Bynum | Die kürzeste Geschichte der Wissenschaft | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Bynum Die kürzeste Geschichte der Wissenschaft

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-455-18004-6
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Von den alten Babyloniern zum World Wide Web
Wer fand heraus, dass der Mittelpunkt der Erde nicht gleichzeitig der Mittelpunkt des Universums ist? Wie kommt es, dass ein Pfeil umso weiter fliegt, je stärker man den Bogen spannt? Welche Kräfte walten bei einem Gewitter? Seit Tausenden von Jahren suchen die Menschen nach Erklärungen für das, was sie um sich herum wahrnehmen. In vierzig Kapiteln erzählt William Bynum anschaulich, spannend und anekdotenreich vom Abenteuer Wissenschaft.
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1 Am Anfang
Wissenschaft ist etwas ganz Besonderes. Durch sie erfahren wir mehr über unsere Welt und alles, was darin ist – und somit auch über uns selbst. Seit Tausenden von Jahren suchen die Menschen nach Erklärungen für das, was sie um sich herum wahrnehmen. Die Ergebnisse, zu denen sie dabei kamen, haben sich im Laufe der Zeit geändert. Genauso die Wissenschaft selbst. Wissenschaft ist dynamisch, sie baut auf Vorstellungen und Erkenntnissen auf, die von einer Generation an die nächste weitergegeben werden, und macht andererseits sensationelle Fortschritte, wenn etwas völlig Neues entdeckt wird. Was dagegen unverändert bleibt, sind die Neugier, das Vorstellungsvermögen und die Intelligenz der Wissenschaftler. Unser heutiger Kenntnisstand mag höher sein, doch die Menschen, die vor 3000 Jahren intensiv über ihre Welt nachdachten, waren ebenso klug wie wir. In diesem Buch geht es nicht nur um Mikroskope und Reagenzgläser, obgleich die meisten Leute wohl an so etwas denken, wenn sie das Wort »Wissenschaft« hören. Während fast der gesamten Menschheitsgeschichte diente die Wissenschaft neben Magie, Religion und Technik dazu, die Welt zu verstehen und zu beherrschen. Wissenschaft kann etwas so Simples sein wie das tägliche Beobachten des Sonnenaufgangs oder etwas so Kompliziertes wie der Nachweis eines neuen chemischen Elements. Magie ist im Spiel, wenn jemand versucht, durch das Beobachten der Sterne die Zukunft vorauszusagen, und Aberglaube würden wir es nennen, einer schwarzen Katze aus dem Weg zu gehen. Die Religion veranlasst die Menschen zum Beispiel dazu, ein Tier zu opfern, um die Götter gnädig zu stimmen, oder für den Weltfrieden zu beten, und eine gewisse Technik ist vonnöten, um Feuer zu machen oder einen Computer zu bauen. Wissenschaft, Magie, Religion und Technik wurden von den ersten menschlichen Gemeinschaften genutzt, die die Flusstäler Indiens, Chinas und des Vorderen Orients besiedelten. Die fruchtbaren Täler lieferten Jahr für Jahr eine so reiche Ernte, dass eine große Gemeinschaft davon ernährt werden konnte. Dadurch konnten sich einige Mitglieder dieser Gemeinschaften auf ein spezielles Wissensgebiet konzentrieren und sich darin zu Experten entwickeln. Zu diesen ersten »Wissenschaftlern« (wenn sie damals auch noch niemand so nannte) gehörten oft Priester. Anfangs war die Technik (also das praktische »Tun«) wichtiger als die Wissenschaft (bei der es vor allem um das »Wissen« als solches geht). Wenn man erfolgreich seine Felder bestellen, Kleider nähen oder Essen kochen wollte, reichte es zu wissen, was man zu tun hatte. Man musste nicht unbedingt wissen, warum manche Beeren giftig und andere Pflanzen essbar sind, um die einen zu meiden und die anderen anzupflanzen. Auch war es dafür nicht von Bedeutung, warum die Sonne morgens auf- und abends wieder untergeht. Doch wir Menschen sind nicht nur fähig, etwas über die Welt um uns herum zu lernen, in uns steckt auch eine natürliche Neugier. Und diese Neugier ist die Triebkraft der Wissenschaft. Dass wir mehr über die Menschen in Babylon (im heutigen Irak) wissen als über andere antike Zivilisationen, hat einen einfachen Grund: Sie schrieben auf Tontafeln. Tausende dieser fast 6000 Jahre alten Tafeln sind erhalten geblieben. Sie erzählen uns, wie die Babylonier ihre Welt sahen. Ihre Gesellschaft war streng organisiert, die Menschen führten sorgfältig Protokoll über ihre Ernten, Vorräte und Staatsfinanzen. Die Priester verbrachten einen Großteil ihrer Zeit damit, sich mit den Zahlen und Fakten des damaligen Lebens zu befassen. Sie waren auch die wichtigsten »Wissenschaftler«, wenn es darum ging, Land zu vermessen, Entfernungen zu bestimmen, den Himmel zu beobachten und Zählmethoden zu entwickeln. Einige ihrer Entdeckungen nutzen wir noch heute. So führen auch wir Strichlisten, indem wir durch vier vertikale Striche einen fünften diagonalen Strich ziehen (wie in diesen Bilderwitzen, wo Häftlinge an der Wand ihrer Gefängniszelle