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E-Book

E-Book, Deutsch, 393 Seiten

Fischer Wohin das Schicksal führt

E-Book, Deutsch, 393 Seiten

ISBN: 978-3-7554-6821-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Hinter jeder starken Frau steht ein Leben, das ihr keine Wahl gelassen hat


Um einer Verhaftung zu entgehen, flieht die junge Melanie Bennet 1863 Hals über Kopf aus Boston und landet in Westport, dem Tor zum Westen. Dort erhält sie die Chance, als Mann verkleidet einen Treck nach Salt Lake City zu begleiten. Doch der scheinbare Glücksfall bedeutet eine gewaltige Verantwortung mit lebensgefährlichen Situationen, in denen sie sich mehr als einmal beweisen muss.

Ist Melanie in der Lage, ihren Aufgaben gerecht zu werden? Oder hält das Schicksal am Ende ganz andere Wege für sie bereit?
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Flucht
Flucht Boston, März 1863   Es war eine stürmische Nacht, als Melanie Bennett in aller Eile das herrschaftliche Haus in der Beacon Street verließ und durch die dunklen Straßen Bostons rannte, als sei der Teufel hinter ihr her. Sie hielt ihre Tasche fest umklammert, denn sie enthielt alles, was sie besaß. Ihre Füße lenkten sie automatisch zum Bahnhof, wo sie sehnlichst hoffte, dass um diese Zeit noch ein Zug abfahren würde, egal wohin, sie musste weg, so schnell und so weit wie möglich. Und tatsächlich stand eine Lok unter Dampf, das konnte sie von weitem sehen, das war ihre Chance! Sie feuerte sich selbst an und war völlig außer Atem, als sie endlich das Bahnhofsgebäude erreichte. Um diese Zeit wurden keine Fahrkarten mehr verkauft, man bezahlte einfach beim Schaffner, und Melanie schrie verzweifelt auf, als sie merkte, dass gerade die Türen geschlossen wurden. Natürlich konnte man sie bei dem Lärm nicht hören, doch zufällig drehte sich der Schaffner noch einmal um und sah das Mädchen, wie es eine schwere Tasche mit sich schleppend über den Bahnsteig rannte. Er winkte ihr zu, er würde auf sie warten und erst dann das Signal geben. Dankbar ließ sie sich von ihm in ein Abteil helfen und sank keuchend auf eine hölzerne Bank, während der Zug langsam anfuhr. Die anderen Reisenden starrten sie zuerst neugierig an, machten es sich dann aber mit Decken und Mänteln auf ihren Sitzen bequem und versuchten, eine angenehme Position zu finden, in der sie schlafen konnten. „Das war knapp“, meinte der Schaffner freundlich. „Sie sollten nächstes Mal etwas früher kommen.“ „Es ging nicht anders“, brachte Melanie hervor. „Ja, Miss, und wohin wollen Sie nun?“ Sie zögerte und sprudelte dann heraus: „Wohin fährt dieser Zug?“ Er blickte sie erstaunt an. „Das ist der Zug nach St. Louis. Dort endet die Strecke.“ „Dann will ich nach St. Louis. Komme ich von dort weiter nach Westport?“ Der Schaffner wurde misstrauisch. „Ja, es gibt einen Postkutschendienst. Können Sie denn bezahlen?“ „Wie viel kostet es?“ Melanie hatte gespart, schon seit langer Zeit. Sie hatte immer gewusst, dass sie nicht ewig in dem Haus in der Beacon Street bleiben würde, daher hatte sie jeden Cent beiseitegelegt und eine schöne Summe zusammenbekommen. Doch der Fahrpreis, den der Schaffner nannte, würde beinahe alles auffressen. Sie sah den Schaffner verzweifelt an. „Ist das wirklich so teuer? Kann ich nicht im Gepäckwagen mitfahren, ich brauche nichts, ich möchte nur nach Westport.“ Der Schaffner lachte. „Das geht leider nicht, Miss, wenn Sie nicht zahlen können, müssen Sie an der nächsten Station aussteigen.“ „Ich kann zahlen, nur dann habe ich nichts mehr.“ Der Schaffner war ein gutmütiger Mann, das Mädchen rührte ihn, sie schien vor irgendetwas davongelaufen zu sein. Sie hatte Dienstbotenkleidung an, ihre Haare steckten in einem Häubchen, durch die Lauferei hatten sie sich gelöst und hellbraune Locken hatten sich ihren Weg ins Freie gebahnt. Ihr Gesicht war erhitzt und gerötet, aber ebenmäßig mit vollen, geschwungenen Lippen und klaren blauen Augen. Sein Blick streifte ihren Rock, er war an ein paar Stellen zerrissen, was so gar nicht zu ihrer ansonsten ordentlichen Erscheinung passte. Sie war noch sehr jung und würde demnächst Probleme genug bekommen, so ganz allein. Also beugte er sich zu ihr und raunte: „Wenn Sie mich nicht verraten, lasse ich Ihnen ein paar Dollar nach, Sie sollten ja nicht so ganz ohne Geld in die große weite Welt reisen.“ „Das würden Sie tun? Oh, vielen Dank! Das ist mehr als freundlich von Ihnen“, flüsterte sie zurück. Sie zahlte den verlangten Preis und steckte ihr restliches Geld wieder ein. Es war nicht viel und sie machte sich große Sorgen, wie sie überleben sollte. Nun, im Moment konnte sie nicht viel tun, sie holte eine Jacke aus ihrer Tasche und wickelte sich darin ein, so wie die anderen Reisenden versuchte sie zu schlafen. Der Schaffner hatte fast alle Lichter gelöscht, nur am Ende des Waggons brannte noch eine Petroleumlampe und warf diffuse Schatten in den schaukelnden Wagen. Melanie beruhigte sich langsam. So ganz allmählich begann sie zu begreifen, was geschehen war. Sie dachte zurück an den Abend, der so normal begonnen hatte wie alle anderen. Sie war Dienstmädchen im Haus der alteingesessenen Familie Robinson und hatte dort ein gutes Auskommen gehabt. