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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 368 Seiten

Reihe: Greatcoats

de Castell Sturmbogen

Greatcoats

E-Book, Deutsch, Band 3, 368 Seiten

Reihe: Greatcoats

ISBN: 978-3-492-97108-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Gefährliche Zeiten stehen den Greatcoats Falcio, Kest und Brasti bevor. Mächtige Kräfte zerstören das Reich Tristia von innen, und das Trio muss ihnen Einhalt gebieten, bevor es zu spät ist. Doch die Freundschaft, die die Drei all die Jahre am Leben gehalten hat, wird wie nie zuvor auf die Probe gestellt. Kest wird erfahren, was es heißt, wenn man sich mit den Heiligen anlegt. Brasti wird seine Loyalität gegenüber den Greatcoats infrage stellen. Und Falcio wird – in einem verzweifelten Rennen gegen das Gift, das durch seine Adern fließt – seinen schlimmsten Ängsten gegenübertreten müssen. Werden sie einen Bürgerkrieg dennoch verhindern können?
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1
Die Heilige der Gnade
In bitterem Schweigen ritten wir, fünf verzweifelte, erschöpfte Greatcoats, den nördlichen Dörfern von Luth entgegen und jagten vierzig herzoglichen Rittern hinterher. Trotz der schweren Rüstungen, die sie mit sich herumschleppten, hatten sie Kest zufolge einen ganzen Tag Vorsprung. Immer wenn mich der Schlaf zu übermannen drohte, stellte ich mir die Männer, die wir verfolgten, als grinsende Schakale vor, die mit Begeisterung unschuldige Dorfbewohner in Stücke rissen. Tatsächlich war das Massaker vermutlich recht methodisch und leidenschaftslos erfolgt. Schließlich handelte es sich hier um Ritter: Männer, die nur Befehle befolgten – oh, und nicht zu vergessen das Diktat ihrer Ehre oder was sie dafür hielten. Ich würde jeden Einzelnen von ihnen töten. Unsere Feinde bemühten sich nicht, ihre Spuren zu verwischen. Jeder Hufabdruck war wie ein in den Staub eingeprägtes Grinsen, das uns zur Verfolgung aufforderte. Jeder Blick zurück schien mir die Toten von Carefal zu zeigen – die Männer, Frauen und Kinder starrten mich mit toten Augen an und formten mit ihren toten Lippen unablässig die Worte Feigling und Verräter, als würde mich das zu größerer Schnelligkeit anspornen. Aber wir ritten bereits so schnell, wie es die Pferde und die raue Straße erlaubten. Und wir konnten nicht das Risiko eingehen, dass die Tiere vor Erschöpfung tot zusammenbrachen. Dariana und Kest übernahmen abwechselnd die Spitze und hielten nach Anzeichen dafür Ausschau, dass die Ritter von ihrer nördlichen Route abwichen. An diesem ersten Tag sagte Brasti kein Wort, und er sah uns auch nicht in die Augen. Am Ende war es Valiana, die zu ihm durchdrang. Sie ignorierte einfach sein Schweigen und ritt neben ihm, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Am nächsten Tag tat sie das Gleiche, und nach ein paar Stunden glaubte ich ihn etwas murmeln zu hören – ich konnte es nicht verstehen, aber was auch immer es gewesen war, sie reagierte nicht darauf. Ich hielt mich fern, aber nach einer Weile konnte ich Brasti sprechen hören. Dann wütete er und schluchzte. Und noch immer hörte Valiana einfach nur zu. Als er endlich schwieg, machte sie nicht den Versuch, seine Probleme zu lösen oder seine Ansichten zu korrigieren oder ihm zu sagen, dass er ein Narr war. »Sprich weiter«, sagte sie. Ich wollte mich zu ihnen gesellen, etwas Schlaues oder Witziges sagen, das unseren Brasti zur Rückkehr zwingen würde, das – wenn auch nur reflexartig – den lachenden, arroganten Bastard zurückholte, der für gewöhnlich den Rest von uns bei geistiger Gesundheit hielt. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass jedes Wort aus meinem Mund die Dinge nur verschlimmern konnte, also hielt ich den Blick auf die Straße gerichtet und dachte nach. Jemand ermordete mein Land. Hier kann es unmöglich nur darum gehen, die Ordnung zu bewahren, dachte ich. Irgendwie müssen die Morde an Isault und Roset und ihren Familien mit den Aufständen in den Dörfern in Verbindung stehen. Es wäre nicht schwergefallen, das alles Trin anzulasten. Sie verfügte über die bösartige Verdorbenheit, so etwas zu befehlen und sich am Ergebnis zu berauschen. Aber wenn sie in der Region einen derartigen Einfluss hatte, warum hatte sie dann nicht schon längst die Kontrolle über das ganze Land übernommen? Und wenn sie Tristia in einen Bürgerkrieg mit all seinem Chaos trieb, worüber wollte sie dann noch herrschen? Ich verfluchte jeden einzelnen Heiligen. Ich brauchte mehr Informationen. Ich musste mit jemandem darüber reden, musste die vielen sich widersprechenden Worte und Bilder aus meinem Kopf bekommen und sehen, was eine andere Person darüber dachte. Valiana hatte ihr ganzes Leben an Trins Seite verbracht und wusste mehr über sie und ihre Art als sonst jemand, aber ihre Aufmerksamkeit war auf Brasti gerichtet. In der kommenden Schlacht würde ich ihn dringend brauchen, also ließ ich sie in Ruhe. »Weißt du, eigentlich wollte ich sie hassen.