Brigitte / Schwanninger | Optimierung des Menschen | E-Book | sack.de
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Brigitte / Schwanninger Optimierung des Menschen

Beiträge der 5. Internationalen Hartheim Konferenz

E-Book, Deutsch, Band 2, 212 Seiten

Reihe: Gesellschaftspolitische Texte des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim

ISBN: 978-3-7065-6100-6
Verlag: Studien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die „Optimierung des Menschen“ ist ein Topos, der sich in der Menschheitsgeschichte schon lange zurückverfolgen lässt. Viele Werke in Literatur und Kunst, Religion, Politik und Wissenschaft setzen sich mit diesem alten Traum des Menschen von der Verbesserung seiner Substanz und seines Wesens auseinander. Waren in der Vergangenheit viele Ziele einer „Optimierung“ in weiter Ferne und bloße Utopie, so scheint nun eine biologische und technische „Verbesserung“ des Menschen in greifbare Nähe gerückt zu sein. Machbarkeitsfantasien, ein gesellschaftlicher Druck zur ständigen (Selbst-)Optimierung und neue Möglichkeiten im biomedizinischen und digitalen Bereich stellen uns heute vor große ethische und soziale Herausforderungen.
Der vorliegende Band versammelt die Beiträge der 5. Internationalen Hartheim Konferenz, die sich der „Optimierung des Menschen“ widmete. Elf Autorinnen und Autoren setzen sich anhand unterschiedlicher Zugänge und Perspektiven mit der Thematik auseinander und stellen Fragen nach Sinn und Nutzen, nach Problemen und Folgen aktueller Optimierungsprojekte.
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Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann Der optimierte Mensch – ein Gespräch
Michael Köhlmeier: Der Eine, der Ewige – Gott – stand auf seiner Erde und zog einen Kreis um sich, so weit sein Auge reichte. Im Umkreis eines Blickfeldes, dort sollte der Garten Eden sein, das Paradies. Wissen Sie, parallel zur Bibel gibt es sehr viele Geschichten, die sind zur gleichen Zeit entstanden wie die Bibel und sind in diese nicht aufgenommen worden. Sie sind teilweise vor der Bibel entstanden, sie sind teilweise erst viel später dazu erzählt worden – vielleicht auch um Widersprüche zu erklären, zum Beispiel einen Widerspruch gleich am Anfang der Bibel, wo es heißt: Am ersten Tag schuf Gott das Licht, aber am dritten Tag erst die Sonne. Das war ein Widerspruch, das muss man erklären. Ich erzähle Ihnen etwas, was nicht unbedingt in der offiziellen Bibel steht, aber ihr dennoch folgt. Also am Anfang stand Gott da und er hat nicht die Erde erschaffen oder die ganze Welt erschaffen, sondern er hat das Chaos, das vor ihm war, geordnet – das Tohuwabohu oder wie Martin Buber und Franz Rosenzweig übersetzen: Irrsal und Wirrsal hat er geordnet. Aber er hat auch die Ambition gehabt etwas Eigenes zu schaffen, nämlich den Menschen. Für den wollte er eine Heimat und das wäre der Garten Eden gewesen, das Paradies. Und er stand da und hat diesen Garten geschaffen – wunderbar schön, aber es war dunkel. Es konnte ihn niemand sehen. Da hatte er seinen Liebling, seinen Vize, seinen Stellvertreter gebeten, diesen Garten Eden zu beleuchten: Helel ben Schachar, den Sohn der Morgenröte, oder die Lateiner sagen „derjenige der das Licht trägt“, der Lichtträger, nämlich eben Luzifer – Lux ist das Licht, fer tragen. Ihn hat er gebeten, er soll diesen Garten Eden beleuchten, damit man ihn sieht. Und Luzifer, Helel ben Schachar, stellt sich in die Fußstapfen Gottes, sendet sein Licht aus und sieht wie unglaublich schön das ist, was Gott geschaffen hat. Da hat ihn der Neid erfasst. Er hat an sich hinabgeblickt und hat gesehen, dass seine Füße nur um ganz klein wenig kleiner sind als die Fußstapfen Gottes. Dann hat er sich gedacht: „Wenn ich einen Überraschungsangriff starte, vielleicht gelingt es mir.