Boochs | Deutsche Kolonien - Neuguinea und Samoa | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Boochs Deutsche Kolonien - Neuguinea und Samoa

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-7543-3610-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Geschichte der Kolonien Deutsch- Neuguinea und Deutsch- Samoa

Dr. phil. Wolfgang Boochs Jahrgang 1944, verheiratet, 6 Kinder, Jurist und Ägyptologe. Ehrenprofessor der Staatlichen Finanzakademie von Irpin in der Ukraine. Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen über Ägypten und altägyptische Rechtsgeschichte, die Bibel, die koptische Kirche, Kolonialismus sowie Steuer- und Insolvenzrecht. Der Regierungsdirektor a.D. arbeitet als Rechtsanwalt, vornehmlich in den Bereichen Steuer- Insolvenz und Asylrecht und ist Treuhänder von mehreren gemeinnützigen Stiftungen.
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2. Kolonialgeschichte und Erinnerungskultur
Nachdem Deutschlands koloniale Vergangenheit über Jahrzehnte totgeschwiegen wurde, beginnt Deutschland nunmehr zaghaft mit der Aufarbeitung seiner Koloniegeschichte und seiner Verantwortung. Unmittelbar nach dem schmerzhaften Verlust der Kolonien nach dem verlorenen 1. Weltkrieg entstand der Mythos, die Deutschen seien eigentlich gute Kolonialherren gewesen. Diesem Mythos entsprang in der Weimarer Zeit sowie in der Zeit der Naziherrschaft die Forderung nach Rückgewinnung der Kolonien. Diese Forderung wurde bekräftigt durch entsprechende Kolonialausstellungen, Vorträge, Bücher und Filme. Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg und den Verbrechen an den Juden, dem Holocaust hatte Deutschland alle Hände voll damit zu tun, sich mit seiner unmittelbaren Vergangenheit und seiner Verantwortung dafür auseinandersetzen. Das Phänomen des deutschen Kolonialismus wurde dadurch in den Hintergrund gedrängt. Erst in jüngster Zeit in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise und der verfehlten europäischen Flüchtlings- und Integrationspolitik sowie mit dem Auftreten der Black- Lives- Matter Bewegung in den USA erinnert man sich an die deutsche Kolonialzeit und die von Deutschen begangenen Kolonialverbrechen. Es wurde daraufhin der Ruf nach einer Gedenkkultur laut. Dies zeigte sich daran, dass in dem letzten Regierungsprogramm der Großen Koalition erstmals explizit festgehalten wurde, dass die Erinnerung an die Verbrechen in der Kolonialzeit Teil einer deutschen Gedenkkultur werden soll wie bereits die Aufarbeitung der NS- Terrorherrschaft oder der SED Diktatur. Im Koalitionsvertrag heißt es: Ohne Erinnerung keine Zukunft- zum demokratischen Grundkonsens in Deutschland gehören die Aufarbeitung der NS- Terrorherrschaft und der SED-Diktatur, der deutschen Kolonialgeschichte, aber auch positive Momente unserer Demokratiegeschichte Wie diese Gedenkkultur aussehen soll, ist jedoch weitgehend unklar. Zu einer derartigen Kultur gehört es, dass neben den Schattenseiten der Kolonialpolitik auch die wenigen positiven, nach 1907 zu beobachtenden Aspekte in der Kolonialpolitik herausgearbeitet werden. Themen einer derartigen Gedenkkultur könnten sein: Fragen eines zentralen Gedenkortes für die Opfer des deutschen Kolonialismus sowie die Frage nach einer Rückgabe von kolonialer Raubkunst. Eine derartige Gedenkkultur müsste dabei im Kontext einer europäischen und globalen Erinnerungskultur an das Kolonialzeitalter zu sehen sein. In Berlin wurde als erster Schritt zur Schaffung einer derartigen Gedenkkultur Straßennamen im Afrika- Viertel in Berlin- Wedding umbenannt wie die Petersallee und die Lüderitzstraße. Dabei geht es um Straßennamen von kolonialen Verbrechern wie Carl Peters und Adolf Lüderitz. Damit beginnt Deutschland zaghaft sich mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Diese Ansätze sind jedoch wenig glaubhaft angesichts des Umstandes, dass aus den ehemaligen Kolonien massenhaft Kunstschätze sowie sonstige für die Geschichte und das Verständnis der Kolonien wichtige Objekte weitgehend ohne Einverständnis der betroffenen Kolonien nach Deutschland geschafft wurden und dort in Museen und Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. 3. Das Humboldtforum und koloniale (Raub-) Kunst
Auf dieses Problem von kolonialen (Kunst) Objekten weist der Bau und die aktuelle Eröffnung des Berliner Humboldtforums hin, das in dem wieder aufgebauten Berliner Königlichen Stadtschloss des Architekten Andreas Schlüter im Zustand um 1720 untergebracht ist. Im Humboldtforum haben unter anderem die ethnologischen Sammlungen des Völkerkundemuseums in Berlin Dahlem eine neue Heimat gefunden. Um die Objekte der ethnologischen Sammlungen sind von Beginn an viele Fragen und Diskussionen entstanden. Dabei handelt es um Fragen nach der Herkunft der Objekte wie und unter welchen Bedingungen sind diese nach Berlin und in die Sammlungen gelangt? Dürfen sie heute noch hier sein? Derartige Fragen stellen sich nicht nur für das Humboldt- Forum, sondern im Allgemeinen und zwar für alle anderen Völkerkundemuseen und Sammlungen in europäischen Staaten mit