Corvidae | Unter Golems | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Corvidae Unter Golems

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-492-98127-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Universität von Giavolo gehört zu den stolzesten Akademien des Landes. An dieser Schule unterrichtet die Zauberin Verbena die magischen Künste und hat sich zusammen mit ihrem Kollegen Malachit einer geheimen Kunst verschrieben: der Erfindung von Golems. Diese biomechanoiden Ungeheuer, halb Mensch, halb Apparatur dienen den verschiedensten Zwecken – Verbenas neueste Kreation, ein Rechengolem, kann außerdem für kriegerische Einsätze genutzt werden. Als die Seher der Universität eine Attacke auf Verbena prophezeien, wird die Magierin fortan von Riyu, einem furchteinflößenden Ork-Leibwächter, auf Schritt und Tritt begleitet. Schließlicherfolgt der Angriff einer bislang unbekannten Golem-Art und Verbena bleibt dank des Orks unversehrt, doch Malachit wird samt des Prototyps des Rechengolems entführt. Können sie die feindlichen Golems besiegen und verhindern, dass ihre mächtige Erfindung in die falschen Hände gerät?
Corvidae Unter Golems jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Kapitel 1 An dem Tag, als die Orks kamen, wurde Verbena Zeuge, wie es auf dem Weg zu ihrer Vorlesung zu einem Angriff vonseiten der Fakultät für Tanz und Gesellschaftslehre kam. Gerade überquerte sie den großen Platz der Universität von Giavolo, da ertönte ein lautes Kreischen, gefolgt von dem hässlichen Krachen brechender Knochen. Bis zum Beginn der Vorlesungen waren es nur noch wenige Minuten, also wimmelte es hier nur so von Meistern und Studenten. Daher dauerte es einen Augenblick, bis sie die Ursache der Schreie entdeckte. Glücklicherweise ergriffen einige Studenten schreiend die Flucht und trampelten in die entgegengesetzte Richtung, was die Suche vereinfachte. Mit einem lauten Seufzer drängte sich Verbena durch die Menge – und bot dabei einen eindrucksvollen Anblick. Hochgewachsen und ernst trug sie ihr schwarzes, von grauen Strähnen durchsetztes Haar lang. Durchdringend blickten ihre grauen Augen durch die Brille mit den halbmondförmigen Gläsern. Aber vielleicht eilte ihr doch nur ein eindrucksvoller Ruf voraus? Was auch immer davon zutreffen mochte, die Studenten machten ihr eilig Platz. Majestätisch wirbelten Golems mit ausdruckslosen Gesichtern auf der anderen Seite des Platzes neben einem verzierten Springbrunnen in einer Reihe umher, ihre Glieder vollführten unverkennbar die Schritte eines gerade populären Tanzes. Ihre Messinggelenke funkelten im frühen Morgenlicht, und als sie eine Drehung beschrieben, erkannte Verbena auf ihren Holzrücken die mit roter Farbe aufgemalten Sigillen, die ihnen Leben verliehen. Ohne die Formation zu unterbrechen griffen die Golems nach den Studenten, die in der Nähe standen und denen der Brunnen den Fluchtweg versperrte. Ein paar von ihnen hatten das Pech, von den Tänzern an die Brust gerissen zu werden, dann wurden sie ohne jede Rücksicht auf die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers durch die Tanzfiguren gezerrt. Einem oder zwei Studenten gelang es, auf den Füßen zu bleiben; eine dritte Studentin, deren Ellbogen jetzt in eine ganz verkehrte Richtung zeigte, schluchzte laut. Ein vierter hatte den Halt verloren und wurde hilflos über die Pflastersteine gewirbelt. Verbena musste die Lippen fest zusammendrücken, um nicht lautstark loszufluchen. Es gehörte sich einfach nicht, vor den Studenten zu fluchen, auch wenn die meisten von ihnen dies schon zahllose Male getan hatten. Als Zauberin trug sie ständig einen Beutel Tilgungspulver mit sich, da von Studenten gewirkte Zauber grundsätzlich zum unpassendsten Zeitpunkt schrecklich schiefgingen. Also holte sie ihn unter ihrem Umhang hervor und schüttete sich etwas davon auf die Handfläche. Jetzt musste sie nur noch nahe genug herankommen, um es gegen die Sigillen der Golems einzusetzen. Und dabei zu Naverra beten, dass die künstlichen Wesen nicht von Schutzzaubern eingehüllt wurden. »Haltet sie auf!