Fetzer | Das Taschenbuch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Fetzer Das Taschenbuch

Geschichte – Verlage – Reihen

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-8463-5155-0
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die erste Gesamtdarstellung der Geschichte des modernen Taschenbuchs im deutschsprachigen Raum seit dem 19. Jahrhundert bis zur aktuellen Situation.

Beschrieben werden bis 1945 alle derzeit bekannten Verlage und Reihen. Nach 1945 ist die Produktion so ausgeweitet worden, dass das moderne Taschenbuch als System beschrieben wird – auch statistisch.

Das Buch enthält mehrere Chronologien für den gesamten Zeitraum, die Ansätze für weitere Forschungen bieten. Im letzten Kapitel wird die aktuelle Situation (Auflösung des Systems Taschenbuch) analysiert.

Mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Umschlagabbildungen über die gesamte Geschichte hinweg, Sachregister und umfangreichem Literaturverzeichnis der Verlage und Reihen.

Ausgehend von der seriellen Buchproduktion im 19. Jahrhundert wird die Entwicklung des Taschenbuchs in Deutschland, Großbritannien und den USA bis zur aktuellen Situation beschrieben.
Fetzer Das Taschenbuch jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Was ist eigentlich ein Taschenbuch? 7
2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert 11
Ausweitung des Lesepublikums 13
Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien 14
Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege 18
Die technische Entwicklung der Buchproduktion 20
3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert 23
4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert 35
Charakteristik des Taschenbuchs im 19. Jahrhundert 81
Statistik, Typologie und Chronologie 82
Funktionen 84
5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 89
Charakteristik des Taschenbuchs in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen 119
Statistik, Typologie und Chronologie 120
Funktionen 125
6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA 127
Das Taschenbuch in Großbritannien 127
Das Taschenbuch in den USA 130
7 Das Taschenbuch nach 1945 137
Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) 139
Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) 161
Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) 175
Das Taschenbuch in der DDR 192
8 Die aktuelle Situation 203
Anhang: Taschenbuchchronologie 211
Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 211
Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 232
Reihen und Verlage in der DDR 240
Literaturverzeichnis 243
Abbildungsverzeichnis 259
Register der Verlage 265
Register der Reihen 269


