Blankertz / Tembrins | Anne R. Chérie revisited | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Blankertz / Tembrins Anne R. Chérie revisited

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-7448-2416-3
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Anne R. Chérie (1930-1963) ist die - fiktive - sagenumwobene karibische Revolutionärin, kantische Neothomistin und katholische Anarchistin, die bis heute keine angemessene Aufmerksamkeit erfahren hat. Die vorliegende Chérie-Biographie dokumentiert Liebe, Politik, »Verbrechen« und Kindheit einer der ungewöhnlichsten Frauen des 20. Jahrhunderts. Hier kommen die Akteure der Zeit zu Wort wie z.B. Chéries Inspirator, der (exkommunizierte) katholische Theologe Pablo Hombueno. Aber auch die Abenteuer von Chérie und ihre unglückliche Liebe zu der amerikanischen Prostituierten Lauren Jackson bekommen den ihren zukommenden Platz.
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DIE HAUPTAKTEURE
Barbarojo Soto, Benjamino R. (*1906 †1995), Theologie- und Philosophie-Professor an der Universität Santo Tomás, Schüler von Liberto Callejas (=Niño), Hauptvertreter des »katholischen Anarchismus«; vor allem war er mit wirtschafts- und rechtspolitischen Fragen beschäftigt. Vor der Revolution leitete er die Chérie-Bank – durch die er eine zu 100 % gedeckte Platinwährung schuf – und das Zentrum für katholische Soziallehre. Außerdem ist er der Erfinder des tomasischen privaten Rechtssystems, das auf Schlichtungsverfahren der »árbitros« gründet; dieses Rechtssystem hat er aus einer geschickten Transformation von »La Red« entstehen lassen.7 Barbarojo galt als prinzipientreuer Denker ohne Emotionen mit einem starken Hang zum klassischen Liberalismus. Da er sich bis zu seinem Tod als der letzte lebende Vertreter der »alten Schule der Chérieisten« sah, hatte er in seinen späten Jahren jedoch auch die »linke« anarchistische Tradition mit verteidigt. Dies wird u. a. durch seine positive Aufnahme der »Walden III«-Aufzeichnungen von Jackson bestätigt.8 Callejas, Liberto,siehe unter Niño. Chérie, Anne R. (*1930 †1963), ist die sagenumwobene karibische Revolutionärin, kantische Neothomistin und katholische Anarchistin, die bis heute keine angemessene Aufmerksamkeit erfahren hat. Unsere vorliegende Chérie-Biografie dokumentiert Liebe, Politik, »Verbrechen« und Kindheit einer der ungewöhnlichsten Frauen des 20. Jahrhunderts. Hier kommen die Akteure der Zeit zu Wort wie z.B. Chéries Inspirator, der exkommunizierte katholische Theologe Pablo Hombueno. Aber auch die Abenteuer von Chérie und ihre unglückliche Liebe zu der amerikanischen Prostituierten Lauren bekommen den ihnen zukommenden Platz. Donoso Martínez, Pedro (*1928 †1961). Stets nannte er Anne Chérie »la princesa«.9 In den I940er Jahre Bandenchef, den Chérie aus dem Gefängnis befreite und der danach zu ihrer rechten Hand wurde; ihr treu ergeben, gibt es wohl kaum eine Aktion, die nicht beide gemeinsam planten und durchführten. Während der Revolution fiel er. Gärtner, Willie (*1929 †2011), seit etwa Mitte der 1950er Jahre aus Deutschland stammendes Führungsmitglied von »La Red«. Als Chérie sich stärker politisch betätigte, leitete er »La Red« eigenständig. Nach der Revolution befehligte er Chéries Leibgarde.10 Gatablanco, Errico