DeStefano | Fallende Stadt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Die Chroniken der Fallenden Stadt

DeStefano Fallende Stadt

E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten

Reihe: Die Chroniken der Fallenden Stadt

ISBN: 978-3-641-21883-6
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die schwebende Stadt Internment ist ein Paradies über der Erde - und ein gefährliches Gefängnis...
Morgan Stockhour lebt gemeinsam mit ihrer Familie, ihrer besten Freundin Pen und ihrem Verlobten Basil auf der schwebenden Stadt Internment. Noch nie hat sie die streng geschützten Grenzen ihrer Heimat überschritten. Doch dann geschieht ein Mord, der erste seit einer Generation. Auf einmal stellt Morgan die Regeln von Internment infrage - und ist völlig unvorbereitet auf das, was sie erwartet ...

Lauren DeStefano wurde in New Haven, Connecticut geboren und war ihr ganzes Leben lang an der Ostküste zuhause. Sie absolvierte ihren Bachelor-Abschluss am Albertus Magnus College im Fach Kreatives Schreiben. Ihre Chemical Garden-Trilogie wurde zum New York Times-Bestseller.
DeStefano Fallende Stadt jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Ihr kennt alle die Warnungen vor dem Rand. Man hat uns gelehrt, dass seine Winde ein Lied sind, das uns hypnotisieren wird. Und wenn wir aus dieser Trance erwachen, wird es zu spät sein. »Unfassbare Götter«, Daphne Leander, zehnter Jahrgang Wir verbringen unser Leben eingerahmt von den Zügen. Sie fahren ununterbrochen in einem perfekten Oval und halten in jeder Sektion fünfunddreißig Sekunden lang an, damit die Passagiere ein- und aussteigen können. Jenseits der Schienen, hinter dem Zaun, ist der Himmel. Ingenieure erfanden das Fernrohr, damit wir den Erdboden unter uns sehen können. Wir können hohe Gebäude und andere Arten von Zügen ausmachen, von denen einige im Boden verschwinden oder auf Brücken fahren. Wir können Teile von Städten und Dörfern sehen; es erinnert an das Flickenmuster von Lex’ Decken. Aber wir konnten kein Fernrohr konstruieren, das fortschrittlich genug ist, um die Menschen dort zu erkennen – das ist nicht erlaubt. Wir wurden in den Himmel verbannt. Man hat mir erzählt, dass die Menschen am Boden unsere Stadt Internment aber sehen können. Welchen Anblick wir ihnen wohl bieten? Vermutlich ein riesiges Oval, an deren Unterseite Felsen und Wurzeln kleben. Auf Zeichnungen ist dargestellt, wie die Stadt als Ganzes aussieht. Als hätte eine riesige Hand in die Tiefe gegriffen und ein Stück aus dem Boden gegraben. Und wir schweben jetzt hier am Himmel. Als Kind habe ich oft über den Tag nachgedacht, an dem Internment aus dem Boden gerissen und am Himmel platziert wurde. Ich habe mich gefragt, ob die Menschen sich dabei gefürchtet haben oder froh waren über ihre Rettung. Ich stellte mir vor, zur ersten Generation der Stadt zu gehören. Ich hätte meine Augen geschlossen und gefühlt, wie sich der Boden unter meinen Füßen nach oben bewegte, immer weiter in die Höhe. »Ms. Stockhour«, sagt Ausbilder Newlan, »Sie träumen mal wieder mit offen Augen vor sich hin. Seite sechsundvierzig.« Ich blicke auf das aufgeschlagene Schulbuch vor mir und merke, dass ich dem Stoff seit Seite zweiunddreißig nicht mehr gefolgt bin. »Ich nehme nicht an, dass Sie etwas zu unserer Diskussion beisteuern möchten.« Er marschiert immer zwischen den Tischreihen auf und ab, wenn er unterrichtet, und jetzt ist er vor mir stehen geblieben. »Das Sternenfest?