Dowling / Neuburger / Eberspächer | Internet Economy – Reflektiert: Strategien für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Dowling / Neuburger / Eberspächer Internet Economy – Reflektiert: Strategien für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-7534-4981-4
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München durchgeführte Fachsymposium "Internet Economy - Reflektiert: Strategien für die Digitale Wirtschaft und Gesellschaft" erinnert an Themen, die Arnold Picot immer wichtig waren und die durch ihn stark geprägt wurden. Inhaltliche Basis sind die von ihm Ende der 90iger Jahre mit entwickelten Thesen der Internet-Ökonomie, deren Relevanz rückblickend und vorausschauend in den beiden Themenfeldern "Technologie und Wirtschaft" sowie "Regulierung" diskutiert werden. Die in diesem Band zusammengefassten Vorträge und Diskussionsbeiträge lassen erahnen, wie es Arnold Picot immer wieder gelang, aktuelle und zukünftige Themen aufzugreifen und diese vorausschauend zu diskutieren und zu reflektieren.
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Prof. Dr. Monika Schnitzer3
Die digitale Ökonomie von morgen
Liebe Familie Picot, liebe Gäste, ich freue mich sehr, heute im Rahmen dieses Symposiums zu Ehren von Arnold Picot einen kurzen Vortrag halten zu können. Ich war Arnold seit meiner Berufung an die LMU vor mehr als 20 Jahren und auch durch die langjährige Zusammenarbeit hier an der Akademie freundschaftlich verbunden und ich vermisse ihn sehr, als hilfsbereiten Kollegen, als freundschaftlichen Begleiter, als lieben Menschen. In meinem Vortrag wird es um die digitale Ökonomie von morgen gehen. Wie sieht die aus? Wenn man Glen Weyl und seinen Koautoren (Arrieta-Ibarra et al. 2018) glauben darf, dann werden wir in der digitalen Ökonomie von morgen unseren Lebensunterhalt durch die Produktion von Daten verdienen. Die Arbeit wird dann von Robotern erledigt. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte kürzlich: „Die Bepreisung von Daten, besonders die der Konsumenten, ist aus meiner Sicht das zentrale Gerechtigkeitsproblem der Zukunft“. Ein Gerechtigkeitsproblem deshalb, weil wir als Bürger und Bürgerinnen im Internet durch unser Agieren Daten produzieren – kostenlos für die Unternehmen, die sie dann nutzen und damit viel Geld verdienen. Sieht so die Arbeitswelt der Zukunft aus? Dieser Frage will ich in meinem Vortrag nachgehen und dabei die Perspektive als Volkswirtin einbringen. Es gibt dazu die unterschiedlichsten Prognosen. Passend zu einem „Spiegel“-Artikel aus jüngerer Zeit prognostizieren Frey und Osborne beispielsweise in einer Studie aus dem Jahr 2013, dass knapp die Hälfte aller Beschäftigten in den USA einen Beruf ausüben, der einem sehr hohen Automatisierungsrisiko ausgesetzt ist. Sie prognostizieren, dass in den nächsten 10 bis 20 Jahren Menschen in diesen Berufen durch Roboter ersetzbar und überflüssig werden. Die Studie wird sehr viel zitiert. Sie ist aber auch sehr umstritten. Osborne hat mit einem anderen Koautoren-Team vier Jahre später eine neue Studie vorgelegt, in der sie die Zahl der Beschäftigten in der Hochrisikokategorie auf 20% reduzierten. Prognosen, das wissen Sie alle, sind schwierig – besonders, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Solche negativen Prognosen gibt es schon so lange, wie es Automatisierung gibt. Es gab auch schon vor vierzig Jahren einen passenden Spiegelartikel dazu. Wenn man noch weiter zurückgeht – beispielsweise ins 19. Jahrhundert – dann sieht man, dass schon die Ludditen (Textilarbeiter in England) gegen