Götschi | Tod an der Goldküste | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Maximilan von Wirth

Götschi Tod an der Goldküste

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Maximilan von Wirth

ISBN: 978-3-96041-903-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Inspiriert von einer wahren Begebenheit.

Als die vermögende Witwe Merlinde Vonlanthen auf einer Kreuzfahrt ausgeraubt wird, ahnt niemand, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Doch wenige Monate später wird sie erneut überfallen. Kurz darauf wird ihr Bodyguard in ihrer Villa ermordet – und Merlinde gerät unter Tatverdacht. Das Detektivpaar Maximilian von Wirth und Federica Hardegger nimmt sich des Falls an. Wer will der alten Dame schaden? Auf der Suche nach der Wahrheit tun sich menschliche Abgründe auf – und Maximilian und Federica geraten selbst in Gefahr.
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Vier Jahre, neun Monate und siebenundzwanzig Tage bis zum Mord «Der Himmel sieht düster aus.» Gregory Vonlanthen erhob sich von der Sonnenliege am Rand seiner Villa in Herrliberg. Er legte den Kopf in den Nacken und streckte seine Arme und Hände aus, als würde er eine unsichtbare Kugel tragen. Sein tägliches Ritual, das er in seinem Garten vollzog. Einatmen. Ausatmen. Das hatte allerdings weniger mit einer Geste der Dankbarkeit zu tun als mit der Überzeugung, einmal am Tag die Lungen mit Luft zu füllen, verlängere das Leben. Vielleicht trägt er die Erde, dachte Merlinde. Ihm gehörte sie. Eine Weile blieb sie hinter ihrem Mann stehen und amüsierte sich über ihn. «Die Wetter-App kündigt kein Unwetter in unmittelbarer Nähe an», sagte sie. «Das Gewitter zieht über die Innerschweiz. Wir werden Glück haben, wie so oft in unserem Leben.» Das entfernte Donnergrollen hörte sich dennoch unheimlich an. Über den Alpen zuckten vereinzelt Blitze, rissen entfernte Wolkenfetzen auf. Am Horizont drohte die Welt unterzugehen, während an der Goldküste die Sonne den Boden küsste. Gregory drehte sich zu Merlinde um. «Und wenn schon. Wir haben unser Zelt. Das ist wasserdicht. Zweihundert Liter Wasser pro Stunde auf einen Quadratmeter Stoff hält es aus. Dazu die Erdanker und Spezialheringe aus der Fabrik …» Er nagte an seiner Unterlippe. «Heute werde ich mich entscheiden, wie es mit meiner Firma weitergehen soll.» Seine Firma! Als hätte Merlinde dafür nie nur einen Finger gekrümmt. Zur Hälfte gehörte sie auch ihr. Aber das schien Gregory vergessen zu haben. Ebenso ihren Job, den sie gewissenhaft bis zu ihrer Pensionierung ausgeführt hatte. Kunden- und Mitarbeiterbetreuung. «Ausgerechnet heute? Wir haben Gäste. Vielleicht solltest du dir für sie Zeit nehmen.» Gregory erwiderte nichts darauf, und beiläufig fragte er, ob die Küche Bescheid wisse. «Selbstverständlich. Unser Störkoch ist angekommen und bereitet alles vor.» «Und das Servicepersonal?» Merlinde wunderte sich. Alles, was mit ihrer Villa, dem Haushalt und geladenen Gästen zu tun hatte, überliess Gregory in der Regel ihr. Sie hatte ihm nie einen Grund gegeben, ihre Fähigkeiten anzuzweifeln, wenn es darum ging, sich und ihren Besitz ins beste Licht zu rücken. «Du kennst mich. Es ist bis aufs Letzte organisiert. Ich habe alles im Griff.» «Du weisst, dass heute Nationalrat Meierhans mit seiner Frau kommt.» «Ich habe ihn ja selbst eingeladen.» Merlinde sah hinunter auf den Zürichsee, der ihnen seit Jahr und Tag vor den Füssen lag. Glitzernd im nachmittäglichen Sonnenlicht. Als sie vor zweiundvierzig Jahren mit dem Bau der Villa begonnen hatten, hatten sie