Bieker / Niemeyer | Träger, Arbeitsfelder und Zielgruppen der Sozialen Arbeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 284 Seiten

Bieker / Niemeyer Träger, Arbeitsfelder und Zielgruppen der Sozialen Arbeit

E-Book, Deutsch, 284 Seiten

ISBN: 978-3-17-041961-2
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Band stellt die Träger der Sozialen Arbeit vor und informiert systematisch und umfassend über alle wichtigen Arbeitsfelder und Zielgruppen in den Bereichen Kindheit, Jugend und Familie, Arbeitsmarktintegration, Wohnen, Migration, Alter, Pflegebedürftigkeit und Gesundheit sowie abweichendes Verhalten. Dabei werden nicht nur Kenntnisse über die Zielgruppen und deren Problemlagen vermittelt, sondern zugleich typische Strategien sozialer Unterstützung und Intervention aufgezeigt, eingebettet in den jeweiligen organisatorischen und rechtlichen Kontext. Der Band dient als Basislektüre im Studium und kann auch zur Berufsorientierung und zur Vorbereitung von Praxisphasen während des Studiums genutzt werden.
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Einführung
Rudolf Bieker & Heike Niemeyer
Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit sind Tätigkeitsfelder, in denen professionelle, überwiegend staatlich finanzierte psychosoziale Dienstleistungen für Menschen erbracht werden, die von Sozialen Problemen betroffen sind und zu deren Überwindung der Unterstützung der Gemeinschaft bedürfen (Bieker 2022). Die Tätigkeitsfelder können bei öffentlichen und bei privaten Trägern (z. B. Wohlfahrtsverbänden) angesiedelt sein. Nach dem Subsidiaritätsprinzip ( Kap. 1) werden die meisten Aufgaben der Sozialen Arbeit von privaten, überwiegend gemeinnützigen Trägern ausgeführt (meist »freie Träger« genannt). Seit ihrer Verberuflichung haben sich die Arbeitsfelder Sozialer Arbeit immer weiter ausdifferenziert. Zu den schon früh etablierten sind im Laufe der Jahrzehnte viele neue hinzugekommen. Gleichzeitig hat eine Spezialisierung der Hilfen stattgefunden, so im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe oder auf dem Gebiet gesundheitsbezogener Dienstleistungen. Wie die folgenden Beispiele zeigen, verlangen neu aufgekommene soziale Probleme entsprechende sozialpolitische Antworten und schaffen sodann neue Arbeitsfelder: •  Illegale Drogen spielten bis Mitte der 1960er Jahre noch keine öffentlich relevante Rolle, heute stellt die »Drogenarbeit« eines der prominentesten Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit mit einem vielgestaltigen Angebot an Sozialen Diensten und Einrichtungen dar. •  Durch (Bürger-)Krieg und Verelendung ausgelöste Flüchtlingswellen wurden seit den 1990er Jahren zu einem drängenden sozialen Problem und erforderten entsprechende Maßnahmen im Bereich des Asyls und der Integration. •  (Langzeit-)Arbeitslosigkeit und die mit ihr verbundenen psychosozialen Folgen gerieten erst auf die Agenda der Sozialen Arbeit, nachdem sich erwiesen hatte, dass die »Soziale Marktwirtschaft« ihr Versprechen der Teilhabe am Arbeitsleben für alle nicht erfüllen kann. Heute ist Soziale Arbeit überall präsent, wo Menschen Probleme mit der Integration in das Arbeitsleben haben (langzeiterwerbslose Menschen, Jugendliche, Frauen nach einer längeren Familienphase, Menschen mit Behinderungen). •  Andere gesellschaftliche Probleme waren zwar seit jeher vorhanden, wurden aber weitgehend als »private Angelegenheit« definiert oder in ihrer tatsächlichen Bedeutung relativiert wie z. B. häusliche Gewalt. Nachdem hier zunächst weit