eine Strichliste führen über die Jahre, die sie bereits abgesessen haben). Eine viel bedeutendere Hinterlassenschaft der Babylonier ist aber die Festlegung, dass eine Minute aus sechzig Sekunden und eine Stunde aus sechzig Minuten bestehen soll, oder dass ein Kreis 360 Grad umfasst und eine Woche sieben Tage hat. Es ist schon kurios, wenn man bedenkt, dass es keinen echten Grund dafür gibt, warum eine Minute ausgerechnet aus sechzig Sekunden und eine Woche aus sieben Tagen bestehen sollte. Andere Zahlen hätten ebenso gut funktioniert. Doch das babylonische System wurde auch an anderen Orten übernommen und beibehalten. Die Babylonier waren gute Astronomen – also Beobachter des Sternenhimmels. Über viele Jahre hinweg beobachteten sie am Nachthimmel bestimmte, immer wiederkehrende Anordnungen in der Position von Sternen und Planeten. Sie glaubten, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums bildet und zwischen uns und den Sternen eine mächtige – magische – Beziehung besteht. Solange die Menschen die Erde für das Zentrum des Universums hielten, zählten sie die Erde selbst nicht zu den Planeten. Sie unterteilten den Nachthimmel in zwölf Teile und benannten diese gemäß der darin enthaltenen Anordnungen (oder »Konstellationen«) von Himmelskörpern. Mit Hilfe eines himmlischen Verbinde-die-Punkte-Spiels sahen die Babylonier in einigen Konstellationen Bilder von Objekten und Tieren, wie zum Beispiel eine Waage oder einen Skorpion. Das war das erste Tierkreis-System, die Grundlage der Astrologie, die die Einflüsse der Sterne auf uns Menschen erforscht. Astronomie (die Beobachtung der Sterne) und die Astrologie (die »Deutung« der Sterne) waren im alten Babylon und noch viele Jahrhunderte später eng miteinander verbunden. Und auch heute wissen viele Menschen, unter welchem Sternzeichen sie geboren wurden, und lesen ihre Horoskope in Zeitungen und Zeitschriften, um sich dort Ratschläge für ihr Leben zu holen. Doch die »Sterndeutung«, die Astrologie, zählt nicht zu den modernen Wissenschaften. Die Babylonier waren nur eine von mehreren mächtigen Gruppierungen des alten Vorderen Orients. Am meisten wissen wir über die Ägypter, die sich bereits 3500 v. Chr. entlang des Nils ansiedelten. Keine Zivilisation vor oder nach ihnen war so abhängig von einem einzelnen Naturphänomen. Der Nil war für die Ägypter von existenzieller Bedeutung, denn bei seinen Hochwassern verteilte der mächtige Strom jedes Jahr fruchtbaren Schlamm über das Land an seinen Ufern und bereitete es so für die Ernte im nächsten Jahr vor. Dank des heißen und trockenen Klimas in Ägypten blieben viele Zeugnisse der damaligen Zeit erhalten, die wir heute bestaunen können, darunter zahlreiche Wandgemälde und eine Art Bilderschrift, die sogenannten Hieroglyphen. Nachdem Ägypten erst von den Griechen und dann von den Römern erobert wurde, ging die Kunst, Hieroglyphen zu lesen und zu schreiben, verloren, und so blieb die Bedeutung dieser Schrift für beinahe 2000 Jahre ein Rätsel. Bis im Jahr 1798 ein französischer Soldat in der Nähe der Hafenstadt Rosette (oder Raschid, wie sie auf Arabisch heißt) im Norden Ägyptens in einem Trümmerhaufen einen halbrunden Stein fand, auf dem in drei verschiedenen Schriften eine Inschrift eingemeißelt war: in Hieroglyphen, in Altgriechisch und in Demotisch, einer anderen historischen Sprache des alten Ägyptens. Der Stein von Rosette befindet sich heute im Britischen Museum in London. Sein Fund war eine Sensation! Gelehrte konnten den altgriechischen Text lesen, und damit konnten sie jetzt auch die geheimnisvollen ägyptischen Hieroglyphen entziffern. Nun konnte wirklich damit begonnen werden, die Glaubenswelt und die Bräuche der alten Ägypter zu erforschen. Die ägyptische Sternkunde ähnelte der babylonischen. Der Kalender war für sie von großer Bedeutung, er sagte ihnen nicht nur, wann sie die Felder bestellen mussten oder das...


Klöhn, Ines
Ines Klöhn studierte Geographie und Romanistik und hat u. a. Werke von Massimo Ciancimino, Carmelo Abbate, Jess Rothenberg übersetzt.

Bynum, William
William Bynum hat als Professor für Medizingeschichte am University College London gelehrt und zahlreiche Bücher veröffentlicht. Darunter Geschichte der Medizin (2010) und Die großen Entdeckungen der Medizin (2012). Er lebt in Suffolk, England.

Pfeiffer, Thomas
Thomas Pfeiffer studierte Politikwissenschaft und Germanistik und hat u. a. Werke von Al Gore, Michael Moore, Robert Skidelsky und BobWoodward übersetzt.

William Bynum hat als Professor für Medizingeschichte am University College London gelehrt und zahlreiche Bücher veröffentlicht. Darunter Geschichte der Medizin (2010) und Die großen Entdeckungen der Medizin (2012). Er lebt in Suffolk, England.


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