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E-Book, Deutsch, Band 24, 296 Seiten, Paperback, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

Dohmen Mose

Der Mann, der zum Buch wurde

E-Book, Deutsch, Band 24, 296 Seiten, Paperback, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Reihe: Biblische Gestalten (BG)

ISBN: 978-3-374-03556-4
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Gestalt des Mose ist eng mit dem Glauben an den einen und einzigen Gott verbunden, weshalb ihm eine besondere Stellung in Judentum, Christentum und Islam zukommt. Was wir von dieser großen Gestalt wissen, deren Bedeutung nicht auf die Religion beschränkt bleibt, sondern auch für Recht und Ethik kaum zu überschätzen ist, wissen wir aber nur aus den Büchern der Bibel, die von ihm handeln und ihm zugeschrieben werden. Diese „Mose-Bücher“ geben sich selbst als Mitteilung Gottes zu verstehen, die Mose empfangen und weitergegeben hat. Was sich schon in den Texten der Bibel zeigt, wird von den Spuren, die Mose in der abendländischen Kultur hinterlassen hat, bestätigt: Das Besondere der göttlichen Offenbarung ist am Offenbarungsmittler „abzulesen“. In ihm begegnet uns nicht eine Person ferner Vergangenheit, sondern das bleibende Wort Heiliger Schrift, und Mose ist in einzigartiger Weise zu diesem Wort geworden.
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B. DARSTELLUNG
1. MOSE UND SEINE FÜNF BÜCHER
Die herausgehobene Bedeutung, die den ersten fünf Büchern der Bibel zukommt, beruht vor allem auf der Gestalt des Mose, der das Volk Israel aus Ägypten bis an die Grenze des Verheißenen Landes geführt und durch den Israel die Weisungen Gottes für das Leben im Verheißenen Land bekommen hat. Zwischen Mose und den fünf Büchern, der Tora, besteht eine einzigartige Verbindung, so dass beide sich gegenseitig beleuchten, was der Babylonische Talmud in einer kleinen Geschichte zum Ausdruck bringt, die erklärt, warum die Tora sogar nach Mose benannt worden sei, wie es sich in der biblischen Rede von der »Tora des Mose« zeigt, ganz besonders am Ende der Prophetenbücher, wo Gott selbst mahnt: »Erinnert die Tora meines Dieners Mose.« (Mal 3,22)40 Mose gilt der Tradition nach deshalb als Urheber dieser fünf Bücher, die die Geschichte des Volkes Israel ebenso erzählen, wie sie die Gebote enthalten, die Mose von Gott empfangen hat. Der Beginn der sog. kritischen Bibelwissenschaft in der Neuzeit ist deshalb sehr häufig an der Frage der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuchs festgemacht worden. Jean Astruc (1684–1766), der Leibarzt Ludwigs XV., der als einer der Väter der Pentateuchkritik gilt, hat bei seiner Bewertung der wechselnden Gottesnamen in Gen 1–3 die mosaische Verfasserschaft noch nicht infrage gestellt, sondern ist davon ausgegangen, dass Mose bei der Abfassung des Pentateuchs verschiedene »Quellen« benutzt habe. Andere haben diese »Quellen« später mit unterschiedlichen »Werken« bzw. »Autoren« identifiziert und so Mose die Urheberschaft der Tora abgesprochen. Das mag im Zuge weiterer Forschung sicherlich den literarischen Entstehungsprozess beleuchtet und verständlich gemacht haben, aber es vermochte nicht die besondere Autorität der Tora zu erklären, weil diese sich aus dem ergibt, was mit Mose verbunden und in der Bibel von ihm erzählt wird, dass er nämlich in einzigartiger Weise mit Gott in Verbindung stand und Gottes Willen erhalten und weitergegeben hat. 1.1. Mose-Biographie oder Landverheißung?