« Nur mühsam bewahrte Verbena das Gleichgewicht, als jemand sie zur Seite stieß. Eine Gruppe junger, ausgesprochen muskulöser Leute warf sich auf die Golems. Sie trugen Kadettenuniformen und hielten hölzerne Übungsschwerter in den Händen. Oh, um Naverras willen! Die Kadetten schlugen zwar enthusiastisch, wenn auch wenig erfolgreich auf die Golems ein. Die künstlichen Wesen ignorierten sie aber einfach – abgesehen von jenen, denen noch Tanzpartner fehlten. Diese schnappten sich sofort jeden Kadetten, der in Reichweite kam. Zwei der Möchtegernretter hatten Pech und wurden erwischt. Wild prügelten sie mit ihren nutzlosen Holzschwertern auf ihre Tanzpartner ein, bis sie in eine Pirouette gerissen wurden und ihre Füße sich vom Boden lösten. Im Gegensatz zu ihren Flüchen behielt Verbena ein missbilligendes Schnauben nicht für sich. »Bei Naverras Augenlicht, steht da nicht einfach nur blöd rum und glotzt! Zur Seite mit euch!« Die restlichen Kadetten sprangen schuldbewusst aus dem Weg. Auch wenn sie keinen Erfolg erzielt hatten, so hatte ihr Angriff doch zumindest gezeigt, dass die Golems keinerlei Anstalten zur Verteidigung machten. Verbena trat vor und warf ihre Handvoll Tilgungspulver auf den nächsten Golem, dann sprach sie die Zauberformel, die dafür sorgte, dass es von den belebenden Sigillen auch wirklich angezogen wurde. In dem Augenblick, da Pulver und Sigillen sich berührten, blitzte es hell auf – dann lösten sie sich in Luft auf. Der Golem brach reglos zusammen und ließ seine Geisel los. Die Zauberin wiederholte die Prozedur bei jedem Golem. Der letzte brach gerade zusammen, als ein Mann mit einer Meisterrobe über dem Wams angerannt kam. »Oje!«, keuchte er, offensichtlich außer Atem. »Oh, das ist aber in der Tat eine unerwartete Entwicklung!« Langsam senkte Verbena die Arme und wandte sich dem Mann zu. Ein paar der umstehenden Studenten erkannten den Ausdruck auf ihrem Gesicht und verstummten auf der Stelle, während sie angestrengt die Pflastersteine anstarrten und unbehaglich mit den Füßen scharrten. »Und was meint Ihr damit?«, fragte sie mit täuschender Freundlichkeit. Der Meister blinzelte sie an, ohne etwas zu begreifen. Er hatte eine wilde blonde Haarmähne, und das Purpurwams und die grünen Hosen unter seiner offenen Robe waren nach der neuesten Mode entworfen. »Nun, wir haben natürlich nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass sich die Tanzpartner auf diese Weise benehmen würden.« Verbena starrte ihn an. »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr für diese Golems verantwortlich seid?« »Nun … ja.« »Ihr wollt also sagen, dass Ihr an den Verletzungen mehrerer Studenten und dem Aufruhr auf diesem Platz ursächlich beteiligt seid?« Entsetzt schnappte der Meister nach Luft. »Nun … nein! Nein, so natürlich nicht! Das heißt, wir hätten nie damit gerechnet, dass sich die Golems so verhalten! Ihr müsst wissen, wir brauchten sie … Einige Eltern hielten es für unpassend, dass die männlichen und weiblichen Studenten während des Tanzunterrichts zusammenkommen … zu viel Aufregung für das junge Blut, versteht Ihr … Also, äh, erschufen wir … diese da.« Ihr wütender Blick ließ ihn kläglich verstummen. »Hab ich Euch also richtig verstanden?«, fragte sie und sah zufrieden, dass er unter ihrem Blick wie ein zurechtgewiesener Junge zusammenschrumpfte. »Ihr, ein Meister der Fakultät für Tanz und Gesellschaftslehre, wenn ich mich nicht irre, Ihr habt Golems erschaffen, ohne Euch vorher mit der Fakultät der Magischen Wissenschaften zu beratschlagen?