Ernst / Akbiyik / Srour | Islamic Banking und Islamic Finance | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 178 Seiten

Ernst / Akbiyik / Srour Islamic Banking und Islamic Finance

E-Book, Deutsch, 178 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0267-1
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Islamic Banking gilt als einer der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt. Angesichts der immer mehr an Bedeutung gewinnenden islamischen Finanzstrukturen, insbesondere unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise in 2008, entwickelten sich weitere Märkte zu den aktiven Teilnehmern dieser Finanzindustrie. Aber nicht nur islamische Länder und deren Banken bewegen diesen Wachstumsmarkt. Mittlerweile gehören auch einige asiatische und europäische Staaten vor allem mit ihren global tätigen Großbanken zu den federführenden Institutionen.

Das Buch zeigt auf, wie die aktuelle Marktsituation des Islamic Banking in Deutschland im Vergleich zu anderen internationalen Finanzmärkten zu beurteilen ist. Ebenfalls konzentriert es sich auf die Art und Weise der Vertriebsmöglichkeiten dieser Produkte in Deutschland und stellt mit Vergleichen auf der internationalen Ebene, aber auch mit praktischen Beispielen aus dem deutschen Bankenmarkt, eine verständliche Auffächerung des Islamic Banking dar.
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3 Islam-konforme Finanzinstrumente als Grundlage
3.1 Qard Hassan
3.1.1 Eigenschaften des Qard Hassan
Qard Hassan kann mit „zinslose Finanzierung“ übersetzt werden16 und ist die einzige Art von Darlehen, die vom Islam anerkannt wird.17 Der Qard Hassan ist aus moralischer Sicht die beste Möglichkeit, sich im Islamic Finance zu finanzieren. Dabei gibt der Kreditgeber dem Kreditnehmer ein Darlehen ohne das Bestreben nach einem Ertrag.18 Im Grundgedanken ist diese Finanzierung nicht für Konsumzwecke, sondern für Anliegen, die das Sozialleben und das Kollektiv unterstützen, konzipiert. Ein Qard Hassan ist daher zinslos, zumal er für die Bedürftigen gedacht ist.19 In der Praxis wird dieser Gedanke bisher nicht genau in der angedachten Weise umgesetzt. Im Kreditgeschäft findet Qard Hassan für die Überbrückung unerwarteter finanzieller Engpässe, für die der Kreditnehmer der Bank Sicherheiten übereignen muss, Anwendung. In Malaysia ist diese Art des Qard Hassan am weitesten verbreitet. Eine malaysische Bank stellt ihren Kunden das zinslose Darlehen gegen die Bereitstellung einer Sicherheit, meist in Form von Gold, zur Verfügung. Für die Aufbewahrung der Sicherheit verlangt die Bank eine Verwahrungsgebühr, um ihre administrativen Ausgaben zu decken. Diese Vorgehensweise wird im Mittleren Osten aus Gründen ihrer Riba ähnlichen Gebühr, die für die Verwahrung der Sicherheit erhoben wird, abgelehnt. 3.1.2 Qard Hassan: Zusammenfassende Beurteilung
Ein alternatives Procedere, welches als Scharia-konform gekennzeichnet werden kann, besteht darin, dem Qard-Hassan-Darlehensgeber für seine Kapitalanlage bei der Bank in Relation zu der Dauer und Höhe der Einlage Punkte anzurechnen. Sobald der Kunde eine bestimmte Punktzahl erreicht hat, ist die Bank dazu verpflichtet, ihm im Verhältnis zu seinen Punkten einen Qard Hassan zu gewähren. Die Islamic Bank hat die Möglichkeit, eine von der Laufzeit und der Höhe des Kredits unabhängige Managementgebühr einzufordern. Diese Konzeption findet im Islamic Finance (noch) keine Anwendung. Es ist jedoch interessant zu beobachten, dass kleinere – nicht-muslimische – Banken dieses Prinzip in ihre Geschäfte implementiert haben. Ein Beispiel für diesen Ansatz einer zinsfreien Bank ist die schwedische „JAK Medlemsbank“ (Deutsch: JAK Mitgliedsbank). Diese Bank ist auf dem Prinzip einer genossenschaftlichen Bank aufgebaut. Sie nimmt von ihren Mitgliedern Einlagen auf und teilt diese in gleicher Weise an die Mitglieder als zinslose Darlehen zu. Für die Kreditvergabe ist nun das erwähnte Punktesystem relevant: Legt der Kunde 10.000 Euro an, werden ihm monatlich 10.000 Punkte auf sein Punktekonto angerechnet. Diese kann er dann bspw. für einen Kredit in derselben Höhe und Laufzeit einlösen. Den Mitgliedern ist es erlaubt, ihre Punkte untereinander zu transferieren.20 Die Bank finanziert ihre Verwaltungs- und Risikokosten durch Darlehensgebühren und Mitgliedschaftsbeiträge, welche nicht wie Zinsen den Marktschwankungen unterliegen, sondern fix berechenbar sind.21 3.2 Murabaha
3.2.1 Eigenschaften der Murabaha
