Christie | Blausäure | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Christie Blausäure

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-455-00332-1
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die lebensfrohe Rosemary stirbt während ihres eigenen Geburtstagsdinners, nachdem sie mit Blausäure vergifteten Champagner getrunken hat. Ihr Tod wird als Selbstmord eingestuft. Doch war es tatsächlich so? Als Rosemarys Ehemann plötzlich Briefe erhält, in denen das Gegenteil angedeutet wird, ist er entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. So organisiert er ein erneutes Dinner, um den Täter aus der Reserve zu locken. 
Doch dann kommt alles ganz anders ...
Christie Blausäure jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Cover
Titelseite
Erstes Buch Rosemary
Zweites Buch Allerseelen
Drittes Buch Iris
Über Agatha Christie
Impressum


Sechs Personen erinnern sich an Rosemary Barton, die vor nunmehr fast einem Jahr gestorben war … Eins Iris Marle
I I ris Marle dachte über ihre Schwester Rosemary nach. Fast ein Jahr lang hatte sie verzweifelt versucht, Rosemary aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Sie hatte sich nicht erinnern wollen. Es war zu schmerzlich – zu grauenvoll! Rosemarys blau angelaufenes Gesicht, die gekrümmten Finger, die nach ihr gegriffen hatten … Der Gegensatz zwischen dieser und der heiteren, anmutigen Rosemary vom Tag zuvor! Na ja, heiter war sie vielleicht nicht gerade gewesen. Sie hatte damals eine Grippe hinter sich, war am Ende ihrer Kräfte, depressiv … All das war bei den Ermittlungen auf den Tisch gekommen. Sie selbst war es gewesen, die darauf hingewiesen hatte. Gab es etwa kein Motiv für Rosemarys Selbstmord ab? Sobald die Untersuchungen beendet waren, hatte sich Iris bewusst bemüht, die Sache aus ihrem Kopf zu verbannen. Was brachte es, sich zu erinnern? Am besten, sie vergaß diese ganze schreckliche Angelegenheit! Jetzt aber erkannte sie, dass sie sich erinnern musste. Sich in die Vergangenheit zurückversetzen musste … Dass es jedes noch so unscheinbare Detail zu vergegenwärtigen galt … Dieses befremdliche Gespräch gestern Abend mit George machte es absolut notwendig. Es war so unerwartet gekommen, hatte ihr Angst eingejagt. Moment mal – kam es wirklich so überraschend? Hatte es nicht doch schon vorher Anzeichen gegeben? Georges zunehmende Unkonzentriertheit, seine Geistesabwesenheit, seine Unberechenbarkeit – seine – nun ja, Seltsamkeit! So musste man es wohl nennen! Alles hatte zu dem Moment gestern Abend geführt, als er sie zu sich in die Bibliothek bat und die Briefe aus der Schreibtischlade nahm. Und jetzt gab es kein Zurück. Sie musste über Rosemary nachdenken – musste sich erinnern. Rosemary – ihre Schwester … Es kam über sie wie ein Schock: Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie über Rosemary nachdachte. Das heißt, objektiv über sie nachdachte, wie über eine fremde Person. Iris hatte Rosemary immer hingenommen, ohne sich Gedanken zu machen. Man dachte schließlich nicht über Mutter und Vater, Schwester oder Tante nach. Die existierten nun einmal, wurden nicht hinterfragt – Verwandtschaft halt. Man sah sie nicht als Menschen. Grübelte doch nicht, wer sie in Wirklichkeit waren! Was für ein Mensch war Rosemary gewesen? Das konnte jetzt äußerst wichtig sein. So vieles konnte davon abhängen. Iris versetzte sich in die Vergangenheit