4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert
Im vorangegangenen Kapitel haben wir das breite Panorama des seriellen Buchs im 19. Jahrhundert entfaltet. Nun sind Kriterien zu entwickeln, die von einem Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert (zum Begriff siehe Bauer 2010) sprechen lassen, wie es unserem modernen Verständnis weitgehend entspricht. Gegenüber den im letzten Kapitel ausführlich beschriebenen Kriterien sind dabei nur wenige Einschränkungen zu machen. Dabei hilft vor allem eine Reihendefinition vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Carl Christian Bry hebt in seiner schmalen Dissertation Buchreihen vor allem auf die abgeschlossene Form der Einzelbände und eine Mehrzahl von Autoren ab: „Von einer Bücherreihe im engeren, modernen Sinne kann jedoch nur dann gesprochen werden, wenn es sich um eine Serie von einheitlichen, abgeschlossenen Bänden verschiedener Verfasser handelt, die durch weitere oder intimere Inhaltszusammengehörigkeit, gleichen Obertitel und gleiche Ausstattung, (ev., in der engsten Form, noch durch gleichen Preis) verbunden, aber doch einzeln käuflich sind.“ (Bry 1917: 14. Hervorhebung im Original) Damit werden umfangreiche Werkausgaben, die in Lieferungen erscheinen, die Einzellieferungen eines Kolportageromans und die schulischen Lesestoffe und Unterrichtshilfen wie die Griechischen und Römischen Prosaiker in neuen Übersetzungen (seit 1825 fast 750 Bändchen bei Metzler) oder Freund’s Schüler-Bibliothek (seit 1859 fast 400 Bändchen im Verlag Wilhelm Violet, Dresden) ausgeschlossen. Andererseits schließt ein solche Eingrenzung wie die Brys jedoch das (Roman)Heft ein, das wegen des geringen Umfangs oft aus der Betrachtung ausgeklammert wird – nicht aber Romanheftserien mit einer Titelgestalt, etwa die Nick-Carter-Hefte. Eine sinnvolle Abgrenzung von Taschenbuch und Heft ist nach formalen Kriterien nicht möglich, sondern müsste, wo möglich und notwendig, zum Beispiel über die Vertriebswege erfolgen. Weiterführend ist eine Eingrenzung des Formats. Natürlich sind unsere heutigen Vorstellungen in dieser Hinsicht vom Taschenbuch seit Penguin und Rowohlt geprägt, doch zeigt die historische Entwicklung, dass das ‚taschenfähige‘ Format keine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist. Die Formate der im Folgenden dargestellten Reihen schwankt zwischen sieben und zwölf Zentimeter in der Breite sowie zwischen neun und 20 Zentimeter in der Höhe. Das Format ist klein und handlich, ‚in die Tasche passend‘. Das spiegelt sich auch in der Bezeichnung in anderen Sprachen wider: pocket book, livre de poche, libro tascabile. Zwar gab es mit den Gürtelbüchern kleinformatige Bücher schon ab dem 14. Jahrhundert und mit den Klassikerausgaben von Aldus Manutius im 16. Jahrhundert, doch im 18. Jahrhundert vollzog sich eine „äußerliche Anpassung des Buches an die neuen Lesegewohnheiten [der extensiven Lektüre. Der Verf.]. Mehr und mehr wurden kleine Büchlein produziert, und seit der Jahrhundertmitte stiegen Taschenbücher und Almanache unaufhaltsam in der Gunst des Publikums. Der moderne Leser zog das elegante Oktav- oder Duodezbändchen allemal dem pedantischen Folio oder Quart der Gelehrten- und Erbauungsliteratur vor“ (Kiesel/Münch 1977: 171). Die Frage des Formats lässt sich sicher kontrovers diskutieren. Doch würde man die Kleinformate Sedez und Duodez mit den Rückenhöhen von kleiner als 10 cm beziehungsweise zwischen 10 cm und 15 cm aus der Betrachtung ausschließen, so würde man das auch mit der sicher wirkungsmächtigsten Taschenbuchreihe, nämlich Reclams Universal-Bibliothek, tun. Das wichtigste Ausstattungsmerkmal ist – neben billigem Papier – die Broschur. War die Broschur in der Geschichte des Bucheinbands zunächst eine Interimsbindung, die den Buchkorpus bis zur endgültigen Bindung als Hardcover schützte, so wurde sie seit dem 19. Jahrhundert als preisgünstige Alternative zum gebundenen Buch eingesetzt (Rautenberg 2015: 64f.), weil so größere Publikumskreise erreicht werden konnten. Bezeichnend ist ein Sprichwort aus dem späten 18. Jahrhundert, das Johann Goldfriedrich in seiner Geschichte des Deutschen Buchhandels zitiert: „Bücher bilden Gelehrte; Broschüren bilden Menschen.