Guénon / Steinke | Aspekte der christlichen Esoterik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 10, 212 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

Guénon / Steinke Aspekte der christlichen Esoterik

Deutsche Ausgabe Band 10

E-Book, Deutsch, Band 10, 212 Seiten

Reihe: Deutsche Ausgabe

ISBN: 978-3-7583-7950-5
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Christentum ist unbestritten jene geistige Lehre, die die westliche Welt am stärksten geprägt hat. Daher hat sich auch René Guénon mehrfach mit verschiedenen Aspekten des Christentums beschäftigt, wobei er sich auf den esoterischen und damit den rein geistigen Teil konzentriert hat. Über ihn wird die Verbindung zu den höheren geistigen Wahrheiten sichergestellt, allerdings ist er im Gegensatz zum exoterischen Teil aufgrund seines Wesens nicht für jedermann verständlich. Doch gerade dieser esoterische Teil der Lehre scheint im Christentum nicht mehr zu existieren oder ist genauer gesagt nach dessen Blütezeit im Mittelalter verloren gegangen. Guénon versucht nun, über die damals entstandenen Lehren christlich geprägter Geheimbünde wie die der Fedeli d'Amore, deren bekanntestes Mitglied Dante war, oder die der "Bruderschaft des Rosenkreuzes" sowie Betrachtungen über die Legenden des Heiligen Grals und die Symbolik der Hermetik zum Kern dieser esoterischen Lehre vorzudringen.
Im vorliegenden Band "Aspekte der christlichen Esoterik" sind für die deutsche Ausgabe Guénons Gedanken und Untersuchungen zu den esoterischen Wurzeln des Christentums und der mittelalterlichen Gesellschaft des Westens zusammengefasst. So wird deutlich, dass das Christentum in seinen Ursprüngen und im Westen zur Zeit des Mittelalters mehr war als das, was heutzutage noch durch die Kirche gelehrt und vertreten wird. Auch wenn viele der von Guénon untersuchten Symboliken für den zeitgenössischen Leser fremd erscheinen mögen, so lassen sie doch erkennen, dass in der christlichen Lehre mehr vorhanden ist, als die rein exoterischen und oft oberflächlichen oder rein wörtlich verstandenen Auslegungen der neueren Zeit. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass das Christentum über diese Symbolik und ihre Übereinstimmungen mit anderen traditionellen Lehren ein Teil der traditionellen Überlieferung ist, die sich bis zurück zur anfänglichen Tradition und der Quelle allen Wissens erstreckt.
Nach über 20 Jahren der Vorbereitung macht die 14-bändige deutsche Ausgabe die meisten Veröffentlichungen René Guénons erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglicht es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.
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2. Die Fede Santa In einem Wiener Museum sind zwei Medaillen ausgestellt, von denen eine Dante darstellt und die andere den Maler Peter von Pisa. Auf der Rückseite sind jeweils die Buchstaben F.S.K.I.P.F.T. eingraviert, die Aroux als Frater Sacrae Kadosch, Imperialis Principatus, Frater Templarius deutete. In Bezug auf die ersten drei Buchstaben ist diese Auslegung jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht richtig, da sie keine sinnvolle Bedeutung ergibt. Unserer Meinung nach müssten sie Fidei Sanctae Kadosch lauten. Die Verbindung der Fede Santa, bei denen Dante allem Anschein nach einer der Führer gewesen war, stammte in dritter Rangfolge vom Orden der Tempelritter ab, was den Namen Frater Templarius rechtfertigt. Die Würdenträger dieses Ordens trugen den Titel Kadosch, was ein Wort hebräischen Ursprungs ist und „heilig“ oder „geheiligt“ bedeutet. Es lässt sich bis heute in den höheren Graden der Freimaurerei finden. Und hier stößt man auch auf den Grund, warum Dante den Heiligen Bernhard als Führer für den Abschluss seiner himmlischen Reise wählte: Bernhard von Clairvaux entwarf die Statuten des Ordens der Tempelritter.6 Auf diese Weise wollte Dante wohl zum Ausdruck bringen, dass unter den Bedingungen seiner Zeit der Zugang zu den höchsten Graden der geistigen Hierarchie nur über diesen Weg möglich war. Um den Begriff Imperialis Principatus erklären zu können, darf man sich nicht nur auf die politische Rolle Dantes beschränken, wenngleich die Organisationen, denen Dante angehörte, bei der herrschenden Schicht angesehen und anerkannt waren. Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Bezeichnung „Heiliges Reich“ auch eine symbolische Bedeutung hat und dass selbst heute noch in der Schottischen Freimaurerei die Mitglieder der Höchsten Räte den Titel „Würdenträger des Heiligen Reiches“ tragen und der Titel „Prinz“ in den Bezeichnungen verschiedener Grade auftaucht. Darüber hinaus trugen ab dem 16. Jahrhundert die Führer der verschiedenen Organisationen, die von der „Bruderschaft des Rosenkreuzes“ abstammten, den Titel „Herrscher des Reiches“. Und es gibt durchaus Gründe anzunehmen, dass zu Dantes Zeit die Fede Santa gewisse Ähnlichkeiten zur Verbindung hatten, die später zur „Bruderschaft des Rosenkreuzes“ wurde, wobei noch nicht einmal ausgeschlossen werden kann, dass sie von den Fede Santa mehr oder weniger direkt abstammte. Es lassen sich noch viele weitere Parallelen dieser Art finden, von denen einige bereits von Aroux selbst erkannt wurden. Einer der wesentlichsten Punkte, auf den er aufmerksam gemacht hat, ohne daraus jedoch alle Schlüsse zu ziehen, die möglich gewesen wären, ist die Bedeutung der unterschiedlichen symbolischen Regionen und insbesondere die der „Himmel“, die bei Dante zu finden sind. Diese Regionen stellen verschiedene Zustände dar und die „Himmel“ sind „geistige Hierarchien“ und damit Grade der Initiation. In dieser Hinsicht lässt sich eine interessante Übereinstimmung zwischen der Vorstellung Dantes und der von Swedenborg herstellen und auch gewisse Erkenntnisse aus der hebräischen Kabbala und der islamischen Esoterik weisen in diese Richtung. Dante selbst gab zu ihrer Auslegung einen Schlüssel: A vedere quello che per terzo cielo s’intende… dico che per CIELO intendo la scienza e per CIELI le scienze.7 Was sind aber diese „Wissenschaften“, die Dante symbolisch als „Himmel“ bezeichnet? Ist dies ein Verweis auf die sieben freien Künste, die oft von Dante und seinen Zeitgenossen erwähnt wurden? Dies kann durchaus zutreffen. Aroux schreibt dazu Folgendes: Die Katharer hatten bereits im 12. Jahrhundert Erkennungszeichen und -wörter sowie eine astrologische Lehre. Sie führten ihre Initiationen an der Tagundnachtgleiche im Frühling durch. Ihr wissenschaftliches System war auf der Lehre der Entsprechungen aufgebaut: Die Grammatik entsprach dem Mond, die Dialektik dem Merkur, die Rhetorik der Venus, die Musik dem Mars, die Geometrie dem Jupiter, die Astronomie dem Saturn und die Arithmetik oder die ‚erleuchtete Vernunft’ der Sonne. Den sieben planetarischen Bereichen, die die ersten sieben Himmel von Dante sind, entsprechen also die sieben freien Künste. Und genau diese Bezeichnungen finden sich auf den sieben linken Sprossen der „Leiter des Kadosch“ im 30. Grad der Schottischen Freimaurerei. Die aufsteigende Ordnung dort unterscheidet sich durch die Umkehrung von Rhetorik und Logik (die hier für die Dialektik steht), von Geometrie und Musik sowie dadurch, dass die der Sonne entsprechende Wissenschaft der Arithmetik den vierten oder mittleren Rang der Siebenheit einnimmt, der diesem Stern auch normalerweise in der astrologischen Ordnung der Planeten zukommt, während die Katharer ihn auf der höchsten Rangstufe ihrer „Mystischen Leiter“ platziert hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite dieser Leiter setzte Dante den Glauben (Emounah) an die höchste Stelle, was sich direkt auf die Fede Santa bezieht, bei denen er selbst den Rang des Kadosch innehatte.8 Zu diesem Thema sind noch weitere Anmerkungen notwendig: Wie kommt es, dass derartige Entsprechungen zwischen echten initiatischen Graden und den freien Künsten entstehen konnten, wenn letztere öffentlich in Schulen gelehrt werden? Wir denken, dass diese Künste einmal auf exoterische und einmal auf esoterische Weise betrachtet werden müssen. Es ist durchaus möglich, jeder weltlichen Wissenschaft eine weitere Wissenschaft überzuordnen, die sich zwar auf das gleiche bezieht, aber deren Blick tiefer geht. Man kann dies mit der höheren Bedeutung und der wörtlichen Auslegung vergleichen, wie dies