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E-Book, Deutsch, 196 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Grosse Schleiermacher kontrovers

E-Book, Deutsch, 196 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

ISBN: 978-3-374-05974-4
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Friedrich Schleiermacher, einst der Kirchenvater des 19. Jahrhunderts genannt, wurde im 20. Jahrhundert mit dem energischen Einspruch von Karl Barth und Emil Brunner konfrontiert. Mittlerweile ist er in der deutschen protestantischen Theologie und Kirche einflussreicher denn je.
Mehrere Beiträge dieses Bandes nehmen die Kritik Barths wieder auf und bringen neue Einwände vor. Andere Beiträge widmen sich der Analyse oder der Verteidigung von Schleiermachers Theologie. Das Ziel dieses Bandes ist, eine offene und kritische Diskussion in der deutschen Theologie und Kirche anzuregen.

Mit Beiträgen von Heinrich Assel, Sven Grosse, Vasile Hristea, Harald Seubert, Notger Slenczka und Daniel von Wachter.

[Schleiermacher Controversial]
Friedrich Schleiermacher, who was once called the ›church father of the 19th century‹, in the 20th century was opposed by Karl Barth and Emil Brunner. Meanwhile in German Protestant theology and church he is more influential than ever. Several contributions to this volume launch a new critique, developing Barth‘s critique or raising new objections. Other contributions dedicate analyse or defend Schleiermacher‘s theology. The objective of this volume is to contribute to the discussion in German theology and church.
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»Genuss ohne allen Schmerz«
Unverständlichkeit in Schleiermachers Darstellungstheorie am Beispiel Abendmahl63 Heinrich Assel I.Schlegel und Hegel über Unverständlichkeit
Dass Friedrich Schlegels Aufsatz aus dem Jahr 1800 »Über die Unverständlichkeit«64 eine kritische Vorerinnerung zu Friedrich Schleiermachers Philosophie und Theologie sei und den Fingerzeig heutiger Schleiermacher-Interpretation bilden sollte, ist eine beiläufige Bemerkung Günter Baders. Sie lässt ein ironisches Verhältnis zum Klassiker hermeneutischer Theorie vermuten. Eine klassische Schrift muß nie ganz verstanden werden können. Aber die, welche gebildet sind und sich bilden, müssen immer mehr draus lernen wollen.66 Die von Schlegel ante festum ironisierte Unverständlichkeit klassischer Schriften67 erlaubt eine behagliche »Wuth des Verstehens«68 der Texte Schleiermachers und ihrer Religion, die zur Bürgerreligion geworden ist. Aber ist denn die Unverständlichkeit etwas so durchaus Verwerfliches und Schlechtes? – Mich dünkt, das Heil der Familien und der Nationen beruhtet auf ihr […]. Eine unglaublich kleine Portion ist zureichend, wenn sie nur unverbrüchlich treu und rein bewahrt wird und kein frevelnder Verstand es wagen darf, sich der heiligen Grenze zu nähern. Ja, das Köstlichste, was der Mensch hat, die innere Zufriedenheit selbst hängt, wie jeder leicht wissen kann, irgendwo zuletzt an einem solche Punkte, der im dunkeln gelassen werden muß, dafür aber auch das Ganze trägt und hält und diese Kraft in demselben Augenblicke verlieren würde, wo man ihn in Verstand auflösen wollte.69 Die Frage nach der Kraft im Ganzen der Schleiermacherschen Ethik und Dogmatik hätte sich auf jene unglaublich kleine Portion Unverständliches zu richten, aus der wir nichts lernen können, die im dunkeln gelassen werden muß, um das Ganze zu tragen. Nicht das ins Große gehende