Bleckmann | Der Peloponnesische Krieg | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2391, 120 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Bleckmann Der Peloponnesische Krieg

E-Book, Deutsch, Band 2391, 120 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-77671-7
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Athen und Sparta kämpften im Peloponnesischen Krieg (431 bis 404 v. Chr.) um die Vorherrschaft in Griechenland. Beide hatten in Bündnissystemen zahlreiche Mitstreiter um sich geschart. So kam es zu einem jahrzehntelangen Ringen, das wegen seiner Dimensionen bisweilen gar als 'antiker Weltkrieg' bezeichnet wird. Dank des athenischen Historikers Tukydides sind wir über den wechselvollen Verlauf der Kämpfe, aus denen schließlich Sparta als Sieger hervorging, außergewöhnlich gut informiert.
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Einleitung
1. Die historische Bedeutung des Peloponnesischen Krieges: ein Problem
Der von 431 bis 404 ausgefochtene Konflikt zwischen Athen und Sparta ist unter dem Namen «Peloponnesischer Krieg» in die Geschichtsbücher eingegangen. Strenggenommen trifft diese Benennung nicht zu, da die wichtigsten Entscheidungen nicht auf der Peloponnes fielen. Gemeint ist freilich nur, dass die Athener den Krieg gegen die Spartaner und ihre im sogenannten Peloponnesischen Bund zusammengeschlossenen Verbündeten (die Peloponnesier) austragen mussten. In diesem Sinn heißt es bereits beim zeitgenössischen Historiker Thukydides (1,44,2), die Athener hätten schon vor Kriegsausbruch mit der Eventualität eines «Krieges gegen die Peloponnesier» gerechnet. In den einleitenden Bemerkungen seines Geschichtswerks, in denen Thukydides den Gesamtkrieg als historische Einheit beschreibt, spricht er allerdings nicht vom Peloponnesischen Krieg, sondern erklärt, den «Krieg der Peloponnesier und der Athener, wie sie ihn gegeneinander auskämpften», behandeln zu wollen (Thuk. 1,1). Mit der seit dem Späthellenismus sicher belegten Bezeichnung «Peloponnesischer Krieg» haben aber wohl bereits Redner des vierten Jahrhunderts und Historiker der gleichen Zeit (Ephoros) die athenische Perspektive deutlicher zum Ausdruck gebracht, in ähnlicher Form, wie die Römer aus exklusiv römischer Perspektive die Konflikte mit den Karthagern nicht als «römisch-punische», sondern als «punische» Kriege bezeichnet haben. Der Peloponnesische Krieg spielte sich anfangs vor allem in Zentralgriechenland und in einigen Teilen der Peloponnes ab, griff dann nach Nordgriechenland aus und wurde zum Schluss in Sizilien, an der kleinasiatischen Ägäisküste und am Marmarameer ausgetragen. Thukydides hat offenkundig selbst zutiefst am Krieg gelitten und das Geschehen als so dramatisch empfunden, dass er vermeldet, «der größte Teil der Menschheit» sei vom kriegerischen Geschehen erfasst und erschüttert worden. Dementsprechend bezeichnet man den Peloponnesischen Krieg gerne als «antiken Weltkrieg». Aber das Altertum hat weitaus größer dimensionierte Konflikte gekannt, von der brutalen Ausdehnung des assyrischen Großreichs über den Alexanderfeldzug bis hin zu den Punischen Kriegen und zur Eroberung Galliens durch Caesar oder zu den Kämpfen, die mit der Konstituierung des chinesischen Kaiserreichs unter Qin Shi Huangdi endeten. Die Zahl der Kombattanten im Peloponnesischen Krieg ist meist überschaubar. Selbst der größte am Krieg beteiligte Staat (Athen) hatte maximal 50.000 Vollbürger. Manchmal ging es im Krieg nur um Kämpfe zwischen wenigen Hunderten Menschen, erst mit der Sizilienexpedition (415–?413) erreichte er völlig andere Dimensionen. Im letzten Kriegsjahr wurden Flotten von ca. zweihundert Trieren mit insgesamt ungefähr 40.000 Ruderern und sonstigen Besatzungen gegeneinander aufgeboten, was die logistischen Möglichkeiten dieser Zeit schon fast überstieg. Angesichts der zunächst imposant anmutenden Dauer des Krieges von 27 Jahren ist darauf hinzuweisen, dass viele Gegenden Griechenlands über Jahre oder Jahrzehnte von kriegerischen Aktionen unberührt blieben. Acht Jahre lang währte darüber hinaus zwischen Athen und Sparta zumindest im Mutterland ein prekärer Friedenszustand, der sogenannte Nikias-Frieden. Diese Pause trennt zwei deutlich unterscheidbare Konfliktphasen voneinander, nämlich den sogenannten Archidamischen (431–?421) und den Dekeleischen Krieg (413–?404). Beide Konfliktphasen verdanken ihren Namen wieder einer rein athenozentrischen Perspektive. Die erste Zehnjahresperiode des Peloponnesischen Krieges (bei Thukydides der «Zehnjährige Krieg») wurde bei den attischen Rednern des vierten Jahrhunderts als der «Archidamische Krieg» bezeichnet, weil aus der Perspektive des einfachen athenischen Bürgers der fast alljährliche Einfall des spartanischen Heeresaufgebots unter der Führung des Königs Archidamos das markante kriegerische Geschehen dieses Zeitraums war, das man von den Stadtmauern