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E-Book

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Fischer Mondgeheimnis

(Liebesdrama)

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

ISBN: 978-3-7579-3368-5
Verlag: via tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Die Tschechin Alena, eine auffallend hübsche Medizinstudentin, hat sich infolge eines traumatischen Ereignisses ihrer Kindheit vor der Liebe und dem Leben verschlossen. Sie flüchtet sich deshalb oft in phantastische Welten. Doch als sie den charismatischen Künstler Ondrej kennenlernt, erwacht in ihr der unbändige Wunsch nach mehr. Allerdings steht dem eine aus einer Lüge entstandene Beziehung zu Vlado im Weg, das toxische Verhältnis zu ihrer Mutter und das bisher ungelöste Mondgeheimnis. Sollte sie dennoch den Mut aufbringen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, könnte sie daran zerbrechen.
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1. Kapitel
1. Kapitel
Zehn Jahre später …
Alena saß vor einer leeren Teetasse am Küchentisch und blät-terte in einer Zeitschrift. Sie sah zur Wanduhr mit dem Kartoffelgesicht auf. Es war später Nachmittag, und ihre Mitbewohnerin Magdalena war noch immer nicht da. Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen. Alena überflog einige Buchrezensionen, horchte dann auf die obere Wohnung. Würde doch nur der Musikstudent mit dem Spiel beginnen, sein Instrument für sie zum Singen bringen. Irgendetwas Melancholi-sches. Sie stellte sich vor, er säße auf einem schlichten Stuhl, sein Cello zwischen den Knien, den Blick zum Fenster gewandt. Und wie er den Bogen nahm, über die vier Saiten strich, und mit der Musik von einem ängstlichen Mädchen erzählte, das sich aus dem eigenen Leben ausge-schlossen hatte. Stille. Und Alenas Gedanken schweiften. Magdalena kam mit dem Fahrrad ins Schlenkern, stürzte von der Bordsteinkante und einem Lastwagen vor die Motorhaube. Bremsen kreischten. Blut floss über den Asphalt. Alena schüttelte sich das Bild aus den Gedanken. Mach dich nicht verrückt! Ihr – ist – nichts – passiert! Sie blätterte weiter in der Zeitschrift und blieb bei einem Bericht hängen. Es ging um einen Vater, dessen Kinder entführt worden waren. Monatelang keine Spur. »… er stellte das eingerahmte Bild der Kinder zurück auf die Kommode, kramte eine Pistole aus der Schublade und steckte sich den Lauf in den Mund … Tage nach der Beerdigung fand man die Kinder … lebend!«, las Alena, und die Seite, die sie zum Umschlagen bereithielt, zitterte. Sie schob die Zeitschrift von sich.
Familientragödie! Nach dem tödlichen Sturz seines Sohnes flüchtete Karel P. aus dem Haus. Eine Fahndung wurde eingeleitet. Die Spur führte zum Fluss. Alles deutet darauf hin, dass Karel P. in die Apolena eingebrochen und ertrunken ist.
Papa ist nicht tot, nicht in meinem Herzen. Alena stand auf und fächerte sich Luft zu, bis die Erinnerungen an die Schlagzeilen verblassten. Ihre Großmutter und Magdalena waren die einzigen Menschen, denen Alena vertraute. Sie nahm den Strauß Rosen vom Sims, öffnete das Fenster und hielt Ausschau nach der Freundin. In den gekippten Fenstern der umliegenden Häuser spiegelte sich die Aprilsonne, vom nahen Spielplatz war Kindergeschrei zu hören. Der Hausmeister kniete vor dem Treppenaufgang zum Studentenwohnheim und kehrte mit einem Handbesen ein Häufchen