Unverständliche des großen Mannes, das die Nachwelt zu explizieren hat, ist interpretativ aufzusuchen; vielmehr ein minimales Unverständliches. in Genuss ohne allen Schmerz. Wenn die Zeit erfüllet ist, daß die Rechtfertigung durch den Begriff Bedürfnis ist, dann ist im unmittelbaren Bewußtsein, in der Wirklichkeit die Einheit des Inneren und Äußeren nicht mehr vorhanden und ist im Glauben nichts gerechtfertigt. Die Härte eines objektiven Befehls, ein äußerliches Daraufhalten, die Macht des Staates kann hier nichts ausrichten; dazu hat der Verfall zu tief eingegriffen. Wenn den Armen nicht mehr das Evangelium gepredigt wird, wenn das Salz dumm geworden [ist] …, dann weiß das Volk, für dessen gedrungen bleibende Vernunft die Wahrheit nur in der Vorstellung sein kann, dem Drange seines Inneren nicht mehr zu helfen. Es steht dem unendlichen Schmerz noch am nächsten, aber da die Liebe zu einer Liebe und zu einem Genuß ohne allen Schmerz verkehrt ist, so sieht es sich von seinen Lehrern verlassen; diese haben sich zwar durch Reflexion geholfen und in der Endlichkeit, in der Subjektivität und deren Virtuosität und eben damit im Eitlen ihre Befriedigung gefunden, aber darin kann jener substantielle Kern des Volkes die seinige nicht finden. Diesen Mißton hat für uns die philosophische Erkenntnis aufgelöst. Aber diese Versöhnung ist selbst nur eine partielle ohne äußere Allgemeinheit; die Philosophie ist in dieser Beziehung ein abgesondertes Heiligtum, und ihre Diener bilden einen isolierten Priesterstand, der mit der Welt nicht zusammengehen darf und das Besitztum der Wahrheit zu hüten hat. Wie sich die zeitliche, empirische Gegenwart aus ihrem Zwiespalt herausfinde, wie sie sich gestalte, ist ihr zu überlassen und ist nicht die unmittelbar praktische Sache und Angelegenheit der Philosophie.71 Hegels Schlusswort der ersten Vorlesung zur Religionsphilosophie 1821 ist, wie die ganze Vorlesung, mitveranlasst durch das Erscheinen der ersten Auflage der Glaubenslehre Schleiermachers.72 Sein trinitätstheologischer Begriff des Inhalts der offenbaren Religion des Christentums konzentriert sich zuletzt auf den Begriff Kultus, unter dem Hegel auch den Begriff von Taufe und Abendmahl als Sakrament entwickelt. Abendmahl als Sakrament und als Kultus ist der Ort, an welchem sich am Ende der Religionsphilosophie von 1821 der Übergang vom Bestehen ins Vergehen von Gemeinde darstellt. . Vielmehr wird Unfreiheit dem gedrungenen Verstand vorgestellt, ohne begriffen zu werden. Der Berliner Gottesdienst stellt eine Freiheit vor, in deren festlichem Genuss tatsächliche gesellschaftliche Unfreiheit unbegriffen bleibt. Hegel führt dagegen einen bestimmten Begriff von Philosophie ins Feld, der 1821 allerdings noch Symptome einer Flucht in den Begriff zeigt.74 Er wird aber in der Folgezeit zum Stapellauf theopolitischer Praxis75. Hegels These vom notwendigen Vergehen des Kultus offenbarer Religion als Gemeinde in eine bestimmte theopolitische Praxis ist interpretativ strittig.76 Sie kann hier in ihrem Eigensinn nicht weiterverfolgt werden. Aufmerksamkeit verlangt hier nur, dass sie mit der These korreliert, dass in Schleiermachers Begriff des Entstehens der Gemeinde unendlicher Schmerz, Kreuz Jesu, Opfer im ewigen Geist77 durch Virtuosität der Reflexion eliminiert sei – und darin das minimal Unverständliche. Begriff des Abendmahls als Kultus der versöhnten Gemeinde in ihrem Entstehen aus dem Tod Jesu, Begriff der Abendmahlsfeier als Genuss, in welchem unendlicher Schmerz mindestens im Begriff ›priesterlich treu bewahrt‹ bleibt (Bestehen der Gemeinde als Begriff) und Begriff des Abendmahls als Kultus der versöhnten Gemeinde in ihrem Vergehen in theopolitische Praxis – sie bilden die Aspekte ein- und derselben Kritik am – sagen wir vorläufig – eliminierten Unverständlichen, an unbegriffen eliminierter Negativität.78 II.Schleiermachers Lehre vom Abendmahl: Liturgische Theologie?
