Fuchs | Einmal Lausbub - immer Lausbub | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 276 Seiten

Fuchs Einmal Lausbub - immer Lausbub

E-Book, Deutsch, 276 Seiten

ISBN: 978-3-7526-0065-0
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein bunter Cocktail ziemlich wahrer Kurzgeschichten. Amüsante Kurzgeschichten aus einem Dorf im Osten Münchens um die Streiche seiner Lausbuben von 1950 bis heute. Inzwischen gealtert, haben sie sich ihren Humor und ihre "Kreativität" bis jetzt erhalten. Davon können ihre Heimat und vor allem deren Bewohner bis heute ein Lied singen. Die Erinnerungen beweisen, dass die Alten auch keine Engel waren und das Treiben der heutigen Jugend auch mal schmunzelnd tolerieren dürfen. Natürlich vermittelt das Buch auch ein wenig Zeitgeschichte und gewährt dem Leser einen Einblick darauf, wie wir oftmals auch ein wenig ungestüm aufwachsen durften. Das in vielen Passagen auf bairisch geschriebene Buch ist durch das kleine Lexikon "Bairisch - Schriftdeutsch" auch für Nord-Frauen und-Männer gut zu lesen.

Andreas Fuchs kam sehr früh zum Schreiben. Jedoch endete seine Karriere ziemlich abrupt weil seine Mutter meinte, dass Wochenberichte während der Lehrzeit wichtiger wären, wie seine Geschichten. Es vergingen lange Jahre in denen Anderl (Bairische Form für Andreas) Fuchs als technischer Beamte, Nebenerwerbslandwirt, Hobbyschreiner und Hobbymodellbauer tätig war, bis er als fast Siebzigjähriger wieder zum Schreiben fand. Einmal Lausbub - immer Lausbub ist sein erstes Buch. Es soll aber nicht das Einzige bleiben, denn ein weiterer Band ist bereits in Vorbereitung.
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I. Kapitel Vom Frechdachs zum Lausbuben Die Gräfin
Doch erst einmal hatte ich ein tief schockierendes Erlebnis zu bestehen. Wie es für einen kleinen Buben zu bewältigen war, so ganz ohne Psychologen, Soziologen und sonstige-logen, scheint im Vergleich zu heutigen Kindern fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ich hoffe immer noch, dass bei mir nicht doch etwas hängen geblieben ist, denn was G’wisses weiß man nicht. Früher hatte man auch als Steppke im Vorschulalter fest umrissene Tätigkeiten zu erfüllen. So durfte ich mit dem Leiterwagerl Äpfel vom Hof zu den Kunden bringen und gleich das Trinkgeld kassieren. Oft eine durchaus lukrative Angelegenheit. Nur eine ehemalige Lehrerin, noch dazu bald einen Kilometer Weges entfernt, versprach gerne beim Kauf eine üppige Gratifikation, die sich dann aber bei der Lieferung auf ein „Fünferl“ relativierte, während man sonst durchaus mit einem „Zwanzgerl“ oder gar einem „Fuchzgerl“ rechnen konnte. Eine weitere Tätigkeit war das Austragen der Milch. Die Nachbarn orderten bei uns am Hof täglich ein-, zwei Liter Milch, die ich zu liefern hatte. Das ging immer im „Austauschverfahren“. Volle Kanne hin, Trinkgeld kassieren, leere Kanne zurück. Weil die Wege kurz waren, gab es auch bloß ein „Fünferl“ oder höchstens ein „Zehnerl“. Nur einmal, da hab‘ ich ein „Fuchzgerl“ bekommen und das kam so. In der nachbarlichen Geist-Villa, im Erdgeschoß wohnte die Frau von Salisch, bei uns nur als die Gräfin bekannt. Sie war eine recht lebenslustige Dame, ganz rheinische Frohnatur im besten „Mittelalter“, jedoch für mich als vielleicht fünfjährigen, hoffnungsvollen Knaben uralt. Trotzdem sah sie immer adrett aus. So anders wie die älteren Damen, die ich kannte. Was ich damals noch nicht wusste, war der Umstand, dass sich die besseren Damen herausputzen. Es