Botsman | Wem kannst du trauen? | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Botsman Wem kannst du trauen?

Die Antwort auf die vielleicht wichtigste Frage unserer Zeit

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-86470-672-1
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wem kann man noch trauen? Der Regierung? Den Wirtschaftsunternehmen? Den Medien? Das Vertrauen in die Institutionen und ihre Führungskräfte ist auf einem historischen Tiefststand. Andererseits handeln wir mit digitalen Währungen, vertrauen Bots, unterhalten uns mit Smart Speakern. Die Vertrauensforscherin Rachel Botsman erklärt diesen von innovativen Technologien getriebenen Paradigmenwechsel. Sie beschreibt, wie sich die Welt in einem Zeitalter des 'verteilten Vertrauens' neu ordnet. Worauf es jetzt ankommt? Untereinander, unseren Mitmenschen, Kunden und Firmenpartnern Vertrauensbrücken zu bauen, um die entstandenen Vertrauenslücken zu überwinden. Botsman erläutert, wie es geht. Vertrauen Sie ihr.

Rachel Botsman ist eine weltweit anerkannte Expertin für Vertrauens- und Technologieforschung. Die preisgekrönte Autorin, Sprecherin und Dozentin an der Saïd Business School der Oxford University schreibt und kommentiert regelmäßig u. a. für The New York Times, Harvard Business Review, The Wall Street Journal und The Guardian.
Botsman Wem kannst du trauen? jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


