicklung vor allem Strömungen im 20. Jahrhundert, die einerseits von wachsendem Bewusstsein über die älteren und wachsenden Bevölkerungsanteile und andererseits durch eine damit verbundene Defizitorientierung (s.a. Kap. 3) geprägt waren. Die Erhöhung der Lebenserwartung bei Frauen auf durchschnittlich 84,6 Jahre und bei Männern auf 80,2 Jahre bei der Geburt sowie die damit verbundene Chance der Langlebigkeit haben dazu geführt, dass die Lebensphase Alter einen wachsenden Anteil an der Gesamtlebenszeit ausmacht und sich durch hohe inter- und intraindividuelle Variabilität (Lehr, 2007) und Vielfalt auszeichnet. Zentrale Trends dieser demografischen Veränderungen, die auch die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit und der Pflege mit älteren Menschen zunehmend prägen, sind: Individualisierung: Die Lebensverläufe und -lagen im Alter sind heute weitaus weniger normativ und standardisiert. Singularisierung: Die veränderten Familienstrukturen und die alt gewordene Kriegsgeneration führen zu einer hohen Anzahl alleinstehender alter Menschen in unserer Gesellschaft (vor allem Frauen). Multimorbidität: Mit steigendem Alter werden Mehrfacherkrankungen wahrscheinlicher und damit geeignete Versorgungs- und Unterstützungsangebote notwendig. Dazu zählen auch spezifische Bedarfslagen, wie z.B. chronische Erkrankungen oder Demenz. Migration: Die Anzahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund steigt. Der Bedarf an spezifischen Angeboten, die kulturelle Eigenarten berücksichtigen, wird entsprechend zunehmen. Allein diese Vielfalt der relevanten «Altersthemen» macht deutlich, dass Gerontologie bzw. die wissenschaftliche und praktische Beschäftigung mit Alter(n)sfragen nicht nur aus der Perspektive einer einzelnen Disziplin erfolgen kann. Gerontologie bezieht die verschiedenen «Lebenswissenschaften» auf das höhere und hohe Alter, versucht dabei die altersspezifischen Besonderheiten zu identifizieren, diese – wie für eine Wissenschaft angemessen – in Form von Erklärungen, Modellen, Theorien und Vorhersagen aufeinander zu beziehen und zu integrieren. Daraus entsteht jedoch nicht eine additive Formation disziplinspezifischer Ansätze, sondern im Bezug aufeinander sind eigene gerontologische Theorien und Modelle entstanden, die für die diversen Lebenssituationen älterer und hochaltriger Menschen angemessen sind und somit einen spezifischen Gültigkeitsbereich haben (s. Kap. 3). Gerontologie kann somit nur im Bezug zu anderen Disziplinen verstanden werden und ist damit per se interdisziplinär. 2.2 Gerontologie – ein Definitionsversuch
Der Begriff Gerontologie leitet sich etymologisch vom griechischen «géron» für Greis und «lógos» für Lehre bzw. Wissenschaft ab. Nach Wahl und Heyl (2004) wurde der Begriff Gerontologie erstmals vom russisch-französischen Gelehrten Elie Metchnikoff 1903 in der Wissenschaftsgemeinde benutzt und hat seither eine Reihe zeitgeschichtlicher Veränderungs- und Anpassungsprozesse durchlaufen, die zur Entwicklung unterschiedlicher theoretischer Ansätze geführt haben. Dabei betont die Gerontologie stets, dass es das Alter nicht gibt, sondern dass es immer dynamisch und als Prozess der Veränderung und Entwicklung verstanden werden muss. Entsprechend wird man meist in gerontologischen Fachtexten vom Altern lesen können – eine ausführliche Darstellung verschiedener Definitionen von «Alter» findet sich bei Wahl und Heyl (2004). Jedoch ist es bis heute nicht einfach, eine allgemein akzeptierte Definition von Gerontologie zu formulieren (vgl. Wahl/Heyl, 2004; Martin/Kliegel, 2010). Eine der nach wie vor am häufigsten zitierten