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E-Book, Deutsch, 326 Seiten

Breuer Mords-Stünzel

Ein Wittgenstein-Krimi

E-Book, Deutsch, 326 Seiten

ISBN: 978-3-96136-022-2
Verlag: Gedankenkunst Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Es war wieder ein toller Erfolg – das 184. Stünzelfest. Eine Kreistierschau mit Markt und Rummel, wie sie schöner nicht hätte sein können. Doch die große Ernüchterung kommt am Morgen danach. Unter höchst mysteriösen Umständen wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Von einem unbescholtenen Landwirt, der selbst plötzlich ins Fadenkreuz von Oberkommissarin Corinna Lauber gerät. Doch die Beamtin aus dem Team von Chefermittler Klaus Klaiser scheint überfordert mit diesem Fall. Zumal es nicht der einzige bleibt. Noch am selben Tag wird auf dem idyllisch gelegenen Waldfestplatz eine weitere grausige Entdeckung gemacht. Ein zweiter brutaler Mord, für den es ebenfalls kein erkennbares Motiv gibt. Und zunächst auch keinen Täter ...
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Sonntag, 12. Juni
Montag, 13. Juni
Dienstag, 14. Juni
Mittwoch, 15. Juni


Sonntag, 12. Juni
„Junge, kannst Dü mäa äwe mul helfe, hie dä Ohänga aus’m Dreck ze zieh?“ „Kienhewersch Winfried“ hatte sich an einen jungen Mann gewandt, der gerade dabei war, die Rückseite eines Marktstandes zu demontieren. Doch der Angesprochene, den er eigentlich für den Junior vom „Schaumwaffel-Willi“ aus Aue gehalten hatte, schaute ihn nur etwas irritiert an. Von dem Wittgensteiner Platt hatte er kein Wort verstanden und fragte: „’tschuidigen’s, wos moanans?“ ‚Mist, das iss’n Ausländer’, dachte der Bauer aus Rinthe und wollte gerade abdrehen. Aber der Mann fragte nochmals, diesmal auf Honoratioren-Bayerisch: „Wo-mit-konn-i-Eahnahöij-fen?“ Damit kam etwas mehr Licht ins Dunkel der Konversation. Also versuchte es auch Winfried erneut: „Es wäa schön, wenn De ma mal helfen könntest, hier an mei’m Pferdeanhänga. Ich krich den net aus dem Dreck da raus.“ Das war jetzt Wittgensteiner Hochdeutsch. Der Bayer lächelte und kam näher. Ging doch! Benedikt, Sohn eines Loden- und Trachtenhändlers aus Lenggries in Oberbayern war ein ausgesprochen netter Typ. 22 Jahre alt und augenblicklich, während der Semesterferien, mit den Eltern auf Tour quer durch die Republik. Natürlich war der ‚Bene’, wie ihn alle nannten, bereit, dem Manne zu helfen, der sich durch ein ganz unglückliches Rangiermanöver direkt hinter dem Trachten-Stand festgefahren hatte. Sein Tandemanhänger steckte zwischen zwei Buchen fast bis zu den Achsen im aufgeweichten Boden. Und Winfrieds alter 230er Mercedes bekam die Karre nicht mehr raus. Es war Sonntag, Tag eins nach dem sage und schreibe 184. Stünzelfest. Die große Tierschau mit Prämiierung, Markt und Rummel. Wieder war es ein grandioses Ereignis, das bei tollem Wetter über fünfzehntausend Menschen auf den herrlichen Waldfestplatz gelockt hatte. Und nun waren Händler aus aller Herren Länder dabei, ihre nicht verkauften Waren und ihre Stände zusammenzupacken und den Heimweg anzutreten. Am späten Abend hatte es plötzlich wie aus Kübeln gegossen. Da war keiner von ihnen bereit, seinen Krempel zusammenzupacken und dabei patschnass zu werden. Der Abbau musste halt jetzt passieren. Nur noch von den Laubbäumen fiel der eine oder andere Regentropfen herunter. Ansonsten schwante wieder so etwas wie Sommer über Wittgenstein. Landwirt Winfried