beispielsweise in der Bibel möglich ist. So kann man auch sagen, dass die äußeren Wissenschaften als eine Art von Ausdruck für höhere Wahrheiten dienen, da sie nur das Symbol für etwas sind, das aus einer anderen Ordnung stammt: Wie Platon sagte, ist das Wahrnehmbare nur der Widerschein des Höheren. All die Naturerscheinungen und die Geschehnisse in der Welt- und Menschengeschichte haben einen symbolischen Wert, indem sie etwas von den Prinzipien ausdrücken, von denen sie abhängen und von denen sie die mehr oder weniger entfernten Folgen sind. Somit ist es möglich, durch eine geeignete Übertragung den initiatischen Wert jeder Wissenschaft und jeder Kunst erkennen zu können. Daher ist es durchaus denkbar, dass Ausdrücke, die den freien Künsten entnommen sind, im Mittelalter für diese Übertragung genutzt wurden, so wie die Freimaurerei sich in ihrer Sprache auf Ausdrücke der Baumeisterkunst stütze. Wir meinen, dass eine derartige Betrachtungsweise die Dinge wieder zurück zu ihrem Prinzip führt und daher in ihrem Wesen eingebettet und ihnen nicht willkürlich aufgesetzt ist. Und wenn dies so ist, kann die Tradition, mit der sie verbunden ist, bis zum Ursprung der Wissenschaften und Künste zurückreichen. Im Gegensatz dazu stellt der ausschließlich weltliche Blickwinkel, der in moderner Zeit vorherrschend ist, nur das Ergebnis eines allgemeinen Vergessens dieser Tradition dar. Wir können uns hier jedoch nicht weiter mit dieser Frage und den mit ihr verbundenen Aspekten befassen. Stattdessen möchten wir Dante selbst aus seinem Werk Canzone zitieren, in dem er beschreibt, wie er die Prinzipien einiger freier Künste auf seine eigene Arbeit anwendet: Oh Menschen, die ihr nicht die Bedeutung dieses Liedes erkennen könnt, so lehnt es dennoch nicht ab. Achtet auf seine Schönheit, die großartig ist, aufgrund seines Aufbaus, der die Spezialisten der Grammatik anspricht, oder aufgrund seines Ablaufes, der die Spezialisten der Rhetorik anspricht, oder aufgrund der Anzahl seiner Teile, die die Spezialisten der Musik anspricht. Lässt sich nicht hier im erwähnten Verhältnis der Musik und Zahlen eine Verbindung zur Wissenschaft des Rhythmus und all ihrer Entsprechungen finden und damit auch einen Bezug zur Tradition der Pythagoräer herstellen? Macht nicht gerade diese Tradition es möglich, die „solare“ Rolle zu verstehen, die der Arithmetik zugesprochen wird, da sie das gemeinsame Zentrum aller anderen Wissenschaft ist? Und werden dort nicht auch die Entsprechungen deutlich, die sie vereinen, so wie die Musik mit der Geometrie durch das Verhältnis der Formen (was wiederum eine Anwendung in der Architektur findet) verbunden ist und die Astronomie durch die Kenntnis der Ausgeglichenheit der himmlischen Bereiche deutlicher wird? Im Folgenden werden wir zeigen, welche grundlegende Bedeutung Dante der Symbolik der Zahlen gegeben hat. Und selbst wenn diese Symbolik nicht allein auf die Pythagoräer zurückzuführen ist und sich in verschiedenen anderen esoterischen Lehren finden lässt, weil die Wahrheit eben immer die gleiche ist, so ist es doch nicht ungerechtfertigt, eine „Kette der Tradition“ von Pythagoras über Virgil zu Dante zu spannen, die auf italienischem Boden zweifellos ohne Unterbrechung Bestand hatte. 6 GÖTTLICHE KOMÖDIE,...


Guénon, René
René Guénon (1886 -1951) sah sich als Übermittler und Botschafter einer traditionellen Lehre, die seit Anfang der Menschheitsgeschichte unverändert wirkt. Die in ihr enthaltenen Wahrheiten zeigen sich als metaphysische oder göttliche Prinzipien, die je nach Zeit und Ort in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Sie bilden die Grundlage dessen, was man in den einzelnen Traditionsformen wie dem Hinduismus, Taoismus, Islam oder Christentum heute noch finden kann. Seit 1909 veröffentlichte er eine Vielzahl an Artikeln und Bücher und unterhielt bis zu seinem Tod einen regen Briefverkehr mit seinen Lesern. Seine Werke hatten nie einen großen Leserkreis, führten aber dennoch dazu, dass die traditionelle Sichtweise im modernen Westen wiederentdeckt wurde und sich verbreiten konnte.


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