Splitt auf die Kehrschaufel. Da endlich bog Magdalena mit dem Fahrrad um die Ecke. Alena schloss für einen Moment die Augen und atmete auf. Magdalena sah aus, als würde sie den ersten regenfreien Tag seit einer Woche genießen. Die blonden Haare reichten bis zum Gepäckträger, auf den eine Tasche geklemmt war. Sie stellte das Fahrrad ab, begrüßte den Hausmeister und hob einen imaginären Hut. Alena schloss das Fenster und stellte die Vase mit den Rosen zurück auf das Sims. Sie nahm die Zeitschrift vom Küchentisch und setzte sich. Das Wohnungsschloss klackerte, dann raschelte im Flur eine Plastiktüte und ein Schlüsselbund klimperte. »Wollten wir nicht in die Stadt?«, rief Alena ein wenig gereizt. »Oder hast du dir allein Schuhe gekauft?« Einige Momente war nichts zu hören, und sie wusste, dass Magdalena den Mund zu einer Schnute zog. Das tat sie gern, wenn ihr etwas peinlich war oder Alena mit ihr schimpfen wollte, weil sie das Geschirr nicht gespült hatte oder im Flur ihre Sachen herumlagen. Die Tür ging auf, und Magdalena stand im Rahmen, in der Hand eine Plastiktüte. Die Ecke eines Hardcoverbuches lugte durch eine aufgerissene Stelle. Magdalena zog die an der Stirn liegende Locke bis zur Nase. »Ähm, bin ich zu spät?« »Ach, woher! Wenn wir uns beeilen, haben wir ganze drei Minuten, bevor sie zumachen.« Magdalena sah zu der Wanduhr. »Kartoffelcharlie geht falsch.« »Komm schon, ich hab mir Sorgen gemacht.« »Tut mir leid, ich bin irgendwie in der Buchhandlung hängen geblieben.« Sie blickte gespielt betreten zu Boden, und als Alena sah, wie Magdalena mit der Schuhspitze scharrte, waren Ärger und Sorge verflogen und sie musste lächeln. »Was hast du dir Schönes gekauft?« »Jakob Arjouni. ›Kismet‹.« »Warte mal, hier steht was darüber.« Alena blätterte in der Zeitschrift, auf der Suche nach der Rezension. »Ich mach uns derweil einen Tee.« Während Magdalena die Tüte ablegte und Wasser aufsetzte, wollte sie wissen, wo Alena die Nacht verbracht hatte. »Oder darf ich mir keine Sorgen machen?« »Ich war bei Vlado.« »Vlado?« »Dem Kickboxer.« »Ach, Mister Ich-finde-mich-Unwiderstehlich. Du hast aber nicht mit ihm rumgemacht?« Alena sah über den Rand der Zeitschrift zu der Freundin. »Natürlich nicht. Ich hab ihn aufs Sofa verbannt.« Magdalena nickte zu dem Strauß Rosen auf dem Fenstersims. »Und die sind auch von ihm?« »Du kannst sie haben.« Alena strich die Seite mit dem Literaturteil glatt. »Hey, steht da nicht zufällig drin, dass ein Märchenprinz unbedingt eine Magdalena kennenlernen möchte, die zweiundzwanzig ist, Lehramt studiert und einen vier Zentimeter breiten Mund hat?« »Dein Mund ist vier Zentimeter breit?« »Hab ich heute gemessen.« »Warum gibst du nicht mal eine Anzeige auf? Wäre das keine Idee?« Lächelnd fügte Alena an: »Überschrift: Wer will junge Frau vorm Hungertod bewahren?« »Was soll ich machen?«, murrte Magdalena und rieb sich über den flachen Bauch. »Ich esse und esse und werde nicht dicker.« Sie bereitete Tee zu, stellte eine Keks-Waffel-Mischung auf den Tisch und setzte sich. »Bahnt sich zwischen dir und diesem Vlado etwas an?« »Hier steht’s: Arjouni ist eine spannende Detektivgeschichte gelungen. Sein Stil ist packend, ›Kismet‹ hat das Zeug zum Bestseller.« »Und Vlado?«, hakte Magdalena nach. »Hat er das Zeug, dein Herz zu erobern?« Alena knusperte an einem Schokoröllchen. »Ich denke nicht.