EINLEITUNG
Dieses Buch dreht sich zu einem großen Teil um die Kurzfristprognose von Aktienkursen, hauptsächlich am Beispiel des Deutschen Aktienindex DAX. Warum? Scherzhaft könnte ich antworten, dass ich mittlerweile 63 Jahre alt bin. Was soll ich mit einer Langfriststrategie? Ich brauche das Geld morgen … spätestens nächste Woche. Aber dies ist nur ein Teil der Antwort. Es geht nicht in erster Linie um kurzfristige Spekulationen, sondern um die sinnvolle Durchführung von Aktieninvestments. Nehmen wir an, Sie möchten als Geldanlage in Aktien investieren. Dann spielen der Kauf- und der Verkaufszeitpunkt eine entscheidende Rolle. Wie ich im Buch später zeigen werde, verändern sich die Aktienkurse – stellvertretend der DAX für die deutschen Wertpapiere – durchaus um bis zu fünf Prozent oder mehr nach oben oder unten innerhalb von wenigen Tagen. Im Mittel der Jahrzehnte sind die deutschen Aktien inklusive der gezahlten Dividenden seit 1960 pro Jahr um fünf Prozent gestiegen. In der Wahrscheinlichkeitsrechnung wird aus der Statistik der Vergangenheit auf die Wahrscheinlichkeit für die Zukunft geschlossen. Der Erwartungswert des Ertrags einer Aktienanlage beträgt also fünf Prozent pro Jahr. Kaufen Sie zum Beispiel acht Tage später fünf Prozent billiger, weil die Kurse in dieser Zeitspanne in dieser Größenordnung häufig schwanken, und verkaufen sie ein paar Tage später als geplant fünf Prozent teurer, machen diese zehn Prozent schon den mittleren Ertrag von zwei Jahren Aktienanlage aus. Auch für die langfristige Aktienanlage stellen sich der Kauf- und der Verkaufszeitpunkt somit als bedeutsam heraus. Ein weiterer Punkt kommt hinzu. Wenn man Aktien kauft, verschafft man sich schon einmal einen großen Vorteil, wenn die Aktien nach dem Kauf gleich fünf Prozent steigen. Man erhält so ein Polster, von dem aus man weiter entscheiden kann. Steigen die Kurse, kann man die eingegangene Position behalten und fühlt sich in Sicherheit, weil man schon im Plus ist. Unangenehm sind die Investitionen, bei denen man gleich nach dem Kauf fünf Prozent ins Minus fällt. Zunächst ist da der untergründige Ärger: Man fragt sich, warum man nicht ein paar Tage später wesentlich billiger gekauft hat. Fünf Prozent mehr Aktien hätte man für dasselbe Geld bekommen. Aber auch die eigene Position wird unsicherer. Geht es dann weitere fünf Prozent abwärts, denkt man schon darüber nach, ob es nicht besser wäre, diese Position wieder zu verkaufen. Lieber mit einem kleinen Verlust von zehn Prozent heraus, als dass noch ein größeres Unheil passiert. Klettert man mit der eingegangenen Position dagegen zunächst fünf Prozent ins Plus, kann man, wenn der Markt wider Erwarten gegen einen dreht, mit plus/minus null wieder aussteigen, falls man dann doch nicht mehr in dem Maße von den Aktien oder dem Aktienindex überzeugt ist wie zuvor. Mit Aktien, die im Minus notieren, befindet man sich in einer sehr ungünstigen Lage. Die Frage steht im Raum: Wäre es besser, den Verlust zu begrenzen und die Aktien zu verkaufen oder die Kursschwäche durchzustehen und das Problem auszusitzen? Fallen die Kurse weiter, wird diese Frage immer drängender. Diese Zwangslage tritt nicht nur im Kleinen bei niedrigen Kursverlusten, sondern auch im Großen bei Baissen auf. Im Nachhinein lässt sich leicht sagen, dass die Kurse sich immer wieder erholen, dass man solche Kursschwächen einfach aussitzen muss. Diesen Rat bekommt man häufig von Unbeteiligten. Denen ist ja schließlich auch vollkommen egal, ob sich mein Verlust vergrößert oder ob er irgendwann wieder ausgeglichen sein wird. Zu dem Zeitpunkt, in dem ich im Minus bin, weiß ich es aber nicht genau. Betrachten wir die Eurokrise des Jahres 2011. Sie war eine der Spätfolgen der Finanzkrise des Jahres 2008. Aufgrund der schweren Rezession waren die Steuereinnahmen eingebrochen und die Länder mussten sich höher verschulden. So gerieten die Staatsschulden von Griechenland und später von Italien in den Blickpunkt der Anleger. Die Marktteilnehmer gingen davon aus, dass Italien ohne ein starkes Wirtschaftswachstum die Zinsen für die Schulden in Höhe von über 130 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts – ein höherer Wert als der von Griechenland, als dort die Zahlungsunfähigkeit vor der Tür stand – nicht mehr bezahlen könnte. Internationale Anleger verkauften deshalb italienische Staatsanleihen, sodass mit den sinkenden Kursen dieser Papiere die Verzinsung anstieg. Auf dem Höhepunkt der Krise waren die Kurse der italienischen Staatsanleihen so stark gefallen, dass sich mit dem Coupon eine Verzinsung von über sieben Prozent ergab. Zinszahlungen von sieben Prozent auf die Staatsschuld von über zwei Billionen Euro hätten den italienischen Staat 150 Milliarden