Berger | Wem gehört Deutschland? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Berger Wem gehört Deutschland?

Die wahren Machthaber und das Märchen vom Volksvermögen

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-86489-547-0
Verlag: Westend
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Mär vom Volksvermögen

Wem gehören eigentlich die großen Unternehmen des Landes? Wem die Banken? Die Immobilien? Wem gehört Deutschland? Jens Berger geht diesen Fragen nach und präsentiert dem Leser einen schonungslosen Blick hinter die Statistiken. Wussten Sie schon, dass Sie über ein Vermögen von 222.200 Euro verfügen? So hoch ist nämlich das durchschnittliche Vermögen eines deutschen Privathaushalts. Doch mit dem Durchschnitt ist das so eine Sache. Während die Hälfte der Deutschen zusammengenommen gerade einmal 1,4 Prozent des Gesamtvermögens besitzt, befinden sich zwei Drittel des Vermögens im Besitz der obersten 10 Prozent der Bevölkerung. Wie konnte es zu dieser ungleichen Vermögensverteilung kommen, und welche Folgen ergeben sich daraus für unsere Gesellschaft? Und wem gehört eigentlich Daimler Benz, Siemens oder die Allianz? Jens Berger macht die Arbeit staatlicher Behörden und Journalisten und deckt auf, was dringend öffentlich diskutiert werden muss.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Man sieht nur die im Dunkeln, die im Lichte sieht man nicht:
Probleme der Vermögensstatistiken
Armut
Was ist Vermögen?
Reichtum, die große Unbekannte
SOEP: Hoffnungsschimmer mit methodischen Schwächen
PHF-Studie der Bundesbank: detailreiche Ergänzung mit Scheuklappen
Äpfel und Birnen: Über die Vergleichbarkeit von Vermögensstudien

2 Wie viel Reichtum können wir uns leisten? Schattenseiten des Reichtums
Gemessene Ungleichheit
Welche Relevanz haben diese Zahlen?
Umverteilung von unten nach oben
Umverteilung politisch gefördert und gewollt

3 Im Geldspeicher von Dagobert Duck: unser Geldvermögen
Große Geldvermögen: die große Unbekannte
Eine Million Millionäre

4 Millionen kleine Kapitalisten: unsere Altersvorsorge
Privatisierung gegen jede ökonomische Vernunft
Lebensversicherungen: ein Produkt mit Tradition und Problemen
Willkommen in der Niedrigzinsära
Private Krankenversicherung: Patient mit unsicherer Prognose
Riester: Rettungsprogramm für die Versicherungsbranche
Faustischer Pakt

5 Unser Oma ihr klein Häuschen: unsere Immobilien
Wem gehört das Haus?
Mythos vom Volkseigentum
Angriff der Heuschrecken
Wohnraum und Umverteilung
Wer hat, dem wird gegeben: Immobilienkauf und Umverteilung

6 Land der viereinhalb Millionen Unternehmer: unsere Kleinunternehmer und Mittelständler
Mythos Mittelstand
Großkonzerne beherrschen die Wirtschaft
Standortdebatte, Lohnentwicklung und Strukturwandel

7 Ende der Deutschland AG: unser Betriebsvermögen
Traum vom Volkskapitalismus durch Aktien
Willkommen in der Deutschland AG
Entdeckung des Shareholder-Values
Abwicklung der Deutschland AG
Showdown des Finanzkapitals
1300 Unternehmen regieren die Welt

8 BlackRock und Co.: das globalisierte Finanzkapital
Schöne neue Finanzwelt
Goldgräberstimmung an den Börsen
BlackRock betritt die Bühne
Versuch, Risiken messbar zu machen
Gigant ohne Agenda
Wem gehört BlackRock, wem die großen Banken?