“ Er hat ausgerufen: „Ich bin wie Gott!“ Und da stand dann ein anderer da mit einem Flammenschwert in der Hand und der hat gesagt: „Wer ist wie Gott?“ – ein Engel – und er hat sich damit selbst den Namen gegeben: Michael. Michael heißt „Wer ist wie Gott?“ Ich weiß das, ich hab’ viel mit meiner Mutter darüber diskutiert. Gott hat Michael den Befehl gegeben, „Helel ben Schachar“, den Luzifer, zu bestrafen. Michael hat mit ihm gerungen und hat ihn in die Hölle geworfen. Das heißt, erst durch den Fall des Luzifer ist die Hölle entstanden, aber bevor er gefallen ist, hat Luzifer sich noch am Himmel anklammern wollen und hat einen Fetzen vom lebendigen Himmel gerissen, mit hinunter in die Hölle. Das kann man auch sehen, das sieht man immer noch, in sternenklaren Nächten kann man das sehen. Das ist die Milchstraße, dieser Fetzen. Wie gesagt, das hat er mitgerissen in die Hölle und das garantiert ihm, dass er jederzeit – nicht für lange Zeit, immer nur so für sehr, sehr kurze (Wir wissen, wie’s in der Apokalypse des Johannes heißt: Der Teufel hat wenig Zeit und er weiß es.) – kann er aber ab und zu Gott besuchen, oben im Himmel, weil er dieses Pfand hat vom Himmel. Wie es beim „Faust“ heißt: „Ab und zu spricht er mit dem Alten gern.“ Weil hätt’ er das nicht mitgemacht, könnte man den Faust ... Wir hätten auch nicht das Buch Hiob. Das beginnt auch damit, dass der Teufel in den Himmel geht, um Gott zu sprechen. Nun war’s wieder dunkel im Paradies und nun hat Gott eben die Sonne geschaffen. Damit ist auch dieser Widerspruch geklärt, verstehen Sie? Das wird ja damit geklärt. Da sind wir wieder eben. An Gottes Wort kann man nichts ändern, man muss das interpretieren und jetzt wissen wir, wie das war. Nun ist Gott an die eigentliche Arbeit gegangen und wollte sein Geschöpf machen, den Adam. Er hat von der Erde genommen und von allen Stellen der Welt hat er Erde genommen, hat sie zusammengeknetet, hat drauf gespuckt ein bisschen, hat so rumgeknetet und so und dann ist der Adam gekommen. Gott hatte von Anfang an die Ambition, ein Geschöpf zu machen, das ist wie er. Nämlich nach seinem Ebenbild. Hat er gemacht. Und nun waren da die himmlischen Heerscharen. Es gibt auch wieder eine Erklärung, woher die kommen. Das werd’ ich Ihnen heute sparen. Nehmen Sie einfach an, so wie in der Bibel, die sind da, diese himmlischen Heerscharen. Und der Adam, der war fertig, war wie Gottes Ebenbild. Er hat genau gleich ausgesehen, wie er. Hat große Verwirrung gestiftet unter den himmlischen Heerscharen, weil die sich gedacht haben: „Ist da ein zweiter Gott entstanden? Ist da ein zweiter da?“ Und wie’s halt so üblich ist, ein Drittel der himmlischen Heerscharen hat sich gleich auf die Seite des neuen Gottes gehauen. Ein Drittel hat gesagt: „Nein wir bleiben tapfer beim alten Gott.“ Und ein Drittel – ich nehm’ an, das war ein bissl mehr als ein Drittel – hat sich gedacht: „Warten wir mal ab, was kommt.“ Und Michael, der inzwischen auch schon zum Berater Gottes avanciert ist, hat gesagt: „Du musst ihn ein bisschen ablehmen. Also nicht ‚ablehmen‘, weil aus Lehm, also ein bisschen kleiner machen, ein bisschen hässlicher musst du ihn machen.