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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Carlsen Klartext

Becker Carlsen Klartext: Nachhaltigkeit

Was Jugendliche über ein nachhaltiges Leben wissen sollten und wie sie es umsetzen können – sorgfältig recherchiert, klar geschrieben und immer auf Augenhöhe

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Carlsen Klartext

ISBN: 978-3-646-93853-1
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Buch, viele Antworten - komplexe Zusammenhänge locker aufbereitet
Nachhaltigkeit, das Schlagwort der Stunde – dabei wird der Begriff im Alltag so inflationär gebraucht, dass die wenigsten wissen, was genau sich dahinter verbirgt. Woher stammt der Begriff eigentlich? Ist er eine Modeerscheinung, die mit einem gesteigerten Umweltbewusstsein einhergeht, oder steckt doch mehr dahinter? Und wie kann man nachhaltig leben – ohne Einschränkungen, Verbote oder schlechtes Gewissen? Dieses Buch blickt hinter die Kulissen, klärt auf und lädt ein zum Mitmachen!
In der preisgekrönten Reihe Carlsen Klartext sind auch die Bände »Fake News«, »Extremismus«, »Klima- und Umweltschutz« und »Schule und dann? Berufsfindung« erhältlich.
Carlsen Klartext – Aktuelles aus Gesellschaft und Politik, das uns alle angeht.
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Leben auf Pump:
Der Erdüberlastungstag
Was haben der Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt und Klimafluchtbewegungen gemeinsam? Richtig, sie sind alle eine Folge unseres viel zu hohen Verbrauchs von Ressourcen – auch solcher, die uns eigentlich noch gar nicht zur Verfügung stehen. Besonders deutlich macht das der Earth Overshoot Day, der Erdüberlastungstag. Er markiert den Tag des Jahres, an dem wir rein rechnerisch alle Ressourcen, die der Planet uns innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellt, verbraucht haben. Ab diesem Tag ist die Menschheit quasi »in den Miesen« und lebt »auf Pump«: Das heißt, dass sie Ressourcen verbraucht, die es eigentlich gar nicht gibt, und zwar auf Kosten der Erde. 2022 war das nach rund acht Monaten der Fall.111 Die Folgen der Erdüberlastung spüren wir schon heute und werden sie in Zukunft auch noch deutlicher spüren. Das Konzept des Earth Overshoot Days geht zurück auf Andrew Simms vom UK-Thinktank New Economics Foundation.112 Seit 2006 arbeitet die New Economics Foundation für die Berechnung des Earth Overshoot Days mit dem Global Footprint Network (GFN) zusammen.113 GFN ist eine Non-Profit-Organisation, die mit verschiedenen Akteuren kooperiert, um Ideen dazu zu entwickeln, wie man der gesamten Menschheit mit den verfügbaren Ressourcen ein gutes Leben ermöglichen kann.114 Das Netzwerk berät außerdem Regierungen und Unternehmen in Nachhaltigkeitsfragen und berechnet für diese individuell ihren ökologischen Fußabdruck. Inzwischen hat das Netzwerk für alle Jahre, in denen entsprechende Datensätze der Vereinten Nationen115 zur Verfügung standen, den globalen ökologischen Fußabdruck der Menschheit berechnet. Das umfasst alle Jahre ab 1961.116, 117 Der ökologische Fußabdruck ist das wichtigste Tool in der Arbeit des Global Footprint Networks. Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks wurde in den 1990er-Jahren von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt, und zwar im Rahmen von Wackernagels Recherche für seine Doktorarbeit an der University of British Columbia.118 Heute ist der ökologische Fußabdruck eine der wichtigsten Methoden weltweit, um den Verbrauch und das Angebot an Ressourcen, die die Natur zur Verfügung stellt, miteinander zu vergleichen. Man kann sowohl den Fußabdruck von Unternehmen berechnen als auch den von Staaten oder auf der Mikro-Ebene sogar den Fußabdruck von einzelnen Individuen. Dazu wird jeweils eine Art ökologische Buchhaltung aufgemacht: Auf der einen Seite steht das, was die Natur binnen eines Jahres an Ressourcen produziert, und auf der anderen Seite das, was der Mensch im selben Jahr verbraucht.119 Auf Dauer sollten sich beide Seiten die Waage halten. Ansonsten kommt es – ähnlich wie bei einem Unternehmen, das ständig mehr Geld ausgibt, als es verdient – zu einem riesigen Schuldenberg. Wie wird berechnet, was zu viel ist?