9 Armut GmbH & Co. KG: unsere prekären Selbstständigen
Der Strukturwandel schlägt zu
Boom der Solo-Selbstständigkeit
Wenn die Sozialversicherung zum Luxus wird
Prekäre Selbstständigkeit ist politisch gewollt
Wenn Freiheit eine andere Bedeutung bekommt

10 Wer hat, dem wird gegeben: unsere Sparer und Erben
Von Tellerwäschern und Millionären
Kann man sich ein Vermögen zusammensparen?
Zinseffekt: oft ignoriert und noch öfter überschätzt
Wem gehört Deutschland statistisch gesehen?
Erbschaften in Billionenhöhe

11 Uns gehört Deutschland: Deutschlands Vermögende
Die Billigheimer
Die Profiteure
Die Dividendenkönige
Die Kriegsgewinnler
Die Spendierfreudigen
Die Medienbarone
Die Finanzmogule
Die Rüstungsmagnaten, Wurstkönige und Hühnerbarone
Die Heiler
Uns gehört Deutschland

12 Sozialismus für Reiche: warum die Vermögensschere sich weiter öffnet
Als die Vermögenden zur Kasse gebeten wurden
Geburt der Sozialen Marktwirtschaft
Ende der Sozialen Marktwirtschaft

UmFAIRteilen: 16 Punkte für einen Weg zu einer gerechten und stabilen Gesellschaft

