Frey / Irle | Theorien der Sozialpsychologie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 425 Seiten

Frey / Irle Theorien der Sozialpsychologie

Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien

E-Book, Deutsch, 425 Seiten

ISBN: 978-3-456-93513-3
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ziel dieses dreibändigen Werks ist es nach wie vor, einen Überblick über die einflussreichsten und wichtigsten Theorien der Sozialpsychologie zu geben. Der Neuauflage der Bände II und III ist eine umfassende Revision der bereits enthaltenen Theorien vorausgegangen; außerdem wurden wichtige aktuelle Theorien und Modelle zusätzlich aufgenommen. Der Leser kann sich anhand des Buches in die wichtigsten Theorien und in die damit verbundene experimentelle Forschung der Sozialpsychologie einarbeiten und sich grundlegende Kenntnisse aneignen.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Theorien der Sozialpsychologie Band II;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;6
1.2;Vorwort der Herausgeber zur Neuauflage der Bände II und III;8
2;Sozialpsychologische Theorien zu Urteilen, Entscheidungen, Leistung und Lernen in Gruppen;14
3;Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten;48
4;Die Theorie sozialer Interdependenz;63
5;Theorien intergruppalen Verhaltens;96
6;Theoretische Modelle zu Kooperation, Kompetition und Verhandeln bei interpersonalen Konflikten;121
7;Theorien interpersonaler Attraktion;157
8;Theorien hilfreichen Verhaltens;179
9;Sozialpsychologische Theorien aggressiven Verhaltens;199
10;Theorien zur sozialen Macht;218
11;Bindungstheorie und Bindungsforschung;248
12;Die sozial-kognitive Theorie von Bandura;278
13;Handlungstheorien;301
14;Fu¨hrungstheorien;330
15;Kreativität und Innovation;367
16;Kulturvergleichende Sozialpsychologie;391
17;Autorenverzeichnis;410
18;Sachwortregister;416
19;Inhaltsverzeichnisse der Bände I und III;424


Sozialpsychologische Theorien zu Urteilen, Entscheidungen, Leistung und Lernen in Gruppen (S. 13-14)
Stefan Schulz-Hardt, Tobias Greitemeyer, Felix C. Brodbeck und Dieter Frey

1 Einführung

Bedeutsame Urteile und Entscheidungen werden in demokratischen Gesellschaften in zunehmendem Maße von Gruppen getroffen. Organisationen weisen vermehrt Gruppen Arbeiten zu, die traditionellerweise durch Individuen erledigt wurden (Gruenfeld, Mannix,Williams & Neale, 1996). Dies wird u. a. dadurch begründet, dass auf Gruppenebene mehr Ressourcen (z.B. intellektueller Art) verfügbar sind als auf Individualebene, und dass Gruppen daher in besonderem Maße in der Lage sein sollten, qualitativ hochwertige Gruppenergebnisse wie zum Beispiel akkurate Prognoseurteile und gute Entscheidungen zu erzielen (vgl. Vroom & Jago, 1988). Von daher ist nicht verwunderlich, dass die Themen Gruppenurteile,Gruppenentscheidungen und Gruppenleistung zentrale Bestandteile sozialpsychologischer Forschung und Theorienbildung sind. Alle diese Bereiche unterliegen einem gemeinsamen Prinzip, nämlich dass ein bestimmter von der Gruppe produzierter «Output» – der oft sogar konstituierendes Merkmal dieser Gruppe ist (z.B. Personalauswahlkommission, Arbeitsgruppe am Fließband) – im Zentrum des Interesses steht.Aus diesem Grund sind diese Bereiche im vorliegenden Beitrag zusammengefasst.

