Greitemeyer / Leplow | Sozialpsychologie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 239 Seiten

Greitemeyer / Leplow Sozialpsychologie

E-Book, Deutsch, 239 Seiten

ISBN: 978-3-17-039482-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Social psychological questions are omnipresent. Like will to like or do opposites attract? Do individuals or groups make the better decisions? Are aggressive impulses lessened or increased by letting off steam? Social psychology offers many answers to these and other questions. The most important findings of modern social psychology are presented concisely and comprehensively. Each chapter gives important definitions, describes significant theories and explains individual studies as well as the practical part of social psychology.
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2          Das Selbst
      Inhalt
Das Selbst bezieht sich auf die eigene Person als Objekt der Aufmerksamkeit und umfasst verschiedene Facetten. In diesem Kapitel besprechen wir das Selbstkonzept, den Selbstwert sowie Selbstregulation. Das Selbstkonzept bezieht sich auf das Wissen einer Person über sich selbst. Der Selbstwert einer Person spiegelt die Zufriedenheit mit sich selbst wider. Selbstregulation betrifft die Fähigkeit, erwünschtes Verhalten zu zeigen und unerwünschten Impulsen widerstehen zu können. Die meisten Menschen lieben es, Klatsch und Tratsch zu erfahren und zu verbreiten. Themen sind zumeist Freunde und Bekannte, aber auch Berühmtheiten, die man selbst nicht persönlich kennt. Unsere Bereitschaft, sich an Klatsch und Tratsch zu beteiligen, spiegelt unser außergewöhnlich großes Interesse an anderen Menschen wider. Noch mehr allerdings als andere Menschen interessiert uns alles, was mit der eigenen Person zu tun hat. Sie kennen sicherlich das Phänomen, dass Sie auf einer Party in ein angeregtes Gespräch vertieft sind. Auf einmal hören Sie jedoch, wie in einem anderen Gespräch Ihr Name fällt. Dieser sogenannte Cocktaileffekt besagt, dass Menschen auch in einem akustischen Chaos wesentliche Informationen herausfiltern können. Und was ist wesentlicher, als Dinge über sich selbst zu erfahren. Entsprechend dem großen Interesse der meisten Menschen an der eigenen Person gibt es tausende von sozialpsychologischen Studien, die sich mit dem Thema Selbst befasst haben. Das Selbst umfasst verschiedene Facetten. In diesem Kapitel gehen wir auf drei von ihnen ein. Und zwar besprechen wir das Wissen über sich selbst (Selbstkonzept), die Bewertung der eigenen Person (Selbstwert) sowie die Kontrolle über das eigene Handeln (Selbstregulation). 2.1        Das Selbstkonzept
Das Selbstkonzept kann als der Inhalt unseres Selbst aufgefasst werden. Es beinhaltet unser gesamtes Wissen über unsere eigene Person. Man nimmt sich beispielsweise als politisch interessiert, extravertiert und gutmütig wahr. Da es für die meisten von uns nichts Wichtigeres gibt als die eigene Person, geht man davon aus, dass andere Personen einen selbst ebenfalls aufmerksam betrachten und das eigene Erscheinungsbild intensiv studieren. Beispiel
Sie sind auf eine Party eingeladen und überlegen, was Sie anziehen. Sie haben sich für ein bestimmtes Kleidungsstück entschieden, kommen aber ins Grübeln, wie Ihre Freunde Ihre Kleidungswahl finden werden, und probieren noch andere Kleidungsstücke an. Nach vielfachem Hin und Her gehen Sie endlich zur Party, jedoch voller Sorge, ob Ihre Kleidung das Wohlwollen der anderen Partygäste erfährt. Nur, achten andere tatsächlich so aufmerksam darauf, welche Kleidung Sie tragen? Gilovich und Kollegen (Gilovich, Medvec & Savitsky, 2000) gingen dieser Frage nach und baten Probanden, ein T-Shirt zu tragen, auf dem eine berühmte Person abgebildet war. Nachdem sich die Probanden für eine kurze Zeit zusammen mit anderen Personen in einem Raum aufgehalten hatten, wurden sie gefragt, wie viele von diesen Personen sich an die Person auf dem T-Shirt erinnern können würden. Im Durchschnitt vermuteten die Probanden, dass ungefähr jede zweite Person die Person auf dem T-Shirt richtig identifizieren könnte. Tatsächlich jedoch war nicht einmal jeder Zehnte dazu in der Lage. Dies ist ein Beispiel für den sogenannten Spotlight-Effekt. Definition
