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E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Ernst Die tote Lau

Schwaben Krimi

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-9870702-8-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



In Biberach ist nichts mehr, wie es scheint.

Bei einem Fotoshooting in Laupheim treibt eine junge Frau im Meerjungfrauenkostüm tot im Wasser. Als kurz darauf auch der herbeigerufene Notarzt ermordet wird, erkennt Kommissar Wellmann, dass er es mit einem hochkomplexen Fall zu tun hat. Die Ermittlungen führen zu einer Gruppe von Aktivisten, die einem Umweltskandal auf der Spur sind. Doch die Hintermänner kennen keine Skrupel, und bald ist nicht nur Wellmanns Leben, sondern auch das seiner Familie in Gefahr.
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2
Ein schriller Klingelton riss Korbinian Mächle aus dem Schlaf. Er schaute auf die Uhr an der Wand. Ein grauer Streifen Dämmerlicht lag quer über dem Zifferblatt. Seine Augen hatten sich noch nicht scharf gestellt, und so dauerte es eine Weile, bis er sah, dass es kurz nach sieben war. Währenddessen nervte das Klingeln weiter. Korbinians übermüdetes Gehirn konnte keinen rechten Sinn darin erkennen. Der Pflegedienst musste doch seit über einer halben Stunde bei seiner Mutter sein. Warum läutete sie dann schon wieder bei ihm? Die Nacht war schlimm gewesen. Dreimal hatte sie ihn geweckt, weil sie Angst gehabt hatte zu ersticken. Wie üblich hatte er vorgegeben, die Sauerstoffversorgung zu verbessern, indem er die Regler an der Flasche hin- und hergedreht und die Position des Schlauchs verändert hatte. Wenn er danach die Hand seiner Mutter hielt, beruhigte sie sich rasch. Gelobt sei der Placeboeffekt! Trotzdem kostete ihn jede dieser Episoden wertvollen Schlaf. In dieser Nacht waren es insgesamt dreieinhalb Stunden gewesen. Korbinian sah sich um. Sein Handy vibrierte. Und das Display war erleuchtet. Der Anruf kam aus der Dienststelle. Na super. Ob er das Klingeln einfach ignorieren sollte? Doch schließlich siegte die Neugier, und er tippte auf das grüne Hörersymbol. Es war Linda. »Was ist los?«, brummte er. »Wir haben einen Fall.« Offenbar hatte sie sich dazu entschieden, ebenfalls auf die Höflichkeitsfloskeln zu verzichten. Korbinian richtete sich auf. »Was ist passiert?« »Auf der B?30 zwischen Biberach-Süd und Biberach-Nord gab es einen Verkehrsunfall. Ein Auto ist von der Straße abgekommen und gegen die Böschung geprallt. Der Fahrer ist dabei ums Leben gekommen.« Korbinian runzelte die Stirn. »Sein Pech. Seit wann ermitteln wir in Verkehrsdelikten?« Er hörte Linda schnauben. »Es sieht nicht aus wie ein normaler Unfall«, sagte sie. »Die Windschutzscheibe ist mit grüner Farbe verklebt. Die Kollegen von der Schupo gehen davon aus, dass jemand das Auto gezielt mit Farbbeuteln oder so etwas beworfen hat.« »Hast du Wellmann auch wach geklingelt?« Ihr Schweigen war ihm Antwort genug. »Na, das war ja klar. Der darf wieder auf der faulen Haut liegen bleiben.« »Tobias hat Urlaub. Ich werde ihn anrufen, sobald wir uns ein Bild von der Situation gemacht haben«, erwiderte sie, klang dabei aber ungewohnt defensiv. »Hättest du das bei Martin auch so gehandhabt?« »Ja, hätte ich. Urlaub schlägt Frei. Mir ist bewusst, wie sehr du in die Pflege deiner Mutter eingespannt bist. Tobias und ich kommen dir entgegen, soweit es uns möglich ist. Aber manchmal geht es einfach nicht anders.« »Ach, vergiss es«, sagte Korbinian und wuchtete sich aus dem Bett. »In einer halben Stunde treffen wir uns am Unfallort.