Frey / Irle | Motivation und Informationsverarbeitung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Frey / Irle Motivation und Informationsverarbeitung

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-456-93514-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ziel dieses dreibändigen Werks ist es nach wie vor, einen Überblick über die einflussreichsten und wichtigsten Theorien der Sozialpsychologie zu geben. Der Neuauflage der Bände II und III ist eine umfassende Revision der bereits enthaltenen Theorien vorausgegangen; außerdem wurden wichtige aktuelle Theorien und Modelle zusätzlich aufgenommen. Der Leser kann sich anhand des Buches in die wichtigsten Theorien und in die damit verbundene experimentelle Forschung der Sozialpsychologie einarbeiten und sich grundlegende Kenntnisse aneignen.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Theorien der Sozialpsychologie Band III;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;6
1.2;Vorwort der Herausgeber zur Neuauflage der Bände II und III;8
2;Die Theorie der kognizierten Kontrolle;14
3;Theorien der modernen Zielpsychologie;52
4;Theorien ideologischer Systeme: Autoritarismus und Soziale Dominanz;75
5;Theorien der Bewältigung;102
6;Systemtheorie in der Sozialpsychologie;127
7;Die Theorie des Selbstwertschutzes und der Selbstwerterhöhung;160
8;Das handelnde Selbst: Symbolische Selbstergänzung als zielgerichtete Selbstentwicklung;192
9;Selbstdarstellungstheorie;213
10;Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan;235
11;Konzeptgesteuerte Informationsverarbeitung;258
12;Prospekttheorie;280
13;Die Theorie der Laienepistemologie und weitere Modelle motivierten Denkens;313
14;Das Linguistische Kategorienmodell;335
15;Urteilsheuristiken;353
16;Autorenverzeichnis;386
17;Sachwortregister;392
18;Inhaltsverzeichnisse der Bände I und II;398


Theorien der Bewältigung (S. 101-102)
Dirk Wentura,Werner Greve und Thomas Klauer

1 Einleitung

Wie reagieren Menschen auf bedrohliche und belastende Ereignisse in ihrem Leben? Was passiert, wenn eine Person einen beruflichen Misserfolg erlebt, eine Scheidung oder gar den Tod einer nahe stehenden Person? Wie verarbeitet sie zwar erwartbare, aber nichtsdestoweniger belastende Ereignisse wie zum Beispiel gesundheitliche Einbußen im Alter? Auf diese Fragen versucht die Bewältigungsforschung Antworten zu geben.Wir wollen im folgenden die wesentlichen Theorien in diesem Forschungsbereich, der neben der Sozialpsychologie auch deutlich in der Entwicklungs-, Persönlichkeits- und Gesundheitspsychologie beheimatet ist, im Sinne eines integrativen Überblicks vorstellen.

2 Krise und Bewältigung – konzeptuelle Vorüberlegungen

Bewältigungsreaktionen (coping) umfassen, grob gesprochen, jede Form der Auseinandersetzung mit Belastungen, die die Person faktisch und insbesondere aus ihrer subjektiven Sicht in ihrer Handlungsfähigkeit oder ihrem Wohlbefinden bedrohen oder einschränken, d. h. ihre aktuell verfügbaren Ressourcen übersteigen (Greve, 1997; Laux & Weber, 1990; Lazarus, 1991). Der Grundgedanke von psychologischer Bewältigungsforschung ist die vielfach bestätigte Annahme, dass es ganz wesentlich von der psychischen Verarbeitung einer Belastung abhängt, welche kurz- oder längerfristigen Folgen sie hat. So konnte beispielsweise Frey (1992) in verschiedenen Untersuchungen zeigen, dass die Heilungsdauer von Unfallopfern weniger von der Schwere der Verletzung als vielmehr vor allem davon abhängt, ob sie sich als mitschuldig an dem Unfall erleben, ob sie meinten, selbst Einfluss auf den Heilungsprozess zu haben, oder ob sie weitere Probleme (etwa zuhause oder am Arbeitsplatz) erwarteten.