«, frage ich, aber es ist nur eine Vermutung. Meine Gedanken wandern ständig, was Ausbilder Newlan bereits oft vergnügt Anlass gab, mich zu quälen. Das Kichern meiner Klassenkameraden bestätigt, dass ich mich irre. »Wir sind jetzt bei Geografie«, sagt Pen neben mir. Sie richtet den Blick auf den Ausbilder. Ihre Locken schwingen dabei um ihre Wangen und erschaffen die perfekte Bühne für ihre zerknirschte Miene. Sollte Ausbilder Newlan zu dem Schluss kommen, dass es ihr leidtut, ungefragt gesprochen zu haben, wird er ihr keinen Strafpunkt geben. Er mag sie; sie schläft als Einzige nicht in seinem Geografieunterricht ein. Wenn sie älter ist, möchte sie gern bei den Kartografen arbeiten. Er wirft ihr einen trockenen Blick über den Brillenrand hinweg zu, blättert mein Buch zur richtigen Seite vor und fährt fort. »Ich weiß, wir haben den ersten Dezember«, sagt er. »Ich weiß, dass wir uns alle auf das Sternenfest freuen, aber wir sollten uns in Erinnerung rufen, dass bis dahin noch viel Stoff vor uns liegt.« Das Sternenfest dauert den ganzen Monat, und bei den Vorbereitungen und der ganzen Aufregung ist es durchaus üblich, dass sowohl die Schüler als auch die Erwachsenen zu träumen anfangen. Aber während der Rest von Internment von ganz normalen Dingen träumt – Geschenke und die Bitten an den Himmelsgott –, träume ich von gefährlichen Dingen, die zu meiner Festnahme führen oder mich das Leben kosten könnten. Ich starre auf den Rand meines Pults und stelle mir vor, er sei das Ende meiner kleinen Welt. Als der Unterricht zu Ende ist, warte ich auf Basil, bevor ich zur Tür gehe. Er besteht immer darauf, denselben Bus zum Zug zu erwischen, damit er mich nach Hause begleiten kann. Er sorgt sich. »Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«, fragt er mich. »Sie hat wieder über den Boden nachgedacht«, neckt mich Pen, hakt sich bei mir ein und drückt sich an mich. »Bei deinen ständigen Tagträumen über den Boden könntest du Schriftstellerin werden, davon bin ich fest überzeugt.« Ich werde nie genug Disziplin haben, um einen Roman zu schreiben, nicht wie mein Bruder Lex, der die Meinung vertritt, dass ich viel zu optimistisch bin, um künstlerisches Talent zu haben. Wir beeilen uns. Pen will ihrem Verlobten Thomas aus dem Weg gehen, und so, wie sie sich ständig umblickt, macht sie das nicht mal unauffällig. Wir erreichen den Bus in der letzten Sekunde. Die Busse sind elektrische Fahrzeuge, viel kleiner als Zugwagen und darum für gewöhnlich sehr voll. Dicht zusammengedrängt stehen wir an der Tür. Mit einem leisen Seufzer der Erleichterung sinkt Pen in sich zusammen. Als wir losfahren, verlässt Thomas gerade erst die Akademie. Basil greift nach der Halteschlaufe an der Decke, und ich nehme seinen Arm, als mich ein Ruck gegen ihn wirft. Die Gründe, aus denen man uns miteinander verlobt, erfahren wir nie, aber mir gefällt die Vorstellung, dass die Entscheidungsträger wussten, dass Basil mich eines Tages überragen würde. Wie mein Kopf in die Vertiefung zwischen seinem Hals und seiner Schulter passt, kann nur das Ergebnis guter Planung sein. Ich halte Pens Handgelenk fest, damit sie nicht stolpert, aber sie hat nicht das geringste Problem, das Gleichgewicht zu halten. Sie blickt hinaus auf die Wolken, die jetzt vom abendlichen Sonnenlicht erfüllt sind. Sie schweben neben Internment, aber gerade, als ich glaube, dass sie uns treffen, schieben sie sich unter oder über unsere kleine Welt, als wären wir ein Stein in ihrem Wasser. Internment wird von einer Windsphäre eingehüllt, die Wolken daran hindert, in unsere Stadt einzudringen. Trotzdem scheinen sie nah genug zu sein, um sie berühren zu können. Der Bus hält an und Fremde prallen gegen uns. Wir haben Glück, so nah an der Tür zu stehen, denn jeder will den Wagen schnell verlassen, um noch den Zug zu erwischen. Der Zug ist nicht besonders voll. Nur die Plätze an der Vorderseite