das angrenzende Grundstück gleich mitgekauft. Eine Fläche von einem halben Hektar gehörte ihnen, mit einem kleinen Stück Wald, entstanden aus den Jungbäumen, die sie damals gepflanzt hatten. Es war ein Anwesen, das keine Wünsche offenliess. Die Grenze zum Nachbarn markierte eine alte Trauerweide. Darunter stand ein runder Marmortisch mit acht Stühlen aus dunklem Eisen, mit üppigen Kissen bestückt. Ein lauschiges Plätzchen, das in jeder Jahreszeit seinen Reiz hatte. Was hatten sie dort schon Feste gefeiert oder bis spät in die Nacht hinein philosophiert. Im Sommer fanden dort Apéros im kleinen Freundeskreis statt, im Winter lud Merlinde zum Raclette oder Käsefondue ein. Sie mochte es, ihren Status quo zu inszenieren und allen zu zeigen, welches Faible sie für schöne Dekorationen hatte. Und sie verabscheute den Käsegeruch in ihrem Haus. «Er sollte nicht neben Matys sitzen. Die können sich nicht ausstehen.» «Ich weiss. Fernand und seine Begleitung werden ihm Gesellschaft leisten.» «Wenn das bloss gut geht.» «Du zweifelst plötzlich?» Merlinde hängte sich bei ihm ein, als sie am Zelt vorbei zum Haus zurückschritten. Sie schmiegte sich an ihn. Auch nach vielen Ehejahren fühlte sie sich in seiner Nähe wohl. Gregory, ihr Knuddelbär, gross und mächtig. Ihr Beschützer, in dessen Armen sie sich geborgen fühlte. Seine einst dunklen Haare waren schlohweissen gewichen. In sein Gesicht hatten sich Spuren gelebten Lebens eingemeisselt, tiefe Falten zwischen den hellgrauen Augen, die wach und intelligent blickten. Gregory, Geschäftsmann und Patron, von seinen Freunden verehrt, von den Feinden respektiert. «Ich habe da so ein Grollen im Bauch.» Gregory drückte sie an sich. «Machen wir uns einen schönen Abend.» Er küsste sie auf die Schläfe. Am Vormittag waren die Leute von der Eventfirma hier gewesen, um Tische und Stühle für zweihundert Gäste aufzustellen und mit einer Überdachung zu versehen. Nun war der Gärtner daran, Blumenschalen und auf dem Pool schwimmende Kerzen zu platzieren, die bei anbrechender Dunkelheit angezündet würden. Die Haushälterin tischte im Zeltinnern schön auf, inklusive der Platzkärtchen. Allein für die Planung der Sitzordnung hatte Merlinde mehr als zwei Stunden investiert. Zwei Nationalräte mit Begleitung waren eingeladen, leider nicht aus derselben Partei. Merlinde konnte sie unmöglich zusammensetzen. Ihr Finanzberater, der Bankier Josef Nitzsche, hatte sich im letzten Augenblick angemeldet. Seine Frau war Chefärztin einer Privatklinik. Der Schönheitschirurg Dr. Vincenzo Bernasconi würde sich ebenfalls ein Stelldichein geben, zusammen mit seiner Frau Cinzia, die der wandelnde Beweis für seine chirurgischen Fähigkeiten war. Bernasconi hatte aus dem einst hässlichen Entlein einen prachtvollen Schwan kreiert. Nichts an ihr war natürlich, und als unterstützende Massnahmen schluckte sie täglich Nahrungsergänzungsmittel auf biologischer Basis. Sie war überzeugt, den Alterungsprozess damit überlisten zu können. Dr. Claus mit Gemahlin stand ebenfalls auf der Liste, Gregorys Hausarzt. Auch Leute, ohne die die Schickeria nur halbwegs interessant gewesen wäre. Die Partygänger von der Goldküste, die an jedem Fest dabei waren. Anwälte, Führungskräfte namhafter Modehäuser sowie die üblichen Verdächtigen aus Kunst, Kultur und Sport. Natürlich passend dazu zwei Frauen von dem Escortservice. Rein prophylaktisch. Es war Gregorys Idee gewesen. Merlinde befürchtete dahinter einen Eigennutz, sagte jedoch nichts. Er umgab sich gern mit schönen Frauen. Platonisch eben. Merlinde und Gregory. Ein ungleiches