aus verfolgen konnte. Das Gleiche gilt für den Dekeleischen Krieg, der seinen Namen daher hat, dass die Spartaner nun nicht mehr Jahr für Jahr nach Attika einfielen, sondern sich dort gleich an Ort und Stelle nördlich von Athen in der Festung Dekeleia niedergelassen hatten. Als der Archidamische Krieg 431 ausbrach, lag der letzte große Konflikt mit Sparta gerade einmal fünfzehn Jahre zurück. Und nach der Kapitulation Athens im Dekeleischen Krieg dauerte es nur knapp zehn (innen- und außenpolitisch sehr unruhige) Jahre, bevor der nächste Konflikt, der sogenannte Korinthische Krieg, ausbrach (395). In diesem Krieg versuchte Athen sich zu revanchieren und kämpfte im Bund mit griechischen Mittelmächten erneut gegen Sparta. Auch wenn sich Sparta mit vielen Blessuren und letztlich nur durch den Beistand der Perser dann noch einmal durchsetzen konnte, ging die maritime Vorherrschaft, die Sparta 413/412 erworben hatte, 394 verloren und wurde 386 nur für kurze Zeit in der Flottenkampagne des Antalkidas zurückgewonnen. Mit guten Gründen könnte man daher den Dekeleischen Krieg (413–?404) nicht mit dem Archidamischen, sondern mit dem Korinthischen Krieg (395–?386) und der Zeit zwischen 404 und 395 zu einer Großepoche verbinden. Weil im Klassischen Griechenland kriegerische Auseinandersetzungen regelmäßig wiederkehren, ist jede Zusammenfassung von Einzelkriegen zu einem Großkonflikt Ermessenssache. Sie ist, wie dies von jeder Periodisierung gilt, das Ergebnis einer subjektiven, von einer bewussten historischen Analyse ausgehenden gedanklichen Entscheidung. Dass das Gesamtgeschehen zwischen 431 und 404 als Einheit, als ein einziger Krieg zu betrachten war, war jedenfalls vielen Zeitgenossen gar nicht bewusst und ist eine (durchaus begründete) Sicht der Dinge, die erst dem Thukydides und später der griechischen Geschichtsdeutung des vierten Jahrhunderts zu verdanken ist. In der Antike spielte in der Betrachtung der eigenen Vergangenheit der Peloponnesische Krieg keine herausragende Rolle. Wenn dieser Krieg von Rednern der Kaiserzeit zur Sprache gebracht wurde, dann meist nur, weil der Chronist dieses Krieges, Thukydides, eine große, wenn auch umstrittene, stilistische Autorität besaß. Aber das herausragende kriegerische Ereignis der Vergangenheit, an das immer wieder erinnert wurde, war der Kampf der griechischen Staatenwelt gegen den Perserkönig, nicht das kleinliche, als innergriechischer Bürgerkrieg geltende Geschehen des Peloponnesischen Krieges. Allenfalls wurden einige Episoden dieses Krieges, wie etwa der Arginusenprozess, als Belege für die völlige Entartung der athenischen Demokratie angeführt, ohne dass der Kontext noch sehr interessierte. In byzantinischen Weltchroniken des Mittelalters wurde der Krieg ausgeblendet, und man ging von der Geschichte der persischen Monarchie direkt zu Alexander dem Großen über. 2. Thukydides als Historiker des Peloponnesischen Krieges
Im Rahmen der Universalgeschichte betrachtet, war der Peloponnesische Krieg also vordergründig nur von regionaler Bedeutung, und als historische Einheit (bis hin zur erst später geprägten Benennung) muss er strenggenommen als Konstrukt gelten. Und dennoch gibt es gute Gründe dafür, sich auch nach zweieinhalbtausend Jahren gerade mit diesem Geschehen auseinanderzusetzen. Ein und vielleicht der wichtigste Grund liegt sicher darin, dass der Krieg Gegenstand des bedeutendsten Geschichtswerks der Antike geworden ist, der Darstellung des Thukydides. Sie ist, wenn man mit Hegel sprechen möchte, der Gewinn, den die Menschheit aus diesem Krieg davongetragen hat, und mit Hume kann man hinzufügen, dass das erste Blatt des Thukydides den Beginn der wirklichen Geschichte («real history») darstellt. Thukydides hat nach eigener Aussage sofort bei Ausbruch des Krieges damit begonnen, Aufzeichnungen zu machen. Ihm kam zugute, dass er den Krieg aus verschiedenen Perspektiven erlebte. Zunächst aktiver athenischer Politiker und Militär, musste er nach seinem Scheitern als Stratege 424 in die Verbannung gehen. Dort konnte er von den Erträgen aus thrakischen Bergwerken leben, die er als Angehöriger eines der großen attischen Adelsgeschlechter mit überregionalen Verbindungen besaß. Als wohlhabender Exulant hatte er nunmehr die Möglichkeit, auch von der spartanischen Gegenseite viel in Erfahrung zu bringen. Das Material, das er über die Jahre aufgezeichnet und zusammengestellt hatte, ist in eine Gesamterzählung eingebracht, die durch die wiederholten Überarbeitungen Brüche aufweist. Einige Passagen seines Werkes (Teile des 5. Buchs und das gesamte 8. Buch) sind künstlerisch weniger vollendet als andere, die etwa mit Reden der...


Bruno Bleckmann lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Bei C.H.Beck ist von ihm erschienen "Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern" (2009).


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