M. (*1926 †2017), Schüler von Barbarojo und Hombueno, prägte den Begriff »spanischer Neothomismus«, legte den Grundstein für dessen politische Umsetzung. Als er 1955 verhaftet und mit dem Tod bedroht wurde, wandten sich seine akademischen Lehrer an Chérie, um eine Gefangenenbefreiung zu organisieren. Auf diese Weise kam der Kontakt zu »La Red« zustande, der überhaupt erst die politische Wirksamkeit des Neothomismus ermöglichte. Seit der Revolution bis zu seinem erzwungenen Rücktritt 1989 war er »Minister für Volksaufklärung«11 der Tomasischen Republik. Nach Beendigung der politischen Laufbahn verschrieb er sich ganz der Orchideen-Zucht und wurde zum internationalen Star dieser Szene. Von weiteren politischen, philosophischen oder auch schriftstellerischen Betätigungen ist mir nichts bekannt. Henríquez y Cavajal, Francisco (*1909 †1987), Dichter12 und Essayist.13 — Ab Mitte der 1950er Jahre arbeitete er an verschiedenen Zeitungsprojekten von Chérie mit und baute ein intimes Freundschaftsverhältnis zu Chérie, Jackson und Donoso auf. Von ihm stammt die bislang aufwändigste und verlässlichste Chérie-Biografie, die noch zu ihren Lebzeiten erschienen war.14 Hombueno Gasvar, Pablo (*1904 †1985). Er promovierte 1930 bei Callejas mit einer Arbeit über thomistische Sexualethik, die einen Skandal an der Universität verursachte, und wurde Studentenpfarrer sowie später führender Theoretiker der Chérieisten. Hauptsächlich widmete er sich der Entwicklung einer libertären thomistischen Psychologie. 1984 wurde er mit einer Reihe von anderen Neothomisten durch den Papst15 exkommuniziert. Auf einer Massenkundgebung in Santo Tomás beschimpfte er den Papst daraufhin als einen » Sozialistenknecht «.16 Jackson, Lauren (*1920 †1988), begann nach der Trennung von ihrer Geliebten im Frühjahr 1960, sich an einem einsamen kanadischen See, welchen sie nach berühmtem Vorbild »Waldensee«17 taufte, ein Blockhaus zu zimmern. Sie lebte fast drei Jahre in der Einsiedelei. Während der ganzen Zeit hat sie sich Aufzeichnungen gemacht. Drei dieser Hefte schenkte sie ihrem Freund, dem umstrittenen konservativen Schriftsteller Ernest Younger, aus denen in der vorliegenden Biografie ausführlich zitiert wird. Niño = Liberto Callejas (*1893 †1964), wurde als Mitglied der sehr kleinen protestantischen Minderheit von Tomasia geboren, trat aber als junger Philosophie-Student 1919 zum Katholizismus über. Obgleich verheiratet, stimmte der Hl. Stuhl 1928 einer Priesterweihe zu, Voraussetzung für die Übernahme einer theologischen Professur. Der Tod der Tochter 1932/33 warf Callejas aus der Bahn, und er lebte fortan als Stadtstreicher. 1934 oder 1935 lernte er, bereits fast erblindet, Chérie als kleines Waisenmädchen kennen, das sich allein in der Stadt behauptete. — Mit seinen Hauptwerken »Psicología con Santo Tomás de Aquino« (1927) und »La ética filosofía con Santo Tomás de Aquino« (1929) sowie mit den beiden Thomas-Übersetzungen »Sobre moralidad de acción« (1928) und »Virtud de comunidad« (1931) begründete er den »spanischen Neothomismus«. Ovo Vega, Claira D.V. (*1929 †1962), im Freundeskreis Chéries Vertreterin einer radikal anarchistischen Position, im Gegensatz zu Barbarojos Individualismus jedoch mit mehr sozialistisch-kommunistischem Hintergrund. War