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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Frisch Man ist dann mal weg

Über das Pilgern

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-8062-3627-9
Verlag: wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Was passiert, wenn Menschen sich auf den Weg machen, um Gott zu suchen und zu sich selbst zu kommen? Auf den Weg machen nicht im übertragenen, sondern im buchstäblichen Sinne, nämlich zu Fuß, mit leichtem Gepäck und dem Pilgerstab in der Hand? Die Anziehungskraft, die vom Pilgern ausgeht, ist bis heute ungebrochen; auch Menschen, die dem Religiösen eher distanziert gegenüberstehen, sind von der Idee des Aufbruchs zu neuen Erfahrungen auf dem Wege fasziniert.
Als Weltreisender in Sachen Religion kennt Hermann-Josef Frisch die Pilgerpraxis der großen Religionen wie kaum ein anderer. Aus erster Hand schildert er, wie das Leben auf dem Wege mit seinen Riten, Rhythmen und Entbehrungen den Blick für das Wesentliche schärfen und Raum und Muße für neue Begegnungen schaffen kann. Zugleich bietet er eine souveräne Gesamtdarstellung der Pilgertraditionen, die die großen Religionen ausgebildet haben, und nimmt den Leser mit exklusiven Fotos mit zu den wichtigsten Pilgerzielen in aller Welt.
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Orte der Gottbegegnung
Gott hat keinen und jeden Ort,
doch manche Orte erscheinen den Menschen
geeigneter für eine Begegnung mit dem Göttlichen –
es sind Orte, wo Himmel und Erde sich berühren. Pilgerreisen und Wallfahrtsorte erzählen davon, wie Menschen auf ihren Wegen und an deren Zielen in besonderer Weise Gott, das Göttliche, das den Menschen Übersteigende erfahren haben. Dahinter steht die allen Religionen gemeinsame Vorstellung, dass nicht jeder Ort auf der Welt gleich ist. Es gibt Orte, die – bildlich gesprochen – dem Himmel näher sind als andere. Es gibt Orte, die spirituell aufgeladen sind und Menschen leichter als andere zu religiösen Erfahrungen führen können. In den aus alter Zeit stammenden Naturreligionen, aber auch in den Weltreligionen späterer Zeit, sind dies oft Orte mit ins Auge fallenden Besonderheiten, etwa einem Berg, einer Quelle, einem Fluss oder einer Höhle. Andere spirituell aufgeladene Pilgerorte haben mit dem Wirken der Religionsstifter zu tun; sie sind gleichsam eine Reise zu den Quellen einer Religion und rufen die Grundlagen dieser nicht nur durch das Wort, sondern durch die Bewegung dorthin in einer den Menschen transformierenden Weise in Erinnerung. So gibt es für Christen Reisen in das Heilige Land, für Muslime zu den Wirkungsstätten Mohammeds in Mekka und Medina, für Buddhisten zu den vier Pilgerorten von Geburt, Erleuchtung, erster Lehrrede und Eingang ins Paranirvana des Buddha (Lumbini, Bodh Gaya, Sarnath, Kushinagara), für Hindus zu den Geburtsorten der Avataras von Vishnu – Krishna und Rama. Selbst Qufu in China ist zu einem »Wallfahrtort« von konfuzianisch geprägten Menschen geworden, die sich hier an Geburt und Wirken von Kongzi (Konfuzius) erinnern und sein Wohnhaus und sein Grab besuchen. Über das Wirken der Religionsstifter hinaus gehen Pilgerfahrten zu Orten, in denen man den Segen und Schutz der Gottheit auf eine vermittelte Weise erfahren kann: Solche Vermittlung kann durch verstorbene oder auch lebende Personen erfolgen, etwa Pilgerfahrten zu den Gräbern von Heiligen, Imamen, Gurus, buddhistischen Äbten, daoistischen Weisen. Vermittlung kann darüber hinaus auch durch Gegenstände erfolgen, die eine besondere Beziehung zum Religionsstifter oder den Grundbegriffen einer Religion haben – ein Reliquienkult an heiligen Orten, gleich ob zum (vermeintlichen) Heiligen Rock Jesu in Trier oder zum (ebenso