Stremmel, Hausname „Kienhewersch“, war am Morgen zu Fuß hergekommen. Denn er hatte über Nacht seinen Pkw samt Pferdeanhänger hier stehen lassen. Weil der Wallach, den er mit dem Hänger üblicherweise transportierte, gestern seinen Besitzer gewechselt und Winnie dieses lukrative Geschäft anschließend mit vielen Gläsern Pils, diversen Kurzen und dem legendären „Bullenauge“ begossen hatte. Seine Trinklaune war fast grenzenlos. Trotzdem ging aber irgendwann vor seinem geistigen Auge ein rotes Lämpchen an. Denn der Mann aus Rinthe hatte absolut keinen Bock auf dauerhaftes Zufußgehen, weil ihm im Suff sein Lappen abgenommen worden war. Mit 61 kriegt man den Führerschein in der Regel nur noch mit tausend Klimmzügen wieder. Und das war ihm sogar in seinem „wahne sträwen Kopp“ erinnerlich geblieben. Also hatte er sich von einem Taxi heimfahren lassen. Das war gar nicht so teuer. Denn seine Nachbarn, Ulla und Helmut Dreisbach, hatten zur selben Zeit dasselbe Fahrtziel. Und so wurden die Kosten für den Trip geteilt. Noch billiger war jetzt nur noch sein Fußmarsch hierher. Ein Kraftakt zwar, nach der Stallarbeit. Aber die frische Luft, die er bei der Wanderung rauf nach Stünzel gegen letzte Alkoholausdünstungen in seiner Lunge tauschte, ließ ihn richtig munter werden. Der durchaus ansehnliche, schlanke Mann mit dichtem, grauem Haar fühlte sich fit wie ein Turnschuh. Benedikt Raitmaier hatte sich inzwischen die Lage genauer angesehen und dem Winnie angeboten, seinen BMW-Offroader ganz vorne dran zu hängen. „Des dearft’ reich’n. Dann ziag ma Sie samt Daimler do heraus. Obschleppseil hob’ i dabei. Is des a Wort?“ „Jo, kimma su mache …, äääh … können wa so machen“, grinste der Hilfebedürftige und ging schon mal zu seinem Auto, um die vordere Anhängeschlaufe für das Schleppseil ausfindig zu machen. Häufig hatte er die in den 23 Lebensjahren seines Diesels nicht benutzen müssen. Aber jetzt galt’s. Ein paar Minuten später hatten sie das Gespann zusammengebunden. Und der ‚Bene’ war langsam angefahren. Doch es ging nicht so recht vorwärts. Darum erhöhte der BMW-Fahrer die Drehzahl. Dreck spritzte auf die Frontscheibe von Winfrieds Wagen. Des Offroaders breite Schlappen drehten auf dem nassen Boden durch. Trotz „Four-Wheel-Drive“. Früher nannte man das „Allrad-Sperrdifferenzial“. ‚Jetzt bloß den Scheibenwischer auslassen’, dachte sich der Landwirt. ‚Sonst hast du gleich den größten Schmier vorne drauf und siehst gar nix mehr.’ Aber es klappte einfach nicht. Und der junge Bayer kapitulierte erst einmal. Er stieg aus und kam zum Daimler zurück. „Des woa fei a saublede Idee. Wos hoidn’s dovon, dess ma den Hänger abkoppijn und z’erst a moij schaugn, des mia mit die zwoa Autos do naus kimma? Mia hätt’n sofoart an Traktor hoi’jn soijn.“ „Die Idee hatte ich auch schon. Awwa hia is ja keina weit und breit“, ärgerte sich Stremmel, der sich langsam in den Slang seines jungen Helfers reingehört hatte. „Kein Schwein mit’m Schleppa da.“ „Doch, do kimmt oana!“, rief der Bene begeistert aus. „Un wos fir an Brumma!