überwiegend Frauen im Fokus standen (besondere Beratungsangebote, Hilfetelefone, Frauenhäuser), wird neuerdings anerkannt, dass auch Männer von Gewalt betroffen sein können, mit der Folge, dass sich wiederum ein neues Arbeitsfeld herauszubilden beginnt. •  Schließlich gewinnt die Soziale Arbeit auch in institutionellen Kontexten an Bedeutung, die ehedem strikt abgegrenzte Domänen darstellten (z. B. Schule). Auch wenn längst nicht alle Menschen im Laufe ihres Lebens zu Adressat*innen Sozialer Arbeit werden, haben die Entwicklungen im Ergebnis dazu geführt, dass sich die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit heute auf die gesamte Lebensspanne und nahezu alle Problem- und Bedarfslagen der persönlichen Lebensführung erstrecken. Welche enorme Bandbreite die Arbeitsfelder mittlerweile erreicht haben, wird in diesem Teil des Buches deutlich, auch wenn unsere Zusammenstellung immer noch unvollständig sein dürfte. Die Auswahl der präsentierten Arbeitsfelder umfasst einerseits Handlungsfelder, die in fachlichen und wissenschaftlichen Diskursen oft im Vordergrund stehen und/oder gemessen an der Zahl der dort beschäftigten Sozialfachkräfte von herausgehobener Bedeutung sind. Darüber hinaus haben wir Handlungsfelder berücksichtigt, die wir für gesellschaftlich relevant halten, denen aber nur – oder noch – eine vergleichsweise begrenzte Aufmerksamkeit zuteilwird. Diese Handlungsfelder sollen zugleich – pars pro toto – die Spannweite Sozialer Arbeit verdeutlichen, die in einem einführenden Werk nur bedingt abgebildet werden kann. Eine schlüssige Systematisierung der so bestimmten Arbeitsfelder bereitet freilich Schwierigkeiten. Grundsätzlich bieten sich für einen Ordnungsversuch verschiedene Anknüpfungspunkte an: •  der Zeitpunkt bzw. die Lebensphase, in denen Dienstleistungen biografisch von Bedeutung werden (Kindheit/Jugend, Erwachsenenalter, Alter), •  die inhaltlichen Ziele, auf die Arbeitsfelder vorrangig ausgerichtet sind (z. B. Personalisation, Resozialisation, vgl. Heiner 2010, 91), •  die Intensität, in der Soziale Arbeit die Eigenkräfte in der Bewältigung der Herausforderungen in den zuvor genannten Lebensphasen ergänzt, unterstützt oder ggf. ersetzt (vgl. Hamburger 2016, 159; Thole 2012, 28), •  Kombinationen aus den vorgenannten Strukturierungen. Alle bisherigen Ordnungsversuche verbindet das Problem, die außerordentliche Bandbreite und Heterogenität der Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit in einer schlüssigen, überschneidungsfreien Systematik abzubilden. Die Zuordnung von Arbeitsfeldern zu den wie immer bestimmten Kategorien ist nicht immer eindeutig möglich. Arbeitsfelder lassen sich bspw. nicht ohne Weiteres dem Lebenslauf von Menschen zuordnen. Arbeitsfelder folgen auch nur bedingt exklusiven Zielsetzungen. Auch die im Folgenden präsentierte Ordnung kann dieses grundlegende Problem nicht lösen. Sie ist pragmatisch ausgerichtet und verzichtet auf die Nutzung theoretischer Begriffe und mehrdimensionaler Strukturierungen. Sie knüpft an die Tatsache an, dass Soziale Arbeit Soziale Probleme bearbeitet. Ordnungsprinzip sind daher die ›kritischen Tatsachen‹, unter denen Soziale Arbeit sich auf ihre Adressat*innen bezieht. Diese Tatsachen bzw. Sozialen Probleme bilden in der Praxis den Anknüpfungspunkt für sozialarbeiterische Dienstleistungen. Diese Dienstleistungen können vielgestaltig sein. So benötigen psychisch kranke Menschen, die wir als Zielgruppe Sozialer Arbeit dem Handlungsbereich »Gesundheit« zugeordnet