vermeintlichen) Zahn des Buddha in Kandy. Verehrt werden zudem vielfältige Reliquien von Heiligen, ebenso Orte, wo Heilige erschienen sind. Diese und weitere Formen stellen eine ortsgebundene und ortsbezogene Frömmigkeit dar, die sich oft fernab der offiziellen Linie einer Religion entwickelt hat und manchmal auch von den religiösen Autoritäten nicht anerkannt wird (wie etwa der aus der Neuzeit stammende Marienwallfahrtsort Medugorge in Bosnien-Herzegowina). Doch die Volksreligiosität geht immer eigene Wege: Menschen lassen sich in ihrer Vielgestaltigkeit nicht in ein Korsett religiöser und von oben bestimmter Dogmen einpassen. Pilger auf dem Weg, Kamakura, Japan Manche Religionen – etwa die Sikhs – verweisen darauf, dass die äußeren Pilgerfahrten zu heiligen Orten unwichtiger sind als die inneren Pilgerfahrten, denn nur sie allein können Menschen verändern. Im Islam wird von den meisten Muslimen der Dschihad als innere Anstrengung (und nicht als äußerer, gewalttätiger Kampf) verstanden. Auch die christliche Mystik, der islamische Sufismus und erst recht die reformatorischen Kirchen mit ihrem »allein der Glaube« haben Kritik an äußerlichen religiösen Vollzügen wie Pilgerfahrten geübt. Berge und Quellen – Orte der Natur
Heilige, spirituelle Orte – und damit Pilgerziele – können auffällige Phänomene in der Natur sein: ein hoher oder ungewöhnlich geformter Berg (der Berg Sinai für Juden und Christen, der Berg Kailash für Buddhisten, Hindus und Jain, die Heiligen Berge Chinas für Buddhisten und Daoisten, der Berg Koya [Koyasan] für japanische Buddhisten und Shintos …), eine Quelle mit Leben spendendem Wasser (wie etwa für katholische Christen in Lourdes oder für Hindus die Quellen des Ganges), ein heiliger Fluss (der Jordan für Juden und Christen, der Ganges für Hindus) oder eine Höhle, in der sich Religionsstifter oder Pilger bergen konnten und können – die Höhle erinnert symbolisch an den bergenden Mutterschoß. Ein herausragendes Beispiel ist der Adam’s Peak im Südwesten der tropischen Insel Sri Lanka, der von Buddhisten (Hauptreligion des Inselstaates), Hindus, Muslimen und Christen verehrt wird. Er ist mit seinem auf der Bergspitze gelegenen Heiligtum ein herausragendes Beispiel einer verschiedene Weltreligionen übergreifenden Frömmigkeit. Auf seiner Spitze ist eine etwa 1,5 m lange Vertiefung zu sehen; diese wird von den Buddhisten als Fußabdruck des Buddha verehrt. Als der Buddha nämlich bei einer (mythischen, nicht historischen) Reise nach Sri Lanka gekommen sei, habe er als Erinnerung an seinen Besuch diesen zu verehrenden Fußabdruck hinterlassen. Auch die hinduistischen Tamilen verehren diesen Fußabdruck. Doch ihrer Meinung nach war es der große Gott Shiva, der nicht nur auf dem Berg Kailash im Himalaya seinen Sitz hat, sondern auch auf dieser Bergspitze Sri Lankas. Hier soll Shiva seinen Schöpfungstanz vollzogen und dabei die Welt neu geschaffen haben. Muslime verstehen den Fußabdruck als von Adam, dem ersten Menschen, stammend, der hier auf dem heiligen Berg zum ersten Mal den Boden der Erde betreten hat. Christen haben seit der portugiesischen Eroberung der Westküste Sri Lankas im 16. Jahrhundert diesen Gedanken übernommen, von den Portugiesen stammt auch der Name Pico de Adam. Doch sehen manche Christen im Fußabdruck auch eine Erinnerung an den Apostel Thomas, der der Legende nach Südindien missioniert hat und dabei auch nach Sri Lanka gekommen sei. Adams Peak bei Ratnapura, Sri Lanka Der Berg als Sitz der Götter – das gilt besonders für den heiligen Berg Kailash in Westtibet, der von Hindus, Buddhisten, Jain und von Anhängern der vorbuddhistisch-tibetischen Bönreligion verehrt wird. Der Kailash darf nicht bestiegen werden, allein