Der Spotlight-Effekt besagt, dass Menschen überschätzen, wie aufmerksam andere Personen das eigene Erscheinungsbild wahrnehmen. In weiteren Studien untersuchten Gilovich und Kollegen (Gilovich, Savitsky & Medvec, 1998), wie genau Gefühlszustände von anderen Personen wahrgenommen werden. In einer Studie wurden Probanden gebeten, den Geschmack von verschiedenen Getränken zu testen. Dieser Geschmackstest wurde von zehn anderen Personen beobachtet. Fünf der zu probierenden Getränke enthielten einen sehr unangenehmen Geschmack, wogegen zehn Getränke einen neutralen Geschmack aufwiesen. Bei allen Getränken sollten die Probanden versuchen, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. Das, was die Probanden dachten, wie viele von den zehn Beobachtern mittels des Gesichtsausdrucks sagen konnten, ob das Getränk einen unangenehmen Geschmack hatte, wurde verglichen mit der tatsächlichen Urteilsgenauigkeit der Beobachter. Ähnlich wie beim Spotlight-Effekt zeigte sich, dass die Probanden überschätzten, wie genau andere die eigenen Gefühlszustände erraten können. Wie akkurat kann man überhaupt die eigenen Gefühlszustände vorhersagen? Ganz generell kann man sagen, dass Personen gut einschätzen können, was sie glücklich und was sie unglücklich macht. Wir wissen also, dass ein bestandenes Examen unsere Stimmung hebt, wogegen das Nichtbestehen eines Examens unsere Stimmung drückt. Allerdings neigen wir dazu, die Intensität und Dauer unserer emotionalen Reaktionen auf zukünftige Ereignisse zu überschätzen (Wilson & Gilbert, 2003). Beispiel
Fußballfans von Borussia Dortmund konnten sicherlich richtig vorhersagen, dass sie sich freuen werden, wenn ihr Verein nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal deutscher Meister wird. Jedoch fiel die Freude bei den meisten möglicherweise nicht so stark aus, und das Glücksgefühl ist auch schneller verflogen, als antizipiert wurde. Zwar war die Meisterfeier und alles, was dazugehörte, sehr schön, nur besteht das Leben für die meisten nicht nur aus Fußball. Die Freude über den Gewinn der Meisterschaft wurde vielleicht getrübt durch Ärger im Beruf oder einen Streit mit dem Partner, der die Leidenschaft für den Verein noch nie nachvollziehen konnte. Es ist also selten so, dass unser Wohlbefinden ausschließlich durch eine Begebenheit bestimmt wird. Unser alltägliches Wohlbefinden hängt in den allermeisten Fällen von einer Vielzahl an Ereignissen ab. Dies ist uns bei der Vorhersage unserer Gefühle jedoch nur unzureichend bewusst. Bei der Vorhersage der emotionalen Reaktionen auf ein zukünftiges Ereignis fokussiert man auf dieses Ereignis und unterschätzt, wie sehr andere Ereignisse das eigene Wohlbefinden beeinflussen (Wilson, Wheatley, Meyers, Gilbert & Axsom, 2000). Merke
Insgesamt ist unser Wissen über uns selbst gut ausgeprägt. Allerdings überschätzen wir zumeist, wie gut wir uns kennen. Personen überschätzen also die eigene Selbstkenntnis, aber nicht alle Personen schätzen sich gleichermaßen falsch ein. Betrachten wir das Beispiel menschlicher Kompetenz: wie ausgeprägt sind die eigenen verbalen Fähigkeiten, wie gut spielt man Schach, wie kreativ ist man. Wer neigt dazu, die eigene Kompetenz zu überschätzen? Nach Kruger und Dunning (1999) sind es vor allem die objektiv inkompetenten Personen, die zu diesen Fehleinschätzungen neigen. In einer Studie sollten Probanden Aufgaben bearbeiten, in denen logisches Denken erfasst wurde, und sollten danach angeben, wie gut sie bei den Tests abgeschnitten hätten und wie hoch ihre allgemeine Fähigkeit zum logischen Denken ausgeprägt ist. Die Personen, die wenige Aufgaben richtig gelöst hatten, überschätzten die eigene Leistung und Fähigkeit erheblich. Die Personen dagegen, die viele Aufgaben gelöst hatten, neigten dazu, die eigene Leistung und Fähigkeit zu unterschätzen. Interessanterweise gab es fast keine Unterschiede in der Selbsteinschätzung zwischen den Personen des niedrigsten Quartils (die objektiv schlechtesten 25 Prozent) und den Personen des höchsten Quartils (die objektiv besten 25 Prozent). Beide Gruppen von Personen sahen die eigene Leistung und Fähigkeit als leicht überdurchschnittlich an. Die tatsächlichen Leistungen dagegen differierten dramatisch. Warum neigen inkompetente Personen dazu, die eigene Kompetenz zu überschätzen? Kaum eine Rolle spielen motivationale Faktoren, also dass man sich gern in einem positiven Licht sieht. Die meisten inkompetenten Personen sind aus dem tiefsten Inneren überzeugt, dass sie kompetent wären. So schätzen inkompetente Personen nicht nur die eigene Kompetenz falsch ein, sie erkennen auch nicht die Inkompetenz anderer Personen. Ironischerweise führte ein Kompetenztraining dazu, dass inkompetente Probanden kompetenter wurden und daraufhin eher in der Lage waren, die eigene (In)Kompetenz zu erkennen. Kompetente Personen wiederum neigen dazu, die Kompetenz bei anderen Personen zu überschätzen (ein sogenannter False-Consensus-Effekt) und sind daher in der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Vergleich zu anderen zu bescheiden. Als...


Prof. Dr. Tobias Greitemeyer is professor for Social Psychology at the psychological institute of the university of Innsbruck.


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