die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen gekämpft haben, die sie durch die industrielle Revolution erfahren haben. In den 1980er Jahren hat Wassily Leontief prognostiziert, dass letztlich alle Tätigkeiten automatisiert werden können, auch die geistige Arbeit, und deswegen Menschen letztlich ersetzbar und überflüssig werden, genauso wie Pferde überflüssig wurden, als man die Traktoren in der Landwirtschaft einführte. Ganz so weit ist es noch nicht gekommen und die Frage ist, woran das liegt und was das für die Prognosen bedeutet, die wir aktuell für die Zukunft haben. Um eine Antwort auf diese Fragen zu geben, hilft es manchmal, wenn man einen Blick zurück in die Vergangenheit wirft. Genau das will ich tun. Warum ist denn die Prognose bisher so verkehrt gewesen? Schauen wir uns einmal an, wie sich in der Vergangenheit der zeitliche Verlauf der Wachstumsraten von Arbeitsproduktivität und Beschäftigungsniveau darstellte. Betrachtet man den zeitlichen Verlauf der Wachstumsraten von Arbeitsproduktivität und Beschäftigungsniveau für fünf ausgewählte Länder, so stellt man fest, dass in der Vergangenheit für die meisten Länder eine positive Korrelation zwischen Arbeitsproduktivität und Beschäftigungsniveau zu beobachten war. Wenn die Arbeitsproduktivität gestiegen ist – beispielsweise aufgrund von Automatisierung – ist auch die Beschäftigung gestiegen, zumindest auf gesamtwirtschaftlicher Ebene. Wenn man die Entwicklungen von Produktivität und Beschäftigung nicht auf gesamtwirtschaftlicher Ebene anschaut, sondern auf die sektorale Ebene herunterbricht, dann fällt allerdings auf, dass die Entwicklung nicht in allen Sektoren gleich verläuft. Quelle: Autor & Salomons (2017) Das verarbeitende Gewerbe hat über die letzten 50 Jahre mit Abstand die höchsten Produktivitätszuwächse erlebt. Das sieht man an der gelben Linie in der linken Graphik. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Bereich ist aber stark gesunken. Das sieht man an der gelben Linie in der rechten Graphik. Gesamtwirtschaftlich jedoch ist die Beschäftigung nicht zurückgegangen. Woran liegt das? Das liegt daran, dass der Anteil der Beschäftigten in anderen Sektoren, also im Hochtechnologiesektor, Bildungssektor oder im Dienstleistungsbereich stark angestiegen ist. Es deutet also einiges daraufhin, dass große Produktionszuwächse in bestimmten Sektoren zu Verschiebungen zu anderen Sektoren, die weniger produktiv sind, führen können. Mein erstes Zwischenfazit an dieser Stelle wäre: eine Zunahme der Arbeitsproduktivität ist gesamtwirtschaftlich in aller Regel durchaus mit einer Zunahme der Beschäftigung verbunden, kann aber mit großen strukturellen Umwälzungen in einzelnen Sektoren einhergehen. Solche massiven strukturellen Umbrüche aufgrund von Produktivitätszuwächsen in einzelnen Sektoren hat es schon immer gegeben. Denken Sie einmal zurück: um 1900 waren in den USA 40% der Beschäftigten in der Landwirtschaft beschäftigt. Heute sind es noch 2%. Das heißt aber nicht, dass die übrigen 38% über all die Jahre dauerhaft beschäftigungslos geblieben wären. Dass die Entwicklungen, die durch einen solchen Automatisierungsschub ausgelöst werden, zu großen Umwälzungen führen, stimmt. Aber sogar innerhalb einer Branche kann diese Entwicklung positiv verlaufen. Das zeigt ein Beispiel aus der Bankenbranche. Quelle: Lenz (2018) auf Basis von Bessen (2015) Bei der Einführung der Bankautomaten in den 70er Jahren hat man prognostiziert, dass dies die Anzahl an Angestellten am Bankschalter drastisch reduzieren würde. Stattdessen hat sich