kolonialer Vergangenheit. Folgerichtig bezeichnet das Humboldtforum den Kolonialismus und die Kolonialität als ein Kernthema seiner Programmarbeit. So hat auch der Generalintendant Hartmut Dorgerloh die reflexive Beschäftigung mit dem Kolonialismus und seinen Folgen sowie die Problematisierung aktueller Formen des Rassismus auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens als wichtige Leitthemen für das Programm und das Profil des Humboldtforums bezeichnet. Hierzu gehört aber auch die Forderung nach einer Restitution von Objekten aus diesen Sammlungen. Unter Kolonialität versteht das Humboldtforum die kolonialen Denk- und Handlungsmuster, die in verschiedenen Konfigurationen kontinuierlich und nachhaltig die heutigen Realitäten in ehemals kolonisierten und kolonisierenden Gesellschaften begründen. Zu den kolonialen Praktiken gehören Ausbeutung, Gewalt und Genozide an nicht- weißen Menschen. Im Rahmen des Kernthemas Kolonialismus und Kolonialität will das Humboldforum sich mit postkolinialen Perspektiven und Stimmen auseinandersetzen und eine methodische Praxis entwickeln, die einen transparenten, dauerhaften Reflektionsprozess über die Kontinuität kolonialer Praktiken befördert. Dazu sollen notwendige Handlungsfelder und Narrative für Forschung und Kulturpraxis gefördert werden, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit den eigenen Sammlungen. Ziel ist es durch Aufarbeitung und Vermittlung einer gegenwärtigen kolonialen Geschichte für die Zivilgesellschaft deren Komplexität im Zusammenhang mit ihren Verwicklungen in die Gegenwart und unser aller Lebensrealitäten sichtbar zu machen. Dies soll erfolgen im Rahmen bestimmter mit Partnerinstitutionen in den ehemaligen Kolonialstaaten entwickelter wissenschaftlicher Projekte wie z.B. das mit Tansania entwickelte Pilotprojekt Tansania Deutschland sowie das Namibia-Projekt 2. Derartige Projekte zur Aufarbeitung des Kolonialismus sind sicherlich zu begrüßen. Besser wäre es meiner Meinung den guten Willen durch handfestere Aktionen zu unterstreichen. Ich hielte es für besser, statt Straßen und Plätzen umzubenennen und bestimmte Wörter in der Alltagssprache als rassistisch zu diffamieren, zunächst Objekte in deutschen Museen und Sammlungen an die ehemaligen Kolonialländern zurückzugeben und sich bei der Ausstellung mit Fotos und Nachbildungen zu begnügen. Dies gilt zumindest für die der kolonialen Raubkunst zuzurechnenden Objekte. Hierfür haben sich bereits einige Regierungsvertreter ausgesprochen. Für die Kulturstaatsministerin Monika Grütters müssen alle Objekte, die sich eindeutig als Raubkunst erweisen, zurückgegeben werden. Diese Ansicht wurde auch von Michelle Müntefering, der Referentin für Auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt vertreten. Hierfür soll die Herkunft von Museumsbeständen mit kolonialem Hintergrund durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste erforscht werden. Dieses Zentrum wurde ursprünglich für NS- Raubkunst gegründet. Derartige postkoloniale Denkmalprojekte werden vielfach als Provokation angesehen als Stein des Anstoßes für eine Öffentlichkeit, welche Deutschland immer noch als eine unbelastete Kolonialmacht ansieht. 4. Kolonisierung und Mission
Einer Aufarbeitung bedürfte zudem die in der Kolonialzeit von den Kirchen im Schlepptau der staatlichen Kolonisation verfolgte Missionierung der Kolonien und deren Bevölkerung. Eine Debatte um Kolonialismus muss insoweit die Missionstätigkeit der Kirche umfassen, um vollständig zu sein. Soweit diese unter Anwendung von physischer und psychischer Gewalt erfolgte, stellte sie vielfach auch eine Form der Ausbeutung von Menschen dar. Dennoch waren auch die Missionare in erster Linie Menschen, welche als Mitglieder von kirchlichen Missionsgesellschaften in unbekannten Gegenden unwägbare Gefahren auf sich nahmen um ihren Glauben und das Evangelium zu verbreiten in der Überzeugung fremde Menschen zu retten und ihnen den Zugang zum ewigen Leben zu ermöglichen. Christentum und Islam missionieren anders als das Judentum, dem die Mission fremd ist aus der Überzeugung, dass allein sie die göttliche Wahrheit verkünden können und insoweit auch keine andere Religion neben sich dulden. Diese Debatte um den Kolonialismus und die Missionierung ist inzwischen in beiden Kirchen angekommen und wird offenbar auch von ihnen angenommen. Die christlichen Missionsgesellschaften waren in den Kolonien tätig und profitierten von der kolonialen Herrschaft der Kolonialstaaten. Sie galten in den Kolonien als Repräsentanten ihrer Regierung. Anderserseits vermittelten die Missionsgesellschaften in den Kolonien nicht nur ihren Glauben, sondern auch Bildung und ein Schulwesen sowie ein Gesundheitswesen, die den Eingeborenen zugute kamen und viel Positives bewirkten. Sie unterstützten dabei auch teilweise Freiheitskämpfe in den Kolonien, welche gegen ihren eigenen Staat gerichtet waren. Die Missionare waren oftmals die ersten Repräsentanten der deutschen Regierung. Dadurch gerieten sie in...


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