Anmerkung


2 Wie viel Reichtum können wir
uns leisten? Schattenseiten des
Reichtums
Wussten Sie schon, dass Sie – zumindest dann, wenn Sie in Deutschland leben – in dem Euroland zu Hause sind, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich am größten ist? Und diese Vermögensungleichheit zählt sogar im weltweiten Vergleich zu den höchsten laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).1 Von den OECD-Staaten wird Deutschland lediglich von den USA und der Schweiz übertroffen,2 und auch außerhalb der OECD ist es nicht einfach, Länder zu finden, in denen das Vermögen noch ungleicher verteilt ist. Russland und Simbabwe gehören dazu, während Brasilien, Gabun, die Zentralafrikanische Republik und Swasiland in etwa in der gleichen Liga wie Deutschland spielen. Wussten Sie schon? ¦ Das Vermögen der 80 000 wohlhabendsten Deutschen ist 16-mal so groß wie das Vermögen der unteren 40 Millionen Deutschen zusammen. ¦ Das Vermögen der 800 000 wohlhabendsten Deutschen ist fast genau so groß wie das Vermögen der übrigen 80 Millionen. ¦ Die untersten 20 Prozent der Bevölkerung besitzen überhaupt kein Vermögen. ¦ Deutschland zählt im internationalen Vergleich zu den Ländern mit der höchsten Vermögensungleichheit. Es hat durchaus Tradition, dass die Vermögen hierzulande so ungleich verteilt sind. Im Hochmittelalter gehörte alles Land außerhalb der freien Städte entweder der Kirche oder dem Adel, der es an seine Vasallen als Lehen, also als Leihgabe, verpachtete. Der größte Teil der Bevölkerung besaß damals bis auf die Kleider am Leibe nichts. Besäße man das nötige Datenmaterial, um die Vermögensverteilung der hochmittelalterlichen Gesellschaft zu messen, käme man wohl auf einen Gini-Koeffizienten nahe 1,0. Der Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß, um Ungleichverteilungen darzustellen. Ein Gini-Koeffizient von 0,0 würde bedeuten, dass die jeweils untersuchte Größe bei allen gemessenen Stichproben exakt gleich groß ist. Wenn man das Vermögen misst, würde also eine Gesellschaft nur dann einen Gini-Koeffizienten von 0,0 aufweisen, wenn alle Mitglieder dieser Gesellschaft exakt das gleiche Vermögen haben – selbst für utopische Gesellschaftsmodelle ist dies kaum vorstellbar. Bei einem Gini-Koeffizienten von 1,0 liegt wiederum eine maximale Ungleichverteilung vor: Eine Person besitzt das komplette Vermögen und alle anderen überhaupt nichts. Auch dieses Szenario ist – wenn man einmal das hochmittelalterliche Lehenswesen beiseite lässt – selbst für dystopische Gesellschaftsmodelle kaum denkbar. In der realen Welt unserer Tage bewegt sich der Gini-Koeffizient für die Vermögensverteilung zwischen 0,45 in der Slowakei und 0,91 in Russland. Es ist nicht einfach, den zeitlichen Verlauf der Vermögens(ungleich)-verteilung seriös darzustellen. Bevor wir den Gini-Koeffizienten ausrechnen können, müssen wir zunächst das Vermögen der Bevölkerung messen. Doch die Fallstricke der Vermögenserfassung haben wir bereits im letzten Kapitel betrachtet. Ohne Weiteres untereinander vergleichbar sind eigentlich nur Daten, die von ein und demselben Institut nach einer festgelegten Systematik erhoben und ausgewertet wurden. Für die deutschen Zahlen kommt hier lediglich das bereits erwähnte Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des DIW in Frage, das im Februar 2014 die ersten Daten aus seiner dritten Studie zur Vermögensungleichheit veröffentlicht hat. bis 1990 alte Bundesländer – Quelle: 1973: Hoher/Mieheimer, Jahrbücher für Nationalökonomie, 1983–1998: Hauser, Informationen zur Raumentwicklung, ab 2002: SOEP/DIW. Int. Daten: DIW und Weltbank Der Gini-Koeffizient und die Vermögensverteilung in Deutschland3 Wir sehen einen klaren Trend: Während der 1970er und 1980er Jahre konnte die Vermögensschere in Deutschland deutlich geschlossen werden. 1993 betrug der Gini-Koeffizient hierzulande lediglich 0,62. Wäre das heute auch noch so, wäre Deutschland hinter der Slowakei, Japan und Italien das Land, in dem die Vermögen besonders gleich verteilt sind. Doch seit 1998 wuchs die Kluft zwischen Arm und Reich rapide, sodass Deutschland nunmehr keinen Spitzenplatz bei der Gleich-, sondern bei der Ungleichverteilung von Vermögen einnimmt. Hatte sich die Vermögensschere bis in die 1990er Jahre geschlossen, öffnet sie sich seitdem mit einer so nie für möglich gehaltenen Geschwindigkeit. Die Gründe für diese Trendumkehr sind komplex und werden in den folgenden Kapiteln näher beleuchtet. Gemessene Ungleichheit