“ Tatsächlich näherte sich ein riesiges Gefährt. Der Bayer rannte quer zwischen halb zerlegten Buden und Wagen zum Hauptweg, hielt den Treckerfahrer an und erklärte ihm in breitem, alpenländischem Slang, wo der Hase im Pfeffer lag. Der Mann auf dem mächtigen Deutz begriff offenbar sofort und nickte. Kurz darauf hatte er erst den BMW und dann den Mercedes samt Hänger am Haken und zog sie fast behutsam aus dem Dreck. Eine prachtvolle Demonstration von Stärke war das, für die sich die Männer im Schlamm brav bedankten. „So, i muass jetz’ a. Pfia Di, meijn Liawa“, rief der Benedikt, holte das Schleppseil ein und stieg in seinen BMW, um wieder vor den Stand seiner Eltern zu fahren. Winnie, glücklich wieder auf halbwegs trockenem und festem Boden zu stehen, wollte es ihm gleich tun. Doch er musste zunächst die Fußmatten einsammeln, die er am Morgen als Unterlage für seine durchdrehenden Räder in die Pampe am Boden gelegt hatte. „Meine Herrschaften, sin’ die dreckich“, motzte er vor sich hin, als er die vor Matsch triefenden Teile mit weit ausgestreckten Armen und spitzen Fingern zu seinem Anhänger schleppte. Die Seitentür vorne war unverschlossen geblieben und leicht zu öffnen. Wie immer, wenn nichts drin war. So konnte er die schmierigen Matten einfach mit Piff um die Ecke in den Hänger feuern und sich vom Acker machen. Was ihm auffiel, war, dass die Matten keinen Ton, nicht mal ein Rascheln auf dem Stroh im Inneren des Hängers verursachten. Sie schienen auf etwas Weiches gefallen zu sein. ‚So’n Mist’, dachte der Bauer, ‚is’ da etwa noch die Pferdedecke drin, runner gefallen un’ liecht jetz’ unner dem Matsch?’ Die hätte eigentlich der Käufer von „Luego“, haben sollen. Da war nämlich der Name des Wallachs eingestickt. Nichts, was ihn jetzt sonderlich beunruhigte. Aber irgendwie wollte er doch nachschauen. Eventuell müsste er da heute noch nach Feudingen, um dem neuen Besitzer sein Eigentum nachzuliefern. Also öffnete er die Seitentür nun weiter, schaute um die Ecke in den Wagen und schreckte zurück. „Hey, was machen Sie denn da drin? Kommen Sie da raus. Sofort. Hallo, aufstehen bitte!“ Auf dem Stroh und unter seinen dreckigen Fußmatten lag eine junge Frau. Sie schien tief zu schlafen und rührte sich nicht einen Millimeter. Daneben die Pferdedecke. „Das gibt’s doch auf kei’m Schiff, verdammt noch mal“, wurde Stremmel jetzt lauter. „So besoffen kann ma doch gar net sein. Aufstehen jetz’! Awwa dalli! Sonst schmeiß’ ich Sie eijenhändich raus!“ Doch die Frau rührte sich nicht. Winfried wurde richtig sauer. Da musste er wohl jetzt wirklich selbst Hand anlegen. Obwohl ihm mulmig dabei zumute war. Eine fremde, liegende Frau anfassen. Bei dem Gedanken kam er sich nicht gut vor. So ganz ohne Zeugen. Also kletterte er in seinen Hänger und kniete sich neben die vermeintlich Schlafende. „Aufstehen, bitte!“, wurde er noch lauter. Er fasste sie an den Schultern und wollte sie wachrütteln. Doch dann sah er plötzlich, dass der Schlaf dieser wirklichen Schönheit einer für die Ewigkeit war. Die...


Wolfgang Breuer wurde 1954 in Berghausen im Wittgensteiner Land geboren. Nach Schulzeit, Ausbildung und vier Jahren Dienst bei der Bundeswehr vollzog er einen kompletten Genre-Wechsel. Vom Handwerk zum Journalismus. Seine Redakteurslaufbahn begann Breuer bei der Westfalenpost in Bad Berleburg.
1983 wechselte er das Medium und ging zum Fernsehen nach Baden-Baden. Seither arbeitet er beim Südwestrundfunk als Nachrichten- und Magazinreporter, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und ist mittlerweile stolzer Großvater.
In seiner Freizeit macht der nach wie vor bekennende Wittgensteiner das, was ihm schon immer großen Spaß bereitete. Er schreibt.
"Mords-Stünzel" ist sein dritter Kriminalroman.


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