« Er tippte auf das rote Hörersymbol und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und zu duschen, und schaute noch kurz bei seiner Mutter vorbei, die friedlich schlief. Einen Augenblick lang beneidete er sie darum, dann sah er die Schläuche unter ihrer Nase, und das Gefühl verflog. Die Pflegekraft neben dem Bett gab ihm ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei, und er nickte ihr zum Abschied zu. Der morgendliche Verkehr an diesem Brückentag war noch ziemlich spärlich, und so brauchte er mit seinem SUV nur eine Viertelstunde bis zur Unfallstelle. Die Feuerwehr und der Rettungswagen blockierten die rechte Spur. Korbinian stellte sich hinter den Sanka und schaltete die Warnblinkanlage ein. Lindas Pferdeschwanz schwang hin und her, während sie mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr sprach. »Also, was haben wir?«, fragte er hinzutretend. »Unfall mit Personenschaden«, sagte der Kommandant. »Das Auto ist von der Straße abgekommen und muss mit hoher Geschwindigkeit gegen die Böschung geprallt sein. Da bleibt auch von einem SUV nicht mehr allzu viel übrig. Aber sehen Sie selbst.« Er deutete mit dem Finger auf eine graue Masse, die im Straßengraben lag. Korbinian schluckte, als er registrierte, welche Zerstörungen der Aufprall angerichtet hatte. Der vordere Teil des Wagens war auf ein Viertel seiner ursprünglichen Länge zusammengestaucht worden. Der Motorblock lag rauchend vor dem Wrack. Die Frontscheibe war gesplittert, auf der Fahrerseite konnte man deutlich einen großen grünen Fleck erkennen. Neben dem Wagen waren die Bestatter damit beschäftigt, den Leichnam des Fahrers in einen mobilen Transportsarg zu heben. »Haben wir die Personalien?«, fragte Korbinian. Linda nickte. »Es handelt sich um einen gewissen Dr. Walter Kugelmann. Siebenundfünfzig Jahre alt und wohnhaft in Ummendorf. Die Kollegen von der Schupo sind bereits unterwegs und informieren die Angehörigen.« Korbinian glaubte, Erleichterung in ihrem Tonfall zu hören. Das war nicht verwunderlich. Im Überbringen von Todesnachrichten war Linda eine ziemliche Niete. Er trat näher an das zerstörte Auto heran. Der Farbbeutel, oder was immer die Frontscheibe getroffen hatte, war etwa in Kopfhöhe des Fahrers aufgeprallt. Durch die plötzliche Einschränkung seines Sichtfeldes musste Kugelmann erschrocken sein und das Steuer verrissen haben. Er hatte keine Chance gehabt. Korbinian stellte sich neben das Auto und stutzte, als er sich die rechte Seite ansah. »Ist das ein Wagen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes?« »Ja, Dr. Kugelmann ist … war der diensthabende Bereitschaftsarzt. Wahrscheinlich war er gerade unterwegs zu einem Einsatz.« »Haben die Kollegen von der Feuerwehr Spuren des Farbbeutels entdeckt?« »Nein«, sagte der Einsatzleiter. »Und wenn Sie mich fragen, werden wir da auch keine mehr finden. Das sieht mir eher nach einer Paintball-Kugel aus.« »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Linda. »Schauen Sie sich doch mal die Frontscheibe an. Der Kern des Flecks, der den Punkt markiert, an dem das Geschoss das Glas getroffen hat, ist relativ klein. Dafür läuft das Spritzmuster in alle Richtungen. So was kenne ich von Paintball-Munition.« Korbinian zog die linke Augenbraue nach oben und neigte den Kopf. »Und da sind Sie Experte?« »Na ja, wir gehen jedes Jahr von der Feuerwehr aus einmal zum Paintball-Spielen in den Burrenwald. Ein Team-Event, wie man das heute nennt. Die Anzüge, die wir da überziehen, sehen hinterher genauso aus wie die Scheibe hier.« »Das könnte auch die Präzision erklären, mit der die Fahrerseite getroffen wurde.