Damit wir in der Lage sein können, Buch zu führen und eine Bilanz zu ziehen, müssen wir wissen, welche Ressourcen uns überhaupt zur Verfügung stehen. Die Forscher*innen des Global Footprint Networks haben die Ansätze von Mathis Wackernagel und William Rees dafür seit den 90er-Jahren stetig weiterentwickelt. Ziel der Berechnungen ist es im ersten Schritt, die sogenannte Biokapazität der Erde zu bestimmen. Die Biokapazität umfasst die Ressourcen, die der Planet innerhalb eines Jahres produzieren kann, sowie die Fähigkeit der Umwelt, vom Menschen erzeugte Abfallstoffe zu absorbieren.120 Berücksichtigt werden dabei die Kategorien Ackerprodukte, Weidegras, Holz und Fisch. Um die Biokapazität zu bestimmen, schauen sich die Forscher*innen die Oberfläche der Erde an. Sie bestimmen, welcher Anteil davon beispielsweise Ackerland ist, auf dem Nahrungsmittel produziert werden können, oder auch, wie groß die zur Verfügung stehenden Waldflächen sind, welche als Kohlenstoffdioxidsenken infrage kommen. Wichtig zu erwähnen ist, dass in dieser Rechnung nur die jährlich nachwachsenden Ressourcen berücksichtigt werden, die auch tatsächlich vom Menschen genutzt werden. So werden zum Beispiel nur die Fischarten betrachtet, die wir befischen.121 Aus den Daten zu den verfügbaren Flächen der Erde berechnet das GFN anschließend die Biokapazität, die in der Einheit Globaler Hektar (gha) angegeben wird. Ein Globaler Hektar steht dabei für einen Hektar mit weltweit durchschnittlicher Bioproduktivität. Die Biokapazität wird jedes Jahr aufs Neue berechnet, denn welches Material als nutzbringend angesehen wird, das verändert sich unter anderem durch technische Innovationen. Wenn beispielsweise die Stängel und Blätter von Mais zur Produktion von Ethanol benutzt werden können, dann liefern Maisfelder deutlich mehr nutzbares Material, als wenn ausschließlich die Kolben verwendet werden. Dadurch erhöht sich ihre biologische Kapazität.122, 123 Auf der anderen Seite der Rechnung steht der ökologische Fußabdruck der Menschheit. Hier wird bestimmt, wie viel Biomasse der Mensch tatsächlich verbraucht. Neben den von der Biokapazität bekannten Kategorien wird zusätzlich noch der CO2-Fußabdruck berücksichtigt. Gemeint ist damit die Wald-Biomasse, die erforderlich wäre, um die jährlichen CO2-Emissionen der Menschheit zu absorbieren.124 Auch der ökologische Fußabdruck wird in Globalen Hektar angegeben. Beide Werte, also die Biokapazität der Erde und der ökologische Fußabdruck der Menschheit, werden dann gegenübergestellt. Der Erdüberlastungstag kommt immer früher
Heutzutage sieht die Lage so aus, dass sich die Menschheit seit vielen Jahren in einem ökologischen Overshoot befindet. Wir bräuchten im Moment gut 1,7 Planeten, um unseren Bedarf an Rohstoffen zu decken.125 Genauer gesagt verbrauchen wir schon seit 1971 jedes Jahr mehr Ressourcen, als die Biokapazität der Erde eigentlich bereitstellt. Für eine gewisse Zeit ist das laut Global Footprint Network durchaus möglich: Wir können vorübergehend Ressourcen schneller ernten, als sie sich regenerieren, und so unsere Ökosysteme überbeanspruchen. Die Folge ist aber, dass die ökologischen Ressourcen unseres Planeten Schritt für Schritt zerstört werden. Irgendwann werden sich diese Systeme nicht mehr regenerieren können. Spätestens dann ist unsere Lebensgrundlage enorm bedroht. Und diesem Zeitpunkt kommen wir immer näher. Um darauf hinzuweisen, dass wir über unsere Verhältnisse leben, hat das GFN im Jahr 2006 die Kampagne zum Earth Overshoot Day initiiert.126 Dieser Tag zeigt an, wann wir rein rechnerisch die planetaren Grenzen erreicht haben. 