die Anzahl an Bankangestellten in den Vereinigten Staaten von einer Viertelmillion Beschäftigten in den 1970er Jahren auf eine halbe Million heute verdoppelt. In der Graphik sieht man die Entwicklung der Bankautomaten durch die blaue Linie repräsentiert, die nicht rückläufige Zahl an Bankangestellten durch die schwarze. Allerdings hat sich ihr Tätigkeitsfeld verändert: statt den Kunden Bargeld auszuhändigen, sind sie für die Pflege der Kundenbeziehungen zuständig und beraten über Produkte wie Kreditkarten oder Anlagemöglichkeiten. Durch die Digitalisierung und durch das Internet kann die Produktivität in vielen Bereichen noch weiter massiv gesteigert werden. Beispielsweise kann man heute Recherchetätigkeiten viel schneller und effizienter erledigen als früher. Früher – Sie erinnern sich noch – ist man in die Bibliothek gegangen. Heutzutage kann man vom Schreibtisch aus mit Google suchen. Das spart Zeit und Arbeit. Gleichzeitig können heute ganze Musikbibliotheken statt auf hunderten von CD´s auf einem winzigen USB-Stick gespeichert werden. Das spart Platz und Kapital. Die Frage ist, ob die Produktivitätszuwächse, die durch diese Digitalisierung entstehen, ähnliche Effekte haben wie frühere Automatisierungswellen. Werden dadurch bestimmte Sektoren an Beschäftigung verlieren und weniger produktive Sektoren die Beschäftigten aufnehmen? Oder werden die Bereiche, in denen die Digitalisierung Produktionszuwächse generieren, selbst wachsen, ähnlich dem Bankensektor? Um eine Antwort darauf zu finden, will ich mir anschauen, wie sich die Digitalisierung auf einzelne Berufsfelder auswirkt. Berufe bestehen in aller Regel nicht aus einer einzigen Tätigkeit, sondern aus einem ganzen Bündel von Tätigkeiten. Diese Differenzierung zwischen Beruf und Tätigkeit ist deswegen so wichtig, weil in der Regel nicht ganze Berufe, sondern einzelne Tätigkeiten automatisiert werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hat für viele Berufe das sogenannte Substituierbarkeitspotential errechnet, d.h. den Anteil der Tätigkeiten, die potenziell von verschiedenen Technologien, also Computern usw. erledigt werden können. Anhand der Berufsbeispiele „Restaurantfachmann oder -fachfrau“ und „Rechtsanwalt“ können wir sehen, was das konkret bedeutet. Es gibt eine Fülle von Tätigkeiten, vom Kassieren bis zum Servieren. Der Rechtsanwalt macht auch nicht immer das gleiche. Nach den Berechnungen des IAB ist von den aufgelisteten Tätigkeiten jeweils die erste nach aktuellem Stand automatisierbar. Wenn Sie sich dafür interessieren, ob auch Ihr Beruf betroffen ist und wie, dann schauen Sie einfach einmal im Job-Futuromat des IAB nach.4 Acemoglu und Restrepo (2018) haben modelltheoretisch die Auswirkungen des Automatisierungsprozesses auf den Arbeitsmarkt untersucht. Dafür betrachten sie den...


Eberspächer, Jörg
Prof. Dr.-Ing. Jörg Eberspächer;
Studium der Elektrotechnik mit Promotion an der Universität Stuttgart. 1977 bis 1990 leitende Positionen in der Forschung und Entwicklung der Siemens AG. 1990-2012 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationsnetze an der TU München. Forschung auf dem Gebiet der breitbandigen und intelligenten Kommunikationsnetze und –systeme. Schwerpunkte: Technologien und Anwendungen für Next Generation Internet und Mobilfunknetze 3G/4G. Mitgründer des Center for Digital Technology and Management (CDTM) in München. Mitglied der Nationalen Wissenschaftlichen Akademien Leopoldina und Acatech. 1993-2014 Vorstandsmitglied des Münchener Kreis e.V


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