« »Ich denke, wir sollten der KT ein Urteil in der Sache überlassen, ehe wir hier wild drauflosspekulieren«, sagte Korbinian. »War denn schon jemand oben auf der Brücke?« Der Feuerwehrmann verneinte. Korbinian stapfte an dem Wrack vorbei auf die Böschung am Rande der Fahrbahn zu. Linda folgte ihm. Sie kletterten den Grashang hinauf und gelangten auf die schmale Landstraße, die hier die B?30 überquerte. Ein paar Augenblicke später sahen sie von der Brücke hinab auf die Unfallstelle. »Er muss auf der anderen Seite gestanden haben«, sagte Linda. Korbinian nickte. Er ging bis zur Mitte der Straße, wo er seinen Blick aufmerksam umherschweifen ließ. Doch da war nichts. Was hatte er erwartet? Dass der Schütze, wenn es denn einer gewesen war, am Geländer hängen geblieben war und einen Stofffetzen mit seiner DNA zurückgelassen hatte? Oder ausgeworfene Patronenhülsen? Oder grüne Fußspuren? »Wir sollten auch hier die KT ihren Job machen lassen«, sagte Linda. Sie lief zum Ende der Brücke und brachte die Absperrbänder an. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Korbinian warf ihr einen auffordernden Blick zu, und sie stellte das Gerät auf laut. »Hallo, Tobias, ich muss dich leider schon wieder nerven«, begann Linda, und Korbinian verdrehte die Augen. Bei ihm hatte sie keine derartigen Skrupel. Sie berichtete Wellmann von dem Fall, und als sie den Namen des Arztes nannte, sog der Kollege hörbar die Luft ein. »Dr. Kugelmann? Der war gestern im Parkbad im Einsatz«, sagte er. Korbinian sah Linda fragend an, doch sie schüttelte den Kopf und formte mit den Lippen ein »Später«. »Bist du alleine?«, fragte Wellmann. »Nein, Korbinian ist bei mir.« »Guten Morgen, Korbinian.« »Morgen«, brummte er. »Danke, dass du Linda unterstützt.« »Ehrensache«, sagte er, meinte dabei aber etwas ganz anderes. »Ich fürchte, ich muss dich bitten, auch weiterhin an dem Fall dranzubleiben«, fuhr Wellmann fort. »Aber ich habe ein freies Wochenende.« »Ich weiß. Und ich weiß auch, wie aufwendig es für dich ist, das Einspringen mit der Pflege deiner Mutter unter einen Hut zu bringen. Ich würde mich andernfalls einklinken, aber ich kann aus familiären Gründen nicht. Wenn ich wieder im Dienst bin, können wir gerne über einen Zeitausgleich reden.« Korbinian lag es auf der Zunge, dass die Pflege seiner Mutter sicher aufwendiger sei als ein entspannter Urlaub mit den Kindern. Aber hier waren weder die Zeit noch der Ort, eine Grundsatzdiskussion zu führen. Zudem wäre es ohnehin sinnlos. Rein formal war Wellmann sein Vorgesetzter, so lange, bis Martin Waibel wieder fit genug war, um an seinen Posten zurückzukehren. Und als kommissarischer Dezernatsleiter hatte er das letzte Wort. »Okay. Aber übernächstes Wochenende will ich dafür freihaben.« »Das besprechen wir wie gesagt am Montag. Haltet mich bitte über alles auf dem Laufenden, was sich bezüglich dieser Ermittlung oder der Sache im Parkbad ergibt.« Korbinians Neugier wuchs. Was war in Laupheim vorgefallen? Und warum wusste Linda Bescheid, er aber...


Ernst, Matthias
Matthias Ernst wurde 1980 in Ulm/Donau geboren. Nach dem Studium der Psychologie arbeitete er in mehreren psychiatrischen Kliniken in Oberschwaben. In seinen Kriminalromanen verbindet er seine beiden größten Leidenschaften miteinander: die Psychologie und das Schreiben.

Matthias Ernst wurde 1980 in Ulm/Donau geboren. Nach dem Studium der Psychologie arbeitete er in mehreren psychiatrischen Kliniken in Oberschwaben. In seinen Kriminalromanen verbindet er seine beiden größten Leidenschaften miteinander: die Psychologie und das Schreiben.


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