Definitionen ist die von Baltes und Baltes: Gerontologie beschäftigt sich mit der Beschreibung, Erklärung und Modifikation von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und Alters, einschließlich der Analyse von alternsrelevanten und alternskonstituierenden Umwelten und sozialen Institutionen. (Baltes/Baltes, 1992: 8) Allein die Vielfalt der Adjektive, die zur Beschreibung des Alters bzw. Alterns (als Prozess) genutzt werden, kann als Hinweis auf die Vielfalt der Bezugswissenschaften der Gerontologie gewertet werden. Wahl und Heyl (2004) machen dies noch deutlicher, indem sie so genannte «Essentials» (ebd.: 2004: 40ff.) nennen, denen zufolge Altern einen Prozess darstellt, der … … dynamisch ist und sowohl Verluste wie auch Gewinne umfasst. … medizinisch und biologisch mitbestimmt ist. … lebenslang dauert und damit biographisch verankert ist. … sozial und sozio-kulturell bestimmt ist. … das Produkt von Person und räumlicher Umwelt darstellt. … auch ökonomisch geprägt ist. … geschlechtsspezifisch ist. … sich durch hohe Individualität auszeichnet und damit differenziell ist. … bezüglich aller Dimensionen des Alterns multidimensional ist. … in verschiedenen Dimensionen (z.B. Körper, Geist) unterschiedliche Verläufe zeigt und somit auch multidirektional ist. … sich zwischen Objektivität und Subjektivität bewegt. … innerhalb gewisser Grenzen gestaltbar und damit plastisch ist. Exkurs Für die natürliche maximal mögliche Altersgrenze, die meist mit etwa 120–130 Jahren angegeben wird, gibt es nicht erst heute durch biotechnologische Möglichkeiten Visionen ihrer Veränderbarkeit. Bereits im Mittelalter war der Glaube an Jungbrunnen und andere Möglichkeiten des ewigen Lebens verbreitet. Science-Fiction-Autoren beschreiben uns, wie man durch Einfrieren des Körpers Jahrhunderte überleben und dann zu einem vorherbestimmten Zeitpunkt wieder aufgetaut werden und «normal» weiterleben kann. In unserer modernen Industriegesellschaft haben aktuell «Anti-Ageing»-Produkte eine enorme Marktpräsenz und die erst kürzlich gegründete «California Life Company (CALICO)» von Google (www.edition.cnn.com/2013/10/03/tech/innovation/google-calico-aging-death/, [03.01.2014]) ist davon überzeugt, dass der natürliche Alternsprozess aufgehalten bzw. mindestens (sehr weit) hinausgezögert werden kann. Eine Lebenserwartung von mindestens 170 Jahren erscheint den Gründungsmitgliedern ein durchaus erreichbares Ziel. Auch Wissenschaftler wie Aubrey de Grey (www.en.wikipedia.org/wiki/Aubrey_de_Grey, [03.01.2014]) verfolgen schon seit Jahren die These der Möglichkeit der Unsterblichkeit oder des ewigen Lebens. Unabhängig davon, ob dies wünschenswert erscheint oder nicht, sicherlich wird die Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung – bedingt durch den weiteren biotechnologischen und medizinischen Fortschritt (u.a. in der Stammzellentherapie) – ihren Trend auch in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen. Schaut man sich die verschiedenen «essenziellen» Facetten des Alternsprozesses an, mit denen sich die Gerontologie beschäftigt, so ließe sich Gerontologie auch als Sammelbegriff für unterschiedliche Forschungs- und Tätigkeitsfelder verstehen, die jeweils in unterschiedlichen Bezugsdisziplinen begründet sind. Dieses Verständnis greift jedoch zu kurz, denn – wie bereits oben erwähnt und in Kapitel 3 ausführlich dargelegt – ist die Gerontologie keine additive Zusammenstellung von Erkenntnissen anderer Disziplinen für das höhere Lebensalter, sondern die wissenschaftlich begründete, synergetisch entwickelte und...


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