Cornwell | Sharpes Abenteuer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 175 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

Cornwell Sharpes Abenteuer

E-Book, Deutsch, 175 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

ISBN: 978-3-8387-5900-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Endlich gibt es sie auch auf Deutsch: Bernard Cornwells Erzählung Sharpes Scharmützel, in der sein Held Richard Sharpe 1812 ein spanisches Fort verteidigen muss, das von französischen Soldaten attackiert wird. Als Bonus für alle Fans der Sharpe-Serie erzählt Bernard Cornwell im 2. Teil des Buches viel Wissenswertes über die Entstehung der Sharpe-Romane und gibt dabei eine Menge Hintergrundinformationen preis.
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KUCHEN UND ALE
Ein Wort der Warnung! Manchmal werde ich nach meinen religiösen Überzeugungen gefragt. Ich weiß nicht warum. Ich habe keine. Kürzlich bat mich ein Leser darum, ihm zu versichern, dass Sharpe Christ sei! Das ist er aber nicht. Religion spielt eine prominente Rolle in meinen Büchern, hauptsächlich eine vorindustrielle Gesellschaft eher dazu neigt als eine Welt, in der Gottes Geheimnisse durch Wissenschaft erklärt werden können. Doch mein Interesse an Religion ist persönlicher. Ich bin in einem frommen Haushalt aufgewachsen. Der Einfluss dieser Erziehung hat einen langen Schatten auf die Romane geworfen. Dieses Essay ist der Bericht dieser Kindheit. Leser, die dem christlichen Glauben anhängen, könnten Teile davon als Beleidigung empfinden. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Meine biologische Mutter, Dorothy Cornwell, hat mich nur zwei Wochen lang umsorgt. Das war im Jahre 1944. Sie war zwanzig Jahre alt, unverheiratet, und ihr Vater bestand darauf, dass sie mich abgab. Trotzdem behielt sie mich zwei Wochen lang in dem Heim, in das man sie geschickt hatte, um mich zu bekommen. Als ich zehn Tage alt war, kam ein Ehepaar, trat an unser Bett und inspizierte uns. »Ich sah sofort, dass die nicht ganz koscher waren«, hat Dorothy mir später erzählt, und sie sollte recht behalten. »Wissen Sie, wer der Vater des Kindes ist?«, verlangte die unkoschere Marjorie zu wissen. »Sein Name ist Oughtred.« »Oughtred!« Pause. »Er ist doch nicht Franzose, oder? Wenn er Franzose ist, wollen wir den Jungen nämlich nicht.« Leider war William Oughtred Kanadier, und vier Tage später wurde ich von Hackney nach Benfleet in Essex gebracht. Mein Name, der in der Geburtsurkunde Bernard Cornwell lautete, wurde in Bernard Wiggins geändert. Die Wiggins gehörten einer Sekte an, die man die Peculiar People nennt, das Seltsame Volk. Sie entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, blühte hundert Jahre lang in Essex und ist heutzutage glücklicherweise verschwunden. Der Name stammt aus der Bibel, wo Gott sowohl im Alten als auch im Neuen Testament seine Anhänger als »seltsames Volk« bezeichnet. Das heißt schlicht, dass sie sich von allen anderen unterscheiden, und die Peculiars von Essex glaubten, wenn sie sich so gut es ging von der sündhaften Welt abschotteten, könnten sie der Versuchung entgehen und sich so Erlösung sichern. Ich glaube, Joseph Wiggins, mein Adoptivvater, hat mich nur aus Christenpflicht angenommen. Er betrachtete mich und die anderen vier Kinder, die er adoptiert hatte, als Seelen, die es zu retten galt. Marjorie wollte einfach nur Babys. Sie liebte Babys. Die Peculiars waren Fundamentalisten. Damit meine ich, dass sie alles in der Bibel wörtlich