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern, die beide kurz hintereinander gestorben waren, war sie um die gute Stellung froh gewesen. Die Arbeit war angenehm und sauber, mit den anderen Dienstboten hatte sie sich immer problemlos verstanden und mit der Herrschaft hatte sie wenig zu tun gehabt, denn sie war mehr für das Reinigen und Aufräumen zuständig gewesen und nicht für das Bedienen. Doch schon vor Wochen hatte der junge Mr. Robinson begonnen, ihr nachzustellen. Sie hatte sich der Küchenmamsell anvertraut und die hatte ihr geraten, ihm möglichst aus dem Weg zu gehen, er sei hinter jedem Rock her und da könne man nichts machen. Melanie hatte das befolgt, doch es wurde immer schwieriger, ihm auszuweichen. Mehrmals hatte er sie schon bedrängt, zum Glück war immer jemand gekommen oder sie hatte schnell davonlaufen können. Aber heute Abend hatte er sie abgefangen, als sie sich gerade zurückziehen wollte. Er hatte auf der Treppe auf sie gewartet und von ihr verlangt, sie solle ihm ihr Zimmer zeigen. Es war der freie Abend der zwei anderen Mädchen gewesen, das hatte er bestimmt gewusst, daher konnte er damit rechnen, ungestört zu bleiben. Melanie hatte fliehen wollen, doch er hielt sie fest und zerrte sie die Treppe hinauf bis zu den Dienstbotenräumen. Er stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf und warf sie geradezu auf ihr Bett. Melanie schauderte, wenn sie an seinen lüsternen Blick dachte. Er riss und zerrte an ihren Röcken, nahm keinerlei Rücksicht und es wäre ihm beinahe gelungen sie zu überwältigen, hätte Melanie nicht den Waschkrug ergreifen können, als er seine eigene Hose ausziehen wollte. Sie knallte ihm den Krug mit aller Macht an den Kopf, so dass das Porzellan in alle Richtungen zersprang. Er sank mit einer blutenden Kopfwunde nieder und war kurz bewusstlos. Melanie wusste sofort, sie hatte keine andere Möglichkeit mehr. Er würde sie hinauswerfen und anzeigen, Gefängnis war das Mindeste, was ihr blühte, wer würde ihr glauben? Er würde behaupten, sie hätte ihn in ihr Zimmer gelockt und ihn dann hinterrücks angegriffen. Sein Wort gegen ihres, sie wusste, wer Recht bekommen würde. Also hatte sie seine Benommenheit genutzt und als er wieder allmählich zu sich kam, hatte sie ihre Tasche mit ihren wenigen Habseligkeiten fertig gepackt und war aus dem Haus gerannt, so schnell ihre Füße sie trugen. Sie musste aus Massachusetts verschwinden, am besten ganz untertauchen, wo niemand sie mehr suchen und finden würde. Dieser Zug nach Westen war ein Geschenk des Himmels, fürs Erste war sie uneinholbar. Bis der junge Mr. Robinson sich erholen würde, konnte noch einige Zeit vergehen, dann würde man nachforschen und irgendwann vielleicht auf den Zug kommen, doch bis dahin war sie schon meilenweit weg. Endlich sank sie in einen unruhigen Schlaf, der mehrmals jäh unterbrochen wurde, wenn der Zug anhielt. Als die Sonne ihr Licht durch die Fenster warf, hatte sich die ganze Gegend verändert. Staunend betrachtete Melanie die Welt um sich, sie war noch nie so weit ins Landesinnere vorgedrungen und nun würde sie vielleicht sogar ganz in den Westen reisen. St. Louis, sie wusste, dass von dort die Menschen in Kutschen weiter nach Westport gebracht wurden, von wo sie zum größten Abenteuer überhaupt aufbrachen: einem Treck ins goldene Kalifornien, wo immer die Sonne schien, wie man behauptete. Doch dazwischen lagen hohe Berge, endlose Wüsten, feindliche Indianer, brütende Hitze, Krankheiten und viele andere Gefahren, die den Tod mit sich bringen konnten. Melanie hatte immer gedacht, wie verzweifelt Menschen sein mussten, dass sie dieses Wagnis auf sich nahmen, und nun gehörte sie vielleicht selbst dazu.   Nach drei Tagen erreichten sie St. Louis. Die meisten Passagiere reisten weiter und wurden in Kutschen verteilt, um nach Westport zu gelangen. Die Siedler, die weiter in den Westen wollten, hatten ihr Gepäck längst vorausgeschickt, es würde in Westport auf sie warten, zusammen mit den Planwagen, die sie schon im Voraus bezahlt hatten. Meistens waren es Familien, die der Armut im Osten entflohen und auf das große Glück im goldenen Kalifornien hofften. Melanie war die Einzige, die allein unterwegs war, und fiel schon dadurch auf. Sie war im Zug mit einigen Passagieren ins Gespräch gekommen, doch niemand schien bereit, sie mitzunehmen. Einen Planwagen konnte sie sich nicht leisten, was sie eigentlich in Westport wollte, war ihr unklar. Es erschien ihr einfach wie ein Wink des Himmels, dass sie in Boston genau den Zug bekommen hatte, der sie geradewegs in den Westen führen würde, also hatte...


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