Groß | Curriculum Ethik und Geschichte der Zahnheilkunde unter Einbezug der Medizin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Curriculum

Groß Curriculum Ethik und Geschichte der Zahnheilkunde unter Einbezug der Medizin

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Curriculum

ISBN: 978-3-86867-661-7
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Das vorliegende Buch versteht sich als Kompendium zum neuen Lehrfach "Ethik und Geschichte der Medizin und der Zahnmedizin". Anlass ist die 2021 verabschiedete zahnärztliche Approbationsordnung, inhaltliche Grundlage der "Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Zahnmedizin" (NKLZ).

Teil I des Kompendiums widmet sich dem Teilgebiet Geschichte, Teil II der Ethik unter Beru¨cksichtigung klinisch-ethischer Fallberichte. In beiden Teilen liegt der Schwerpunkt der Ausfu¨hrungen auf der Zahnheilkunde und ihren Fachvertretern. Daneben werden zahlreiche Bezu¨ge zur Medizin und zur Ärzteschaft hergestellt, so wie es die neue zahnärztliche Approbationsordnung fu¨r dieses Lehrfach vorsieht.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Inhalt
Teil I. Teilbereich Geschichte
Kapitel 01. Die Geschichte der Medizin – ein kurzgefasster Abriss
Kapitel 02. Zahntrepanationen, Zahnwürmer und "Zahnreißer": Wie alles begann
Kapitel 03. Vom Beruf zur Profession: Das Ringen der Zahnärzte um Akademisierung und fachliche Alleinstellung
Kapitel 04. Spät, aber nachhaltig: Der Einfluss der Frauen auf den Zahnarztberuf
Kapitel 05. Einheit in der Vielfalt: Die Auffächerung der Zahnheilkunde in Einzeldisziplinen und deren Entwicklung
Kapitel 06. Von der Empirie zur Wissenschaft: Die Zahnheilkunde im Spiegel wegweisender medizinischer Erfindungen und Entdeckungen
Kapitel 07. Blinde Flecken: Die Rolle der Zahnärzte im "Dritten Reich" und die späte Aufarbeitung

Zeitleiste: Die Geschichte der Zahnheilkunde und des Zahnarztberufs

Teil II. Teilbereich Ethik
Kapitel 08. Medizinethik und Ethik in der Zahnheilkunde: Einleitende Überlegungen und Definitionen
Kapitel 09. Ethiktheorien und -konzeptionen: Grundlagen medizinethischen Handelns
Kapitel 10. Die Zahnarzt-Patient-Beziehung in ethischer Sicht
Kapitel 11. Vulnerable Patienten und ihre spezifischen Bedarfe
Kapitel 12. Ökonomie und Ethik in der Zahnheilkunde
Kapitel 13. Fehler, Fehlverhalten und Fehlerkultur in Praxis und Forschung
Kapitel 14. Klinisch-ethische Fallanalysen in der Zahnheilkunde

Anhang I:

Geschichte und Ethik der Zahnmedizin: Eine Selbstlernkontrolle in 50 Fragen

Anhang II:

Abku¨rzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Personenregister
Sachregister