« »Dich lässt er also kalt.« »Vielleicht, weil er nur so ein Püppchen in mir sieht.« »Deine Sorgen hätte ich gern«, murmelte Magdalena und wackelte mit der Tasse. »Sogar in dem Hagebuttentee ist mehr Bewegung als in meinem Leben.« Sie verloren sich eine Weile in Gedanken, dann trank Alena den Tee aus und stand auf. »Komm! Gehen wir ein bisschen im Park spazieren.« »Alena, ich bin gerade ziemlich lange geradelt. Mindestens acht Minuten. Strapaziöse, marathonmäßige acht Minuten. Ein Spaziergang würde mich jetzt definitiv überfordern.« »Du faules Ding! Und dann beschwerst du dich, dass es deinem Leben an Bewegung fehlt.« Alena musste lachen, als Magdalena ihre Schnute zog.
***
Alena spazierte an dem See entlang, der in Smutkov neu angelegt worden war. Das wertete den Park auf. Einige Enten durchpflügten die Wellen, die der Frühlingswind in das Wasser kämmte. Sie kramte in der Hosentasche nach dem Brot, das in Alufolie gewickelt war, und bemerkte auf der gegenüberliegenden Uferseite jemanden mit einer Kapuze. Er ließ einen Stein übers Wasser springen, wobei die Enten quakend auseinanderstoben. Alena sah sich um. Jungs jagten Tauben hinterher, dahinter jäteten Männer in grüner Arbeitskleidung das Unkraut in den Blumenbeeten. Wie gern hätte sie dieses Stück Natur für sich allein. In wenigen Metern Entfernung warf eine Erle ihren Schatten auf eine Bank. Der ideale Platz zum Tagtraum-versinken. Sie wickelte das Brot aus der Alufolie und setzte sich. Bald gurrten Tauben vor ihren Füßen und pickten Brotstückchen aus dem Gras. Sie sah nicht auf, als sich jemand neben sie setzte. »Ich hoffe, ich störe nicht«, murmelte er, doch Alena reagierte nicht. Sie zupfte weiter Brotstücke und hoffte, dass er sie in Ruhe lassen würde. »Iva?«, fragte er. »Iva Kubelková? Sind Sie das?« Sie musste lächeln. Dass sie diesem schwarzhaarigen Model ähnlich sah, hatte man ihr schon mehrmals gesagt. »Nein, tut mir leid. Ich bin nur Alena.« »Oh.« Sie sah aus den Augenwinkeln, dass er etwas mit den Händen um-klammert hielt. An seiner Hose klebten Harzflecken, an dem ausgeleierten Hemd fehlte ein Knopf. Er roch nach Tannennadeln, und Alena fühlte sich an den Waldspaziergang mit Vlado erinnert. »Ich bin Martin«, flüsterte er, als wäre es ihm peinlich. Er warf den Tauben Haselnüsse vor die Schnäbel und rieb die Finger aneinander. An der Haut hatten die Haselnüsse einen weißen Abdruck hinterlassen. Der ist ja nervös, dachte sie und sah zu ihm auf. Ein Mann, stämmig wie ein knorriger Baum. Ungefähr ihr Alter. Dunkelblonde Locken. Gesunde Gesichtsfarbe. Nur kurz hatten sie Blickkontakt, er wich ihr aus. »Von dieser Iva habe ich sämtliche Zeitungsartikel und Berichte. Bin ein richtiger Fan.« »Ah ja?« Von dem Brot war nur mehr ein winziges Stück übrig. Sie überlegte, ob sie aufstehen und ihn sitzen lassen sollte. »Du bist Studentin, stimmt’s?« Sie nickte. »Ich arbeite als Förstergehilfe.« Er kratzte an einem Harzfleck. »Das … habe ich mir fast gedacht.« Sie zerrieb das letzte Stück Krume zwischen den Fingern und warf es in den Taubenpulk. Die Alufolie drückte sie zu einer Kugel zusammen, dann schaute sie auf. Die Sonne versteckte sich hinter Wolkenfetzen, die von gleißendem, orangefarbenem Licht umrandet waren. »Du...


Arbeitet als Schriftsteller, Drehbuchautor und Energetiker


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