Brakhage | Didaktik des Geldes. Das Thema Geld im Schulunterricht der Sekundarstufe II | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Brakhage Didaktik des Geldes. Das Thema Geld im Schulunterricht der Sekundarstufe II

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

ISBN: 978-3-346-46862-8
Verlag: GRIN Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Fachbuch aus dem Fachbereich Didaktik - BWL, Wirtschaftspädagogik, , Sprache: Deutsch, Abstract: Warum ist Geld so wichtig? Wie ist Geld entstanden? Wie kann es definiert werden? Wie funktioniert unser Geldsystem? Wie würden mögliche Alternativen arbeiten (Kryptogeld, Vollgeld)? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Vermittlung des Themas Geld in der Sekundarstufe II? Diese und andere wichtige Fragen werden in der "Didaktik des Geldes" diskutiert.

Bereits in der Darstellung der Entstehungsgeschichte des Geldes und in der Art, wie Geld definiert wird, spiegeln sich unterschiedliche volkswirtschaftliche Lehrmeinungen. Da in der Schule häufig nur eine Entstehungsgeschichte des Geldes und darauf aufbauend eine Definition des Geldes nach Funktionen vorherrscht, erzeugt man bei den Lernenden den Eindruck, dass es nur diese eine, mögliche Sichtweise gibt. Dies ist gegenüber der modernen Volkswirtschaftslehre sicherlich nicht mehr adäquat.