1971 lag der Erdüberlastungstag noch am 25. Dezember, 2022 lag er schon am 28. Juli. Die Grafik zeigt, wie sich der Earth Overshoot Day im Laufe der Jahre verschoben hat. Der Earth Overshoot Day wird berechnet, indem die Biokapazität der Erde durch den ökologischen Fußabdruck der Menschheit geteilt und mit 365 Tagen multipliziert wird. Das Ergebnis ist der Tag des Jahres, an welchem die Ressourcen verbraucht sind.127 Nicht alle verbrauchen zu viel
Das Global Footprint Network berechnet aber nicht nur den globalen Erdüberlastungstag, sondern auch noch einmal individuell die Überlastungstage und die ökologischen Fußabdrücke für die meisten Staaten. Dazu wird die Biokapazität der einzelnen Länder berechnet und mit dem ökologischen Fußabdruck der jeweiligen Bevölkerung ins Verhältnis gesetzt. Dadurch kann man ziemlich gut vergleichen, wie ressourcenintensiv der Lebensstil der Bevölkerung eines Landes ist. Wenn man die Ergebnisse der einzelnen Staaten einander gegenüberstellt, dann fällt auf, dass die Unterschiede erstaunlich groß sind. Während die Bevölkerung einiger Staaten deutlich weniger Ressourcen verbraucht, als ihre Landfläche zur Verfügung stellt, verhält es sich in den meisten Ländern genau umgekehrt: Hier leben die Menschen weit über ihre ökologischen Verhältnisse hinaus.128 Das Global Footprint Network bezeichnet diesen Zustand als ökologisches Defizit. Nach Angaben des Netzwerkes leben heute 85 Prozent der Weltbevölkerung in Staaten, die sich im ökologischen Defizit befinden.129 Auf der Website des Global Footprint Networks kann mithilfe einer interaktiven Karte eingesehen werden, wie die verschiedenen Länder im Vergleich zueinander dastehen. Deutschland hat mit 1,6 gha pro Einwohner*in eine relativ niedrige Biokapazität. Demgegenüber steht ein ökologischer Fußabdruck von 4,7 gha pro Person, weshalb wir uns insgesamt in einem ökologischen Defizit befinden. Ganz anders sieht es beispielsweise in Brasilien aus: Durch den Regenwald hat das Land eine sehr hohe Biokapazität von 8,3 gha pro Person, der ökologische Fußabdruck pro Kopf liegt aber nur bei 2,6 gha. Brasilien verfügt also über eine große ökologische Reserve. Spannend ist auch der Vergleich des durchschnittlichen ökologischen Fußabdrucks pro Kopf, denn auch hier gibt es ziemlich große...


Becker, Marisa
Marisa Becker war schon immer sehr wissbegierig - kein Wunder, dass sie am liebsten Sachbücher liest. Als freie Journalistin und Content Creator für Social Media wandelt sie das Gelesene stets in kreative Inhalte für ihre Leser:innen und Zuhörer:innen um. Ihr Fokus liegt dabei auf Themen rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ihre Inhalte teilt sie zum Beispiel bei Instagram als @mysustainableme, in ihrem Online-Magazin EKOLOGISKA MAG oder zum Hören im Podcast Fairquatscht.

Marisa Becker war schon immer sehr wissbegierig - kein Wunder, dass sie am liebsten Sachbücher liest. Als freie Journalistin und Content Creator für Social Media wandelt sie das Gelesene stets in kreative Inhalte für ihre Leser:innen und Zuhörer:innen um. Ihr Fokus liegt dabei auf Themen rund um Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ihre Inhalte teilt sie zum Beispiel bei Instagram als @mysustainableme, in ihrem Online-Magazin EKOLOGISKA MAG oder zum Hören im Podcast Fairquatscht.


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