Anlass und Gegenstand einer Bewältigungsreaktion ist eine Bedrohung, eine akute oder dauerhafte Belastung, kurz: eine «Krise» (Brandtstädter, 1982). «Kritisch» in diesem Sinne können eine Vielzahl von Lebensereignissen sein (Filipp, 1995;Moos, 1986), die sowohl «normativ», d. h. regelmäßig und erwartbar auftreten (zum Beispiel:Auszug der Kinder aus dem Elternhaus,Verrentung) als auch unerwartet und selten oder ausnahmsweise geschehen (zum Beispiel: plötzlicher Tod des Partners, schwere Krankheit). Krisen können punktuell auftreten (kriminelle Opfererfahrung, akute Erkrankung) oder dauerhaft belastend bleiben (chronische Krankheit). Durch die Fokussierung auf den Begriff der Krise wird zum Ausdruck gebracht, dass die Belastung eine entscheidende (griechisch: krisis = Entscheidung) Bedeutung haben kann, d. h. dass vom Umgang mit ihr für die weitere Entwicklung der Person etwas abhängt. Die Konzeption von Bewältigungsreaktionen als Umgang mit «Stress» (Laux, 1983, Laux & Weber, 1990) erscheint demgegenüber zu unspezifisch: die Reaktionen auf fast jede Episode des Lebens, in denen die Passung zwischen Person und Umwelt (Lazarus und Folkman, 1984) in irgendeiner Hinsicht belastet ist, würde dann als Bewältigungsreaktion aufgefasst (in diesem Sinne «bewältigt» das Immunsystem des Körpers einen Schnupfen). Nur solche Belastungen, deren Bewältigung nicht mit akuten Zustandsveränderungen (Fieber, Aggressivität, etc.), sondern mit adaptiven Veränderungen der psychischen Struktur geleistet wird, sollen im vorliegenden Kapitel diskutiert werden.

Das bedeutet auch, dass Zustandsveränderungen der Person (ihres kognitiven oder emotionalen Systems) selbst nicht als die auslösende Belastung, sondern als – ggfs. vorübergehende – Reaktion auf eine Belastung aufgefasst wird. Sie mögen freilich im Prozess der Bewältigung eine systematische und kausale Rolle spielen, etwa im Sinne eines notwendigen Zwischenstadiums, eines Katalysators oder Mediators (bspw. mag die akute Angstreaktion auf eine Bedrohung die notwendige Aufmerksamkeitsfokussierung und Aktivierung erzeugen, die dann eine problemorientierte Problemlösung erst ermöglicht). Wir werden daher nicht von einer «Bewältigung von Emotionen» sprechen (Laux & Weber, 1990; in diesem Sinne spricht etwa auch Krohne, 1996, von «Angstbewältigung»), auch wenn es zutreffend sein mag, dass man eine Belastung und Krise auch an den durch sie ausgelösten Emotionen erkennt und ein Kriterium für Bewältigungsprozesse die Veränderung der emotionalen Befindlichkeit der Person ist. Die Perspektive auf Bewältigung als Regulation von Problemen darf insbesondere nicht dazu verführen, negative emotionale Reaktionen grundsätzlich als «Scheitern» zu bewerten. Im Gegenteil: Erst ein umfassenderes Bewältigungskonzept eröffnet die Möglichkeit, auch Trauer- und Verzweiflungsreaktionen als Facetten oder Stadien eines Regulationsprozesses zu erkennen, der auch in schwierigen Lagen und Krisen das Weiterleben, die Rückgewinnung von Handlungs- und Sinnperspektiven ermöglicht.

Daher bezeichnet der Begriff der Bewältigung, im alltäglichen Sprachgebrauch oftmals mit der Konnotation einer erfolgreichen Lösung mit einer solchen Krise versehen, hier zunächst neutral den Umgang mit einer belastenden Situation oder Erfahrung, ohne das Ergebnis dieser Auseinandersetzung oder gar seine Bewertung (als «gelungen ») zu implizieren (Braukmann & Filipp, 1984; Laux & Weber, 1990). Tatsächlich müssen Bewältigungsanlässe aus dieser Sicht durchaus nichts Negatives sein: manche Belastungen erweisen sich als positive Herausforderungen. Bewältigung ist dabei nach übereinstimmender Auffassung ein Prozess, also weder ein Zustand noch eine Kompetenz oder individuelle Tendenz (zum Überblick vgl. Montada, Filipp & Lerner, 1992; Tesch-Römer, Salewski & Schwarz, 1997). Diese neutrale Konzeption schließt neben...


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