Bertram / Driesch | Parapsychologie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 172 Seiten

Bertram / Driesch Parapsychologie

Die Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen

E-Book, Deutsch, 172 Seiten

ISBN: 978-3-7534-8932-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Eine Methodik zur Erforschung paranormaler Phänomene, um die Parapsychologie akademischer Forschung zugänglich zu machen.
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VORREDE
Diese Schrift soll nicht ein »Lehrbuch« der Parapsychologie sein. Für ein eigentliches Lehrbuch, das in systematischer Form und Strenge ein gesichertes Wissensgut, den Tatsachen und den Erklärungsversuchen nach, zusammenfaßt, ist auf dem Gebiet, mit dem diese Schrift sich abgibt, die Zeit noch nicht gekommen. Außerdem haben wir an guten vorläufigen Zusammenfassungen der einigermaßen gesicherten Dinge - leider freilich bisweilen ohne hinreichend scharfe Abgrenzung gegen die nicht gesicherten, sondern nur behaupteten - eine ganze Menge. Ein Wegweiser für solche zu sein, die selbst mit Aussicht auf Erfolg auf dem Gebiet der Parapsychologie arbeiten wollen, das allein ist die bescheidene Absicht dieser Schrift, und zwar sowohl nach der Seite der eigentlichen Tatsachenerforschung wie nach der der Theorienbildung. Wie kann man entscheiden über die Sicherung des Tatsächlichen einerseits, andererseits aber über die Annahme einer bestimmten unter den vielen möglichen theoretischen Deutungen? Das zu untersuchen ist die Aufgabe. Mit anderen Worten also: Zum ersten, wie vermeidet man absichtliche oder unabsichtliche Täuschung, zum anderen, was wäre wohl ein experimentum crucis für theoretische Festlegung? Der theoretische Teil untersucht also Möglichkeiten für künftige Festlegung, ohne sich selbst festzulegen; allenfalls äußert er sich im Sinn eines verschiedenen Grades von Wahrscheinlichkeit. Er selbst zerfällt wieder in zwei Teile, deren erster die Frage nach der Zahl der »Urphänomene«, und damit die Möglichkeit der Reduktion mehrerer auf den ersten Blick verschiedener Erscheinungen auf nur eine, behandelt, während der zweite die eigentliche letzte Theorie angeht. Für beides wird die Frage des experimentum crucis, d. h. des entscheidenden Sachverhaltes, aufgeworfen. Das eigentlich Tatsächliche, das als gesichert anzusehen ist, spielt, wie gesagt, als solches in dieser Schrift eine Nebenrolle, obwohl es natürlich erwähnt wird: Es ergibt sich stets aus der Behandlung der Frage nach der »Sicherung«. Wenn in bezug auf irgendein Phänomen alle sehr streng aufgezählten und behandelten Sicherungen erfüllt waren und sich dieses Phänomen dann doch einstellte, dann ist es eben »gesichert« und kann als Tatsache gebucht werden. Würde ich nicht überzeugt sein, daß es Gewisses, wenn auch nicht eben Zahlreiches, an solchem ganz gesicherten Gute gibt, so hätte ich diese Schrift nicht geschrieben, sondern die »Okkultisten« sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. Die Stellung der »offiziellen« Wissenschaft den parapsychischen Dingen gegenüber ist noch immer, leider ganz besonders in Deutschland, so, daß sie einer künftigen Zeit als ganz unverantwortlich erscheinen wird. Man verwechselt fortwährend Parapsychologie mit »Spiritismus« und sieht nicht, daß der erste Name ein nach seinen Untersuchungsgegenständen gegen andere abgegrenztes Forschungsgebiet bezeichnet, der zweite eine besondere auf diesem Gebiet erwachsene Hypothese, deren Richtigkeit oder Falschheit die Ergebnisse der eigentlichen Sachforschung gar nicht berührt. Man darf aber doch auch die allgemeine Deszendenzlehre nicht mit der besonderen Form, die ihr Darwin in seiner Lehre von der zufälligen Variabilität mit nachfolgender »Zuchtwahl« gab, verwechseln! Man glaubt stets sehr »aufgeklärt« zu sein und ist gerade das Gegenteil, nämlich dogmatisch festgelegt. Man glaubt zu wissen, »was es geben und nicht geben kann«. Dabei haben meist die, welche am schärfsten absprechen, ihr Wissen aus irgendeinem Zeitungsartikel. Das aber genügt doch wahrlich nicht, selbst wenn der Artikel in seiner Art gut war. Was würde man von einem sagen, der über Chemie so ein bißchen aus Zeitungen weiß und nun den Chemikern in ihre Arbeit hineinreden will? So aber, wahrlich, ist es auf unserem Gebiet. Man ahnt gar nicht, was es an gediegener Literatur gibt. Wer unter den Absprechenden kennt denn auch nur die Schriften der britischen Society for Psychical Research; ja, wer von ihnen weiß auch nur von der Existenz dieser Schriftenreihen und der großen wissenschaftlichen Gesellschaft, die sie herausgibt? Von anderem gar nicht zu reden. Des äußersten bedenklich für das Ansehen deutscher Wissenschaft ist dieser Zustand, denn er hat eben sehr bedauerliche praktische Folgen: Unter der Jugend gibt es heute viele, die offenen Geistes dem neu erschlossenen Wissensgebiet entgegentreten und sich