« Ich blickte zur Seite. Dariana ritt neben mir. »Natürlich hatte ich von Valiana gehört«, fuhr sie fort. »Es hieß, sie sei ein hochnäsiges Miststück – die ach so mächtige Tochter der verfluchten Herzogin Patriana, die ihr ganzes Leben lang davon ausging, eines Tages Königin zu sein. Selbst als das mit Trin ans Licht kam, dachte ich mir: ›Achtung. Jetzt wird sich diese Valiana zur betrogenen Heiligen stilisieren‹. Aber das tat sie nicht.« »Nein«, erwiderte ich. »Das tat sie nicht.« »Man drückt ihr einen Mantel und ein Schwert in die Hand, und sie … Weißt du eigentlich, dass sie nicht einmal wütend ist? Natürlich will sie Trin tot sehen, aber auch das hauptsächlich nur, weil Trin Aline umbringen will.« Sie warf einen Blick zurück auf Valiana. »Wie soll man das verstehen? Da entreißt man ihr sämtliche Privilegien des Adels, und sie wird …« »Edel?« Dariana schnaubte. »Vielleicht.« Sie schwieg ein paar Sekunden lang. »Sie sollte völlig außer sich vor Zorn sein! Sie sollte versuchen, jeden umzubringen, der ihr je …« Dariana verstummte. Schweigend ritten wir ein paar Minuten lang weiter. »Es stimmt, was Nile über dich sagte, oder? Du bist die Tochter von Shanilla, dem Kompass des Königs«, sagte ich dann. Dariana kniff die Augen zusammen. »Spielt das eine Rolle?« »Ich bin ihr nur ein paarmal begegnet.« Ich rief mir die kleine, rothaarige Frau mit den dunkelgrünen Augen zurück ins Gedächtnis. »Der König ernannte sie zur Greatcoat, als ich gerade in Domaris für Gerechtigkeit sorgte, also standen wir uns nicht besonders nahe, aber ich kannte sie gut genug, um sie zu respektieren.« »Und, erkennst du viel von ihr in mir?«, wollte sie wissen. »Ich …« Shanilla war eine der besten Magistrate der Greatcoats gewesen. Ihre meisterhafte Beherrschung der Wechselfälle des Gesetzes kam niemandem gleich – nicht einmal Kest. Auch als Fechterin war sie nicht schlecht, obwohl darin sicher nicht ihre größte Stärke gelegen hatte. »Du ähnelst ihr ein bisschen, um die Augen. Aber nein, ich kann mir kaum zwei unterschiedlichere Menschen vorstellen.« Dariana lächelte. Es war kein fröhliches, glückliches Lächeln. »Gut.« In ihrem angespannten Ausdruck glaubte ich eine Zerbrechlichkeit zu spüren, was mir das Gefühl gab, irgendwie eine Verbindung zu ihr aufgenommen zu haben. Shanilla hatte nie versucht, sich jemanden zum Feind zu machen – für gewöhnlich hatte sie sich alle Mühe gegeben, jeden Konflikt zu vermeiden. Und doch hatte sich ein Herzog oder Markgraf oder Lord genug darüber geärgert, wie sie in einem Fall entschieden oder zur Durchsetzung des Urteils seinen Champion besiegt hatte, dass er ihr eines Nachts kaum eine Meile von der Sicherheit Schloss Aramors entfernt zwei Dashini auf den Hals gehetzt hatte, um sie zu ermorden. »Als sie starb, warst du noch sehr jung, richtig?« Dariana nickte. »Wie alt warst du, vierzehn, fünfzehn?« Wieder nickte sie, ohne genaue Angaben zu machen. Ich dachte an Valiana und wie sie es geschafft hatte, zu Brasti durchzudringen. Vielleicht gelang mir bei Dari das Gleiche. »Es ist in Ordnung, darüber zu reden«, sagte ich so sanft, wie ich konnte. »Darf ich dir eine Frage stellen, Falcio?« »Natürlich.« »Deine Frau ist vor ungefähr fünfzehn Jahren gestorben, ist das richtig?« »Ja.« »Hättest du etwas dagegen, mir jede Einzelheit des Tages zu beschreiben, an dem sie starb? Und vielleicht auch von den folgenden Tagen? Hat sie deinen Namen geschrien, als sie ermordet wurde?« Meine Hände verkrampften sich um die Zügel. »Warum solltest du …« Dariana lehnte sich näher zu mir. »Sie wurde doch auch vergewaltigt? Hast du dir genau vorgestellt, was sie mit ihr gemacht haben? Jede Entwürdigung und Schändung ihres Körpers? Hast du dir die Gesichter jedes einzelnen Mannes vorgestellt, als er …« »Hör auf!«, rief ich. »Was bei allen Höllen stimmt nicht mit dir?« »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich nehme an, die Erinnerungen erfüllen dich nur mit Schmerz.« »Sie bringen mir jeden Tag Schmerz, verflucht.« Dariana lehnte sich so nahe heran, dass unsere Gesichter nur noch ein kleines Stück voneinander entfernt waren. »Gut. Denk an deine Frau, wenn du unbedingt alte Wunden wieder aufreißen willst. Und lass meine verdammt noch mal in Ruhe.« Sie trieb ihr Pferd an und ritt ein paar Meter voraus. Ein paar Minuten später lenkte Kest sein Tier an meine Seite. »Ich glaube nicht, dass sie dich mag.« »Wir haben uns nur unterhalten.« »Nein, du verstehst nicht. Wenn sie dich ansieht, liegt Zorn in ihrem Blick, vielleicht sogar Hass. Das habe ich nicht zum ersten Mal beobachtet.« »Glaubst du, sie will mir schaden?« »Ich weiß es nicht, aber ich würde sie im Auge behalten.« Ich dachte an all die Kämpfe zurück, die wir ausgefochten hatten, von Trins Kundschaftern in Pulnam zu den luthanischen Rittern in dem Gasthaus vor wenigen Tagen. »Sie hatte viele Gelegenheiten, mich zu töten«, sagte ich. Ich erinnerte mich an den Morgen, an dem ich mit ihrem Messer am Hals aus meiner Lähmung erwacht war. »Sie hätte es auch tun können, als wir allein waren.« »Das stimmt«, meinte Kest. »Trotzdem.« »Ich weiß. Sie hasst mich. Das ist im Augenblick nichts Besonderes. Alle werden besser über mich denken, wenn ich tot...