Das am häufigsten angewendete Finanzierungsinstrument in der Islamic-Finance-Praxis ist der Murabaha-Vertrag.22 Dieser ähnelt im Aufbau einem Kauf- und Rückkaufvertrag. Die kreditgebende Bank erwirbt für den Kunden eine Sache, welche er unverzüglich erhält, deren Preis er jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt zu vorab festgelegten Bedingungen der Bank zurückzahlt. Diese Bedingungen sind u. a. ein höherer Preis als der Einkaufspreis der Bank. Ferner wird vertraglich festgelegt, ob in einer Einmal- oder Ratenzahlung getilgt werden soll. Murabaha wird meist für Geldtransaktionen beim Kauf von Fahrzeugen, Computern, Grundstücken, Gebäuden oder auch Maschinen eingesetzt. Der Murabaha-Vertrag bezieht sich auf den Verkauf von Gütern mit einem vorher vereinbarten Gewinnaufschlag für den eingetretenen Aufwand der Bank. Der gezahlte Preis an den Verkäufer und der Gewinnaufschlag sind dem Kunden bekannt. Auch mögliche Rabattvereinbarungen zwischen der Bank und dem Verkäufer müssen mit dem Kunden kommuniziert werden. Das Risiko der Bank besteht in der Zeit zwischen Kauf des Gegenstands und dem Weiterverkauf an den Kunden. Denn ein Kaufvertrag mit Preisfestlegung kann erst dann ausgeführt werden, wenn die Bank tatsächlich Eigentümer des Gegenstands ist. Davor kann lediglich eine Absichtserklärung vorgenommen werden. Zudem kann die Bank mit dem Verkäufer eine Rückgabevereinbarung treffen.23 Abb. 2: Struktur einer Murabaha Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bahrain Monetary Agency, (2002), S. 25 (sinngemäß übersetzt von den Autoren) Eine Murabaha kann in verschiedenen Formen in der Praxis Verwendung finden: Die unkomplizierteste Variante ist dann gegeben, wenn eine Murabaha sich auf zwei Parteien bezieht, nämlich die Bank und den Kunden. In diesem Fall ist die Bank der Verkäufer und kann den Verkaufspreis um das getragene Verkäuferrisiko erhöhen. Da die Teuerung nicht direkt im Zusammenhang mit dem Verbot der Zinserhebung steht, erklären die Scharia Boards diese Finanzierungsart auch für Scharia-konform.
Anwendung findet diese Art der Murabaha etwa bei der Finanzierung von Fahrzeugen, wenn der Verkäufer im Besitz von Ausstellungsräumen ist. Der am häufigsten eintretende Fall ist, dass eine weitere Partei in den Vertrag mit eingeschlossen wird.24 Die islamische Bank kauft die von ihrem Kunden bestellte Sache von einem Dritten und verkauft diese anschließend an den gleichen Kunden weiter. Eine weitere Option, eine Murabaha durchzuführen, liegt dann vor, wenn die Bank ihren Kunden als verhandelnden Vermittler für das Geschäft mit dem Verkäufer einsetzt. Diese vertragliche Gestaltung wird dann verwendet, wenn der Kunde die Erwartung an die Sache oder den Verkäufer besser kennt als die Bank. Die Bank eliminiert somit das Risiko, dass der Kunde mit den Anforderungen an das Produkt unzufrieden ist. Murabaha to Puchase Orderer ist in den beiden letzteren Varianten gegeben. Hierbei beauftragt der Kunde seine Bank mit dem Erwerb einer Sache und sichert ihr die anschließende Abnahme im Rahmen einer Murabaha zu.25 3.2.2 Murabaha: Zusammenfassende Beurteilung
Die Finanzierung durch eine islamische Bank mit einer Murabaha macht einen vertrauten Eindruck und erinnert an die Finanzierung einer konventionellen Bank. Verstärkt wird dieser Gedanke durch die Tatsache, dass in vielen praktischen Fällen der Referenzzinssatz LIBOR (London Interbank Offered Rate) als Berechnungsgrundlage für die Profitmarge der islamischen Bank zum Einsatz kommt. Damit keine Verschleierungsvorwürfe gegen die Murabaha-Kontrakte geäußert werden, ist es die Pflicht der involvierten Parteien, dass das Geschäft in bester Art und Weise auf der Grundlage der Scharia ausgeführt wird. Um die Unterschiede zwischen einer Murabaha und einer konventionellen Finanzierung zu verdeutlichen, werden im Folgenden einige Unterschiede erläutert:26 Eigentum: Das islamische Finanzhaus muss Eigentümer der Ware sein, bevor sie es ihrem Mandanten verkaufen kann. Eine konventionelle Finanzierung sieht dies nicht als eine Verpflichtung an.27 Feste im Gegensatz zu variablen Tilgungen: Die Islamic Bank setzt den Veräußerungspreis an den Kunden vor Abschluss des Murabaha-Vertrags fest. Dem Kunden sind Einkaufspreis und Gewinn des Finanzhauses bekannt. Variable Zahlungen, wie sie im konventionellen Bankensektor üblich sind, sind von der Scharia untersagt. Höhe des Rückkaufpreises: Diese bestimmt sich, wie oben ausgeführt, oftmals durch die Heranziehung von Zinssätzen, wie den LIBOR. Dies erweckt den Anschein, dass ein wesentlicher Grundsatz der Scharia außer Acht gelassen wird, nämlich das Zinsverbot. In der Praxis agieren die islamischen und die konventionellen Institutionen hauptsächlich auf demselben Kapitalmarkt, weshalb sich die islamischen Finanzinstitute meist an den gegebenen Marktzinssätzen als Benchmark orientieren. Diese Vorgehensweise wird von vielen Seiten stark kritisiert, obwohl Scharia Boards sie üblicherweise gutheißen.28 HSBC Amanah, die Islamic Bank der HSBC, hat folgendes Beispiel aus einer anderen Branche als Antwort auf diese Kritik angeführt: „Consider the example of a Muslim butcher in a non-Muslim country such as China. If he wishes to sell meat that has been slaughtered...


Prof. Dr. Dr. Dietmar Ernst ist Professor für Corporate Finance an der European School of Finance der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen.


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