auf ihm betätigen möchten. Was soll man so einem jungen Mann, der begabt, kritisch und voll ehrlichen Strebens ist, sagen? Die allein mögliche Antwort muß leider lauten: Folge deiner Berufung, wenn du geistige Kraft in dir fühlst, aber wisse, daß du dir deine »Karriere« damit verdirbst! Diese unerträgliche Sachlage mußte wirklich einmal mit klaren, dürren Worten gekennzeichnet werden. Universitäten sollen gewiß kritisch eingestellt sein allem Neuen gegenüber; aber sie sind doch nicht bloße Konservierungsanstalten, die tun dürfen, als wisse man alles» Wesentliche« eigentlich schon und habe sich nur mit Kleinausführungen abzugeben. Daß man sich gegen neue »Wesentlichkeiten« sperrt, das gerade ist das Unerträgliche an dem heutigen Zustand. Umlernen, sein Weltbild ganz grundlegend umgestalten, das will man nicht. Und, freilich, angesichts der Parapsychologie steht man vor einer möglichen Weltbildungsgestaltung, die überhaupt nicht ihresgleichen hat oder je gehabt hat. Hier ist wirklich ein Schatz zu finden - und nicht nur Regenwürmer. Eine besondere Schwierigkeit für den kritischen Parapsychologen besteht darin, daß er stets gegen zwei Fronten geistig zu kämpfen hat: gegen die negativen Dogmatiker und gegen die allzu Gläubigen. Wohl verstanden: Ich habe nicht den gesunden Skeptiker zu den Gegnern gezählt. Ein solcher glaube ich selbst zu sein, denn ich selbst lasse mich sehr schwer und immer nur Schritt für Schritt, das heißt immer nur jeweils im Hinblick auf eine bestimmte Tatsachengruppe, die da behauptet wurde, überzeugen. Nehme ich eine solche Gruppe als echt an, so ist damit über meine Annahme anderer Gruppen noch nicht das mindeste ausgemacht. Denn wahrlich: Die Vorsicht kann auf einem so mit Täuschungsmöglichkeiten durchsetzten Gebiet wie dem unseren gar nicht weit genug getrieben werden. Doch davon wird ja der Text zu reden haben. Denen, die ich die »Gläubigen« nenne, möchte ich aber doch auch in dieser Vorrede - der Text wird ebenfalls davon reden - besonders ans Herz legen, die Rolle des »Beleidigten« ein für allemal zu verabschieden und erst recht Beleidigungsprozesse! Es ist nämlich kein Vorwurf gegen jemanden, ein moralischer schon gar nicht, aber auch kein intellektueller, wenn der Verdacht ausgesprochen wird, er sei »hineingefallen«. Die Dinge liegen so fabelhaft schwierig, zumal auf dem »physischen« Gebiet, daß wohl jeder Forscher hier gelegentlich getäuscht werden wird. Ideale Sicherungsbedingungen herzustellen ist eben, da ja Menschen die Untersuchungsobjekte sind, eine Aufgabe, die fast über die Kraft des Forschers geht. Angesichts des ganz Neuen, um das es sich handelt, müssen aber die Bedingungen »ideal« sein, wenn wirklich eine Tatsache soll registriert werden können. Auch ein »Medium« sollte sich nie beleidigt fühlen; selbst dann nicht, wenn der Verdacht bewußten und nicht nur somnambulen, also unterbewußten Betrugs geäußert wurde. Der Ernst der Sache erfordert es, auch diesen Verdacht aussprechen zu dürfen. Ich meine, gerade ein subjektiv ehrliches Medium, dem an der Sache gelegen ist, wird das ja auch nicht tun. Als Märtyrer mag es sich fühlen; Märtyrer sein und sein Martyrium geduldig tragen, ist etwas sehr Hohes! Die Aufgabe sowohl der Versuchsleiter wie der Medien aber sollte darin bestehen, gerade die schärfsten Skeptiker, ja gerade solche, die den Verdacht des Betrugs aussprachen, zu überzeugen, indem man sie immer und immer wieder zu Versuchen einlädt. Denn eben die müssen ja überzeugt werden. Leider ist neuerdings das Gegenteil üblich geworden - man schließt solche, die sich ablehnend oder auch nur zweifelnd äußerten, für die Zukunft als »störend« aus, nicht ahnend, wie sehr man die Sache selbst dadurch schädigt! Voraussetzung für einen stetigen Fortschritt gediegener parapsychologischer Arbeit in Deutschland ist erstens die Gründung einer großen »Gesellschaft für psychische Forschung« nach dem Muster der entsprechenden britischen und zweitens die einer Forschungsstätte, wie sie heute in Frankreich, seit einigen Jahren als Staatsinstitut, besteht. Die Gesellschaft muß theoretisch neutral sein, sie muß ernste Skeptiker und Überzeugte, Animisten, Spiritisten, Mechanisten und wen sonst aufnehmen. Ernstes Arbeiten im Dienst der Wahrheit, gegründet auf Erziehung zu wissenschaftlicher Methodik, muß die einzige Bedingung für diese...


Driesch, Hans
Hans Driesch (geb. 1867 in Bad Kreuznach, gest. 1941 in Leipzig) war zunächst Biologe. Aufgrund eigener Versuche zur Entwicklung von Seeigeln kam er zu der Überzeugung, dass Lebensvorgänge wie die Entwicklung eines Organismus ebenso wie menschliches Handeln nicht allein durch physikalische und chemische Vorgänge erklärt werden können (Vitalismus). Er wandte sich der Philosophie zu und war schließlich als Professor für Philosophie in Köln und Leipzig tätig.


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