zurück. Sah sich und Rosemary als Kinder … Rosemary war sechs Jahre älter gewesen. Bruchstücke der Vergangenheit kamen zurück – kurze Rückblenden – kleine Szenen. Wie sie selbst als kleines Kind ihr Brot in die Milch tunkte, während Rosemary am Tisch saß und Schularbeiten machte und sich wichtig vorkam, mit ihren langen Zöpfen … Sommerferien am Meer – wie sie Rosemary beneidet hatte, die schon ein großes Mädchen war und schwimmen konnte! Rosemary, die im Internat war – und in den Ferien heimkam. Dann ging sie selbst zur Schule – da erhielt Rosemary den letzten Schliff in Paris. Das Schulmädchen Rosemary war plump und bestand nur aus Armen und Beinen. Aber aus Paris kehrte eine anmutige junge Dame heim, die fremd und Furcht erregend war in ihrer neuen Eleganz. Sie sprach mit weicher Stimme, bewegte graziös ihren sanft gerundeten Körper. Ihr Kastanienhaar glänzte rotgolden, und ihre großen, dunkelblauen Augen waren schwarz umrandet … Ein verstörend schönes Geschöpf – erwachsen – von einem anderen Stern! In der Folgezeit hatten sie einander sehr wenig gesehen; der Altersabstand von sechs Jahren erschien groß wie nie. Während Iris noch im Internat war, genoss Rosemary die »Saison« in vollen Zügen. Und sogar wenn Iris nach Hause kam, lebten sie in zwei verschiedenen Welten. Rosemary schlief bis in die Puppen, traf sich dann zum Lunch mit anderen Debütantinnen und ging fast jeden Abend tanzen. Dann hatte Iris ihre Zeit mit dem Fräulein im Schulzimmer verbracht, war im Park spazieren gegangen, hatte um neun Uhr zu Abend gegessen und sich um zehn schlafen gelegt. Der Kontakt zwischen den Schwestern beschränkte sich auf kurze Zurufe wie: »He, Iris, sei so lieb und ruf mir ein Taxi, ich bin schrecklich spät dran.« Oder: »Ich finde, das neue Kleid steht dir nicht, Rosemary! Es ist so – aufgetakelt!« Schließlich hatte sich Rosemary mit George Barton verlobt. Aufregung, Einkäufe, Berge von Paketen, Kleider für die Brautjungfern … Die Hochzeit. Sie war hinter Rosemary zum Altar geschritten und hatte das Flüstern in der Menge gehört: »Was für eine wunderschöne Braut …« Warum war Rosemarys Wahl auf George gefallen? Schon damals hatte sich Iris darüber gewundert. Es hatte so viele interessante junge Männer gegeben, die ständig anriefen und mit Rosemary ausgehen wollten. Warum entschied sie sich ausgerechnet für George Barton, der fünfzehn Jahre älter war als sie, zwar freundlich und nett, aber ein schrecklicher Langweiler? George war gut betucht, aber Geld war kein Grund. Schließlich hatte Rosemary selbst mehr als genug davon. Onkel Pauls Geld … Iris überlegte genau und versuchte zu unterscheiden. Was hatte sie inzwischen erfahren und was schon damals gewusst? Über Onkel Paul zum Beispiel? Dass er kein richtiger Onkel war, war schon immer klar gewesen. Ohne dass sie je direkt darüber aufgeklärt worden war, hatte sie doch so einiges mitgekriegt. Paul Bennett hatte einst ihre Mutter geliebt. Die aber hatte einen anderen – und ärmeren – Mann vorgezogen. Paul Bennett hatte seine Niederlage mit der Haltung eines Romantikers getragen. Er wurde der Freund der Familie und blieb so seiner Liebe treu und platonisch verbunden, als »Onkel Paul« – Rosemarys Patenonkel. Und als er starb, stellte sich heraus, dass er seinem kleinen Patenkind sein gesamtes Vermögen vermacht hatte. Damals war Rosemary dreizehn Jahre alt. Rosemary hatte also außer ihrer Schönheit