fielen schon daheim mal die Ausdrücke, „ogstrichane Hena oder Flitscherl“, doch ich hätte dies nie mit der Erscheinung der Gräfin in Bezug gesetzt. Also erst einmal flott ums Eck gebogen und in den Eingangserker die Milch für die Frau Geist im ersten Stock deponiert. Einmal geläutet, das hieß, die Milch ist da. Leider kein Trinkgeld, weil die Besitzerin der Villa auch eine „Bessere“ war, lang geschlafen hat und man sie einfach nicht „derwarten“ hat können. Dann rum ums Eck und an des Fenster der Gräfin geklopft. Vermutlich hatte die Frau von Salisch eine lustige Nacht gehabt. Auf alle Fälle war sie noch ohne Kriegsbemalung. Mein „Good Moing“ blieb mir im Halse stecken. Ich glaubte ein Gespenst zu sehen. Vor Schreck entglitt mir die Milchkanne, die bereits über dem Blumenkastl schwebte und die Milch ergoss sich in breitem Schwall übers Kastl und weit herumspritzend in den Garten hinein. Total perplex bin ich nach Hause gerannt und hab das schreckliche Ereignis kund getan. „De Gräfin is ganz kasig gwen, i glaub de is tot und hod trotzdem s‘ Fenster aufgmacht“, berichte ich atemlos und völlig verstört. Die Erwachsenen beruhigten mich und versuchten mich in Sachen „ogstrichane Hena“ und über die Schminkerei aufzuklären. Zwei Stunden später trudelte dann die Frau von Salisch bei uns ein. Jetzt im vollen Ornat und aufgetakelt, so wie ich sie kannte. Ganz hatte ich dem Frieden zwar noch nicht getraut, aber das „Fuchzgerl“ Schmerzensgeld rückte meine kleine Welt doch wieder ein wenig zurecht. Nikolaus und Krampus
Es war einmal,- so fangen Märchen an, doch dies ist eine wahre Geschichte. Obwohl ich heute Reih um in staunende, ungläubige Augen blicke, wenn ich sie erzähle. Die Zeiten waren eben noch anders, damals, 1957 oder vielleicht auch 1958. Mutter und ich bewohnten das unbeheizte Zimmer, das früher einmal die Stube gewesen war. Im Winter zierten immer dicke Eisblumen das Fensterglas und in der Nacht schlug sich die Atemluft auf der Zudecke als Reif nieder. Oben im ersten Stock lebten auch in nur einem Zimmer die Kallers. Eben jene zwei alten Leutchen, die ich kurzer Hand als Großeltern adoptiert hatte. Sie erfüllten ihre Aufgabe in hervorragender Weise. Schwebte das Damoklesschwert der körperlichen Züchtigung über meinem Haupt, - und ich schaffte die Flucht über die Treppe hinauf, so war ich in Sicherheit. Im Schoße von Frau Kaller, einer kleinen, sehr dicken Frau herrschte absolute Windstille. Rundherum prallten alle Unbilden, alle Erziehungsmaßnahmen, Gott sei Dank auch alle berechtigten, unweigerlich ab. Unser Leben spielte sich hauptsächlich auf ca. 10 oder 11 Quadratmetern in der vom riesigen, eisernen Holzofen beheizten Küche ab. Mutter kochte, nähte oder strickte leidenschaftlich mit ihrer Knittax Strickmaschine. Ich machte meine Hausaufgaben, allerdings nur wenn sie sich gar nicht mehr vermeiden ließen, und die Nachbarsbuben veranstalteten mit Freunden und dem Hans ganze Schafkopf- und Wattnachmittage. So konnte es schon passieren, dass sich acht, neun Leute in der kleinen Küche drängten. Der zweifelsohne gefragteste Sitzplatz war auf dem gut gewärmten „Grandl“, dem Wasserbehältnis des Herdes und Spender heißen Wassers, - wenn eingeheizt war. Ich liebte die Winternachmittage, in denen der Herr Schörner, seines Zeichens Postbote aus der Nachbarschaft und der „Kaller“ das Kanapee besetzt hielten. Kaller, immer mit Hut, Zigarette und mächtigem, aufgezwirbeltem Schnauzer saß auf der rechten Kante des Sofas. Schörner lehnte