haben, neben spezifischen medizinisch-therapeutischen Leistungen (die von anderen Berufsgruppen zu erbringen sind) vielfältige andere Hilfen (z. B. Leistungen der Grundsicherung, soziale Kontakte, Tagesgestaltung, Arbeit, Wohnung). Das Gesundheitsproblem ist also lediglich der Einstiegs- bzw. Anknüpfungspunkt für die Hilfen, die von Sozialfachkräften geleistet werden. Die Zuordnung psychischer Erkrankungen zum Handlungsbereich »Gesundheit« bedeutet im Übrigen nicht, dass Gesundheitsprobleme ursächlich für alle weiteren Probleme zu gelten haben. Zu beachten ist, dass einige Arbeitsfelder, wie z. B. die Arbeit mit Menschen ohne Ausbildung und Arbeit, durch spezialisierte Dienste und Einrichtungen organisiert werden (deshalb im Folgenden die Zuordnung zu dem Handlungsbereich »existenzielle Problemlagen«), während das Problem selbst und seine Bearbeitung arbeitsfeldübergreifend auch in anderen Handlungsbereichen, z. B. »Gesundheitliche Beeinträchtigungen«, eine bedeutsame Rolle spielt. Der Begriff Arbeitsfeld hat also zwei Bedeutungen: Er steht einerseits für regelmäßig geleistete Aufgaben, die durch spezielle Soziale Dienste wahrgenommen werden, andererseits bezeichnet er nicht nur vorübergehend wahrgenommene inhaltliche Aufgaben, ohne dass diese mit einem speziell ausgewiesenen Arbeitsplatz oder einer separaten Organisationseinheit eines Trägers korrespondieren. Die bestehenden Interdependenzen akzeptierend lassen sich ausgehend von den problembezogenen Einstiegs- bzw. Anknüpfungspunkten fünf große unmittelbar adressat*innenbezogene Handlungsbereiche der Sozialen Arbeit unterscheiden, denen jeweils eine Vielzahl von Arbeitsfeldern zugordnet werden können: •  Erziehung, Bildung, Sozialisation •  Existenzielle Problemlagen •  Soziale Beziehungen und Konfliktsituationen •  Gesundheitliche Beeinträchtigungen/Probleme des Alterns •  Abweichendes Verhalten Diese Handlungsbereiche sind um einen weiteren Aufgabenbereich zu ergänzen, den wir als Sozialmanagement
bezeichnet haben. Anders als zuvor geht es hier nicht um unmittelbare, sondern mittelbare Aufgaben der Sozialen Arbeit. Dazu gehören u. a. Aufgaben wie Qualitätssicherung und Ressourcenbeschaffung, die in der Praxis oft – wenn auch nicht exklusiv – von Sozialfachkräften – vielfach erst nach entsprechender Weiterbildung – wahrgenommen werden. Gemeinsames Ziel dieser Arbeitsfelder ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen und aufrechtzuerhalten, dass die personenbezogene Arbeit als ›Kerngeschäft‹ Sozialer Arbeit kontinuierlich in einer bestimmten Qualität und...


Prof. Dr. rer. soc. Rudolf Bieker war über viele Jahre Hochschullehrer und Prüfungsausschussvorsitzender am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein. Prof. Dr. Heike Niemeyer lehrt dort Soziale Arbeit mit den Schwerpunkten Soziale Dienste und Einrichtungen sowie Sozialverwaltung.

Mit Beiträgen von Reiner Adler, Kathrin Aghamiri, Donja Amirpur, Harald Ansen, Jeannette Bischkopf, Bernhard Borgetto, Sarah Büchter, Heinz Cornel, Ulrich Deinet, Ruth Enggruber, Lars Friege, Silke Gahleitner, Heike Herrmann, Bernd Holthusen, Sabrina Hoops, Gisela Jakob, Wiebke Janßen, Johannes Kloha, Julie Kunsmann, Marion Laging, Heiko Löwenstein, Birgit Meyer, Kurt Möller, Nina Oelkers, Anja Reinecke-Terner, Dieter Röh, Sabrina Schmidt, Reinhold Schone, Nora Sellner, Birgit Steffens, Julia Steinfort-Diedenhofen, Hiltrud Stöcker-Zafari, Yvette Völschow, Ernst von Kardorff, Isabel Wünsche.


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