noch andere Reichtümer zu bieten. Aber geheiratet hatte sie den netten Langweiler George. Warum, um alles in der Welt? Iris hatte es damals nicht verstanden, sie verstand es noch immer nicht. Sie glaubte nicht, dass Rosemary je in ihn verliebt gewesen war. Immerhin schien sie sehr glücklich mit ihm, schien ihn gern zu haben. Ja, gewiss mochte sie ihn gern. Das herauszufinden, hatte Iris reichlich Gelegenheit gehabt, denn ein Jahr nach der Hochzeit war ihre Mutter gestorben, die hübsche, zarte Viola Marle, und Iris, gerade erst siebzehn, zog zu ihrer Schwester Rosemary Barton und deren Mann ins Haus. Ein siebzehnjähriges Mädchen. Iris versuchte, sich ein Bild von sich selber zu machen. Wie war sie gewesen? Was hatte sie gefühlt und gedacht? Was hatte sie wahrgenommen? Sie kam zu dem Ergebnis, dass diese junge Iris Marle eine Spätzünderin gewesen war, eine, die nichts hinterfragte, sich leicht abfand mit allem. Hatte sie es zum Beispiel übel genommen, dass Mutter Rosemary bevorzugte? Im Großen und Ganzen wohl nicht. Ohne zu zögern, hatte sie akzeptiert, dass Rosemary die Wichtigere von ihnen beiden war. Rosemary war älter, war heiratsfähig – also hatte sich ihre Mutter, soweit es ihre Kräfte erlaubten, mit der Schwester befasst. Das war nur natürlich gewesen. Eines Tages käme sie an die Reihe … Viola Marle war immer eine Mutter auf Abstand gewesen. Sie war mit ihrer eigenen Gesundheit beschäftigt und überließ ihre Töchter anderen Leuten, Kinderfrauen, Gouvernanten und Schulen. Aber in den kurzen Momenten, wenn sie ihnen über den Weg gelaufen war, war sie stets bezaubernd gewesen. Hector Marle starb, als Iris fünf Jahre alt war. Das Wissen, dass er mehr getrunken hatte, als gut für ihn war, war auf so diskrete Weise in ihr Bewusstsein gelangt, dass sie nicht die geringste Ahnung mehr hatte, wie es ihr zu Ohren gekommen war. Mit siebzehn hatte Iris Marle das Leben so hingenommen, wie es gerade kam. Sie hatte ihre Mutter gebührend betrauert, hatte schwarze Kleider getragen und war ins Haus von Schwester und Schwager am Elvaston Square gezogen. Wie langweilig war es dort manchmal gewesen! Iris sollte erst nach dem Trauerjahr am Gesellschaftsleben teilnehmen. Bis es so weit war, erhielt sie drei Mal in der Woche Unterricht in Französisch und Deutsch; außerdem besuchte sie einen Kursus in Hauswirtschaft. Es gab Zeiten, da es nichts zu tun für sie gab, und niemanden, mit dem sie reden konnte. George begegnete ihr gleich bleibend freundlich und brüderlich. Sein Verhalten ihr gegenüber war immer dasselbe gewesen – und war es noch. Und Rosemary? Iris hatte sie nur selten gesehen. Rosemary ging viel aus. Kleideranproben, Cocktailpartys und Bridge … Was wusste sie wirklich von Rosemary, wenn es hart auf hart kam? Was ahnte sie auch nur von ihren Vorlieben, ihren Hoffnungen und Ängsten? Es war wirklich zum Fürchten, wie wenig man jemanden kannte, mit dem man unter einem Dach gelebt hatte! Zwischen den beiden Schwestern hatte nur wenig – eigentlich gar keine – Vertrautheit geherrscht. Aber jetzt musste sie nachdenken. Musste sich alles in Erinnerung rufen. Vielleicht war es wichtig. Rosemary hatte durchaus glücklich gewirkt. Bis zu jenem Tag – eine Woche bevor es geschah. Diesen Tag würde Iris niemals vergessen. Kristallklar hob er sich ab, jedes Detail, jedes...


Christie, Agatha
Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.