genüßlich, eine dicke Zigarre paffend, auf der anderen Seite. Der Obermoar Hans saß, ihnen gegenüber, mit seinem Zigarettl auf der Bank am Küchentisch. Ich hingegen machte mich möglichst klein, geradezu unsichtbar, um nicht des Feldes verwiesen zu werden. Lustvoll sog meine Nase den aromatischen Duft der Zigarre auf. Rauchschwaden vernebelten binnen kurzer Zeit die Luft und die Erzählungen der „Alten“ nahmen mich mit nach Galizien, nach Polen und nach Russland. Nein, Urlaubserzählungen waren es keine, die da vorgetragen wurden, es waren Kriegserlebnisse. Daneben kamen auch einige Geschichten aus dem Altvatergebirge oder aus dem Fränkischen, der Heimat vom „alten“ Schörner vor, die mich fesselten. Nur in der Adventszeit drehten sich die Geschichten bei meiner Anwesenheit manchmal um den Nikolaus, aber viel öfter in allen grausigen Variationen um den Krampus. Bleich, unfähig mich zu bewegen, mich der Faszination zu entziehen hockte ich da, voller Sorge irgendeine Wichtigkeit der haarsträubenden Schilderungen zu verpassen. Draußen brach inzwischen bereits die Dämmerung herein, als der Hans erzählte: „Und dann packt mich der Kramperl und steckt mich kopfüber in den Sack. Ganz dunkel war‘s drin und auf einmal g`spann ich, dass da schon zwei Burschen drin waren. Mensch, hab ich Angst g`habt. Aber-“, und mit diesen Worten zog er zum Beweis sein Taschenmesser hervor, „aber ich hab ja immer meinen Puffer dabei und damit hab ich dann im Wald draußen den Sack aufg`schnitt`n und wir sind alle wie der Wind heimg`saust!“ Nun scheint es aber, dass Angst den Harndrang nährt. Das wäre für die heutigen Kids überhaupt kein Problem, doch damals gab`s bei uns noch kein WC. Das „Häusl“ war draußen im Freien. Nachdem ich nun schon eine Zeit lang „zsammzwickt“ hatte, musste es jetzt sein. Hinaus in die Kälte und die Dunkelheit. Schnell wie ein Wiesel ins Häusl und zugesperrt. Jedes Ächzen eines Astes im Wind löste bei mir Kälteschauer den Rücken hinunter aus. Dann musste der Weg zurück auch noch bewältigt werden. Vorsichtig aus der Tür spähend, irgendwann die tausend Kramperl hinter jedem Baum ignorierend, gewann ich, mit atemberaubenden Sprüngen, todesmutig den heimeligen Hort der Küche wieder. „So, Bua, warst draust?“, wurde ich gefragt. „Hast Angst g`ghabt?“ Meine etwas dasig vorgetragene Antwort: „Na, vor was soll ich denn Angst haben“, löste reihum wissendes Schmunzeln aus. Trotz meiner forschen Antwort war jedoch die Angst der ständige Begleiter auf meinem Schulweg weil Moosach damals noch anders ausgesehen hat wie heute. Die Siedlungen „Am Hang“ und am „Dachsberg“ hinten konnte sich noch niemand vorstellen. Nur Wiesen und Gebüsch, aufgelockert von einem einsamen Heustadel, zogen sich die Hügel bis zum Wald hinauf. In der Schule gab es ab und zu auch nachmittags Unterricht. Hauptsächlich wenn man nachsitzen musste - und ich musste oft. Wenn dann gegen vier oder halb fünf die Schule aus war, zogen schon Nebelschleier auf. Keine Straßenbeleuchtung erhellte den Heimweg. Finster war`s auch schon fast, wie die letzten Häuser hinter mir zurückblieben. Das waren dazumal die Bäckerei Weidlich und das Benifiziatenhaus, in dem heute die Familie Pollich wohnt. Die Taubenstraße stellte sich mir quasi als erste Mutprobe in den Weg. Straße war sie noch nicht, nur als kleiner Fahr-, nein, eher als Fußweg führte sie einen Graben entlang den Hang hinauf zur „Geist-Villa“. Die dürren, bei jedem Luftzug schwankenden...


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