Die Einschätzung von Geld spielt eine wichtige Rolle in der Zukunft der Schüler. Sie müssen sich eine eigene Meinung bilden, gerade in Bezug auf die möglichen Alternativen unseres heutigen Geldsystems. Das ist politisch zu sehen (z. B. hinsichtlich des Vollgeldes und der Bestrebungen, hier eine Umgestaltung des Geldsystems zu erreichen), aber auch hinsichtlich des Kryptogeldes, das in Zukunft eine größere Bedeutung haben könnte. Auch die Zukunft des Euros spielt hier eine nicht unwichtige Rolle.
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2. Die Entstehung des Geldes
2.1 Die klassische Entstehungsgeschichte
Geld ist für eine moderne, arbeitsteilige, marktwirtschaftlich-kapitalistische Gesellschaft unverzichtbar. Deswegen überrascht es schon, dass die Entstehungsgeschichte des Geldes in Wirklichkeit nicht völlig geklärt ist und man sich in der Regel in der Schule an eine Geschichte hält, die zahlreiche, gedankliche Lücken und unbewiesene Annahmen aufweist (s. u.). Es gibt im Grunde zwei, alternative Entstehungsgeschichten, die beide nicht wirklich belegbar sind, gleichzeitig aber die Basis für unser Verständnis von Geld legen. Die erste Geschichte führt unmittelbar zu der Tauschmittelfunktion des Geldes. Eine Volkswirtschaftslehre, die diese Geschichte favorisiert, endet im Grunde damit, dass Geld nur ein Schleier für Tauschgeschäfte ist. Die zweite, alternative Geschichte rückt u. a. den Staat in den Mittelpunkt. Auch das ist nicht unproblematisch, da viele Ökonomen den Staat nicht im Vordergrund sehen. Beide Geschichten haben ihre Lücken, bilden jedoch gemeinsam einen für die Schule didaktisch nutzbaren Unterrichtsinhalt, wenn man bereit ist, Unsicherheiten zuzulassen. Gehen wir zunächst auf die „klassische“ Entstehungsgeschichte des Geldes ein.[10] Danach gibt es unterschiedliche Phasen der Geldgeschichte: 1.     Einfacher Warentausch 2.     Waren-Geld 3.     Metallgeld 4.     Münzgeld: Erst Kurantmünzen, dann Scheidemünzen 5.     Bargeld: Scheine und Münzen 6.     Giralgeld. Exemplarisch hat dies früher der Sparkassen-Schulservice dargestellt: Hinweis: Aus urheberrechtlichen Gründen wurde diese Abbildung von der Redaktion entfernt.[11] Abbildung 1: Ursprung und Entwicklung des Geldes Diese Geschichte findet sich fast wörtlich bei Adam Smith in seinem grundlegenden Werk über den Wohlstand der Nationen, geht aber im Grunde zurück auf Aristoteles (384-322 v. Chr.). Der zentrale Punkt der Analyse bei Smith ist die Arbeitsteilung, die zur Entstehung des Geldes überleitet: „In den Anfängen der Arbeitsteilung muss der Tausch häufig noch sehr schleppend und stockend vor sich gegangen sein. Nehmen wir an, jemand habe von einer Ware mehr als er selbst braucht, ein anderer dagegen zu wenig davon. Dann würde der Erste froh sein, wenn er von dem Überschüssigen etwas abgeben, der Zweite etwas davon kaufen könnte. Hat dieser aber gerade nichts zur Hand, was der Erste braucht, kann kein Tausch unter ihnen zustande kommen.“ [12] Zunächst zur zeitlichen Einordnung: Smith kennt nicht den Zeitpunkt, an dem diese kulturelle Revolution, die zur Erfindung des Geldes führte, stattfand. Es handelt sich folglich um keine überlieferte Geschichte, sondern um ein Gedankenspiel, das so gewesen sein kann, aber nicht so gewesen sein muss. Smith stellt in diesem kurzen Textausschnitt ferner zahlreiche Annahmen auf, die zumindest kritisch hinterfragt werden können. Die erste Annahme, die er macht, ist, dass Menschen tauschen wollen. Dies muss nicht so sein. Z. B. ist es nicht der Fall, wenn zwei Menschen sich überhaupt nicht kennen und so gar nicht wissen, dass es an einer anderen Stelle einen Überschuss gibt. Er unterstellt hier so etwas wie vollständige Information. Das ist ein zentrales Problem der Volkswirtschaftslehre, das erst in den letzten Jahren immer stärker thematisiert wurde.[13] Im Prinzip verweist das ferner schon auf die sogenannte doppelte Koinzidenz der Bedürfnisse. Beide Tauschpartner müssen am gleichen Ort, zur gleichen Zeit sein (und dort ihre Wünsche kundtun). Es ist z. B. gut denkbar, dass der eine Tauschpartner vielleicht einen Überschuss im Winter, der Andere einen Überschuss im Sommer hat. In diesem Fall müsste also auch eine Kreditbeziehung vorliegen. Auch müssen beide am gleichen Ort sein, da es eine Verbindung über das Internet natürlich noch nicht gab. Schließlich ist noch daran zu erinnern, dass beide Tauschpartner auch genau das haben wollen, was der jeweils andere braucht. Auch dies wird immer komplizierter, je mehr Personen am Tausch beteiligt sind. Die nächste Ungenauigkeit liegt darin, dass Smith nicht die Beziehung der beiden Tauschwilligen analysiert. So kann es sein, dass beide in unterschiedlichen (Stammes-) Verbünden leben. Beide könnten in diesem Fall versuchen, den jeweiligen Tauschpartner zu übervorteilen, was aufgrund der nicht vorhandenen Beziehung und damit eines Vertrauensverhältnisses leicht möglich ist. Es wäre an dieser Stelle möglicherweise viel nahe liegender, sich das mit Gewalt zu nehmen, was man will. Ein Tausch setzt eigentlich eine gewisse Kultur voraus. Man muss reflektiert haben, dass es möglicherweise besser ist, zu tauschen und eine langfristige Beziehung aufzubauen, anstatt einer feindlichen Beziehung. Leben die beiden („Tausch“-) Partner in einem gemeinsamen Verbund, also in einem Stamm oder einer gemeinsamen Siedlung, dann sind auch unterschiedliche Handlungsweisen denkbar.  