des Wagens sind besetzt. Dort sitzt eine Gruppe schwangerer Frauen, die sich über ihre Geburtsvorbereitungskurse unterhalten. Nach dem Umfang ihrer Bäuche zu urteilen, tragen sie eine Runde Januargeburten aus. Der Unterricht der höheren Akademiejahrgänge endet eine Stunde nach den meisten Fabrikschichten und die jüngeren Kinder haben noch eine Stunde vor sich. Wir finden eine leere Sitzreihe, die breit genug ist, uns alle aufzunehmen. Ich schiebe Basil absichtlich zuerst hinein, damit Pen nicht am Fenster sitzen muss. Sie hat schon lange genug auf die Wolken gestarrt. »Sie haben bereits mit den Festdekorationen angefangen.« Mit dem Kopf deute ich auf die silbernen Äste, die die Wagendecke schmücken. Da hängen kleine Metallgegenstände, die menschliche Wünsche symbolisieren sollen – Spielzeugbahnen, Bücher und winzige Pärchen, die Händchen halten. Messingsilhouetten wahrer Liebe. Im Dezember übernimmt das Sternenfest die Stadt. Es ist eine Zeit für Geschenke an geliebte Menschen, um ihnen zu zeigen, wie dankbar wir dafür sind, sie zu haben. Und am letzten Tag dürfen wir eine große Bitte an den Himmelsgott richten. Jede Bitte wird auf ein ganz besonderes Stück Papier geschrieben, das wir mit niemand anderem teilen sollen. Die ganze Stadt kommt zusammen, dann zündet man unsere Papierstücke an und wirft sie in den Himmel wie Hunderte brennende Sterne. Wir umarmen einander und sehen zu, wie unsere größten Wünsche fortgetragen werden und schließlich erlöschen, um erfüllt zu werden. Oder auch nicht. »Man hat mich gebeten, dieses Jahr bei dem Wandgemälde zu helfen«, sagt Pen und hebt mit bescheidenem Stolz das Kinn. »Anscheinend hat mich einer der Ausbilder dem Festkomitee empfohlen.« »Das wird auch Zeit«, erwidere ich. »Du konntest dein Talent ja schließlich nicht für alle Ewigkeit geheim halten.« Sie lächelt. »Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich etwas nervös. Diese vielen Leute, die mir sagen, was ich darzustellen habe. Ich war noch nie besonders gut darin, Befehle zu befolgen.« Sie nimmt meine Schultern und dreht mich um, damit sie mein glattes dunkles Haar zu einem Zopf flechten kann. Ihrer Meinung nach verschwende ich meine Schönheit, indem ich mein Haar wie einen Mopp über die Schultern fallen lasse. Basil kommentiert mein Erscheinungsbild nie, obwohl er manchmal von der Hoffnung spricht, dass unsere Kinder meine blauen Augen bekommen; das lässt ihn daran denken, wie das Wasser am Erdboden aussehen muss. Wir haben es noch nie aus der Nähe gesehen, aber wir haben ein paar Seen, die irgendwie grün sind. »Berufe dich doch einfach auf die künstlerische Freiheit, sollte man dich herumschubsen«, sagt Basil. »Du kannst sie überzeugen, es auf deine Art zu sehen. Du kannst gut diskutieren.« »Das ist wahr«, sagt Pen fröhlich. »Danke, Basil.« Der Zug hält an, und jeder, der in der nächsten Sektion aussteigen will, steht auf, aber ihre Eile wird durch Verwirrung ersetzt. Das ist nicht der Bahnsteig. Basil reckt den Hals und versucht nach vorn zu sehen, aber Pen bemerkt die Lichter zuerst. Sie hört auf, mir einen Zopf zu flechten, und mein Haar fällt auseinander. Sie stößt mich in die Rippen. »Sieh doch.« In der Ferne blitzt das Rotlicht eines Krankenwagens. Um uns herum ertönt Gemurmel. Gelegentlich kommt es zu Notfällen, trotz der festgelegten...


DeStefano, Lauren
Lauren DeStefano wurde in New Haven, Connecticut geboren und war ihr ganzes Leben lang an der Ostküste zuhause. Sie absolvierte ihren Bachelor-Abschluss am Albertus Magnus College im Fach Kreatives Schreiben. Ihre Chemical Garden-Trilogie wurde zum New York Times-Bestseller.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.