Ich lasse mir durch diese Vorerinnerung das Thema stellen: Die Theologie des Abendmahls durchgeführt im Begriff von Kultus oder Gottesdienst als prominentestes Beispiel darstellenden Handelns der Kirche. Die Textauswahl konzentriert sich auf einige Kernpassagen der Abendmahlslehre Schleiermachers.79 Diese sind gelegentlich in den weiteren Rahmen von Schleiermachers Theorie der Selbstdarstellung Jesu im Abendmahl als Darstellung von Kirche in ihrem Bestehen zu stellen (CG §§ 126–156), hier und da ins noch umfassendere Ensemble seiner Sätze über das Entstehen der Kirche (CG §§ 115–125). Schließlich wird es sich nicht vermeiden lassen, den Gesamtrahmen seiner ›Ethik‹80, verstanden als Güter-, Institutionen- und Handlungstheorie81, zu berücksichtigen. Nur in diesem Rahmen zeigen sich zusammengehörige Aspekte der Lehre vom Abendmahl als Zeichen des Reiches Gottes. Kritik an dieser Lehre greift zu kurz, sofern sie nicht berücksichtigt, an welchem Systemort welche Aspekte hervortreten (z. B. in der Glaubenslehre) und wie sie mit anderen Aspekten an anderen Systemorten vermittelt sind (z. B. in der Christlichen Sitte, in der Praktischen Theologie oder in der Ästhetik).83 . Der Standpunkt im nicht zustandegekommenen Dialog zwischen Schleiermacher und Hegel umschreibt eine dritte Form ironischen Umgangs mit dem Unverständlichen bei Schleiermacher. Ich halte ihn am ehesten für angemessen. Die Frage ist also, ob und was Schleiermachers Lehre vom Abendmahl, interpretiert als eine perspektivisch an der Abendmahlsfeier orientierte liturgische Theologie, zu einer Theorie der Kirche in ihrem Bestehen und Entstehen beiträgt. Diese liegt als solches den immer schon eingespielten und gefeierten Deutungen des Todes Jesu zuvor und ist in ihnen nur ›treu zu bewahren‹, ohne in die Virtuosität der Reflexion zu flüchten, freilich auch nicht in den abgeschiedenen Priesterstand des Begriffs. Die Gegenwart des auferweckten Jesus in der immer schon verstandenen Mahlfeier oder anders: das Kreuz als Wort vom Kreuz in der sakramentalen Begehung und rituellen Repräsentation, ist diese Unwahrscheinliche. Nach dem bleibend Unverständlichen im immer schon verstandenen rituellen Essen und Trinken zu fragen, ist eine Variante der Symbolik des Todes Jesu in der christlichen Kultfeier als einem immer schon eingespielten sacramentum (im religionsgeschichtlichen Sinn87) oder einem immer schon eingespielten Rituellen (z. B. im soziobiologischen Sinn88). Dieser Anfang liegt dem Sich-Einspielen späteren Eingespieltseins voraus. Es ist das in ihm eliminierte, als solches treu zu bewahrende, wahrscheinlich immer schon preisgegebene Unverständliche.90 Darauf richtet sich diese Vorerinnerung. III.Aspekte liturgischer Theologie in Schleiermachers Lehre vom Abendmahl
III.1.Fest: Leichtigkeit, kopräsente und ubiquitäre Kommunikation
»… alles im Gottesdienst ist Fest.«91 Fest ist Darstellung; religiöses Fest, Gottesdienst ist Darstellung durch Kunstmittel (Rhetorik, Poesie, Ton,...


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