So ist es möglich, dass beide Menschen bereit sind, dem anderen für eine gewisse Zeit einen Kredit zu geben. Somit entsteht nicht die Notwendigkeit eines Tausches. Auch ist es denkbar, dass der eine dem anderen etwas schenken will. Auch hier braucht man somit kein Tauschobjekt. Ein anderes Problem liegt darin, dass beide „Tauschpartner“ möglicherweise nicht nach Austausch, sondern nach Autarkie streben. Somit würden die beiden Personen eventuell gar nicht auf die Idee kommen, ihre Waren auszutauschen. Schließlich ergibt sich ein noch tiefer liegendes Problem: Ein Austausch setzt einen gewissen Wertmaßstab voraus. Nimmt man Smith ernst, dann muss neben Entstehung des Geldes gleichzeitig ein Wertegerüst aufgekommen sein, dass z. B. die Relation zwischen Kartoffeln und Feuersteinen anzeigt. Dies erscheint zumindest unwahrscheinlich. In der Summe sind die Angaben, die Smith macht, in jedem Fall nicht vollständig und stark vereinfacht. Das kann zwar eine Verwendung in der Schule rechtfertigen (didaktische Reduktion), es ergibt sich aber auch die Möglichkeit, hier exemplarisch vertiefende Überlegungen anzustellen. Smith folgert weiter: „Um nun solche misslichen Situationen zu vermeiden, musste eigentlich jeder vernünftige Mensch auf jeder Entwicklungsstufe seit dem Aufkommen der Arbeitsteilung bestrebt gewesen sein, es so einzurichten, dass er ständig außer dem Produkt der eigenen Arbeit einen kleinen Vorrat der einen oder anderen Ware bereit hatte, von der er annehmen konnte, dass andere sie im Tausch gegen eigene Erzeugnisse annehmen werden.“[14] Auch hier wiederum finden sich einige Annahmen, die Smith nicht weiter erläutert. Erstens geht er davon aus, dass sich Menschen vernünftig verhalten. Er verwendet hier im Prinzip die Denkfigur des homo oeconomicus, ohne dies zu reflektieren. Diese Einschätzung von Smith bedeutet aber auch, dass die Menschen in der Lage sind, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Dies erscheint jedoch fraglich, da viele Menschen in der Vergangenheit eben nicht frei in ihren Entscheidungen waren, sondern in einem größeren Verbund eingebunden waren. Z. B. konnten die von einem Tempel abhängigen Arbeiter kaum entscheiden, was sie produzieren mussten. Ob sie wirklich in einem marktwirtschaftlichen Umfeld produzierten, muss zumindest hinterfragt werden. Außerdem kann Smith nicht begründen, warum der Übergang zu einer Geldwirtschaft recht lange gedauert hat und nicht sofort begonnen hat. Denn es ist erkennbar, dass, wenn es so war, wie Smith vermutet, die Menschen sehr schnell auf den Gedanken eines allgemeinen Tauschmittels gekommen sein müssten. Es wird hier besonders deutlich, wie ahistorisch Smith argumentiert. Gerade dieser Punkt verdient eine eingehende Analyse. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Erstens ist zu fragen, ob es irgendwo, irgendwann eine solche Entwicklung gegeben hat, wie sie von Smith beschrieben wurde. Zweitens ist zu fragen, ob es Beispiele von alternativen Entwicklungen gibt. Smith gibt anschließend seine Einschätzung zur weiteren Entwicklung des Geldes an, in dem er Beispiele aufführt, die, seiner Meinung nach, seine Theorie unterstützen: „Vermutlich wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Waren zu diesem Zweck ausgesucht und verwandt. In der Frühzeit der Menschheit soll das Vieh das übliche Tauschmittel gewesen sein, obwohl es dafür schlecht geeignet ist. So finden wir in alter Zeit häufig den Wert der Dinge nach Stück Vieh gemessen, das man dafür im Tausch gab. Wie Homer berichtet, kostete die Rüstung Diomedes nur neun Ochsen, die das Glaukus dagegen hundert. In Abessinien soll Salz bevorzugtes Handels- und Tauschobjekt gewesen sein, in einigen Küstengebieten Indiens eine Muschelsorte, in Neufundland Stockfisch, in Virginia Tabak, in einigen unserer westindischen Kolonien Zucker und schließlich in anderen Ländern Häute oder gegerbtes Leder. Und noch heute gibt es in Schottland ein Dorf, wo es, wie man mir sagte, nichts Ungewöhnliches sei, wenn ein Arbeiter beim Bäcker oder im Wirtshaus mit Nägeln statt Geld bezahlt.“[15] Für Smith ist an dieser Stelle der Weg vorgegeben vom Waren-Geld, zum Metall-Geld, zum Münzgeld usw.: „Vermutlich wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Waren zu diesem Zweck ausgesucht und verwandt. […] Am Ende haben aber dann die Menschen in allen Ländern aus vernünftigen Gründen Metalle als Tauschmittel allen anderen Waren...


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