Mose selbst ist in Bezug auf den Inhalt dieser Sammlung von »Geschichte und Gesetz« so dominant, dass man den ganzen Pentateuch oft als Biographie des Mose betrachtet hat. Immerhin ist sein ganzes Leben von der Geburt (Ex 2) bis zum Tod (Dtn 34) im Pentateuch enthalten und bildet gleichsam den Rahmen, in den die gesamte Erzählung in den fünf Büchern gestellt ist. Lediglich im Buch Genesis wird Mose noch nicht erwähnt und auch das Buch Deuteronomium ist – insofern es als Moserede den Inhalt der Erzählungen aus den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri rekapituliert – von der vorauslaufenden Erzählung abgesetzt. Doch das, was auf den ersten Blick nicht zur Geschichte dieses Mannes zu gehören scheint, die sog. Urgeschichte (Gen 1–11), die Erzelternerzählungen (Gen 12–36) sowie die Josefsgeschichte (Gen 37–50), ist doch mehr als nur eine Vorgeschichte zur Biographie des Mose, die das Volk, aus dem dieser Mose hervorgegangen ist, behandelt. Die letzten Worte, die Gott im Pentateuch an Mose richtet, deuten Grund und Ziel der pentateuchischen Erzählung an und lassen verstehen, warum Mose in dieser Erzählung eine so herausragende Rolle zukommt. »Der HERR sagte zu ihm: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe mit dem Schwur: Deinen Nachkommen werde ich es geben« (Dtn 34,4). Die Geschichte des Mose, sofern man den Pentateuch als eine solche verstehen will, wird also nicht um seiner Person willen erzählt. Vielmehr ist es Gottes Beziehung zu Israel, die Mose in den Mittelpunkt des Interesses rücken lässt. Diese Beziehung, deren Anfang mit Abraham gesetzt wird, wird als Geschichte in Raum und Zeit beschrieben: »Der HERR sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen, wer dich verwünscht, den werde ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.« (Gen 12,1–3) Die Formulierung dieser Verheißung hat bereits die Nachkommen Abrahams, das spätere Volk Israel, im Blick, darüber hinaus aber auch die übrige Menschheit, die durch diesen Abraham Segen von Gott her erlangen soll. Somit ist der Anfang der Beziehungsgeschichte Gottes auch mit der Urgeschichte von Gen 1–11, die der gesamten Menschheit gewidmet ist, verbunden. »Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land herauszuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen« (Ex 3,7 f.). Auch die Gottesbegegnung am Sinai ist auf dieses Anliegen hingeordnet, weil Israel dort, am Gottesberg, »nur« die Weisungen für das Leben im Land erhält. Wenn die Erzählung des Pentateuchs schließlich an der Grenze zu diesem Land, also noch bevor Mose oder das Volk es betreten, endet, dann kann das nur als programmatische Sicht der Gesamtkomposition verstanden werden. Der Erzählfaden des Pentateuchs aber endet dann, wenn man ihn aus der Perspektive des Volkes betrachtet, nicht am Ende des Buches Deuteronomium, sondern setzt sich fort durch die Bücher Josua, Richter, 1/?2Samuel und 1/?2Könige, in denen die Geschichte des Volkes im Verheißenen Land erzählt wird. Der Spannungsbogen von der Schöpfung bis zum Tod des Mose hingegen hebt die pentateuchische Erzählung aus diesem großen Ganzen heraus und lässt die Geschichte vom Werden des Gottesvolkes außerhalb des Landes zur idealen »Gründungsgeschichte« werden, ohne die die weitere Geschichte nicht verstanden werden kann. 1.2. Die Komposition der fünf Bücher