Dabei liegt hier kein «klassisches» Theoriekapitel in dem Sinne vor, dass eine bestimmte Theorie dezidiert vorgestellt und hinsichtlich ihres Forschungsstands diskutiert würde. Eine übergreifende Theorie des Zustandekommens und der Qualität von «Gruppenoutcomes» (wie Urteilen, Entscheidungen sowie quantitativer und/oder qualitativer Leistungen) existiert – wie übrigens im Individualbereich auch – bisher nicht, obwohl es durchaus vereinzelt Versuche gibt, zumindest einige Forschungsbereiche zu diesem Thema übergreifend theoretisch zu ordnen (siehe z.B.Hinsz, Tindale & Vollrath, 1997;Witte, 1987).

Um trotzdem dem Anspruch eines Theoriebandes gerecht zu werden, zielt unser Beitrag darauf ab, das jeweils verbindende Prinzip theoretischer Hauptströmungen in den genannten Forschungsbereichen zu verdeutlichen und wichtige theoretische Ansätze solchen Strömungen zuzuordnen. Demgegenüber vernachlässigen wir die Phänomenseite, d. h. wir beanspruchen nicht, einen repräsentativen Überblick über Phänomene zu geben, die im Hinblick auf Gruppenurteile, Gruppenentscheidungen und Gruppenleistung erforscht wurden und werden.Wir greifen beispielhaft zentrale Phänomene heraus, an denen wir dann jeweils die hinter den Hauptströmungen stehenden theoretischen Prinzipien verdeutlichen.

In Abschnitt 2 beschäftigen wir uns mit Gruppenurteilen und Gruppenentscheidungen. In Abschnitt 3 werden die wesentlichen theoretischen Zugänge zum Thema «Gruppenleistung» skizziert. Obwohl natürlich auch Gruppenurteile und Gruppenentscheidungen Leistungsaspekte beinhalten können, z.B. wenn die Akkuratheit von Urteilen oder die Qualität von Entscheidungen untersucht wird, handelt es sich bei «Gruppenleistung» doch um einen Forschungsbereich, der sich aus anderen Wurzeln heraus entwickelt hat und durch eine im Vergleich zu Gruppenurteilen und -entscheidungen unterschiedliche Theoriebildung geprägt ist. Parallelen werden aber, wenn möglich, auch hier verdeutlicht.

Die in den Abschnitten 2 und 3 dargestellten theoretischen Ansätze fokussieren auf ein singuläres Gruppenergebnis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Reale Gruppen bestehen und interagieren oft über längere Zeiträume hinweg. Dementsprechend erfordert eine realistische Betrachtung der Leistungsfähigkeit von Gruppen, auch die zeitliche Veränderung von Gruppenergebnissen durch Lernprozesse im Gruppenkontext in Betracht zu ziehen. In Abschnitt 4 gehen wir daher auf Gruppen als lernende Systeme ein und besprechen theoretische Ansätze zu individuellen und kollektiven Lernprozessen und deren Einfluss auf das Gruppenergebnis. Abschnitt 5 gibt einen abschließenden Ausblick.

2 Gruppenurteile und Gruppenentscheidungen

2.1 Zwei exemplarische Phänomene: Gruppenpolarisierung und suboptimale Entscheidungen im «Hidden Profile» Paradigma

Wenn Gruppen ein Urteil abgeben oder eine Entscheidung treffen wollen, dann müssen dazu Beiträge der einzelnen Mitglieder zusammengeführt und integriert werden. Dabei ist zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Beiträgen zu unterscheiden: Jedes Gruppenmitglied bringt bestimmtes Wissen (d. h. Informationen) über das Urteilsbzw. Entscheidungsproblem ein, und jedes Mitglied verfügt auch über eine (mehr oder weniger stark ausgeprägte) Meinung zu diesem Problem, d. h. ein individuelles Urteil oder eine individuelle Entscheidungspräferenz. Im Fall eines rationalen Prozesses auf Individualebene sollte natürlich letzteres die Folge von ersterem sein. Bei der Untersuchung, wie diese individuellen Beiträge auf Gruppenebene zu Urteilen und Entscheidungen zusammengeführt werden, wurden zwei auf den ersten Blick überraschende Phänomene aufgedeckt, die im folgenden kurz beschrieben werden.


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