« Der Mann rang die Hände. »Aber … aber … mein Schwager hat vor langer Zeit in Eurer Fakultät studiert, und die Grundsätze kennt er nach wie vor. Es ist ja schließlich nicht so, als hätten sie etwas Komplizierteres als tanzen sollen.« »Und Ihr seid ja auch wirklich erfolgreich gewesen! Sie taten wirklich nichts anderes als zu tanzen!« Der Mann duckte sich, während Verbena ihn als nutzlos abschrieb, obwohl sie sich vornahm, beim Kanzler eine offizielle Beschwerde einzureichen. Sie wandte ihm den Rücken zu und begab sich zu den verletzten Studenten. »Ihr müsst zu den Heilern gebracht werden«, sagte sie energisch. »Mädchen, könnt Ihr laufen? Nein? Ihr da, Kadett, Ihr seht doch recht kräftig aus. Hebt sie auf. Und dann folgt Ihr mir.« Sie hielt lange genug inne, um dem Meister einen bösen Blick zuzuwerfen. »Natürlich bedeutet dies, dass ich zu spät zu meiner Vorlesung kommen werde. Bedauerlich, dass nicht jedes Mitglied dieses Kollegiums nachdenkt, bevor es dem Rest von uns den Tag versaut.« In Windeseile verbreitete sich die Nachricht über den Zwischenfall. Als Verbena die verletzten Studenten den geschickten Händen der Heiler übergeben hatte, hatte die Glocke im Springenden Turm mit ihrer unheimlichen menschlichen Stimme bereits den Lehrbeginn verkündet. Manche Klassen würden nicht darauf warten, dass ihr Dozent endlich auftauchte, aber Verbena wusste genau, dass allein der Ruf, der ihr vorauseilte, ihre Studenten auf den Plätzen hielte. Sie kam zu dem Schluss, dass es nicht angebracht war, die Zeit ihrer Klasse zu verschwenden. Also verzichtete sie vorerst darauf, ihre Beschwerde gegen die Narren einzureichen, die die Golems entfesselt hatten, und eilte stattdessen zu ihrem Hörsaal in der Fakultät der Magischen Wissenschaften. Glücklicherweise war ihr Zauberlehrling Weißdorn eingesprungen und hatte damit angefangen, den Stoff der Vortage noch einmal durchzugehen. In diesem Kurs ging es um Runenformeln, und als sie an der offenen Tür innehielt, sah sie, dass Weißdorn mit Kreide einen Kreis auf die Schiefertafel vor der Klasse aufgemalt hatte. Ein roter Strich teilte den Kreis, ein blauer schuf einen Winkel. Neben der Zeichnung waren in Weißdorns Schrift die Berechnungen hingekritzelt, die nötig waren, um den Kosinus zu ermitteln. »Aber ich verstehe nicht, warum wir den Kreisumfang überhaupt wissen müssen«, beschwerte sich eine Studentin. Verbena stieg die Stufen zum Boden des Hörsaals herab. »Weil der Kreisumfang die Menge der Magie bestimmt, die man herbeiruft und kontrolliert, Studentin Langalia«, sagte sie streng. »Darum entscheidet er auch über die Art und Anzahl der Runen, die man darin platzieren kann. Kurz gesagt, er wird verhindern, dass Ihr Euch und jeden in Eurer Nähe in einen Aschehaufen verwandelt – aber sollte dies Eure Absicht sein, dann geht doch vorher nach Benevalia. So schadet Ihr wenigstens unseren Feinden und nicht uns.« Das Mädchen errötete und versteckte sich hinter ihrem Buch. Weißdorns Augen – das eine war grün, das andere unpassenderweise blau – funkelten amüsiert,...


Corvidae, Elaine
Elaine Corvidae ist Biologin und Autorin dutzender Fantasy- und Sciencefiction-Romane. Wenn sie nicht scheibt, geht sie wandern, hört laute Musik und genießt gutes Bier. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Charlotte, North Carolina.

Elaine Corvidae ist Biologin und Autorin dutzender Fantasy- und Sciencefiction-Romane. Wenn sie nicht scheibt, geht sie wandern, hört laute Musik und genießt gutes Bier. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Charlotte, North Carolina.

Elaine Corvidae ist Biologin und Autorin dutzender Fantasy- und Sciencefiction-Romane. Wenn sie nicht scheibt, geht sie wandern, hört laute Musik und genießt gutes Bier. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Charlotte, North Carolina.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.