“ Damit der Unterschied klar ist – Gottes Ebenbild – ich mein’, das wissen wir selber auch, wenn wir am Morgen in den Spiegel schauen – wir wissen, wir sind Gottes Ebenbild, und da kommen uns manchmal Zweifel. Aber Sie müssen das so sehen: In homöopathischer Form sind wir Gottes Ebenbild. Also ich erzähl’ Ihnen eine kurze Geschichte. Nur damit Sie das auch verstehen. Ich muss so anfangen: Wer war die schönste Frau des Altertums? Also Sie wissen ja aus dem Homer, die schönste Frau des Altertums war die Helena. Für sie ist ein großer Krieg geführt worden, der trojanische Krieg – für diese Frau, für diese unglaubliche Schönheit. Jetzt haben Männer, das waren nur Männer, die sich darüber Gedanken gemacht haben über diese Schönheit der Frauen, die haben rausgekriegt, dass sich die Helena zur Sara, also der Frau des Abraham, verhalten hat, wie zu – also die Helena war im Vergleich zu Sara ein Äffchen, also so viel schöner war die Sara im Vergleich zur Helena. Und als die Sara 100 Jahre alt war, ist der Pharao noch fast verrückt geworden vor Begehren und vor Liebe in diese Sara. Sie können sich vorstellen, wie schön die war, aber im Vergleich zur Eva hat die Sara ausgesehen wie ein Äffchen. Und jetzt, jetzt sag ich was, das kommt nicht von mir, ich würd’ mich da vollkommen raushalten. Im Vergleich zu Adam hat Eva ausgesehen wie ein Äffchen. Und im Vergleich zu Gott hat Adam ausgesehen wie ein Äffchen. So sehen sie also ungefähr die Abstufung, homöopathisch gesehen sind wir also noch das Ebenbild Gottes. Gott hat also den Adam ein bisschen hässlicher gemacht, kleiner gemacht, damit er unterscheidbar ist von ihm selbst. Und für ihn hat er eben diesen Garten Eden gebaut gehabt und dann hat er, als dann Adam in der vorläufigen Form fertig war, das heißt, er hat ihn eigentlich deoptimiert, wenn ich jetzt auf unser Tagesthema komme. Er hat ihn deoptimiert, den Adam, und er hat zu den himmlischen Heerscharen gesagt: „So nun kniet euch nieder vor dem Adam und erweist ihm Reverenz. Er ist also mein Ebenbild und jetzt kniet euch nieder.“ Die Engel haben geschaut, was machen die Offiziere? Also die Erzengel, die haben genickt und dann haben sie sich niedergekniet – bis auf einen. Samael, der hat gesagt: „Ja, du hast schon mehr oder weniger immer rumgemacht, vielleicht ist der immer noch nicht ganz fertig, vielleicht gibt’s noch Korrekturbedarf. Wollen wir nicht abwarten, bis er endgültig ist?“ Und Gott hat zu ihm gesagt: „Was willst du?“ Und Samael hat gesagt: „Ja schau, ich bin aus Licht gemacht, aus Ewigkeit und er ist aus Dreck gemacht, aus Lehm, aus Dreck.“ „Also gut, was willst du?“ „Ja, ich werde mich niederknien, wenn er besser ist als ich, wenn er mehr weiß als ich.“ Und Gott sagt: „Gut, dann wollen wir das doch testen. Ich hab schon die Tiere erschaffen und ich allein weiß, wie die Tiere heißen. Und jetzt machen wir es so: Ich führ’ euch drei Tiere vor, dir, Adam und dir, Samael. Und wer von euch die Namen der Tiere weiß, da können wir es dann testen, wer klüger ist. Und du, Samael, wenn du unterliegst, brauchst du dich nicht hinzuknien vor Adam, weil dann folgst du dem Luzifer, dem Helel ben Schachar, nach in die Hölle.“ Da hat sich der Samael wahrscheinlich schon gedacht: „Ich hab’ mich zu weit hinausgelehnt.“ Aber man konnt’s nicht mehr rückgängig machen. Und Gott führt das erste Tier vor, das ist so ein kleines Tier, das hoppelt so daher. Hat zwei lange Ohren, hat so einen buschigen kleinen Schwanz und es ist da und er wendet sich an den Samael: „Sag also Samael, was ist der Name dieses Tieres?“ Und der Samael, ganz...


DIE HERAUSGEBERINNEN:

Brigitte Kepplinger, Mag.a Dr.in, Soziologin und Historikerin. Bis zu ihrer Emeritierung wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik der Universität Linz. Gründungsmitglied und Obfrau des Vereins „Schloss Hartheim“.
Florian Schwanninger, Mag., Historiker, Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, Autor von Arbeiten zur NS-Euthanasie, oö. Regionalgeschichte und Erinnerungskultur nach 1945.


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