de Castell, Sebastien
Sebastien de Castell hatte gerade sein Archäologiestudium beendet, als er mit der ersten Ausgrabung begann. Vier Stunden später begriff er, wie sehr er Archäologie hasste und ließ sie kurzerhand hinter sich, um Musiker, Projektmanager, Kampf-Choreograph und Schauspieler zu werden. Auf die eine oder andere Weise spiegeln sich all seine beruflichen Tätigkeiten in seinem Schreiben wider. Sebastien de Castell lebt in Vancouver, Canada.

Sebastien de Castell hatte gerade sein Archäologiestudium beendet, als er mit der ersten Ausgrabung begann. Vier Stunden später begriff er, wie sehr er Archäologie hasste und ließ sie kurzerhand hinter sich, um Musiker, Projektmanager, Kampf-Choreograph und Schauspieler zu werden. Auf die eine oder andere Weise spiegeln sich all seine beruflichen Tätigkeiten in seinem Schreiben wider. Sebastien de Castell lebt in Vancouver, Canada.

Sebastien de Castell hatte gerade sein Archäologiestudium beendet, als er mit der ersten Ausgrabung begann. Vier Stunden später begriff er, wie sehr er Archäologie hasste und ließ sie kurzerhand hinter sich, um Musiker, Projektmanager, Kampf-Choreograph und Schauspieler zu werden. Auf die eine oder andere Weise spiegeln sich all seine beruflichen Tätigkeiten in seinem Schreiben wider. Sebastien de Castell lebt in Vancouver, Canada.


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