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E-Book

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

Breuer Gnadenlos

Ein Wittgenstein-Krimi

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

ISBN: 978-3-96136-129-8
Verlag: ratio-books
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Toter auf dem Friedhof in Birkelbach. Irgendwie nichts Besonderes, dachte sich der Diensthabende der Berleburger Polizei. Er glaubte eher an einen makabren Scherz, als ihn diese Meldung über die Notrufnummer 112 erreichte. Doch der Anrufer machte ihm schnell klar, dass der Leichnam nicht etwa in einem Grab, sondern auf dem Weg des Friedhofs liege und offensichtlich ermordet wurde.
Die Fahndung nach dem oder der Täterin wird für die Kriminalpolizei zur Suche nach einem Phantom, denn es gibt weder Zeugen für die Tat, noch verwertbare Spuren. Lediglich eine Passantin hat aus dem Auto heraus eine bemerkenswerte Beobachtung gemacht.
Die Kommissarinnen und Kommissare ermitteln bis zur Belastungsgrenze. Aber dann kommt es knüppeldicke. Auf dem Osterholz bei Weidenhausen verüben Unbekannte einen beispiellosen Sabotageakt.
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Mittwoch, 17. Juli
Jürgen Winter hatte einen furchtbaren Traum. Er lag schwitzend in voller Metzgermontur auf dem Boden einer Schlachterei und war umzingelt von lauter grunzenden Schweinehälften. Bluttriefende Koteletts flogen durch die Luft und ständig sprangen Eisbeine über ihn hinweg, die wehende Därme hinter sich herzogen. „Jetzt wirst Du büßen, Du Schweinemörder“, brachten ihm sphärische Stimmen seine Lehrjahre beim Schlachthof immer lauter in Erinnerung. In seiner Not hatte er per Handy seine Kollegen auf der Wache um Verstärkung gebeten. Und tatsächlich mischte sich jetzt in das Rufen der Schweine das ‚Lalü-lalü‘ von Martinshörnern. ‚Ich bin gerettet‘, dachte er. Doch die Einsatzkräfte rasten an seiner Metzgerei vorbei. Die Martinshörner wurden leiser. Panik ergriff ihn. Denn die ersten Eisbeine traten bereits nach ihm. Da riss ihn sein Handy aus dem Schlaf. Zunächst konnte Jürgen Traum und Wirklichkeit nicht voneinander unterscheiden. Denn das Handy klingelte tatsächlich und im Hintergrund hörte er noch immer die Einsatzfahrzeuge. Immerhin aber waren die Schweineteile verschwunden. Und das Eisbein entpuppte sich als die rechte Hand seiner Frau, die immer wieder auf seine schweißnasse Brust klopfte. „Hey, Winterli, wach werden, Dein Handy klingelt.“ Erschrocken fuhr er zusammen und richtete sich auf. Wie eine Folie löste sich das klatschnasse Bettlaken von seinem nackten Rücken. Benommen brauchte er einige Sekunden, um zu klarem Verstand zu kommen. Und als er schließlich sein Smartphone vom Nachttisch aufgenommen hatte, gab es keinen Piep mehr von sich. Dafür klingelte kurz darauf das Festnetztelefon im Arbeitszimmer. Schimpfend stand Winter auf und schlich im Dunkeln durchs Zimmer. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Sophia war ohnehin wach. „Pass auf!“, rief sie, „hau Dir nirgendwo die Knochen an.“ Doch da hörte sie bereits einen Rums, gefolgt von gedämpftem Aufschrei und einem nicht zitablen Schimpfwort. Jürgen wurde von einem grellen Schmerz gepeinigt. Das halboffene Türblatt zum Bad hatte ihm schlagartig aufgezeigt, dass es seine rechte Kniescheibe niemals mit einer vorstehenden Holzkante aufnehmen konnte. Als er sich schließlich am Telefon meldete, musste er schon gehörig an sich halten, um seinen Namen nicht ins Telefon zu bellen. „Heay, was ist los mit Dir? Warum schnappst Du denn so nach Luft?