nahmen. »Leidet jemand unter euch, der bete«, heißt es im Brief des Jakobus, und so verweigerten die ersten Peculiars jegliche medizinische Hilfe. Stattdessen salbten sie sich mit Öl und verließen sich ganz und gar auf Handauflegen. Das reichte auch erst einmal, doch 1908 wurde der »Children’s Act« zum Schutz der Kinder verabschiedet, und darin hieß es, es sei eine Straftat, einem Kind ärztliche Hilfe zu verweigern, und so landeten einige Peculiars im Gefängnis, die ihre Kinder lieber sterben ließen, als einen Arzt zu rufen. Andere gaben jedoch nach, und so spaltete sich die Sekte in Old und New Peculiars. Als ich in die Herde aufgenommen wurde, hatte man diese Spaltung bereits wieder überwunden, und meine Familie hatte sich wie die meisten anderen auch auf einen Kompromiss eingelassen. Erst wurde der Kirchenälteste ans Bett eines kranken Kindes gerufen, und wenn der kein Wunder zustande brachte, rief man einen Arzt. Eine meiner ersten Erinnerungen ist die an eine Gruppe von Männern an meinem Bett, die mir rhythmisch die Hände auf die Stirn drückten und den Allmächtigen in vollem Ernst anflehten, mich zu heilen. Gott kam jedoch nicht, und stattdessen erledigte Dr. Acres seine Arbeit. Medizin war jedoch nicht das Einzige, was die Peculiars missbilligten. Alkohol, Tabak, Kosmetik, Kino, Militärdienst, Comics, High Heels, Katholiken, Tanzen, Kartenspiel, Fernsehen … Die Liste war endlos und um alles erweiterbar. Alles, was als frivol galt, galt auch als Sünde, und der Sinn unseres Lebens bestand darin, die Sünde zu meiden. Es gab da eine mysteriöse »Sünde wider den Heiligen Geist«, die wie ein Damoklesschwert über meinem jungen Leben schwebte, obwohl ich nie herausgefunden habe, was genau das sein sollte. In jedem Fall war sie unverzeihlich und der Sünder zur Hölle verdammt. Buße half nicht. Es gab keine Rettung. Eine Zeitlang habe ich geglaubt, dass Onanie diese Sünde sei, aber das konnte ich natürlich nicht fragen, denn Sex war die finstere, unaussprechliche Bestie, die hinter den vielen Ängsten der Peculiars lauerte. Auch glaubte ich eine Weile, dass ich eigenhändig – oder vielleicht auch beidhändig – die Onanie entdeckt hatte, und ich war eigentlich ganz glücklich damit, mich daran zu erfreuen, auch wenn ich dadurch die Hölle riskierte. Doch verklebte Bettlaken waren mein Verderben, und die Strafe folgte auf dem Fuß. Zuckerbrot und Peitsche. Das Zuckerbrot war die Aussicht auf das Himmelreich und unmittelbarer das Glücksgefühl nach der Bekehrung. Die Bekehrung war wichtig für die Peculiars. Man gab Jesus sein Herz, wurde im Blut des Lamms gewaschen, akzeptierte Christus als seinen Retter und, Wunder über Wunder, wurde HAPPY! »Ich bin H-A-P-P-Y!«, trällerten wir in der Sonntagsschule. »Ich bin H-A-P-P-Y! Ich weiß es, ich bin sicher, ich bin H-A-P-P-Y!« Nur dass ich keineswegs happy war, aber ich wollte es sein, und lange Zeit habe ich geglaubt, die Bekehrung sei mein Weg zum Glück. Ich habe es versucht. Ich habe es so sehr versucht. Immer wieder habe ich Jesus mein Herz gegeben. Ich war schon Serientäter, was das betraf. Doch das Glücksgefühl kam nie. Das Leben wurde nicht plötzlich leichter, ich wurde nicht von freudiger Gewissheit erfüllt, ich fühlte mich nicht anders, und die Angst vor dem Höllenfeuer verschwand über Nacht, und am nächsten Morgen war ich wieder das alte, sündige Tier. Das Zuckerbrot des Himmels vermochte mich nicht auf den schmalen Pfad der Rechtschaffenheit zu führen, und so holte man die Peitsche raus, um mich dorthin zu prügeln. Die