Wie groß die Schieflage tatsächlich ist und was dies für die Vermögensverteilung bedeutet, zeigen die Untersuchungen des SOEP aus dem Jahre 2007,5 in denen erstmals die obersten 0,1 Prozent der Vermögensskala berücksichtigt wurden. Dieses oberste Promille oder 80 000 Menschen besitzt nach den Zahlen des DIW insgesamt 22,5 Prozent des gesamten deutschen Nettovermögens – 16-mal so viel wie das Vermögen der unteren 40 Millionen Deutschen zusammen! Das oberste Prozent verfügt über fast die Hälfte des gesamten deutschen Nettovermögens. Diese wohlhabendsten 800 000 Deutschen verfügen somit über fast das gleiche Vermögen wie die restlichen 79,4 Millionen Deutschen. Insgesamt gehören zwei Drittel des Vermögens den oberen 10 Prozent. Mit Fug und Recht können wir hier von einer ziemlich ungerechten Vermögensverteilung sprechen! Vermögensverteilung in Deutschland 20074 Die neuesten SOEP-Zahlen datieren von 2012, und sie zeigen, dass sich der Trend fortgesetzt hat: Während das oberste Prozent der Vermögensskala sein Vermögen gegenüber 2007 im Schnitt noch einmal ordentlich steigern konnte, hat das unterste Viertel der Bevölkerung nach wie vor gar kein Vermögen oder gar Schulden – mit leicht sinkender Tendenz. Auch ist das Vermögen in der Mitte der Gesellschaft ein wenig schneller gewachsen als das Vermögen der Wohlhabenden. Aber was soll das schon heißen, wenn dieses Vermögenswachstum noch unter der Inflationsrate liegt und somit eigentlich einen Vermögensverlust bedeutet? Schieflage der Vermögensverteilung Welche Relevanz haben diese Zahlen?
Im Durchschnitt sind die deutschen Vermögen seit 1991 jedes Jahr mit einer erstaunlichen Zuverlässigkeit um durchschnittlich 4,4 Prozent gestiegen. Dieses Wachstum geht vor allem auf das trotz Finanzkrise stetig steigende Geldvermögen zurück. Nun profitieren aber nur die von einem steigenden Geldvermögen, die überhaupt über ein solches verfügen – alle anderen gehen bei diesem Vermögenswachstum natürlich leer aus. Das ist natürlich nicht unbedingt neu: Schon seit jeher profitierten vor allem die Vermögenden selbst von steigenden Vermögenswerten. Neu ist jedoch, zumindest im Nachkriegsdeutschland, dass den weniger Wohlhabenden keine Chance geboten wird, ein eigenes Vermögen aufzubauen. Wer hat, dem wird gegeben, und wer arm ist, bleibt arm. Vermögensentwicklung in Deutschland6 Welche Erklärung gibt es denn dafür, dass seit Mitte der 1990er Jahre die Vermögensschere derart auseinandergeht? Während die Vermögen in diesem Zeitraum um mehr als 4,4 Prozent gestiegen sind, sind das Bruttoinlandsprodukt nur um 2,4 Prozent und die Reallöhne überhaupt nicht gewachsen. Wie kann es sein, dass das Vermögen schneller wächst als die Wirtschaft? Die Zunahme des Auslandsvermögens deutscher Privathaushalte ist nur ein Faktor unter vielen. Ein weiterer ist die Vermögenspreisinflation. Ein schlagkräftiger Indikator für diese Entwicklung sind die Kursgewinne des deutschen Aktienindex Dax: Dieser ist seit 1995 um satte 340 Prozent gestiegen, während die Realwirtschaft im gleichen Zeitraum nur um 42 Prozent gewachsen ist. Sicher, die Dax-Konzerne haben in diesem Zeitraum auch dadurch an Wert hinzugewonnen – durch organisches Wachstum, aber auch durch Zukäufe, Fusionen und Expansion auf ausländische Märkte. Eine Wertsteigerung, die mehr als achtmal so groß wie das volkswirtschaftliche Wachstum ist, lässt sich damit jedoch nicht erklären. Umverteilung von unten nach oben
Von Seiten einiger Kapitalismuskritiker wird die ungleiche Vermögensverteilung gerne anhand eines geschlossenen Systems erklärt: Wenn die Reichen ihren Anteil am Gesamtvermögen ausbauen und ihr persönliches Vermögen steigern, müssen die Armen ja automatisch weniger haben. Aber stimmt das? Nein, das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung – und dennoch ist die Umverteilung von unten nach oben Realität. Wie eine solche Umverteilung aussehen kann, zeigt sich beispielsweise im Gesundheitssektor. Wenn ein städtisches Krankenhaus privatisiert wird, setzt dies auch aus der Vermögensperspektive eine Reihe von Prozessen in Gang. Vor der Privatisierung zählte die im kommunalen Besitz befindliche Klinik zu den öffentlichen Gütern. Wenn sie eine Rendite erwirtschaftete, floss diese in den öffentlichen Haushalt und war damit im...


Jens Berger ist freier Journalist und politischer Blogger der ersten Stunde. Er unterstützt die Herausgeber der NachDenkSeiten bei der redaktionellen Arbeit und schreibt regelmäßig für die Seite Artikel. Als Herausgeber des Blogs Spiegelfechter, der neben den NachDenkSeiten zu den bekanntesten deutschsprachigen Politblogs gehört, befasst er sich mit und kommentiert er sozial-, wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Sein Wunsch ist es, die alltägliche Politik für den Bürger zu durchleuchten und transparent darzustellen, um der tatsächlichen Wahrheit ein Stück näher zu kommen.


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