der mystische Dichter Milarepa hat der Legende nach auf seinem Gipfel meditiert. Wohl aber wird der Kailash auf einem 53 km langen Pilgerweg im Uhrzeigersinn umrundet – eine mehrtägige und anstrengende, weil über einen 5700 m hohen Pass führende Strecke. In der hinduistischen Mythologie ist der Kailash der mystische Berg Meru; dieser ist Sitz der Götter, vor allem des Gottes Shiva und seiner Familie (Parvati, Ganesha, Karttikeya). Von diesem König der Berge, dem Zentrum des Universums, entspringen die vier heiligen Flüsse Indus, Sutlej, Karnali und Brahmaputra, die dem Subkontinent Indien Leben und Fruchtbarkeit bringen. Der Lama Anagarika Gowinda (1998–1985) schreibt: »Einige Berge sind nur Berge, andere aber haben eine Persönlichkeit und dadurch die Macht, die Menschen zu beeinflussen. Der größte von ihnen, seit Beginn der Zeit, ist und bleibt der Kailash.« Was für heilige Berge gilt, gilt auch für heiliges Wasser: Quellen (etwa Tirta Empul auf Bali), Seen (etwa der Manasarovar-See am Kailash), Flüsse (etwa Ganges, Yamuna und der mythische Fluss Sarasvati in Indien) sind Orte besonderer spiritueller Erfahrung und deshalb für unzählige Menschen wichtige Pilgerorte. Wasser steht für das Leben, das von der Gottheit geschenkt wird, dazu für Reinheit und Neuanfang. Im Islam gibt es die Quelle Zamzam, die an die Rettung der biblisch-koranischen Gestalten Hagar und Ismael erinnert und zu der die Pilger des muslimischen Hadsch gehen. Auch gibt es in der islamischen Volksreligiosität oft heilige Quellen wie in der marokkanischen Todra-Schlucht, deren Wasser unfruchtbaren Frauen zum Kinderwunsch verhelfen und die wichtige Pilgerorte darstellen. Germanen, Kelten, Griechen und Römer kannten heilige Quellen und Brunnen – damals ebenfalls bedeutende Pilgerziele. Geburt und Tod – Orte der Religionsstifter
Die Stifter der großen Religionen der Menschheit stellen »spirituelle Leuchttürme« dar, die auf Geschichte und Kultur vieler Völker und Regionen, auch global einen hohen Einfluss genommen haben. Deshalb verwundert es nicht, wenn die Religionen ihre Stifter in hohem Maß verehren und dabei besonders die Orte berücksichtigen, an denen sie gewirkt haben, bzw. an denen herausragende Erinnerungen an die Stifter bewahrt werden. Die Stifter werden meist – etwa Mohammed oder Guru Nanak (Sikhismus), Baha’u’llah (Bahai) – als Menschen mit einem zeitgemäßem Lebenslauf dargestellt. Doch gibt es auch Stifter, die sowohl menschlich wie göttlich verstanden werden. Jesus wurde zuerst als Prophet in der Linie der alttestamentlichen Propheten verkündet, zudem als in einer besonderen Beziehung zu Gott stehend (Messias, Sohn Gottes). Zunehmend aber und besonders durch die Konzilien des 4. und 5. Jahrhunderts wird formuliert, dass er Gott und Mensch zugleich ist, in untrennbarer Wesenheit. Ähnliches geschah beim Buddha, der sich als Lehrer und Mensch wie alle verstand, über den aber schon...


Frisch, Hermann-Josef
Hermann-Josef Frisch, Jahrgang 1947, ist Pfarrer i.R. und hatte einen Lehrauftrag in Fachdidaktik Religion an der Universität Bonn. Er hat über 200 Bücher in den Bereichen Religionspädagogik, Gemeindearbeit, theologische Erwachsenenbildung und Religionswissenschaft verfasst. Über 50 Reisen führten ihn in asiatische, vorwiegend buddhistisch geprägte Länder.

Hermann-Josef Frisch, Jahrgang 1947, ist Pfarrer i.R. und hatte einen Lehrauftrag in Fachdidaktik Religion an der Universität Bonn. Er hat über 200 Bücher in den Bereichen Religionspädagogik, Gemeindearbeit, theologische Erwachsenenbildung und Religionswissenschaft verfasst. Über 50 Reisen führten ihn in asiatische, vorwiegend buddhistisch geprägte Länder.


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