Barbarojo der politische Stratege und Programmatiker, auf den sich Chérie meist bezog, arbeitete sie ihre konkreten revolutionären Aktionen wohl lieber mit der Ovo aus. Nach der Revolution 1961 gründete sie im Osten der Republik das anarcho-kommunistische Modell der »Comunidad de Higüey«. Während eines konterrevolutionären Aufstandes wurde Ovo 1962 ermordet. Unter der Landbevölkerung ist Ovo noch heute fast ebenso populär wie Chérie. Da das Andenken an Ovo offiziell kaum gepflegt wird (bloß Barbarojo erwähnte bisweilen noch »unsere unvergessene Freundin Claira Ovo«), drückt sich in der Verehrung durch das Volk auch eine gewisse Unzufriedenheit mit den Entwicklungen in der Tomasischen Republik aus. Eine kitschige Idylle, die Claira Ovo und Anne Chérie als händchenhaltende Kinder zeigt, hängt heute in vielen Zimmern von einfachen Leuten neben einer Jesus-, Maria- oder Papstdarstellung. Younger, Ernest (*1898 †1991). Sein isolationistisches Bekenntnis während des Kriegs wurde lange als »faschistoid« etikettiert.18 In den 1960er Jahren erfuhr es jedoch eine Neubewertung durch die Proteste gegen den Krieg in Vietnam, unterdessen Younger sich zunehmend zum unpolitischen konservativen Individualisten entwickelte. Die literarischen Hauptwerke Youngers: »Helios City« (1958) und »Venator City Limits« (1964).19 7 [Vgl. Kap. 8. Hg.] 8 [Vgl. S. 254. Hg.] 9 In der Schreibweise von Henríquez: »la princessa«. 10 [Ab Mitte der 1960er Jahre verliert sich seine Spur. Sein Tod wurde im »Occidente« am 13. April 2011 gemeldet und auf den 27. März datiert. Der kurze Text geht nur auf seine Bedeutung in den Revolutionsgarden ein und erwähnt nicht, was er später trieb. – Anm. d. Hg.] 11 [Zeitweise auch »Minister für Information« genannt. – Anm. d. Hg.] 12 U. a. Barco de fuego 1925, Historia de torno 1931, Monte cardo 1955. 13 U.a.Habla, lengua y idioma 1957. 14 La biografía de Anne R. Chérie, Santo Tomás 1962. 15 [Johannes Paul II. – Anm. d. Hg.] 16 [Vgl. unten, S. 250. – Anm. d. Hg.] 17 Henry David Thoreau. [»Walden II« schrieb B. F. Skinner. Hg.] 18 Bezeichnenderweise kommt Ernest Younger aber in Roberto Bolaños »La literatura nazi en América.« (1996) nicht vor. 19 »Mit Ernest übers nächste Projekt geredet. Radikalisierung von ›Helios City‹. Der Arbeitstitel ›The Plight of Theo Wadorn‹ [später: ›Venator City Limits‹]. Zum Schluss geht Theo mit seinem Helden in den Wald auf eine Jagd, von der er nicht zurückkommen wird. Ernest hat mich nach meinen Wald-Erfahrungen gefragt. Ich suche sie ihm aus meinen Aufzeichnungen heraus. Sind es meine? Es...


Blankertz, Stefan
Stefan Blankertz, Jg. 1956,"Wortmetz". Promoviert in Soziologie. Habilitiert in Pädagogik. Lyrik und Politik für Toleranz und gegen Gewalt.

Tembrins, Karola
Karola Tembrins, geb. 1956, promovierte 1982 in Hispanistik über den Neo­thomisten Pablo Hombueno. Ihre erste Chérie-Biographie verfasste sie 1984 (veröffentlicht: Wetzlar 1989). Seit Mitte der 1980er Jahre engagierte sie sich aktiv in verschiedenen Befreiungsbewegungen Lateinamerikas und Afrikas. Bei gelegentlichen Besuchen in Deutschland hat sie in mühsamer Kleinarbeit das Tagebuch von Chéries Geliebter übersetzt und ihre Chérie-Biografie dadurch aktualisiert.


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