“, fragte der Kollege Senftleben auf der anderen Seite der Leitung. „Nix, hab’ mir nur das rechte Knie ‘n bisschen demoliert. Was ist los? Irgendwas passiert?“ „Ja, wieso fragst Du?“ „Weil der Diensthabende bei mir sicher nicht tief in der Nacht anruft, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen.“ „Nein, sicher nicht. Ich frage mich nur, ob Du nicht mitbekommen hast, was bei Euch in Weidenhausen los ist.“ „Nee, hab’ ich nicht. Oder warte. Doch! Ich hab’ im Halbschlaf Martinshörner gehört. Was ist denn passiert?“ „Bei Euch brennt eins der Windräder oben am Osterholz.“ „Du nimmst mich auf den Arm. Wie kann denn ein Windrad brennen? Das ist doch fast alles Metall.“ „Frag mich was Leichteres. Kann ich Dir auch nicht sagen. Auf jeden Fall ist schon eins von den Rotorblättern runtergekracht. Und jetzt brennt auch noch die pulvertrockene Wiese drum herum. Außerdem scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das Feuer auf den Wald übergreift.“ „Na, dann Gnade uns Gott! Wenn das passiert, kann die Feuerwehr getrost schon mal am Raumländer Steinbruch Schneisen hauen. Dann brennt der ganze Buckel da oben. Das ist doch alles knochentrocken.“ Winter hatte für einen Moment die demolierte Kniescheibe vergessen. So sehr spannte ihn die Vorstellung von einem Wahnsinnsfeuer an. „Deshalb haben wir ja auch Ringalarm ausgelöst. Es ist alles an Feuerwehren unterwegs, was Wittgenstein aufzubieten hat.“ „Alles klar. Ich fahre raus. Wer kommt noch? Claudia hat doch Bereitschaft, soweit ich weiß.“ „Richtig. Die ist informiert und hat mich gebeten, bei Dir anzufragen. Weil das ja quasi ein Hausschuhfall für Dich ist.“ „Ein was? Ein Hausschuhfall?“ „Na ja, sagt man doch so. Oder? Es liegt bei Dir ja quasi vor der Haustür.“ „Stimmt übrigens, mir qualmen schon die Socken“, kalauerte Jürgen, der eine Fensterjalousie zum Osten hin hochgezogen hatte und am Himmel über dem Nachbarhaus einen hellen Feuerschein erkennen konnte. „Kannst Du Claudia sagen, sie möchte mich abholen? Ich muss mich eben noch anziehen.“ „Ist schon unterwegs. Oben auf der Höhe werdet Ihr übrigens ein paar Streifen-Kollegen treffen.“ „Prima, danke Dir.“ „Alles klar. Mach’s gut.“ Zehn Minuten später saß Jürgen mit dickem Knie neben Claudia im Mondeo. Seine Frau hatte ihm mit einer elastischen Binde ein ‚Coolpack‘ drauf gewickelt, doch da war schon ein stattlicher Bluterguss zu sehen. „Fahr bitte runter Richtung Hemschlar und unten rechts rein in die Erlenwiese“, riet er der Kollegin. „Haste gestern noch Fußball gespielt?“, erkundigte sich die Kollegin wegen des „Monsterbollens“ an seinem Bein. „Nee, bei Dunkelheit einen Anruf vom Revier bekommen.“ Das musste reichen. Auf lange Diskussionen über sein Missgeschick konnte er locker verzichten. „Aua, aua, verstehe“, antwortete sie und sog die Luft zischend zwischen den Zähnen ein. „Ich bin nachts mal barfuß gegen ‘ne Schrankecke gerannt. Dem Arzt, der mir danach den gebrochenen Zeh ohne Betäubung gerichtet hat, fehlte anschließend ein Stück im Oberarm. Ich hab’s aber ausgespuckt und in der Klinik gelassen.