“ (1909: 269) Dem Argument, die Broschurbindung sei nicht konstituierend für das Taschenbuch der Zeit, „denn in einer Zeit, die das Einbinden eines Buches noch vielfach dem Käufer überließ, war die Broschurenform nichts, was einen Buchtyp definieren könnte“ (Fallbacher 1992: 1), ist schon aus dem Grund zu widersprechen, weil etliche der Reihen oder zumindest Titel daraus von den Verlagen sowohl als Broschur als auch gebunden angeboten wurden, also sehr wohl eine Differenzierung seitens des Verlags vorgenommen wurde. Auch die Verarbeitung, ob Fadenbindung, Leimung oder Heftklammerung, ist kein Definitionsmerkmal. Zur Abgrenzung des Taschenbuchs von der Broschüre siehe Bandel/Stanizek 2015. Aus dem kalkulatorischen Zusammenhang von Auflage und Ladenpreis ergibt sich, dass Taschenbücher sich auch durch ihren Verbreitungsgrad, sprich durch ihre verkauften Exemplare, definieren. Daher wird zum Beispiel die literarische Reihe Der jüngste Tag, die zwischen 1913 und 1921 mit 86 Bänden im Kurt Wolff Verlag erschien, nicht hier aufgenommen, obwohl sie geheftet war. Die Verkäufe waren im Vergleich mit anderen Reihen sehr niedrig (Göbel 1977: Sp. 590–592); der Ladenpreis vergleichsweise hoch (Sp. 578). Wie für alle seriellen Bücher ist die Periodizität entscheidend. Im Allgemeinen erscheinen die Reihen regelmäßig. So bündelte beispielsweise Reclam zehn bis 15 Bände in einer Auslieferung, nicht zuletzt um Vertriebskosten zu sparen. Wichtig ist auch das Erscheinen über einen längeren Zeitraum hinweg. Daher sind hier nur Serien von einigem Umfang aufgenommen. Kurzlebige Reihen wie zum Beispiel die Sammlung Franckh, die es in dem Jahrzehnt zwischen 1895 und 1905 auf gerade einmal 36 Nummern brachte (Galle 2006b: 194), bleiben unberücksichtigt. Die im Folgenden beschriebenen Taschenbuchreihen stehen in chronologischer Reihenfolge. Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker Etui-Bibliothek 26: Alois Blumauer: Gedichte. F. W. Forstmann, Aachen 1816, 143 Seiten. Format 9,7 cm x 11,5 cm. Der Reiheneinband war nicht titelspezifisch gestaltet, sodass erst der Haupttitel Aufschluss über den Inhalt gab. Der Zwickauer Buchhändler und Verleger August Schumann (1773–1826) ist wegen seiner „preiswerten broschierten Reihen deutscher und ausländischer Literatur […] zum Urvater des modernen Taschenbuchs“ erklärt worden (Fallbacher 1992: 17). 1814 oder 1815 hat er mit seiner Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker begonnen – so die Annahme in der Forschung. Es liegen allerdings Bände mit Gedichten von Schiller, mit Oden von Klopstock, mit Lessings Emila Galotti und mit Gessners Idyllen aus den Jahren 1810 und 1811 vor. Die Produktion von mehreren Bänden pro Jahr setzte dann 1816 ein. Zunächst waren 80 Bände geplant; bei Einstellung der Etui-Bibliothek im Jahr 1826 lagen 100 Bände vor. Die Reihe präsentierte deutsche Texte vom Nibelungenlied und den Minnesängern über Barock (Opitz) und Aufklärung (Kant, Klopstock, Lessing) bis zu Klassik (Schiller) und Romantik (Novalis). Unangefochtener „Spitzenreiter“ war Schiller mit zehn Bänden. Goethe war nicht vertreten. Zu August Schumann und seinen Bibliotheken siehe Fallbacher 1992: 12–17; ein Verzeichnis der Etui-Bibliothek unter www.miniaturbuch.de. Die Firma Gebr. Schumann firmierte nur teilweise auf dem Titel. Zumeist waren angegeben „Aachen, bey F. W. Forstmann“ oder „Mannheim, bey Schwan und Götz“ oder „Heilbronn, bey G. G. Strasser“. Auf den Umschlaginnenseiten ist das Unternehmen teilweise als Kommissionär genannt. Die differierenden Angaben dienten wohl einzig der Verschleierung, dass es sich bei den Ausgaben der durch Privilegien geschützten Autoren um unautorisierte Nachdrucke handelte. Die braun-grauen Broschuren waren klein und fast quadratisch, der Umschlag einheitlich typografisch gestaltet. Autor und Werktitel gingen daraus nicht hervor, sondern wurden nur im Innentitel genannt. Das uneinheitliche Format schwankte zwischen 8 cm und 10 cm in der Breite und 9,5 cm bis 12 cm in der Höhe. Der Umfang betrug um 160 Seiten, selten über 200 Seiten. Die Bändchen enthielten als Frontispiz ein Bild des Dichters oder der Hauptfigur eines Dramas sowie einen kurzen biografischen Abriss. Broschiert kosteten die Titel in der Subskription neun Groschen, gebunden 12 Groschen. Der Ladenpreis lag um...


Fetzer, Günther
Dr. Günther Fetzer war in leitender Position in mehreren Verlagen tätig und lehrte am Institut für Buchwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg.

Dr. Günther Fetzer war in leitender Position in mehreren Verlagen tätig und lehrte am Institut für Buchwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.