Innerhalb des Erzählzusammenhangs, der im Pentateuch zu finden ist, gibt es einzelne Abschnitte, die sich in der Unterteilung in die fünf Bücher wiederfinden. So hat jedes der fünf Bücher trotz des durchlaufenden Erzählfadens ein je eigenes Profil, das unter anderem durch Textsignale am Anfang und Ende ausgewiesen wird, wie die nachfolgende Übersicht41 mit den Kurzcharakterisierungen des jeweiligen Buchanfangs und Buchschlusses verdeutlicht: Das Buch Genesis/?Bereschit Buchanfang 1,1: »Am/?Als Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.« Buchschluss 50,24–26: Rekapitulation der Erzelternerzählungen und Vorausblick auf den Exodus: »Gott wird sich eurer annehmen (vgl. Ex 3,16), und er wird euch hinaufführen, weg von diesem Land in das Land (vgl. Ex 3,8), das er Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid versprochen hat« (vgl. Gen 12,7; 13,14 f.; 15,18; 26,3; 28,13). Das Buch Exodus/?Schemot Buchanfang 1,1–9: Genealogische Liste als Rückblick, neuer König in Ägypten und Andeutung eines fundamentalen Konfliktes. Buchschluss 40,34–38: Rekapitulation und Vorausblick auf den Aufbruch vom Sinai unter Führung des im Heiligtum mitziehenden Exodusgottes. Das Buch Levitikus/?Wajjiqra Buchanfang 1,1: »Und er rief zu Mose, und es redete JHWH zu ihm aus dem Zelt der Begegnung heraus folgendermaßen«: Rückbindung an den Schluss des Buches Exodus (»Zelt der Begegnung«) und Kennzeichnung der durch Redeeinleitungsformeln gegliederten Gottesrede (fast das ganze Buch Lev ist Gottesrede = »Sinaioffenbarung«). Buchschluss 26,46 (bzw. 27,34): »Dies sind die Gesetze und Rechtsvorschriften und die Weisungen, die JHWH gegeben hat für das Verhältnis zwischen ihm und zwischen den Kindern Israels am Sinai durch Mose«: Rückblick und Abschlussnotiz. Das Buch Numeri/?Bemidbar Buchanfang 1,1: »Es redete JHWH zu Mose in der Wüste im Zelt der Begegnung am ersten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten«: gegenüber Lev veränderte Ortsangabe (»in der Wüste Sinai«) und Zeitangabe, zugleich Rückblick auf das Buch Exodus. Buchschluss 36,13: »Dies sind/?waren die Gebote und die Rechtsvorschriften, die JHWH geboten hat durch Mose zu den Kindern Israels in den Gefilden von Moab am Jordan bei Jericho«: Rückverweis auf die Buchschlüsse Lev 26,46; 27,34 (s. o.) und Vorverweis auf den Buchanfang Dtn 1,1–5 (s. u.). Das Buch Deuteronomium/?Debarim Buchanfang 1,1–5: »Dies sind die Worte, die geredet hat Mose zu ganz Israel jenseits des Jordan … Es war im 40. Jahr, im elften Monat, am ersten Tag des Monats. Mose redete zu den Kindern Israels gemäß allem, was ihm JHWH für sie geboten hatte … Jenseits des Jordan im Land Moab begann Mose dieser Weisung (Tora) Rechtskraft zu verleihen.« Neueinsatz gegenüber den vorangehenden Büchern, wo Subjekt der Redeeinleitungsformeln meist JHWH ist, nun mit Mose als Sprecher: Das Buch Dtn ist überwiegend eine Sammlung von Mosereden (sein »Testament«). Rückbezug der Datierung auf den Exodus. Topographische Situierung gibt sich als Fortsetzung des Schlusses von Num, freilich mit kleinen Differenzen (s. o.). ...


Christoph Dohmen, Dr. theol, Jg. 1957, ist Professor für Exegese und Hermeneutik des Alten Testaments an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg und Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission. Er hatte Gastprofessuren in Jerusalem und Rom inne, seine Arbeitsschwerpunkte sind Biblische Hermeneutik, Pentateuch-Forschung sowie Fragen zu Bibel und Kunst.


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