Peitsche war stets ein Bambusstock aus dem Garten, gut ein Yard lang. Eigentlich gehörte er zu einem Pflanzkäfig, und Joseph, mein Vater, führte ihn. Mein Vater war ein großer, kräftiger Mann. In der Schule, wo ich oft Prügel bezog, bestand die Strafe aus zehn Streichen auf den Hintern. Die brannten zwar ein wenig, aber ich war immun gegen solch schwächliche Angriffe, nachdem man mich mit dem Bambusstock Gottesfurcht gelehrt hatte. Diese Bestrafungen folgten einem Ritual. Zuerst wurde ich in meinem Zimmer eingesperrt, um mir Zeit zu geben, über meine Sünden nachzudenken. Dann kamen Schritte die Treppe rauf. Mein Vater öffnete die Tür und befahl mir, mich auszuziehen. Anschließend schlug er mich mit einer Wildheit, die aus Abscheu, rechtschaffener Wut und verzweifelter Angst um meine Seele geboren war. Irgendwann war alle Leidenschaft verraucht, und er bat mich, niederzuknien und mit ihm zu beten. Ich war dreizehn oder vierzehn, als das zum letzten Mal passiert ist, und Dr. Acres musste gerufen werden. Als er eintraf, war das Blut von den Zimmerwänden gewaschen, und das Bettzeug war gewechselt, doch die Stigmata konnte man nicht verbergen. Ich glaube, der Arzt hat meine Eltern nachdrücklich gewarnt, denn danach blieb der Bambusstock im Garten. Gab es in meiner Kindheit denn überhaupt kein Glück? Doch, natürlich gab es das. Ich erinnere mich daran, Monopoly gespielt zu haben, und ich hatte eine tolle, elektrische Modelleisenbahn und ein Kinderlexikon. Und da waren die Dinky Toys, und ich hatte ein Meccano-Baukasten, den ich geliebt habe, und das wiederum hat meinen Vater gefreut, denn er wollte, dass ich später die Baufirma der Familie übernahm. Der heilige Paulus war Zeltmacher gewesen, hat er mir oft erzählt, und das bestätige die biblische Wahrheit, dass jeder Christ ein nützliches Handwerk erlernen solle. Die Betonung lag dabei auf der praktischen Seite. Mein Vater hat die Schule mit elf Jahren verlassen, eine Maurerlehre gemacht und ein erfolgreiches Geschäft aufgebaut, bis er schließlich mehr als zweihundert Angestellte hatte. In den Pausen predigte er für sie, und er hatte die glückliche Vision, dass ich in seine Fußstapfen treten würde. Aber ich schweife ab. Die ursprüngliche Frage in diesem Absatz lautete: Gab es in meiner Kindheit kein Glück? Doch, das gab es, aber es wurde ständig von der Angst vor Gott bedroht und von Joes und Marjories Ehe, die alles andere als glücklich war. Das ganze Haus war unglücklich. Joseph wurde von Gott heimgesucht, und Marjorie war verbittert. Ich lernte, die viel zu oft erhobenen Stimmen meiner sich streitenden Eltern zu fürchten, denn ich hatte herausgefunden, dass einem solchen Streit oft eine Bestrafung folgte. Ich lag im Bett, hörte das Schreien unten und bangte der Dämmerung entgegen. Die Familiengebete jeden Morgen, bei denen wir am Tisch laut aus der Bibel vorlasen und dann den Kopf senkten, während Joseph vorbetete, waren nach einer solchen Nacht besonders düster, und häufig braute sich ein Sturm zusammen. Insgesamt adoptierten Joseph und Marjorie fünf Kinder. Der Älteste, John, war ein Dutzend Jahre älter als ich, und ich wusste nur wenig über ihn. Eines Tages war er einfach weg. Da sie daran verzweifelten, ihn zu einem guten Christenmenschen zu erziehen, ist es meinen Eltern, glaube ich, irgendwann gelungen, ihn in ein Reformheim der Heilsarmee in Südwales abzuschieben. Irgendwann hat er sich dann umgebracht. Der Jüngste, Andrew, war...


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