1 Die Geschichte der Medizin – ein kurzgefasster Abriss
Auch wenn sich dieser erste Teil des Lehrbuchs schwerpunktmäßig der Geschichte der Zahnheilkunde und ihrer Fachvertreter widmet, scheint es hilfreich, zunächst einen skizzenartigen allgemeinen Überblick über die Geschichte der Medizin zu geben1-5,9,11,12,14-18. So fällt es in den nachfolgenden Abschnitten leichter, die Verbindungslinien zwischen Medizin und Zahnheilkunde (? v. a. Kapitel 4, 6 und 7), aber auch die beträchtlichen Unterschiede in der historischen Entwicklung beider Fachdisziplinen und ihrer Berufsvertreter nachzuvollziehen (? Kapitel 2 bis 5). 1.1 Medizin in der Vor- und Frühgeschichte Als früheste Zeugnisse für operative Eingriffe am Menschen gelten Trepanationen des Schädels; sie sind ab der Jungsteinzeit bezeugt, die ca. 9500 v. Chr. begann und ca. 1900 v. Chr. endete1,16,18. Zu den ältesten schriftlichen Quellen medizinischer Art zählen Texte aus dem Alten Ägypten, die auf Papyrus verfasst wurden. Besondere Bekanntheit erlangte hierbei der Edwin Smith-Papyrus, eine Textsammlung über Chirurgie. Er ist auf 1700 v. Chr. zu datieren, dürfte aber im Original bereits 1000 Jahre früher entstanden sein. Dort sind z. B. der Gebrauch von dünnen Kupfernadeln zum Vernähen von Wunden und die Desinfektion mit Honig beschrieben. Auch Abführmittel (z. B. Feigen, Datteln und Rizinusöl) und Wundmittel (z. B. Tannin aus Akazien) kamen in der altägyptischen Medizin zum Einsatz. Daneben wurden kleinere Eingriffe wie Schädeltrepanationen und Beschneidungen durchgeführt. Die Ärzte im Alten Ägypten waren zugleich Priester (Priesterarzt). Sie behandelten Kranke häufig in Tempelanlagen (Tempelmedizin). Eine besondere Verehrung wurde hierbei Imhotep entgegengebracht – einem um 2600 v. Chr. lebenden Arzt und Universalgelehrten, der spätestens um 600 v. Chr. zum Heilgott erhoben wurde (Imhotep-Heilkult). Einen hohen Stellenwert hatte im Alten Ägypten auch die Praxis der (Mumifizierung genannten) Leichenkonservierung; sie wurde allerdings entgegen der gängigen Annahme nicht von Ärzten, sondern von speziellen Einbalsamierern vorgenommen. In Mesopotamien – aufgrund der geografischen Lage zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris auch Zweistromland genannt – wurden die ältesten medizinischen Texte in Keilschrift auf Tontafeln verfasst; sie sind um 2100 v. Chr. entstanden. Ebenfalls überliefert sind Tonmodelle der Leber, die man für den Sitz der Seele hielt. Als älteste Rechtsquelle mit Bezug zur Medizin gilt wiederum der Codex Hammurabi. Jene in Keilschrift verfasste Sammlung von Rechtssprüchen dürfte um 1700 v. Chr. unter der Regentschaft des babylonischen Königs Hammurabi erstellt worden sein. Gerade für Mesopotamien lässt sich nachweisen, dass Magie und Medizin eng verwoben waren. Krankhafte Veränderungen des Körpers ohne äußerlich erkennbare Ursache wurden vielfach auf übernatürliche Ursachen, auf böse Geister (Dämonen), zurückgeführt und als Bestrafung gedeutet. Dieses Dämonologische Konzept gilt als das älteste Erklärungsmodell für Ursachen und Symptome von Krankheiten. Dabei wurden bestimmten Krankheitserscheinungen bestimmte Geister zugeordnet. So brachte man etwa die Dämonin Lamaštu mit dem Auftreten des Kindbettfiebers in Verbindung; zum Schutz trug man ein spezifisches Amulett. Weitere „magische“ Maßnahmen waren Reinigungszeremonien, Austreibungsrituale und Beschwörungen. Auch die Leberschau spielte bei den Babyloniern eine Rolle: Hierfür wurde ein besonderes Opfertier (z. B. Schaf) geschlachtet und dann das Aussehen der Leber gedeutet. Doch für das Zweistromland sind auch bereits rational erscheinende Behandlungsmaßnahmen belegt, etwa Inhalationen und Dampfbäder, das Anlegen von Verbänden, die Anwendung von Salben oder die Verabreichung von Pillen, Zäpfchen oder Klistieren. 1.2 Antike Medizin (7. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.) Die Antike Medizin brachte eine Reihe von Neuerungen hervor4,15,16. Zu ihren frühen Kennzeichen gehört das Theurgische Krankheitskonzept, das sich im 6. Jahrhundert v. Chr. durchsetzte: Es ging von der Annahme aus, dass Gesundheit und Krankheit göttlichem Einfluss unterlägen (theourgía = Gotteswerk). Behandlungen erfolgten demgemäß durch Priesterärzte in entsprechenden Tempelanlagen. Im Mittelpunkt dieser Zeremonien stand der griechische Heilgott Asklepios (Asklepios-Heilkult). Letzterer weist somit deutliche Parallelen zum erwähnten Imhotep-Kult der Ägypter auf (Heilgott, Priesterärzte, Tempelmedizin). Die griechischen Priesterärzte erhoben zunächst eine Krankenanamnese. Zu den therapeutischen Maßnahmen gehörte der sogenannte Tempelschlaf, den Patienten in besonderen Liegehallen vollzogen (Inkubation; lat. incubare = auf etwas liegen). Jenem Schlaf wurde heilende Wirkung nachgesagt; zudem interpretierten die Priesterärzte die Träume der Patienten (Traumorakel) und leiteten hieraus Behandlungsmaßnahmen ab. Neben Gebeten, Opfergaben und Bädern wurden in jener Zeitphase auch bereits Medikamente verabreicht, Blutegel gesetzt und Wunden behandelt. Der wohl bekannteste Arzt der Antike war Hippokrates von Kos (ca. 460–375 v. Chr.) (Abb. 1). Der weit gereiste Arztsohn wird bis heute mit der Medizinschule von Kos verbunden, sein wissenschaftliches Werk mit dem Corpus Hippocraticum – einer Sammlung von über 60 medizinischen Schriften, die jedoch nur z. T. von ihm selbst verfasst wurden und wohl sukzessive in der Zeit bis 100 n. Chr. entstanden. Unter diesen Texten befindet sich auch der Hippokratische Eid – ein ärztliches Gelöbnis von hoher medizinethischer Relevanz (? Kapitel 8). Die hippokratische Medizin stand für eine genaue Beobachtung der Kranken unter Einschluss ihrer Anamnese und Lebensumstände, die Berücksichtigung von (systematisiertem) Erfahrungswissen (Empirie; gr. empeiria = Erfahrung), das Stellen einer Prognose und die nachfolgende Einleitung geeigneter therapeutischer Maßnahmen (v. a. Diäten, Medikamente, einzelne chirurgische Interventionen). Sie war rational, d. h. vernunftgeprägt (lat. ratio = Verstand), und stellte magische Erklärungsansätze in Abrede. Ein weiteres Kennzeichen der hippokratischen Medizin war die Etablierung der Gleichgewichtslehre: Krankheit entstand demnach durch ein gestörtes Gleichgewicht (Dyskrasie) zwischen den (Humores genannten) Körpersäften. Ziel war es dementsprechend, durch therapeutische Eingriffe zu einem harmonischen Verhältnis der Körpersäfte (Eukrasie) zu gelangen. Hierzu dienten die Diätetik – die gesunde Lebensführung unter Einbezug der Ernährung – sowie einzelne chirurgische Maßnahmen. Abb. 1 Hippokrates von Kos Dieses Konzept der Säftelehre (Humoralpathologie) wurde v. a. durch den griechischen Arzt Galenos von Pergamon (130–200) weiterentwickelt (Abb. 2). Abb. 2 Galenos von Pergamon Er ging davon aus, dass ein gestörtes Mischungsverhältnis der vier Kardinalsäfte – Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle – die Ursache aller Krankheiten darstelle (daher auch „Viersäftelehre“) und dass diese Dyskrasie durch entleerende Maßnahmen zu behandeln sei – v. a. durch Aderlass (Zur-Ader-Lassen) und Schröpfen (lokales Blutsaugen mittels Unterdruck), aber auch durch Brech- und Abführmittel, Förderung der Ausscheidung von Harn und Schweiß und Nießenlassen (Evakuierende Maßnahmen). Diese wurden bei Bedarf von diätetischen und medikamentösen Interventionen flankiert. Galen steht sowohl für die griechische als auch für die römische Medizin, denn er verbrachte die zweite Hälfte seines Lebens in Rom, wo er u. a. als kaiserlicher Leibarzt tätig war. Er gilt neben Hippokrates als wirkmächtigster Mediziner der Antike und hinterließ ein gewaltiges Werk, wobei viele seiner Schriften das Corpus Hippocraticum ergänzten und kommentierten. Das Krankheitskonzept der Humoralpathologie dominierte bis in die Frühe Neuzeit, wurde jedoch kontinuierlich weiterentwickelt. So hatte sich spätestens im Mittelalter für die Diagnosestellung die Inspektion des Harns (Uroskopie oder Harnschau) etabliert. Zudem wurde in späterer Zeit aus den vier Säften eine Temperamentenlehre abgeleitet, die sich v. a. im Volksglauben verbreitete und noch heute ansatzweise in unserer Sprache zu finden ist. Demnach war der lebhafterregte Charakter des Sanguinikers einer besonderen Blutfülle (lat. sanguis = Blut) und das zögerlich-langsame Wesen des...


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