Paar. Sie hätten nicht widersprüchlicher sein können. Dass sich Gegensätze anziehen, stimmte bei ihnen. Er, der distinguierte Mann, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Patron in einem Generationenbetrieb. Leider ohne Nachkommen, weshalb er in seinem Alter von fünfundsiebzig Jahren noch immer das Zepter schwang. Sie, zehn Jahre jünger und eine unternehmungslustige Frau, der nichts zu viel war. Sie war sein Anker, sein Kompass. Er ihr unterhaltsamer und humorvoller Partner. Für die Zukunft war gesorgt. «Ich habe dieses Getue langsam satt.» Gregory wurde von einem Husten heimgesucht, dass es Merlinde angst und bang wurde. «Ich bin zu alt, um mir Diskussionen über die Börsenkurse anzuhören, die immer gleichen Geschichten unserer Politiker, die sich in ihrem Narzissmus überbieten. Trotzdem kann ich mir gerade jetzt keine Blösse geben. Fernand Carron bringt einen potenziellen Interessenten für meine Firma mit. Wenn ich sie ihm verkaufen kann, sind wir für den Rest unseres Lebens abgesichert. Dann werden wir wieder reisen, nicht mehr für das Geschäft, sondern als Geniesser.» Er hielt abrupt inne, griff nach seinem Taschentuch und schnäuzte sich. Merlinde sah ihn besorgt an. «Vielleicht solltest du dich hinlegen, bis die Gäste kommen.» Als ihr Mann vor vier Wochen den Wunsch geäussert hatte, zum Mittsommer eine Party steigen zu lassen und ihre Freunde und Bekannten einzuladen, war ihr nicht geheuer gewesen. Gregory war ein grosszügiger Mensch und liebte die Gesellschaft. Doch je älter er wurde, umso seltsamere Ansichten in Bezug auf ihre Bekannten vertrat er. Und augenscheinlich wurde ihm alles zu viel. «Das ist lieb von dir. Ich werde durchhalten. Aber es wird wohl das letzte Fest in diesem Ausmass sein. Lass uns in die Küche gehen. Ich möchte mich vergewissern, dass unser Koch nichts vergessen hat. Auch wenn wir seine Dienste seit Jahren sehr schätzen, mich dünkt, er ist in letzter Zeit etwas nachlässig geworden.» «Er wird älter, wie wir.» Es sollte aufmunternd klingen. In ihrem Innern sah es anders aus. Seit sie die fünfzig überschritten hatte, kämpfte sie gegen ihren eigenen Zerfall an. Bis sechzig hatte sie ihrem persönlichen äusseren Niedergang jedoch erfolgreich gegengesteuert. Mal ein Operatiönchen hier, mal eines dort. Merlinde profitierte von den Errungenschaften in der plastischen Chirurgie der letzten Jahre. Sie hatte sich ihre Hängelider straffen lassen. Ihre Wangen waren sanft unterspritzt und ihre Brüste vergrössert. Natürlich so, dass es niemandem auffiel. Nicht einmal Gregory hatte etwas gemerkt. «Das ist es nicht», sagte Gregory. «Ich habe kein gutes Gefühl, was seine Zutaten betrifft.» «Jetzt siehst du Gespenster.» «Sein Blick gefällt mir auch nicht.» «Gregory, geht es dir gut?» Was war bloss mit ihrem Mann los? «Ich kann unsere Gäste allein empfangen. Sie werden es verstehen. Ruhe dich einen Moment aus.» «Das kommt nicht in Frage.» Wieder wurde Gregory von einem heftigen Husten...


Silvia Götschi zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen der Schweiz. Ihre Krimis »Einsiedeln« und »Bürgenstock« landeten auf dem ersten Platz der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste. Für beide Krimis wurde sie mit dem GfK No 1 Buch Award ausgezeichnet. Seit ihrer Jugend zählen Schreiben, Fotografieren und Psychologie zu ihren Leidenschaften. Geboren wurde sie 1958 in Stans, lebte und arbeitete erst in Davos und dann im Kanton Schwyz. Sie hat drei Söhne und zwei Töchter und wohnt heute mit


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