“ Winter musste grinsen. Solche Sprüche mochte er. Überhaupt mochte er Claudias unprätentiöse Art. ‚Ein richtiger Kumpel‘, dachte er trotz seiner Schmerzen. ‚Und Sarah funkt auf derselben Wellenlänge. Die beiden Frauen sind einfach klasse. Mit denen haben wir richtig Glück gehabt.‘ „Meinst Du denn, dass Du das mit dem demolierten Knie packst?“ „Weiß nicht, muss mal gucken. Das lässt sicher im Lauf der Zeit nach. Ich hab’ mir nämlich vorhin noch zwei 400er Ibus reingepfiffen.“ Kurz nach Einfahrt in die Erlenwiese mussten sie langsamer werden. Oberhalb eines Anwesens war die Straße zum Brandort durch zwei Löschfahrzeuge und jede Menge Schlauchleitungen blockiert. Mit brüllenden Motoren pumpten sie dort Unmengen an Wasser den Berg hinauf. Zur Rechten mühten sich zwei junge Feuerwehrleute um einen widerspenstigen Hydranten. „Komm, fahr mal ‘n bisschen näher ran an die Jungs“, bat er die Kollegin, „wir müssen da geradeaus weiter.“ Doch als Jürgen die Seitenscheibe herunterließ und einen der beiden lautstark darum bat, durchfahren zu dürfen, zeigte der ihm einen Vogel, rief: „haut bloß ab hier!“ und kümmerte sich weiter um seine Arbeit. Erst als der Kommissar die Kojak-Lampe aufs Autodach gesetzt und das Blaulicht eingeschaltet hatte, sprangen die Jungspunde beiseite. „‘tschuldigung, konnten wir ja nicht wissen!“, rief der eine. „Macht nix, wir haben ja auch nix gesagt“, lachte Jürgen. „Danke fürs Durchlassen.“ Wenige Minuten und einen kleinen Umweg später hatten sie das Osterholz erreicht. Als sie aus dem Sichtschutz des dunklen Waldes am Rand einer Wiese herauskamen, mussten sie im ersten Moment die Augen zukneifen. Denn vor ihnen schien in grellem Feuerschein eine riesige Fackel zu brennen, deren Flammen hoch in den Himmel loderten und dicken schwarzen Rauch mit nach oben schleppten. „Meine Herrschaften!“, kommentierte Claudia den Anblick, „wie kann denn sowas Feuer fangen?“ Winter schüttelte den Kopf und starrte nach oben. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Da oben kann doch eigentlich nichts Brennbares dran oder drin sein. Das ist doch alles Metall, dachte ich bisher immer. Komm, lass uns mal ein bisschen weiter nach vorne fahren.“ „Wohin denn da?“, zögerte Claudia. „An der Windmühle stürzen doch ständig irgendwelche Dinge ab. Und guck mal, da drüben. Da brennt der Wald. Mann, das gibt’s doch gar nicht, sowas!“ Durch die geöffneten Wagenfenster drang beißender Brandgeruch ins Wageninnere. Im weiten Rund um die brennende Windkraftanlage waren mehrere Löschtrupps im Einsatz. Schwitzend kämpften zig...


Eigentlich hatte Wolfgang Breuer im Frühjahr 2016 nichts anderes vor, als sich einfach mal im Metier der Kriminalromane auszuprobieren. Doch bereits mit seinem ersten Wittgenstein-Krimi "Durchgeknallt" war es um ihn geschehen. Das Schreiben fiktiver Geschichten war für ihn zur idealen Entspannung vom Alltag eines aktuellen Fernsehreporters geworden. Und so nutzte er fortan jede freie Minute, um neue spannende Storys zu erdenken und zu Papier zu bringen.
"Gnadenlos" ist der achte Wittgenstein-Krimi, den der gebürtige Berghäuser herausbringt. Und es wird, so verspricht er, nicht der letzte sein. Denn auch im Ruhestand gibt es für den heute 67-Jährigen neben seiner Familie nichts Erfüllenderes als das Schreiben.


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