Euro pro Jahr gekostet. Eine Lösung für dieses Problem war nicht in Sicht. Insofern war der Anleger – und damit komme ich auf das Ausgangsproblem zurück – in einem Dilemma gefangen: Aktien verkaufen oder nicht? Auf dem Höhepunkt der Italien-Krise notierte der DAX bei 5.000 Punkten 40 Prozent unter dem Hoch das Jahres 2007 und auch immer noch 40 Prozent unter dem Gipfel des Jahres 2000. Trotzdem schien es in diesem Moment der Krise ratsam zu sein, Aktien zu verkaufen. Ich kann mich an die Tage erinnern. Es sah für Italien vollkommen aussichtslos aus. Einen Schuldenstand von über 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bei einem Zins von sieben Prozent – es schien keine Lösung möglich. Ein Austritt Italiens aus dem Euroraum war vermeintlich unabwendbar. Dies hätte zu dramatischen Konsequenzen geführt, da die italienischen Schulden in die dann neue Währung Lira umgewandelt worden wären. Die Lira wäre vermutlich gleich nach der Einführung auf den halben Wert gestürzt, wie bei der Krise des Europäischen Währungsmechanismus im Jahr 1992, und damit hätten alle, die italienischen Schulden hielten, vor allen Dingen auch europäische Banken, die Hälfte des Wertes dieser Forderungen verloren. Eine Welle der Bankenpleiten wäre über Europa hinweggefegt. Wenige Aktiengesellschaften hätten das überlebt. Es ist nämlich nicht so, dass die Aktien sich immer wieder erholen müssen. Es wird zwar immer das Beispiel von nach dem Zweiten Weltkrieg angeführt. Damals hatten die Aktien durch den verlorenen Krieg und die Zerstörung in Deutschland fast ihren gesamten Vorkriegswert verloren. Doch mit dem Wiederaufbau erholten sich auch die Kurse und stiegen sogar über den Wert von vor dem Krieg. Damals galt aber eine andere Rechtslage. Vergleichbares wäre in dieser Form heute nicht mehr möglich. Ein Unternehmen hat Verpflichtungen den Arbeitnehmern gegenüber, die vorgehen. Wenn einer Firma plötzlich die Aufträge ausgehen und sie macht keinen Umsatz mehr, muss sie trotzdem die Löhne und Betriebsrenten weiterzahlen. Sind die liquiden Reserven erschöpft, muss das Unternehmen zu anderen Mitteln greifen, um sich Kapital zu beschaffen. Dazu gibt es neue Aktien heraus, die am Markt verkauft werden. Mit dieser Ausgabe von neuen Aktien und der Infusion von frischem Kapital verringert sich der Anteil der Altaktionäre an der Firma. Eine Kapitalerhöhung verwässert den Wert der alten Aktien. Während der großen Rezession nach der Finanzkrise des Jahres 2008 sackten die Auftragseingänge im Automobilbau um bis zu 40 Prozent ab. Daimler verkaufte über Wochen weltweit nicht eine einzige S-Klasse. Während dieser ganzen Zeit musste Daimler trotz der gesunkenen Umsätze die laufenden Kosten weiter tragen. Hätte die Wirtschaftsschwäche damals einige Monate länger angedauert, hätte sich Daimler frisches Kapital beschaffen müssen. Damit wäre der Anteil der Altaktionäre an der Firma dezimiert worden. Als Aktionär kann man also seinen Anteil an der Firma so gut wie verlieren, selbst wenn die Firma gar nicht pleitegeht. Wäre Daimler kurzfristig zahlungsunfähig geworden und hätte eine große Kapitalerhöhung starten müssen, wäre man als Daimler-Aktionär seinen Anteil so gut wie los gewesen. Die Firma Daimler hätte danach normal weitergearbeitet, nur man selbst wäre nicht mehr der Eigentümer gewesen, jedenfalls nicht im vorherigen Ausmaß. So ist es zum Beispiel den Aktionären der Deutschen Bank ergangen. Die Deutsche Bank musste sich seit der Finanzkrise so oft frisches Kapital beschaffen, dass der mittlerweile aufgenommene Betrag höher ist, als die ganze Bank heute überhaupt noch wert ist. Der Aktienkurs der Deutschen Bank beträgt heute nur noch ein Zehntel des Wertes von vor der Finanzkrise. Die Firma ist aber nicht um so vieles kleiner geworden. Der Anteil einer Aktie an der Bank ist durch die vielen Kapitalerhöhungen immer weiter geschrumpft. Es ist also nicht so, dass sich die Deutsche-Bank-Aktie von sieben Euro irgendwann wieder auf 90 Euro erholen kann. Mit der Aktie von heute, die sieben Euro kostet, hat man nicht mehr den gleichen Anteil an der Bank wie damals. So ist es also gar nicht ausgemacht, dass sich der DAX nach einem Einbruch zwingend wieder erholen muss, schon gar nicht einzelne Aktien. Insofern war es nur logisch für einen Anleger, während der Italien-Krise seine Aktien in Panik zum Tiefstkurs...


Rachel Botsman ist eine weltweit anerkannte Expertin für Vertrauens- und Technologieforschung. Die preisgekrönte Autorin, Sprecherin und Dozentin an der Saïd Business School der Oxford University schreibt und kommentiert regelmäßig u. a. für The New York Times, Harvard Business Review, The Wall Street Journal und The Guardian.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.